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die einen Doppelleuchter einschließen, zwischendurch „Augenkreise“, „Glückskreuze“, Säbel, Halbmonde als Abzeichen des Mohammedaners. Seitlich herausgeschoben sind zwei Zeichen, die ich ähnlich als selbständiges Muster mehrfach in meinem Hefte finde (Fig. 12a), für die Stirn der Frauen bestimmt, als glückbringend be. zeichnet, einmal als ,,Vase für Nelken" erklärt und markeb genannt. Über das Wort markeb konnte ich nichts erfahren; ob markeb Boot, Dampfer (Stumme), auch Segelboot (Hassuna) in Betracht kommt, bleibt nach jener Erklärung zweifelhaft.

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Fig. 13 und 13a gehören zusammen, so zwar, daß 13 auf die Wade, 13a auf die äußere Seite des Unterschenkels tatauiert wird, und sind für Mädchen bestimmt. Die Ausführung ist besonders sorgfältig, Verzierung des Fußes und des Mittelteiles mit seinen Schachbrettmustern reich und exakt; die Leuchterarme haben je eine Lampe und Kerze, die Spitze läuft in eine Kerze

aus.

„Glückskreuze", Mohammedanerabzeichen (Halbmond, hier mit Stern) und Gazelle, bei 13b Augenkreise", bilden das Beiwerk.

Fig. 14 bis 16 sind im Gegensatz zu den bisherigen Stehlampen Hängelampen.

Fig. 14, zweiarmig, auf brettartigem Sockel montiert. Unterhalb des letzteren, durch eine schmale Leiste mit ihm verbunden, eine eigentümliche Rosettenfigur: sie stellt einen jener einfachen Kronleuchter arabischer Moscheen dar, die aus einem Holzreifen und zahlreichen daran befestigten Ringen bestehen, in die die bunten Gläser für die Öllämpchen eingesetzt werden. Fig. 15, zweiarmig, auf dickem, reichverziertem Sockel, an dessen unterer Kante nach der Erklärung des Tatauierers die Füße an

setzen, während die Haken an der oberen Kante Hängsel zum Tragen der Lampe vorstellen sollen. Nach Hassuna sind beides aber ebenfalls Lampen, die Haken und Striche des unteren Randes sind angehängte Lämpchen.

Bei dieser und anderen Figuren gab der Tatauierer auf die Frage nach dem Sinne des Musters die Antworten: „für schwache Leute", ,,für starke Leute", "schwaches" oder „starkes Zeichen" oder „schützt dagegen, daß die Leute sagen, man sei schwach", und Ähnliches. Diese Antworten enthalten keine Gegensätze, sondern

bedeuten im Grunde alle dasselbe, nämlich daß man sich die zum Teil sehr komplizierten Muster tatauieren läßt, um forsch zu erscheinen, um nicht hinter anderen zurückzustehen oder den Makel der Feigheit und Schwäche auf sich zu laden, ein wirksames Agens zugleich für die Ausbildung der Tatauierung überhaupt in ihren späteren Stadien. Mit einem Amulett, wie man aus einigen jener eigentümlichen Antworten herauslesen könnte, hat das sicherlich nichts zu tun. Das Muster ist für Frauen und Männer bestimmt.

Fig. 16, ebenfalls für Frauen und Männer bestimmt. Eine Hängelampe von der Art der Moschee-Kronleuchter. Der mittlere Querstreifen ist das stilisierte Profil des großen Kreuzes, von dem nach unten vier Lampen und ein Kerzengestell herabhängen; an letzterem bezeichnet die Spitze der bajonettförmigen Streifen die Stelle, an der die Lichter aufgesteckt werden. Oben trägt der Kranz aufrechtstehende Leuchter und Lampen.

Als Lokalisation des Musters wurde die Rückenfläche der Hand angegeben, so, daß das untere Ende auf die Faustknöchel, das obere zum Handgelenk reicht.

Den dshrîdas verwandt sind zwei Muster, die nach den Erklärungen des Tatauierers wie Hassunas dieselbe Bedeutung des Lichtträgers haben, aber mit anderen Namen belegt werden.

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Fig. 17, für die Brust von Männern und Frauen bestimmt, mit „šmá" bezeichnet (Schreibweise des Herrn Prof. Stumme, Plural von sém a Kerze), stellt einen Leuchter vor, der in diesem Falle also seinen Namen von seiner Bestimmung, nicht von seinem Ornament erhalten hat. Wie in Fig. 16, so sehen wir auch hier einen mittleren Querstreifen; er stellt das Profil eines Brettes vor, von dem nach unten Lampen und Kerzenträger herabhängen, und nach oben ein hoher Leuchter mit mehreren Kerzen emporsteigt. Hassuna erkennt in ihm. reale Vorbilder aus Ton gefertigter Leuchter wieder. Dekoratives Beiwerk sind Mohammedanerabzeichen (s. o.), „Augenkreise“ (s. o.) und die Hamsa-Figur oberhalb der Dreiecke, die dem Querbrette aufgesetzt und als schematischer Querschnitt dekorativer Wülste des Tonleuchters aufzufassen sind.

Fig. 18, an Fig. 15 erinnernd, für den Oberarm bestimmt, wurde mir mit dem Namen „sent“

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belegt und mit der etwas rätselhaften Bedeutung angegeben: „Soll vor gerichtlicher Bestrafung bei größere Beleidigungen schützen." Also ein recht allgemein wirkender Talisman. Nach Hassuna sind schadád Amulette, die ins Grab gelegt werden. Andererseits aber las derselbe schadád = - Körbe für Kamele und machte auf die Ähnlichkeit zwischen dieser Figur und der nächsten aufmerksam, die mir schon in Kairouan unter diesem Namen als Kamelkörbe erklärt wurde.

bezeichnet. Das Wort ist nicht klar, doch hat es wohl Beziehung zu šendâl Leuchter (Stumme) oder zu sréa (Hassuna) Lampe. Auf der breiten, verzierten Basis erheben sich seitlich des eigentlichen Leuchters je fünf von einem Kreuz gekrönte Pyramidenspitzen, deren Zahl und deren Verbindung mit dem „Glückskreuz" an eine hamsa denken lassen. Nach Hassuna stellen sie aber die kuppelartigen Dekorationen der Tonlampen vor, die zur Aufnahme der Kerzen bestimmt sind. Die übrigen Einzelheiten des Musters sind uns schon bekannt. Die vom unteren Rande der Basis abgehende Parallelstrichelung deutet Hassuna als angehängte Lämpchen.

Kehren die dshrîdas in vielfachen Varianten bei den Vorlagen meines Kairouan-Tatauierers wieder, so bleiben die übrigen Muster fast durchweg vereinzelt. Zu Amulettzwecken angewendet, finde ich außer den eingangs aufgeführten noch folgende:

Fig. 19, Schildkröte, für den Unterschenkel bestimmt, wurde mir als glückbringend bezeichnet. Es sei hierbei daran erinnert, daß es für den Araber Tiere mit glücklicher und mit unglücklicher Vorbedeutung gibt, und daß er es vermeidet, einen Namen zu tragen, der mit der Quersumme seiner Buchstaben jeder Buchstabe hat in diesem Zahlenaberglauben eine bestimmte Ziffer demjenigen eines Tieres mit unglücklicher Vorbedeutung entspricht. Im Notfalle wird eine Namensänderung vorgenommen. In der Tatauierung findet andererseits ein Tier als Muster Aufnahme, wenn die Quersumme seiner Namenszahlen derjenigen des mütterlichen wie des kindlichen Namens entspricht. In diesem Sinne also wird auch hier die Schildkröte als glückbringend aufzufassen sein, individuell für eine bestimmte Person passend, nicht generell als allgemein verbreiteter Glaube.

Fig. 20, Fisch, das bekannte, überall verbreitete, an Schmuck, Gegenständen, Häusern usw. angetroffene Glückssymbol. Charakteristisch für die Volkssitten war die Bemerkung, die an dieses Zeichen geknüpft wurde: „Es schützt gegen schädlichen fremden Besuch, z. B. wenn die Frauen allein sind".

Fig. 21, mir als für den Oberarm junger Mädchen bestimmt, mit dem Namen schedád

Fig. 22, für den Oberarm der Frau bestimmt (also mit gleicher Lokalisation), mit Namen schadéd (richtiger also wohl schadád), stellt zwei Kamelkörbe vor, deren jeder eine Längsspalte zeigt, d. i. den beim Zubinden der Körbe in der Mitte freibleibenden Raum. Die Kreise zu beiden Seiten des Spaltes sollen Muscheln vorstellen, also Schmuck; man könnte sie aber auch mit jenen einzelner dshrîdas vergleichen und als Augenamulette auffassen. Die Büschel an den Ecken der die Körbe vorstellenden Rhomben sollen die hamsa andeuten. sollen die hamsa andeuten. Wenn ich den Erklärungen meines Gewährsmannes trauen darf, so kommt die Glückshand überhaupt recht häufig auf den Mustern vor, nur natürlich stilisiert, so daß mir Traeger nicht richtig zu urteilen scheint, wenn er sagt: „Unter den gewöhnlichen Tatauierbildern fehlt gerade die Darstellung der Hand, die sonst als Hauptamulett überall aufgemalt wird." Als Figur finde ich sie allerdings auch in meinem Hefte nicht.

Mir scheinen also Fig. 21 und 22 zusammen zu gehören und Kamelkörbe vorzustellen. Damit sind wir bei einer neuen Gruppe von Vorbildern für die Tatauierungsmuster, den Gegenständen des Hausrats und täglichen Gebrauchs. Es gehören weiter dahin:

Fig. 23, „muscht" (must), für die Brust von Frauen bestimmt, wurde mir als Gestell für Zuckerwaren bezeichnet. Der galante Hassuna faßte es symbolisch, die Frau süß wie Zucker". Außerdem heißt must aber Kamm, auch als solcher kann das Muster genommen werden, es hebt dann die Wirkung des bösen Blickes auf.

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Fig. 24, Blumentöpfe mit Margeriten bzw. Rosen, mit Vögeln, die an den Rosen picken und mit glückbringenden Fischen.

Fig. 25, Säge, für den Unterarm von Männern bestimmt, ferner Säbel und Scheren.

Solche Gebrauchsgegenstände können zum | anatomische Betonung zu fassen ist oder nur Berufsabzeichen werden, da sie natürlich von denen, die sie zum Beruf verwenden, mit Vorliebe tatauiert werden.

besagen soll, daß das aus anderen Gründen, also etwa aus der vorigen Figur, genommene Zeichen auf die Gelenkknochen appliziert wird, bleibe

Fig. 26, Säbel, für den Unterarm von Sol- dahingestellt. Als ein rein anatomisches Bild daten (auch Pistolen kommen vor).

Fig. 27, mrája (= Spiegel), mit Perlmutter eingelegter Spiegel, von Barbieren auf die Brust tatauiert.

Fig. 28, Wage, für die Brust von Kornverkäufern bestimmt.

Fig. 29, Brunnen, von Bauern gewählt. Hassuna meint dazu, die Sterne bedeuteten symbolisch, daß der gute Stern des Betreffenden ihn von allen Seiten zum Brunnen, zur ersehnten Erquickung auf dem Wege, führt.

Im Prinzip gehört hierher:

Fig. 30, Mohammedanerabzeichen, Halbmond mit liegendem Kreuz. Die Punkte zwischen den Armen des letzteren sollen nur Zierat sein, vielleicht Rosen, wie auf einem anderen selbstständigen Muster der Art, lassen aber beim Vergleich mit Fig. 13d an bösen Blick bannende Augen denken. Die Punkte längs der Konvexität der Mondsichel erinnern an Fig. 3 u. 12, wo sie Nelken bedeuten.

Fig. 31, dasselbe, bezeichnet als helál (neuer Mond in den ersten Phasen), mit glückbringenden Fischen.

Von Tierfiguren finde ich außer den dekorativen in den dshrîdas als selbständige Muster Gazellen, Flamingos (Fig. 32), Löwen (Fig. 33, „habbäsa“), Kamel mit Kalb (Fig. 34). Letztere Figur soll Männern vor der Hochzeit tatauiert werden, und das ist wahrscheinlich, wenn man den Aufsatz auf dem Höcker des Kamels als „Palanquin“, als Brautkorb auffaßt, wie er in Tunisien gebraucht wird. Die Kreuze auf den Spitzen mögen Glückskreuze sein. Sie, mit dem Rhombus des Palanquin, kommen auch als selbstständiges Zeichen vor.

Fig. 35, für die Knöchel des Ellbogengelenks bestimmt. Als Sinn, wurde mir gesagt, „soll die Gelenkknochen anzeigen". Ob das als

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mit sekundärem Amulettcharakter dürfte das nächste Muster aufzufassen sein:

Fig. 36, „maksat" genannt, für Frauen bestimmt, schon vor der Hochzeit tatauiert, soll Brust und Lungen schützen und die Milchsekretion fördern. Der Halbmond mit Stern kommt auf den Hals, die seitlichen Kanten sollen die Brüste, die mittlere den Oberkörper vorstellen, darunter folgen Nabel, Unterleib und Mons Veneris. Die seitlichen langen Haken sollen den unteren Rand der Hängebrüste wiedergeben. Die Kreuze zwischen ihnen sind Bienen, die kleinen Pfeilspitzen Nelken.

Was den Namen anlangt, bezieht Hassuna ihn auf den Plural von mkás Schere und meint, daß die Figur wie auch der menschliche Oberkörper mit Armen einer Schere ähnelt und daher nach ihr benannt sei.

Eine anatomische Wiederholung gibt die Tatauierung auch in

Fig. 37, für den Unterleib der Frau bestimmt (vgl. oben). Der obere Rand zeigt Nabel und Hüftknochen, die untere Hälfte des langen Rechtecks enthält die Vulva, unten setzen die Oberschenkel an, zwischen denen das im Sitzen sichtbare Perineum angedeutet ist.

Realistische menschliche Figuren kommen unter den Tatauiermustern nicht vor, das Musterbuch zeigt nur einen einzigen, ganz rohen Versuch der Zeichnung einer arabischen Frau.

Ich schließe mit einer sehr phantastischen Figur (38), die einen Springbrunnen vorstellen soll. Die rundkuppelige Anschwellung auf der Mitte der Basis wurde mir als ein Stück Garten bezeichnet. In der Mitte, zwischen den Zahlen 7, ist das Schlüsselloch zum Aufdrehen des Brunnens, darüber der Querschnitt des Wasserrohres; die Zahlen sollen Geld bringen.

VI.

Die neuen

paläolithischen Kulturstätten der Schwäbischen Alb 1).

Von Rob. Rud. Schmidt.

(Mit 31 Abbildungen im Text und einem Profil.)

Die Geschichte der diluvialarchäologischen Forschungen in Schwaben beginnt mit den Entdeckungen der Schussenquelle und des Hohlefels durch O. Fraas im Jahre 1867 und 1870. In späteren Jahren folgten die Ausgrabungen in der Ofnet- und der Bocksteinhöhle. Noch lagen die feinen stratigraphischen Beobachtungen, welche erst die jüngsten Ausgrabungen in Frankreich uns brachten, nicht vor, die uns eine ungeahnt reiche Skala in der kulturellen Entwickelung unserer diluvialen Vergangenheit vor Augen führen. Eine Neubearbeitung der alten paläolithischen Funde Süddeutschlands zeigte mir zum ersten Male die Brücken, welche zwischen den diluvialen Kulturkreisen Frankreichs und dem Osten bestehen. Neue stratigraphische Beobachtungen liegen mir heute aus einer Reihe von altsteinzeitlichen Kulturstätten vor, welche ich bei meinen Ausgrabungen der letzten Jahre gewann. Unter diesen besitzt die Sirgensteinhöhle im schwäbischen Achtale unweit Ulms diluvialarchäologisch die größte Bedeutung.

Der Sirgenstein liegt 565 m über dem Meere und 35 m über der Talsohle. Seine gewaltige Felswand wölbt sich schützend über eine breite Terrasse; mitten unter ihrem Dache öffnet sich nach Süden „der weite Mund, durch welchen man zur Höhle in des Berges Bauch schreitet“.

,,Gewiß, wenn irgend eine Höhle zur Wohnung tauglich ist, so diese", sagt Quenstedt (Geologische Ausflüge in Schwaben).

Die gesamte Kulturablagerung, welche sich

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vom Höhleninnern bis über die ganze Terrasse fortzieht, hatte eine Mächtigkeit von 1,55 m. In diese schalten sich zwei Nagetierschichten, welche die Relikte der zirkumpolaren Mikromammalia enthalten. Mit der Einwanderung der nordischen Nagetierwelt wechselt zugleich die petrographische Beschaffenheit der Kulturböden, besonders deutlich in der Ablagerung auf der Terrasse. Im Verein mit dem geologischfaunistischen Wechsel steht ein ausschlaggebender Wechsel der lithischen Industrie. Die gleichzeitig sich vollziehenden Veränderungen dieser drei Elemente waren grundlegend für das Tryptichon: untere, mittlere und obere Kulturschicht (siehe Profil). Die Makrofauna der ganzen Ablagerung setzt sich im wesentlichen aus folgenden Spezies zusammen, welche ich den Bestimmungen von Herrn Prof. v. Koken entnehme:

Kulturschichten

untere mittlere obere

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