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Osten nach Westen. So haben wir zwei Stromkreise im Indischen Ozean, von denen der nördliche im Jahre einmal sich im Uhrzeigersinne bewegt (Nordsommer) und dann die entgegengesetzte

Richtung einschlägt (Nordwinter), während der südliche Stromkreis konstant bleibt. Auch in der Chinasee haben wir eine Strömung, die vor dem Winde fließt und halbjährlich mit den Monsunen die Richtung ändert.

Der Stille Ozean.

Die Strömungen des Stillen Ozeans gleichen in vieler Hinsicht denen des Atlantischen. Dem Golfstrome entspricht hier der blaue „Kuro-shio" (24 bis 48 Seemeilen) der Japaner. Er setzt die „Nordäquatorialströmung" des Stillen Ozeans, die auf die Philippinen aufstößt, nach Norden und Nordosten hin fort. An der amerikanischen Westküste teilt er sich in zwei Äste; der Hauptarm (22 Seemeilen) biegt nach Süden und Südwesten zur Nordäquatorialströmung um, schließt also den Stromkreis, während der schwächere Arm im Golf von Alaska einmündet, nach Westen umbiegt und seine Wasser mit denen des vom Pol nach Süden fließenden kalten „Kurilenstromes" (18 Seemeilen) vereinigt. Der südliche Arm des Kuro-shio, der östlich von der RiuKiukette fließt, führt auch den Namen „Boninstrom". Ausläufer des Kurilenstromes bespülen als der „sachalinische" Strom und „Amur-Limanstrom" die asiatische Ostküste.

Unter dem Äquator, seine Lage halbjährlich verschiebend, im S.-Sommer etwas nach Norden, im S.-Winter mehr nach Süden rückend, hat sich hier ein System von drei streifenartigen Strömungen gebildet, die nördliche (50 Seemeilen) und südliche (50 Seemeilen) Äquatorialströmung und zwischen beiden sich hineinschiebend der „äquatoriale Gegenstrom" (30 Seemeilen), der sich namentlich im Winter sehr bemerkbar macht. Ausläufer des südlichen Äquatorialstromes biegen zum Teil nach NW., durch den Bismarckarchipel fließend, in den Gegenstrom um (Südwinter), während Südsommer die nordwestlichen Strömungen des Bismarckarchipels durch südöstlich gerichtete ersetzt werden. Konstant fließen andere Ausläufer des südlichen Äquatorialstromes über Südwesten, Süden nach Osten und schließen an der west

im

amerikanischen Küste den Stromkreis, indem sie hier den kalten „Perustrom" (50 Seemeilen) in sich aufnehmen. An der Ostküste Australiens finden wir als Ausläufer des Südäquatorialstroms den „Ostaustralstrom", der der Agulhasströmung im Indischen Ozean entspricht.

Von Verschlagungen hören wir schon im Altertume. Pomponius Mela berichtet von O. Metellus Celer (69 n. Chr.): Cum Galliae proconsule praeesset, Indos quosdam a rege Bojorum dono sibi datos; unde in eas terras devenissent requirendo cognosse, vi tempestatum ex Indicis aequoribus abreptos, emensosque, quae intereant, tandem in Germaniae litora exisse.

Hier liegt eine gewisse Wahrscheinlichkeit vor, daß verschlagene Eingeborene von Mittelamerika dem Golfstrome und seitlichen Ausläufern desselben folgend an die französische (?) Küste getrieben, weiter nach Deutschland gelangt sind; denn daß wirklich „Indi" zu Schiffe nach Germanien gelangt sein sollten, ist nicht recht einzusehen 1). Dabei darf man nicht weiter sich wundern, daß diese Verschlagenen lebend an die europäischen Küsten gelangt sind. Einerseits ist bei den Karaiben Kannibalismus nachgewiesen, auch sind sie tüchtige Seefahrer gewesen. Da Menschen durch Auffangen der Niederschläge bisweilen genügend den Durst löschen und ihr Leben fristen können, so gibt diese Stelle hinsichtlich Amerikas vielleicht zu denken. Ist es doch vom Golfstrome wohl bekannt, daß er früher wie heute noch Zeugen der Westfeste nach Europa trägt. Wer die Vorgeschichte der Entdeckung Amerikas liest, findet die Notiz, daß gerade Kolumbus durch die Treibprodukte an den Azoren: Fichtenbäume fremder Art, Rohr, nicht zuletzt durch die Leichen eines fremdartigen Menschenschlages, die Gewißheit von dem Bestehen eines unbekannten Menschengeschlechtes im Westen erhielt. Und dieser Westen selber verdankt seine Auffindung der glücklichen, dem Entdecker unbekannten Drift im Nordäquatorialstrom und Nordostpassat des Atlantischen Ozeans.

1) Herr Dr. Ed. Hahn in Berlin teilt die Ansicht, daß es sich um verschlagene „Finnen“ handeln könnte, deren dunkles Äußere und dunkle Haarfarbe leicht Inder vortäuschen konnte. Auch ist daran zu denken, daß in dieser Zeit das Adjektiv „indicus“ sich ungefähr mit unserer heutigen Bezeichnung „exotisch" deckt.

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Noch von anderen großen Irrfahrten weiß

die Chronik zu berichten. So von der Fahrt des Björn Herjulfson, der im Jahre 1000 nach Grönland fahren wollte, durch nordöstliche Winde jedoch in den Labradorstrom gelangte und in Vinland festen Fuß faßte.

In seiner Geschichte der Veneter erzählt der Kardinal Bembo von homines novi in Britannico Oceano capti: Navis Gallica dum in Oceano ita non longe a Britannia faceret, naviculam ex mediis abscissis viminibus aedificatam cepit; in qua homines erant septem, mediocri statura, colore subobscuro, lato patente vultu, cicatrice una violacea signato. Hi vestem habebant e piscium corio, maculis cum variantibus coronam e culmo pictam septem quasi auriculis intextam gerebant. Carne vescebantur cruda, sanguinem ubi nos vinum bibebant, eorum sermo intelligi non poterat. Ex iis sex mortem abierunt; unus adolescens in Aulercos ubi rex erat, vivus est perductus. Dies geschah im Jahre 1508. Der Beschreibung nach sind es zweifelsohne Eskimos der Davis Street gewesen, da auf diese die ethnische Ausrüstung völlig paßt. Eine mir vorliegende „Monatskarte für den Nordatlantischen Ozean, August 1905", zeigt, daß sehr wohl länger anhaltende Winde aus Nordwesten Oberflächenströmungen erzeugen können, die den Golfstrom überbrückend in dem Golf von Biskaya enden. So ist die Annahme wohl gerechtfertigt, daß eben diese Eskimos auf dem Meere bei konstanten Nordwestwinden in einen mehr südostwärts führenden Zweig des Labradorstromes gedrängt wurden und weiter durch seitliche Ausläufer des Golfstromes zur Biskayasee hin.

Wir können die Gefühle in uns nicht mehr wachrufen, die ein Naturvolk bei der plötzlichen Bekanntschaft mit Wesen haben mußte, die an seine Küste verschlagene Menschen sind und doch nicht zu ihnen gehören. Lange werden dann im Volke noch wunderliche Geschichten umgehen, in denen zwar stets Wahres steckt, die sich aber doch in das Mystische, Sagenhafte verlieren. So mögen die Sagen von den „Meermännern“ und „Meerfräulein" entstanden sein, die alle Seevölker besitzen. Mac Ritchie1) erwähnt Sagen von den Shetland- und Orkney

1) David Mac Ritchie, The Testimony of Tradition. London 1890.

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inseln. In ihnen wiederholt sich immer wieder der Name Finns", die als Wesen geschildert werden, die bald mehr als Menschen, dann wieder mehr als Robbe auftauchen. Sie besitzen eine Haut", die sie abwerfen können; dann sind sie völlig Menschen und benehmen sich als solche. Nimmt man ihnen die „Haut" fort, so müssen sie Menschen bleiben; man hat sie dann in seiner Gewalt, Ehen mit Meerjungfrauen sind daher nichts Seltenes. Verfolgt, vermögen sie sich durch die Flucht uneinholbar zu entziehen. Spätere Erzählungen von Wallace (1682) und Brand (1701) über die Orkneys lassen nun klar durchblicken, um was es sich bei den Meerleuten, den „Finns" handelt. Beide beschreiben den Meermann so, wie wir es heute von den Grönländern kennen, die eigenartige "Haut" wird als Kajak erkannt, das allerdings im Wasser mit den Insassen fest verbunden, für den argwöhnischen Naturmenschen leicht ein besonderes Wasserwesen vortäuschen konnte. Hier handelt es sich zweifelsohne um gelegentlich von Grönland oder Island verschlagene Kajakgrönländer, die bei den auf dem Nordatlantischen Ozean vorherrschenden Südwestund Westwinden nach Osten zu vertrieben wurden. Wirklich derartig geschehene Verschlagungen kennen wir von den Jahren 1682, 1688, 1700. Zwei Kajaks aus dieser Zeit von den Finns" sind in Edinburgh aufbewahrt.

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Alle diese Verschlagungen sind jedoch ohne Einfluß auf die europäische Bevölkerung geblieben. Eine relativ geringe Anzahl von Verirrten kann keinen dauernden Einfluß auf eine seßhafte Bevölkerung ausüben.

Anders liegen die Dinge an der Ostküste Afrikas, in Indo- uud Polynesien. Hier kommen wir in die Heimat der Malaien; kein Menschenschlag hat je so große Wanderungen unternommen wie dieser. Madagaskar im Westen, die Osterinsel im Osten, Hawaii im Norden und Neuseeland im Süden bilden die Grenzen ihrer Ausdehnung. In großen Scharen haben sie sich nicht ausgebreitet, sondern sind langsam in Etappen weiter vorgerückt, einzeln oder in kleinen Abteilungen, dabei stets den Verkehr mit der Heimat mehr oder minder wahrend; ihr Kolonisationsprinzip läßt sich am ehesten mit dem der alten Griechen vergleichen. Aus der Ver

breitung dieser Menschenart und den Typen ihrer Fahrzeuge ist der wohlbegründete Schluß gezogen worden, daß die bei ihnen in sehr früher Zeit hochgediehene Kunst der Schiffahrt (Segelkunst, Schiffbautechnik, Kenntnis der Sterne, Kompaß []) sich einerseits nach den Inselschwärmen des Stillen Ozeans, andererseits nach dem Festlande Ostasien und den Inselketten entlang ausbreitete, die diese im Osten begleiten. Ostafrika und Madagaskar müssen hier eine Sonderstellung einnehmen. Die Malaien, so verschiedene Kulturstufen sie auch aufweisen, vom hochangesehenen Javanen zum barbarischen Battak, sind seit der frühesten Zeit ein zur See fahrendes Volk, Handelsleute, Seeräuber, Eroberer gewesen.

Den ersten beiden Berufen

gehen sie noch heute nach. Die meisten von ihnen sind an den Küsten seßhaft, andere Stämme, wie die Orang-Tambu, Orang-Barut, Orang-Laut haben nie auf dem festen Lande Wohnsitze gehabt; ihre Heimat ist stets auf dem Wasser gewesen. So ist es leicht begreiflich, warum diese nahezu amphibischen Volksstämme ihre große Ausbreitung erfahren konnten.

Allerdings ist ein großer Teil des Volkes unfreiwillig in diese Ausbreitung hineingezogen worden, was daraus zu entnehmen ist, daß viele typisch malaiische Volksstämme so völlig die Erinnerung an ihre frühere Heimat, ihre Traditionen eingebüßt haben, daß ihr Ursprung nur noch aus der ethnographischen, linguistischen und anthropologischen Untersuchung erschlossen werden kann. Das ist der Fall auf Madagaskar, auf Neuseeland und in großen Teilen Polynesiens.

Nehmen wir Madagaskar. Die Howa sind hier typische Malaien, die vor etwa 800 Jahren, vor dem Beginne des indischen Einflusses auf das Malaientum, eingewandert sind, da ihre Sprache keine Sanskritbeimengung besitzt. Ein hoher Kulturbesitz muß ihnen damals schon eigen gewesen sein, von dem in ihrem Heimatlande viele ihrer Volksgenossen später herabgekommen sind. Trotzdem erinnern sie sich dunkel ihrer Herkunft übers Meer, das in den Sagen der Madagasker eine große Rolle spielt. Hier hat der Nordostmonsun zusammen mit dem direkt von Indonesien herübersetzenden Südäquatorialstrom die Verbreitung vermittelt und befördert. Und die großen Segelpraus

der Malaien lassen unbedingt zu, daß große Menschenmengen nach Madagaskar gekommen sind, zumal es nahe liegt, daß ein Verkehr mit dem Heimatlande durch den Südwest-Monsun und den Nordäquatorial-Gegenstrom bestanden haben kann, der später aus unbekannten Gründen jedoch unterblieb. Hieran mag auch der sich mehr und mehr vordrängende und schließlich den Vorrang gewinnende indische wie chinesische 1) Einfluß auf Ostafrika Schuld tragen. Der erste ist noch heute sehr wirksam. Wer die Küstenvölker Ostafrikas vom Somalilande bis Mozambique besucht, findet überall Erinnerungen an Indien in der Sprache und im Kulturbesitze.

Namentlich gilt dies von den Suaheli an dem M'rima von Deutsch-Ostafrika (Auslegerboot, nachgeahmte indische Kunst, Gewand usw.). Der chinesische Einfluß ist heute nicht mehr vorhanden, doch zeigen dieselben Völker in einzelnen Vertretern somatisch bisweilen noch irgend ein Relikt einer längst zurückliegenden Blutmischung mit Chinesen. Über die Vererbbarkeit fremder somatischer Eigenschaften bei anders beschaffenen Menschenarten weiß man noch sehr wenig, die rein äußere Erfahrung hat jedoch empirisch bewiesen, daß das mongolische, zumal das chinesische Element, stets seine Spuren hinterläßt, wo es einmal hingedrungen ist. Dann ist das in den alten Gräbern gefundene minderwertige chinesiche Porzellan ein unbedingter Zeuge der verflossenen Beziehungen zu China. Und noch weiter sind nach Süden hin durch die Agulhasströmung chinesische Elemente in die Bevölkerung Südafrikas hineingetragen, mehren sich doch hier nach Osten zu die mongolischen Einflüsse (Schlitzaugen, breite, vorstehende Backenknochen), wie es die Untersuchung bei den Zulus und Hottentotten zeigt. Was gelegentlich eine fremde Blutbeimischung in großen Massen

1) Zu gleicher Zeit wirkten die Araber in China. Die völkerverbreitende Eigenschaft dieses Volkes ist nicht zu unterschätzen. Ist auch heute der Araber als Seefahrer zurückgetreten, so zeigt der Einfluß der arabischen Kultur in Indonesien deutlich genug ihre ehemalige Verbreitung. Beim Austausch von Waren wird man nicht Halt gemacht haben. Dem Handel wird eine freiwillige (Händler) und gezwungene (Sklaven verkauf) Verbreitung von Menschen über die von den Arabern berührten Länder gefolgt sein.

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