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hervorbringen kann, zeigt deutlich das Beispiel des Küstenvolkes der Ama-chosa, von denen wir die wunderlichsten Berichte besitzen. Auswandererschiffe, von Europa kommend, scheiterten im Anfange des vorigen Jahrhunderts hier in großer Anzahl bei der Umsegelung des Kaps. Die Europäer gingen in der dortigen Zulubevölkerung auf. Dort, wo das europäische Blut im Individuum überwiegt, sprechen die Berichterstatter von zu Fleisch gewordenen gewordenen griechischen Statuen; es ist dann nicht weiter verwunderlich, daß die mehr negerhaften Individuen einfach mit Pavianen verglichen werden.

Gehen wir nun nach Indonesien zurück, nach Java und Sumatra, der Heimat der Malaien. Hier kommen wir in verzwickte Verhältnisse hinein. Hier, wo viele große und kleine Inseln zum Teil in einem flachen Meere liegen, sind die Strömungen nahezu unberechenbar. Die Segelführung ist bisweilen nutzlos oder doch sehr untergeordnet, die Ruderführung mitunter desgleichen, da starke Strömungen ihre Wirkungen erheblich einschränken können. Nichtsdestoweniger hat sich der Verkehr der verschiedenen Völker untereinander dadurch behindern lassen und im Laufe der Jahrhunderte hat sich hier an den Küsten eine somatisch wie in den Grundzügen ethnisch einheitliche Provinz herangebildet. Daß die heute in Indonesien lebenden Malaien nicht überall autochthon gewesen sind, beweisen die in jüngster Zeit von den Vettern Sarasin in den unzugänglichsten Gebieten aufgefundenen Volksreste vom Typus der Wedda auf Ceylon, so die Toálas auf Celebes, die von Martin beschriebenen Senoi auf Malakka, die Negritos auf den Philippinen und Palau.

Geben wir weiter nach Osten und folgen den malaiischen Wal- und Trepangfängern, so kommen wir nach Melanesien. Hier stoßen in einem Gebiete die verschiedensten Kulturkreise zusammen, das malaiische, das mongolische und autochthon papuanische Element. Und gerade hier erkennt man wie nirgend wo anders so recht den Einfluß des Windes und der Meeresströmung.

Gräbner) stellte vor kurzem die daselbst vorhandenen Kulturelemente zusammen und fand,

1) F. Gräbner, Kulturkreise in Ozeanien. Zeitschr. f. Ethnologie 1905.

daß hier z. B. die Schlitztrommel, der Webeapparat, das Doppelfloß mit Boot oder das Vierecksegel nicht ihren Ursprung haben. Sie sind auch in den Nachbargebieten verbreitet.

Vom Standpunkte des Melanesiers aus müssen diese als ausländischer Import erscheinen; zumal wo man heute täglich fast das Antreiben von Gegenständen an diese Küsten beobachten kann. So stammt die Schlitztrommel aus Südpolynesien, der Webstuhl aus Mikronesien, das Doppelfloß mit Boot und Vierecksegel aus Indonesien. Melanesien gerade liegt in einer Zone stärksten Windwechsels, der über 90° hinausgeht.

Thilenius hat diese Verhältnisse hier näher

untersucht. Man mag Melanesien mit einer Brandungsterrasse vergleichen, die je nach Gezeiten und Windverhältnissen bald mehr, bald weniger bespült wird. Auf Grund von 84 beglaubigten Reisen von Eingeborenen kommt Gewißheit in das ethnische Bild von Melanesien. Die meisten (51) Reisen werden von Osten nach Westen unternommen, in entgegengesetzter Richtung sind 21 Reisen zu verzeichnen; verschwindend sind dagegen die Reisen in meridionaler Richtung: nach Norden hin 8 Reisen, nach Süden 4 Reisen. Trägt man diese Reisen in eine Karte ein und beachtet, daß der Melanesier ein schlechter Schiffer ist, die Chinesen und Malaien sehr seetüchtige große Schiffe haben, mit denen sie auch während des Nordwestmonsuns im Südsommer Reisen unternehmen können, während der Polynesier, obwohl Hochseefahrer, mit seinem schwächeren Schiffe nur während des Südwinters im Südostpassat reist und dann bisweilen in Gefahr gerät, abzutreiben, so erklärt sich hieraus die seltsame Mischung der Verhältnisse in Melanesien. Denn das sei gleich hierher gesetzt, anthropologisch finden sich hier die sonderbarsten Typen. Jede Insel enthält beinahe einen oder auch mehrere somatisch anthropologisch verschiedene Menschenschläge, die sich in großen Zügen folgendermaßen abstufen: je weiter man nach Nordwesten hin geht, um so heller werden die Menschen; je nach der Lage macht sich bald der malaiische und bald der mongolische Einfluß mehr geltend. Nach Osten zu gewinnt der polynesische dem malaiischen Elemente verwandt und nahezu konform Einfluß, und nach

Süden und Südosten hin werden die Menschen dunkler und das papuanische Element macht sich mehr geltend.

Klimatisch liegt dies Gebiet während des Südwinters im Gebiete des Südostpassates, während des Südsommers im Gebiete des Nordwestmonsuns. Vergleicht man die Driften der Verschlagenen mit den ozeanographischen Verhältnissen, so tritt danach die Bedeutung der Strömungen klar zutage.

doch nicht umgekehrt. Infolge der Monsune ist in Nordaustralien, wie Ostneuguinea melanesischer und polynesischer Einfluß, infolge der Passate umgekehrt Einfluß von Ostneuguinea auf Nordmelanesien vorhanden. Die umbiegenden Strömungen des Südäquatorialstromes mit seinen Ausläufern kann während der Südostpassatzeit Boote von Holländisch - Neuguinea nach den Westkarolinen bringen. Während der Westmonsun

Durch die Strömungen werden folgende bläst, ist Indonesien mit Melanesien verVerbindungen geschaffen:

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strom: Marschallinseln, Karolinen, Philippinen. Gegenstrom: Molukken, Palau, südliche

Karolinen, Marschallinseln.

Südäquatorialstrom: Gilbertinseln, Elliceinseln, Samoa, Tonga, Melanesien, Neuguinea, Palau, Westkarolinen.

Im Südsommer ändern sich die Verhältnisse. Der Nordäquatorialstrom bleibt wie oben in Wirksamkeit, der Gegenstrom ebenfalls, doch ist er sehr schwach und nahezu aufgehoben. Die Nordwestmonsundrift ist um so stärker und stellt die Verbindungen zwischen den Molukken, Neuguinea, Melanesien, Polynesien bzw. Ostaustralien her. Infolge der stärkeren Neigung des Südostpassates zum Südsüdostpassat reicht der Südäquatorialstrom weiter nach Norden vor und bringt den Marschall-, Gilbert-, Bismarck-Archipel wie die äquatodie äquatorialen Karolinen miteinander in Beziehungen. Allerdings sind hier gewisse Einschränkungen zu machen. Die eben dargestellten Verhältnisse gelten nur für die Monate Januar und Februar bzw. Juni bis September. In den übrigen Monaten sind die Verhältnisse nicht so stark ausgeprägt, sie bereiten sich alsdann zum Übergang von der einen zur anderen vor und zeigen je nachdem bald mehr die Verhältnisse des Südsommers bzw. des Südwinters.

Thilenius kommt daher in der Menschenverbreitung für Melanesien zu folgendem Resultate: Während der gesamten Passatzeit sind im Osten direkte Einflüsse von Polynesien und Mikronesien vorhanden. Melanesien selbst kann höchstens auf Fidji Einwirkungen ausüben. Im Januar können die Marschallinseln mit Melanesien in Verbindung treten,

bunden. Die Zentralkarolinen werden durch

die Äquatorialströmungen von Melanesien geschieden; sie können nur auf Umwegen über die Ostkarolinen oder über die Elliceinseln und Polynesien mit Melanesien in Verbindung treten. Gelegentlich und hierdurch erklären sich die meridionalen Verschlagungen können durch Auftreten der hier sehr seltenen Taifune, deren Bahnen weiter nach Norden bzw. Osten rücken und den Driftlinien parallel laufen, direkte Verbindungen zwischen Melanesien und den Marianen wie Karolinen geschaffen werden.

In diesem Gebiete wurde länger verweilt, da es einzig und allein ermöglicht, freiwillige oder unfreiwillige Verbreitungen von Menschen durch Naturgewalten heute noch dort zu studieren. Anderwärts hat die Kultur schon zu sehr eingegriffen, um sehr eingegriffen, um von den ursprünglichen Verhältnissen ein klares Bild sich zu verschaffen und wo durch Rückschlüsse auf Gegenstände oder Menschenmaterial deren Verbreitung und Herkunft erkundet werden muß. In Melanesien hat dagegen die Kultur noch nicht so sehr eingegriffen, so daß man hier ohne Trugschlüsse die natürlichen Zustände mit ihren Abwandlungen verfolgen kann.

Der weit nach Südosten vordringenden Nordwestmonsundrift ist auch die vor langer Zeit erfolgte Besiedelung Neuseelands durch malaiische Volksstämme zuzuschreiben. von Hochstetter nimmt 2000 Jahre dafür an und legt dies nahe aus dem neuseeländisch-malaiischen Worte „Kampilolo", das ein jetzt erloschener Vulkan als Namen trägt, jedoch blutiger Himmel" bedeutet. Die gesamte neuseeländische Kultur zeigt dabei noch heute den malaiischen Einfluß, vornehmlich in den Ahnenbildern.

Zwei andere Tatsachen, die auf den ersten Blick hin sehr eigenartig aussehen, bei der Rücksichtnahme auf die Strömungen in der Südsee jedoch an Wahrscheinlichkeit gewinnen, sind die Beziehungen von Südamerika bzw. Mittelamerika zu den eben betrachteten Gebieten. Sergi vergleicht in einem Aufsatze: „Contributo all'Anthropologia Americana" melanesische Schädel mit ebensolchen nicht deformierten aus Peru und Bolivien. Das Resultat ist in der Tat überraschend, da die Schädel eine große Übereinstimmung der Typen erkennen lassen. Er kommt zu der Ansicht, daß vor der europäischen Eroberung, vielleicht in prähistorischer Zeit, über die ozeanische Inselwelt hinweg melanesische Einflüsse sich in Südamerika geltend gemacht haben. Ein ähnliches Resultat findet von Luschan bei einer Untersuchung von kraniologischem Material aus Columbien. Und so unwahrscheinlich ist dies nicht, denn die Osterinsel ist bewohnt und diese liegt 3000 km von Valparaiso entfernt 1).

Anders auf der Insel Yap, wo jahraus, jahrein die Nordäquatorialströmung von Osten kommend vorbeistreicht und 9/10 aller Treibprodukte heranführt. Hier finden sich unter den Eingeborenen Individuen, die den Betrachter nach Mittelamerika hin versetzen; vor allem gibt die Sprache mit ihren vielen Worten auf -akl, -ekl, -petl, die nach Mexiko hinweisen, zu denken.

Von den chinesisch-japanischen Einflüssen in Melanesien habe ich oben schon gesprochen, er wurde durch südliche Ausläufer des Kuro-shio vermittelt. Die Hauptmasse Die Hauptmasse dieses Stromes setzt jedoch nach Nordosten und so gehören denn Verschlagungen von japa nischen Schiffen nach Kamtschatka 2), nach Alaska gar nicht zu den Seltenheiten; das gleiche kann man von dem Boninstrom berichten, der Schiffe nach den Bonininseln, Hawaii und Vancouver brachte.

1) Friderici läßt in seinem Buche „Über die Schiffahrt der Indianer" (Stuttgart 1907) die Segelbalsa der Peruaner aus den Auslegerbooten der Polynesier entstehen. Auch die Südseefahrt des Tupac-Inka Yupanqui ist hier heranzuziehen (S. 74, 83, 84).

*) Nach einer Mitteilung von Herrn Dr. A. ByhanHamburg haben die Japaner schließlich eine regelrechte Schiffahrt nach Kamtschatka getrieben. Auch die Panzer der Tschuktschen erinnern an japanische Vorbilder, wie diese auch japanische Waffen führten.

Diese Verschlagungen sind jedoch ähnlich wie in Europa von untergeordneter Bedeutung geblieben. Und dies liegt nahe. Die Japaner, die nach Norden hin sich verirrten, kamen aus klimatisch günstigen, reichen Gegenden in kalte, unwirtliche und arme Gebiete. Sie mußten daher größtenteils zugrunde gehen. Trotzdem soll die Frage vorläufig offen gelassen werden, ob nicht doch in sehr weit entlegenen Zeiten unter anderen Umständen größere, den Japanern verwandte Menschen auf dem Kuro-shio und dem Boninstrome nach Nordamerika gelangt sind, da die somatische Ähnlichkeit zwischen den Japanern wie den Aleüten und Davis Street-Eskimos doch zu groß ist, um außer acht gelassen zu werden. Doch fehlt es hier noch an den einschlägigen Untersuchungen. Die Möglichkeit ist eben nachgewiesen; und von den Japanern wissen wir, daß sie auf Nippon nicht autochthon sind, sondern die Aïnos hier zurückgedrängt haben, die ihrerseits wieder auf dem Festlande Ostasiens ansässig gewesen sind. Zwischen allen diesen Besiedelungen liegen jedoch so große Zeiträume, daß die erste Hypothese sehr an Wahrscheinlichkeit dadurch gewinnt, da Vertreter ein und derselben Menschenart infolge des verschiedenen Bodens und Klimas sehr wohl im Kulturbesitze wie in den intellektuellen Eigenschaften divergieren können.

Fassen wir zum Schlusse die Ergebnisse zusammen, so müssen wir zunächst zwischen freiwilligen und unfreiwilligen Menschenverbreitungen unterscheiden. Beide können gleich wirksam sein für die Erhaltung der zu verpflanzenden Menschenart. Witterung, nautischer Besitz, subjektives Element der Reisenden sind hierfür drei wichtige Faktoren.

Dort, wo große Wasserräume zwischen den Festlandmassen liegen, wie der Atlantische, Indische und nördliche Teil des Stillen Ozeans, ist es von großer Bedeutung, daß durch regelmäßigen Wechsel des Windes und damit der Strömungen den Kolonisten, wie wir sie hier nennen wollen, die Rückkehr zur Heimat offen steht. Daher erklärt es sich, daß wir erst so spät Kenntnis von der Neuen Welt erhielten, da Wind und Strömung uns wohl Zeugen von drüben herbeitrieben, andererseits aber im Nordatlantik nicht Rückkehrbewegungen möglich waren.

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Für den Indischen Ozean liegen da die Verhältnisse in den regelmäßig wechselnden Wind- und Stromverhältnissen anders; hier konnte ein regelmäßiger Verkehr zwischen Osten und Westen stattfinden. Denn nur immer und immer wieder sich wiederholende Völkerbewegungen, Nachschübe können zu einer dauernden Verbreitung führen. Eine einmalige zufällige Verschlagung kann nur in inselreichen Gebieten, wie in der Südsee, Erfolg haben. Und daß hier so gewaltige Räume bevölkert sind, erklärt sich aus dem selten günstigen Zusammentreffen der eben erwähnten Faktoren.

Es könnte noch die Frage aufgeworfen werden, ob überhaupt Menschen so große Wasserfahrten, wie aus den Verbreitungen von bekannten Volksstämmen zu entnehmen, aushalten können.

Es mag hier genügen, für den Stillen Ozean die Verhältnisse kurz zu veranschaulichen. Wind und Strömung sind die mechanischen Triebkräfte zur Fortbewegung. Von dem ersten gilt, daß die Monsunwinde bedeutend stärker sind als die Passate.

Die Windstärke des letzteren beträgt ungefähr 5' bis 6' Béaufort und erzeugt einen Seegang von 7 bis 8 m in der Sekunde oder 14 Knoten in der Stunde. Bei Sturm kann sich diese Geschwindigkeit auf 15 bis 18 m in der Sekunde und 29 bis 30 Knoten in der Stunde steigern. Was die Reisen 1) angeht, so berichtet

1) Ein Beispiel für die Art der Reisen der Südseeinsulaner, mag hier angeführt werden: Moss erzählt

Thilenius, daß die Zeitdauer von untergeordneter Bedeutung ist. Fahrten über 2700 km und 3000 km kommen vor; die Fahrten selber können wenige Tage bis sechs Wochen und zwei bis drei Monate (Hawaii und Tahiti) dauern. Ohne Proviant können sich die Reisenden lange am Leben erhalten, da sie mit dem in den Booten vorhandenen Fangmaterial sich Nahrung genug aus dem Meere verschaffen können. Als Trinkwasser dient aufgesammeltes Regenwasser; bisweilen mag auch Kannibalismus vorkommen. Für eine dauernde Besiedelung ist ferner das Mitführen von Weibern wichtig; die Südseeinsulaner haben bei weiten Reisen stets welche mit, da sie selber mit der Weiberarbeit nicht vertraut sind, ihnen anderenorts daher deren Hilfe fehlen dürfte und sie die Anfertigung der nötigen Geräte selber nicht kennen. Nach erfolgter Besiedelung ist bei einer kleinen Insel bei wachsender Menschenzahl und damit verbundenem Raum- und Nahrungsmangel das Moment der weiteren Abstoßung eines Teiles der Bevölkerung gegeben, die sich neue Wohnsitze suchen muß.

von einem Manihiki-Mann, der seine Verwandten auf Fanning Island (800 Sml.) besucht. In seiner Jugend unternahm derselbe allein die Reise von Manihiki nach Swain Island und zurück (zweimal 600 Sml.). Auf einer zweiten Reise nahm er Verwandte von Manihiki mit und ließ diese sich auf Swain Island ansiedeln. (Trough Atolls and Islands in the Great South Sea 1889.)

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