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Vor nicht gar langer Zeit wurde das Getreide noch in Erdlöchern (Silos, gropuri de pâne) aufbewahrt, die mit Lehm ausgestrichen und ausgebrannt (gehärtet) waren.

Sessel verwendet der rumänische Bauer noch fast gar nicht, und auch der Tisch ist bloß in der orientalischen, ganz niedrigen, kreisrunden Form gebräuchlicher, an der aber nur Hocker Platz nehmen können.

In sehr alte Vorzeit gehen auch die nationalen Reigentänze des Volkes hinauf, die entweder von beiden Geschlechtern (hora), oder bloß von Männern (sîrba usw.) ausgeführt werden.

Die Vorliebe für (nach westeuropäischem Geschmack) noch unreifes Obst (Aprikosen, allerhand Pflaumen, Zwetschen, Birnen, Äpfel), das daher hart und sauer ist, aber als kühlend mit großem Behagen unter schmatzendem Kauen verzehrt wird, mag durch das heiße Sommerklima bedingt sein. In der ganzen Levante trifft man dieselbe Geschmacksrichtung.

Auch rohe Gurken und Salate (marulă) werden ohne alle Zubereitung, aus freier Hand verzehrt. Das Bauernbrod, das neben dem alltäglichen Maisbrei (mamaligă, ital. Polenta) auf dem Lande genossen wird, hat dieselbe Fladenform (lipie), wie in Syrien, Arabien, oder am Tschadsee. Die innerafrikanische Eibischfrucht (bamie, Hibiscus esculentus), die bis in die Haussaländer überall massenhaft gegessen wird, ist bei den Rumänen (wie so manches andere Gemüse) sicherlich ein türkischer Einwanderer.

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schürzen

artiger

Rock;

Schürze;

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Da es Zweck dieser Arbeit ist, bloß die Hauptbestandteile der Volkstracht und sie waren zeitlich die ersten und lange, lange auch die einzigen zu besprechen und unter den Kleidungsstücken namentlich diejenigen, deren Gebrauch, Aussehen und Verbreitung durch prähistorische Funde nachgewiesen werden können, so werden die übrigen Stücke der Volkstracht hier nicht in Betracht gezogen. Eine Ausnahme soll die sogenannte glugă (= Regenkappe der Hirten und Bauern) und die sogenannte salbă (= der Halsschmuck der Frauen aus mehrreihigen, hangenden Münzenschnüren) machen. Die Behandlung der Haartracht, besonders auch unter Heranziehung der Darstellung auf dem Die Hauptbestandteile dieser Tracht1) sind Tropäum von Adamklissi, soll den Schluß bilden. bei den Männern:

Wie in diesen (und noch manchen anderen) Sitten und Gewohnheiten, so macht sich auch in der Volkstracht ein ungewöhnlicher Konservativismus geltend.

1) Hierzu kommen bei den Männern noch: Hut, verschiedene (leichtere und schwerere) Mäntel, Leibröcke, Westen, Strümpfe und die sog. Gluga (Kaputze, Regenkappe), von der noch die Rede sein wird; bei den Weibern Kopftuch (maramă, mahramă, türk. mahrama), Kopfbinde, Kopftuch der verheirateten Frauen, und die sog, salbă (1. exalba) = Halsband, Halsschmuck aus hängenden Münzenschnüren. Die Nordthraker, Skythen und Besser trugen Pelze aus (der verwöhnten Nase Ovids höchst übelriechenden) Schaffellen. Auch die Daker bedienten sich schwerer Mäntel mit langen Ärmeln. In der kalten Jahreszeit zog man mehrere Reihen Kleider übereinander an. Tacitus beschreibt die Tracht der Germanen folgendermaßen: Tegumen

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Daß die Geten, Besser1) (alb. bessǎt = Glauben, Religion; Besser Priester), Daken, Thraker, Illyrier dieselbe Sprache gesprochen

omnibus sagum fibula aut, si desit, spina consertum: cetera intecti totos dies juxta focum atque ignem agunt. locupletissimi veste distinguuntur, non fluitante sicut Sarmatae ac Parthi, sed stricta et singulos artus exprimente.

1) Den Bessern war die Hut des thrakischen Nationalheiligtums anvertraut. Siehe meine „Herkunft der Rumänen", wo über Thrakien und die thrakischen Völker das Wichtigste zusammengetragen ist.

haben, also ganz nahe verwandt waren, wissen wir schon aus den alten Schriftstellern (Strabon). Oft hatte ein und dasselbe Volk bei den Römern und Griechen nur verschiedene Namen, z. B. Daker bei den ersteren, Geten bei den letzteren (Dio Cassius).

Daker treten schon im IV. Jahrhundert vor Christus in der neuen attischen Komödie auf; Δᾶος und Γέτης sind die typischen Vertreter der Sklavenrollen. Im V. Jahrhundert kannte die griechische Überlieferung die Agathyrsen 1) (Herodot IV, 49, 100). Ihre Sitten schildert Herodot (IV, 104) den thrakischen völlig gleich. Homer (Ilias XIII, 4ff.) kennt die europäische Heimat der Thraker. Ihre Bewaffnung und Kampfweise gleicht jener der Griechen). Der Areskult in Thessalien, Böotien und Phokis weist ganz besonders auf den Ursprung dieser Stämme aus Thrakien zurück. Die Troer waren Abkömmlinge thrakisch-phrygischer Stämme in Kleinasien. Olshausen, Schliemann, Sayce sind ebenfalls der Ansicht, daß die Troer thrakischen Ursprungs waren. Die Analogie der trojanisch-thrakischen Schmucktypen, der Herakleskult der Dorer usw. erklären sich am ungezwungensten aus der Stammesgenossenschaft oder Stammesverwandtschaft. Dazu kommen noch bei Dakern und Thrakern dieselben religiösen Anschauungen [Sabazios, Kotys, Kandaios 3)= Ares, Bentis; Zbelthuirdos oder Zibelsurdos, getisch Gebeleisis oder Zebeleisis, synonym Zalmoxis], der Glauben an die Unsterblichkeit, die Einrichtung einer (dem Keuschheitsgelübde unterworfenen) Priesterkaste, denen es neben den Vornehmen allein gestattet war, Hüte (tara Hut) zu tragen, daher sie Tarabosti, Hutträger (Pileophori) genannt werden. Das übrige Volk ging barhaupt oder benutzte Pelzmützen oder Filz

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kappen. In Thrakien bestanden die Mützen 1), wie Xenophon angibt, aus Fuchsfell, bei den Dakern hatten sie die bekannte phrygische Form (căciula turcănească) und waren wohl aus Lammfellen gefertigt. Daneben aber wurden, wie die Völkertypen von Adamklissi beweisen, auch halbkugelförmige, dem Kopf enge ansitzende Kappen Fig. 1.

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Tonfiguren (Köpfe) aus Butmir.

getragen gerade so wie heute noch in Albanien, die (wie die heutigen) sicherlich aus Filz 2) hergestellt waren. Man wird kaum irre gehen, wenn man die Tonköpfe aus Butmir Fig. 2.

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(Fig. 1) (M. Hoernes, „Urgesch. d. bild. K." 1898, Tafel V, Fig. 1 bis 3) als mit Fellmützen bekleidet anspricht. Unter der Mütze fällt das lange, schlichte Hauptbaar in welligen Strähnen herab. Die Ähnlichkeit mit den entsprechenden

') Die Mützen konnten auch die Ohren ihrer Träger bedecken (Xenophon); thrakisch hieß Fuchs, Fuchsfell, Fuchsfellmütze basara.

2) Auch die Hüte der Tarabosti bestanden ja aus Filz.

Bildern aus der Gegenwart ist zu auffallend, als daß sich die gegebene Deutung nicht gebieterisch aufdrängte. (Fig. 2.)

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Wie wir aus den Alten wissen, so gingen die Thraker (und namentlich ihre Häuptlinge) mit nacktem Oberkörper in den Kampf. Auf der Trajanssäule finden wir keinen einzigen Daker derartig abgebildet, während wir unter den Barbaren" von Adamklissi sehr zahlreiche dergestaltige haben. Die letzteren sind zweifellos Thraker oder Illyrier. Sie sind mit dem thrakischen Sensenschwert (machära) ausgerüstet, tragen die (alban.) Filzkappe oder sind, wenn baarhaupt, durch einen großen Haarwickel (rumän. mot, motochină, ghiomotoc) ausgezeichnet. Bei allen solchen Häuptlingen (?) bemerkt man über Brust und Schultern eine kapuzenartige Regenkappe (rumän. glugă), wie sie auch heute noch von den walachischen Gebirgshirten getragen wird. An manchem erkennt man noch ausgezeichnet die Bundschuhe (opincă) und die Art der Verschnürung, die mit der noch gebräuchlichen identisch ist.

Wo bei den Männern Hemden - Bekleidung des Oberkörpers vorkommen, sind sie weitfaltig dargestellt, und reichen höchstens bis zum Knie hinab. Ein und das andere Mal sind dann an solchem Hemde oder Oberkleid (Tunika) Schlitze angebracht, offenbar um das Ausschreiten nicht zu behindern und zwar (Taf. I, Fig. 3) entweder rechts und links bis zu dem Hüftgelenk 1), oder (Taf. I, Fig. 4) nur in der Mitte bis etwa zum Schoß reichend. In beiden Fällen haben diese Hemd- oder Tunikaträger eine ganz andere Haartracht und vollkommen andere Züge, wie die thrakischen Häuptlinge. Waffen tragen sie deshalb keine, weil sie Gefangene sind (Arme auf dem Rücken zusammengebunden).

Einmal findet sich auch ein gefangener Barbar in langem, kaftanartigem Rock, der dem Körper gut ansitzt, und bis zum Hals hinauf offen gelassen ist. Die Schäfte der Stiefel, die dieser Barbar trägt, sind (nach Art der polnischen Nationaltracht) nach außen umgeschlagen (Taf. I, Fig. 5).

Ein einziges Mal ist (in Adamklissi) bei einem „Wickelträger" mit nacktem Oberkörper vielleicht auch ein Mantel (?gluga) dargestellt, der über der linken Schulter hängt.

1) Ganz wie an den modernen Männerhemden.

Auf einer Steinplatte sieht man auch zwei vollkommen nackte Barbarenkrieger. Der eine ist mit Schild und Schwert am Fuße eines Baumes tot zusammengesunken, der andere ist vor einem römischen Soldaten auf einen Baum geflohen und schnellt von seinem Bogen einen Pfeil auf seinen Verfolger ab. Man muß alsbald an die Kämpfe des Marcus Licinius Crassus gegen die Mysier und Bastarner unter König Deldo (im Nordosten der Balkanhalbinsel) im Jahre 29 bis 28 v. Chr. und ganz besonders an die nächtlichen Waldkämpfe (Dio Cassius, „Römische Geschichte" LI, 23, 24) und das Gemetzel in jenem Haine denken, in den sich die Bastarner nach dem Fall1) ihres Königs zurückgezogen hatten, und wo sie durch Feuer und Schwert aufgerieben wurden. Trajan und seine beiden Kriege gegen die Daker fielen mir dabei nicht ein 2), weil ich offensichtlich nicht solche vor mir hatte. In der Tat: Wer die Daker von der Trajanssäule in Rom und vom Obelisken des Theodosius (errichtet anno 300 n. Chr.) auf dem At Meidan (Hippodrom) in Stambul mit den Barbarentypen von Adamklissi unbefangen vergleicht, der wird in Haar- und Kleidertracht, in physiognomischem Ausdruck, in der Bewaffnung der Barbaren so gewaltige Unterschiede auffinden, daß er an eine ethnische Übereinstimmung der erwähnten statuarischen Darstellungen gar nicht denken kann 3). Meine „Herkunft der Rumänen" war schon ausgedruckt, als mir die Mitteilungen A. Furtwänglers')

1) Licinius Crassus hatte ihn mit eigener Hand

getötet.

2) Vgl. meine Auseinandersetzungen in meiner „Herkunft der Rumänen", S. 183 bis 186, 208 bis 209.

3) Aber auch die Römer stimmen in ihrer Bewaffnung auf der Trajanssäule und auf dem Tropäum in Adamklissi durchaus nicht überein. Die Bewaffnung der Römer in den Funden des römischen Theaters in Turin, die neulich bekannt gemacht wurden, geht auch auf die voraugustinische Zeit zurück (Schuppenpanzer mit spitzen Schuppen, die Form der Schilde; auch dort ist ein Gefangener in Hosen" an einem Tropäon dargestellt). Zu der Gruppe der huldigenden Barbaren (Theodosius - Obelisk) möchte ich bemerken, daß die rechte Gruppe einen zottigen Rock mit hängenden Ärmeln trägt, die struka (aus Ziegenhaaren), wie sie

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noch heutzutage in Albanien üblich ist. Diese „Barbaren" gehören also auch dem Balkan an.

4) Ich konnte von dieser überaus wertvollen Bestätigung meiner Forschungsergebnisse nur noch in einem Nachtrag Kenntnis geben, und tat das nicht etwa

(am 12. August 1903) bekannt wurden, der mit dem ganzen Gewicht seiner Autorität dieselbe Ansicht vertritt, wie meine Wenigkeit.

Die Frauen in Adamklissi erscheinen barfuß und in langen Hemden, die oberhalb der Knöchel endigen. Um die Leibesmitte tragen sie einen schmalen, gewundenen Gürtel. Die Unter- und Oberarme bleiben frei (Taf. I, Fig. 6.).

Die Kinder sind nackt dargestellt und werden, in ein Tuch eingeschlagen, auf den Armen getragen.

Die Hosen der Männer von Adamklissi sind von verschiedener Form; es kommen sowohl die ganz engen ițari, als auch die weiten şalvari (berneveci, nădragi), genau von derselben Art wie noch unter den heutigen Rumänen, vor. Auch im Rumänischen ist der Name der Hosen ein Pluraletantum 1). Ganz wie das deutsche Hosenbein war auch die rumänische Hose anfänglich bloß ein Schaft und zu einem Paar Hosen gehörten eben zwei solcher Schäfte 2), was in der Bezeichnung itari (1. licium Schaft) und şalvari (pers. šel Schenkel) ganz hübsch festgehalten ist.

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Die şalvari sind an den Hüften und Oberschenkeln außerordentlich weit zugeschnitten 3), sie bilden hier reiche Falten und gewähren selbst einem Fettsteiß genügenden Raum. An den Waden schließen sie ziemlich fest an.

Die itari sind genau wie die heutigen außer ordentlich enge, so daß sie wie angegossen" sitzen und, sie sind um ein beträchtliches länger als das Bein; der Hosenstoff muß deshalb beim Anziehen, am Oberschenkel beginnend und nach unten fortschreitend, in mehr oder weniger breite Falten gelegt werden. Solche itari, wie sie uns Fig. 7 (Taf. II) und Fig. 8 zeigen, werden vom Distrikte Neamț bis Suceava hinauf allgemein

aus Prioritätssucht, sondern aus dem einfachen Grunde, um nicht als Plagiator genommen zu werden.

') Bei den Unterhosen ist es ebenso; sie heißen rumän. izmene (sl. izměna = Wechsel) oder schimburi (1. ex-cambiare), was also eine einfache Übersetzung des Slawischen ist. Sie werden im Gegensatz zu den Hosen gewechselt", daher ihr Name.

*) Solche, sozusagen einläufige" Hosenschäfte tragen im Winter noch ganz allgemein selbst die Weiber der walachischen Gebirgsbauern und Hirten (z. B. in Törzburg, Rucăr, Broşteni usw.).

*) Sie erinnern lebhaft an die modernen Reithosen, wie sie namentlich von der französischen Kavallerie getragen werden.

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Die eigentümliche Zeichnung an den Beinen des „Idols" von Cucuteni (Fig. 11) ist nicht, wie auch M. Hoernes angibt, als Tätowierung aufzufassen, sondern zweifellos als die wohlgelungene Wiedergabe der Faltung des Hosenstoffes anzusprechen. Man kann (an dem Originalfigürchen) ganz genau den Verlauf der Falten und (in der Mittellinie der Außenseite der Oberschenkel) ihre Umbiegungen verfolgen. An mehreren Stellen ist der prähistorische Bildhauer mit dem Dorn, mit welchem er in den weichen Thon die Falten einzeichnete, ausgefahren", er hat einen und den anderen Strich weiter hinausgezogen,

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den Japoden, daß sie sich punktieren gleich den anderen Illyriern und Thrakern (VII, 5, 314). Bei Plinius heißt es (Hist. nat. XXII, 2; VII, 50), daß die Männer bei den Dakern und Sarmaten sich tätowierten. Pomponius Mela erzählt, daß die Agathyrsen (in Siebenbürgen) das Antlitz und ihre Glieder mehr oder minder, je nach ihrem Geburtsrange, bemalen, doch alle mit denselben Zeichen und zwar so, daß es sich nicht abwaschen läßt (II, 1, 10). Ebenso bestimmt sagt

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