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aus dem Stamme der Jeduschkul und Derbeten: Kalmůken be: wohnt werden. Der südliche fruchtbarere Theil wird größtentheils von Linien-Kosaken eingenommen. Nur 32 Selenien, (Dörfer, eigent lich von Russen angelegte Colonien) und Chutors (Vorwerke oder Maiereien) befinden sich an den Ufern des Jegorlük und der sich in ihn mündenden Flüsse. Hauptstadt des Kreises und der ganzen Provinz ist Stauropol, in einer für Ciskaukasien reizenden Gegend. Später werde ich noch Mehreres von ihr sagen.

Der Pjatigorskische Kreis ist unstreitig trøß seiner bedeutenden nördlichen Steppen und des großen Wassermangels in denselben der fruchtbarste, einträglichste und schönste Theil Ciskaukasiens, denn im Süden befinden sich die berühmten kaukasischen Båder, von denen ich, so wie überhaupt von dem ganzen südlichen Theil des Kreises, wenn ich zu der Beschreibung meiner Rückreise komme, noch weitläufiger sprechen werde. Nogaier aus verschiedenen Stämmen und Kalnüken durchziehen nomadisirend den Norden und Süden, und im letztern haben sich Abassen größtentheils mit festen Wohnungen angesiedelt. Aber auch zahlreiche Selenien, und Chutors, von Russen bewohnt (38 an der Zahl), befinden sich an den Ufern der Kuma und ihrer Nebenflüsse, besonders der Bibala (russisch Buibala) und außerdem vier Stådte: Piatigorsk, Georgieffsk, Alexandroff und Swjatoi-Kreft (eigentlich Gorod swjatawo Kresta, die Stadt zum heiligen Kreuze). Auch eine Colonie Deutscher aus Sarepta hat sich unweit Pjatigorsk niedergelassen und befindet sich in guten Umstånden. Piatigorsk ist die Hauptstadt. An dem Ufer der Kuma, unweit der Stelle wo sich die Bibala in sie ergießt, lagen die Ruinen des berühmten Madschar und sind leider durch daneben entstandene Dörfer fast bis auf nichts verschwunden. Da ich die Stelle nicht selbst besichtigt habe, übergehe ich alles Weitere.

Früher bildete der Piatigorskische Kreis zwei, von denen der südliche Georgieffsk, der nördliche Alexandroff zur Hauptstadt hatte. Die Linien-Kosaken besitzen in ihm die Ufer des in die Kuma fließenden Podkumok und die Umgebungen der Militärstraße von Stauropol bis an die südöstliche Gränze.

Der Mosdok'sche Kreis, dftlich von der Kuma beginnend, hat nur an dem linken Ufer des Terek fruchtba= res Land und besißt im Norden unfruchtbare Salzsteppen. Die

Linien Kosaken haben für ihren Bedarf die besten Gegenden des Kreises im Besit, und nur an dem Ufer der Kuma befinden sich einige unbedeutende (vier) Ortschaften. Mosdok am Terek ist die Hauptstadt mit ungefähr 4400 Einwohnern. Truchmenen und Nogaier durchziehen die Steppen.

Der Kisliar'sche Kreis beginnt dftlich, wo der vorige aufhört und erstreckt sich bis an das kaspische Meer. Der ganze Kreis ist mit sehr wenigen Ausnahmen eine dde Sand - und Salzsteppe, die noch wegen des ungesunden Klima's wenig bewohnt wird. Alle russischen Colonien sind bis auf wenige wiederum eingegangen, und so finden sich in ihm außer den Stanißen der Linien-Kosaken nur wenige unbedeutende Dörfer (zwanzig an der Zahl), zu denen auch die Poststationen, sowohl die auf dem Astra= chan'schen, als auch auf dem Mosdok'schen Wege gerechnet sind. Der Hauptnahrungszweig der Einwohner ist der Handel, besonders mit Erzeugnissen des Landes und des Gebirges und mit Fischen. Der hier gezogene Wein ist unter dem Namen des Kisljar'schen weit und breit berühmt. Truchmenen und Nogaier sind auch hier die herumziehenden Völker und im Winter schlagen TorgutenKalmuken in ihm ihre Wohnung auf. Hauptstadt des Kreises ist Kisljar, eine für das kaspische Meer wichtige Handelsstadt von 9-10,000 Einwohnern. Mit dem Mosdok'schen Kreise nimmt der Kisljar'sche ein Drittel des Flächeninhaltes von Ciskaukasien ein.

Nachdem ich so im Allgemeinen die Lage und Beschaffenheit Ciskaukasiens nåher bezeichnet habe, sey es mir erlaubt, noch einiges über die einzelnen verschiedenartigen Völker, welche besonders das Land einnehmen, zu sagen. Nächst den Russen, die, wie schon gesagt, besonders seit dem Jahre 1781 hieher verseht wurden, verdienen die nomadifirenden Völker, die Kalmüken, Nogaier und Truchmenen unsere Aufmerksamkeit. Ueber die Abassen, Armenen, Grusier und Ossen werde ich spåter schon weitläufiger sprechen.

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Die Groß und Kleinrussen haben mit wenig Ausnahmen ihre Eigenthümlichkeiten beibehalten, sind aber durch die hier ausgestandenen Leiden, durch die immerwährenden Gefahren, denen fie Tag und Nacht ausgesetzt sind, und durch einen eigenthumlichen Hang zur Religionsschwärmerei meist nicht mehr jene gut

müthigen, unverdrossenen und freundlichen Menschen geblieben, sondern einer traurigen Einsamkeit hingegeben, und unter den Einflüssen einer dden, wasserarmen Gegend wurden sie nach und nach menschenschen und verschlossen. Größtentheils sogenannte Raskolniks (Andersgläubige oder Sectirer der griechischen Kirche) hegen sie gegen Andersdenkende Mißtrauen, wagen kaum die Augen aufzuschlagen und gehen ångstlich dem Fremden aus dem Wege. Leider hat auch der Mysticismus bei den Russen, deren Kirche an und für sich schon eine Hinneigung dazu hervorrufen kann, tiefe Wurzeln gefaßt, und alle jene traurigen Erscheinungen der Verirrungen des Geistes, wie sie in der neuesten Zeit besonders in Ost- und Westpreußen aufgetreten sind, kommen häufiger noch in Rußland vor. So sehr auch die Regierung bemüht ist, diesem unheilvollen Wesen entgegen zu arbeiten, und es oft auf das strengste ahndet, so scheint das Uebel sich mit jedem Jahre zu vergrößern. In Mingrelien befindet sich eine ganze Menge solcher Unglücklichen, welche sich selbst castrirten und zur Strafe am Rion den Transport zu besorgen haben.

Die Russen, die in Ciskaukasien schon geboren wurden, befinden sich in einem bessern Zustande als diejenigen, welche im Verlaufe der Zeit hieher versetzt sich erst an das fremde Klima gewöhnen mußten. Die erstern sind auch in der Regel wohlhabender. Eigentlicher Wohlstand hat sich aber noch nicht bei ihnen eingebürgert, und zum großen Theil bestehen ihre Wohnungen noch aus armseligen Hütten, ja selbst sogar aus sogenannten Semljanken, die mehr unter- als überirdisch find. Die bessern Håuser sind von Holz oder von Lehm und werden im leztern Falle sehr dauerhaft bereitet. Das Dach ist mit Stroh oder Schilf bedeckt. Eine Umzäunung für einen Hofraum findet sich in der Regel vor, aber wie in dem innern Rußland der Reinlichkeit nicht in hohem Grade gehuldigt ist, so vermißt man sie hier noch mehr. In der Kleidung und Lebensart unterscheiden sich die hier ansåssgen Russen in nichts von ihren übrigen Landsleuten.

Zehntes Capitel.

Von den nomadißirenden Völkern Ciskaukafiens.

Die Nogaier, ihre Entstehung, die neun Hauptstämme; ihre Geschichte; die Kuban'schen Tataren; ihr jetziger statistischer Zustand; Körperform; Temperament; die Enareer; Truchmenen; die Kalműken; ihre Geschichte; Auszug derselben; die Stämme der Torguten, Choschoten und Derbeten, deren Wohnplåge; Körperform, Temperament.

Zu den åltesten Bewohnern Ciskaukasiens gehören die Nogaier, ein Mischvolk das aus dem Urvolke dieses Landes türkischen Stammes, den Komanen, und den Mongolen entstanden ist. Seine Entstehung datirt sich daher von dem ersten Einfall Dschingis-Chans in Ciskaukasien und der Bildung des Reiches Kiptschak durch die Herrscher der goldenen Horde, deren erster Chan Batu, ein Enkel Dschudschi's, wurde; seine vollkommene Ausbildung hingegen geschah in der Zeit, als Nogai, einer der Nachkommen Dschingis-Chans, in der zweiten Hälfte des 13ten Jahrhunderts sich im Norden und Osten des asoff'schen Meeres festsezte, sich ein eignes Reich schuf und seinen Namen auf seine Unterthanen übertrug. Man muß sich übrigens sehr hüten, diese Nogaier mit einem andern Volke desselben Namens und ziemlich desselben Ursprungs, das weit im Often in Sibirien schon lange existirte, zu verwechseln.

Schon von frühester Jugend an im Kampfe geübt, zeichnete sich Nogai als tapferer Soldat und einsichtsvoller Feldherr aus. Mit den Jahren wuchs die Macht seiner Horde und ringsum bekriegte er mit Glück die umwohnenden Völker, besonders die Bulgaren und Kaukasier. Die russischen Fürsten huldigten ihm mehr als den eigentlichen Beherrschern der goldenen Horde, und unter ihm fochten zum erstenmal nach dem Untergange des Fürstenthumes Tmutorakan Russen im Kaukasus, indem sie die Veste Tetjakoff, da, wo jezt Wladikankas liegt, erobern halfen. Der byzantinische Kaiser Michael suchte seine Freundschaft durch reiche Geschenke zu erhalten. Doch nur wenig Werth legte der im Kriege ergraute, nur an Einfachheit gewöhnte Mongole auf die kostbaren Kleider und Kopfbedeckungen. Schüßen die Edelsteine und Perlen gegen Blitz und Donner? war die erste Frage, welche Nogai nach der Betrachtung der Geschenke an den byzantinischen Gesand

ten richtete, und als die reich mit Pelzwerk und Juwelen besetzten Mützen auch keine Heilkräfte gegen Kopfweh besaßen, warf er die kostbaren Geschenke verächtlich von sich. Selbst der kaiserliche Ehrenmantel, womit ihn der Gesandte schmückte, vermochte ebenso wenig sein Gefallen zu erregen, und alsbald vertauschte er ihn wiederum mit seinem Schafpelz. Glücklicher war aber Michael, als er eine seiner vielen natürlichen Töchter, Euphrosyne, die durch ihre Schönheit sich auszeichnete, ihm zuschickte, und der rauhe Krieger war über die neue Gemahlin seines Harems hoch erfreut.

Nachdem Nogai die drei Beherrscher von Kiptschak, Berke, Mengku Timur und Tudai Mengku überlebt hatte, machte er mit dem vierten, Tulabuka, 1282, einen Kriegszug nach Ungarn. Der Himmel selbst war aber wider ihn und so wurde sein Heer zum großen Theil aufgerieben. Ein Theil davon zerstreute sich und siedelte, 1285, sich an den Ufern der Theiß unter dem Namen der Neugarier an. Nach dem Einfall in Polen unterstüßte er Toktai und seßte ihn auf den Thron von Kiptschak. Doch dieser gerieth mit ihm schon im dritten Jahre seiner Herrschaft, 1295, in Streit und beide bekriegten sich mit abwechselndem Glück. Doch als Nogai's Söhne Tschoke und Beke unter sich uneinig wurden, benußte Toktai die günstige Gelegenheit und besiegte Nogai am Bug in einem entscheidenden Treffen. Nogai selbst starb 1299 an seinen Wunden, nachdem er seinen Söhnen eine mächtige Horde vom Don bis an den Bug zurückgelassen hatte. Doch diese beseelte nicht der Geist des Vaters, und unter sich im Streite und einer den andern ermordend, endete das Geschlecht Nogai's schon mit seinen Söhnen. Doch was sein Geist geschaffen, lebte noch in der nogaischen Horde fort. Sie theilte sich in mehrere Ståmme, welche von einzelnen Fürsten, die den Namen Mursen führten, beherrscht wurden, und zerstreute sich von der Jemba jenseits der Wolga bis nach Bessarabien. Nach den sieben Wandelsternen (Bl. 75) existirten neun Hauptståmme, von denen vier, Orak, Kassai, Ur Mohammed und Tokus unter Sahibgerai sich in Bessarabien in der Gegend von Budjak ansiedelten, Jedidschek und Dschemboiluk *) an der Wolga nomadisirten und einer, Mansur, in die Krim aus

*) Dschem ist die Jemba, an welcher der genannte Stamm wohnte.

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