Pagina-afbeeldingen
PDF
ePub

trägt man sobald als möglich ins Schwitzbad und brüht sie mit heißem Wasser ab, um sie von allem zu reinigen, was etwa vom Teufel an ihnen sein könnte.

Beim Geschlechtsakt hat Satan immer seine Hand im Spiel. Vor der Hochzeit geht die Braut ins Bad, um sich von dem Unreinen, Unheiligen zu befreien, und nach der Brautnacht badet sie nochmals, um des Teufels List zu entgehen.1) Dieser Gebrauch war seit jeher im Hause des Zaren wie des Bojaren und ebenso in der Isba des Muschik eingeführt und ist noch heute allgemein.2) Auch späterhin muß die Frau jedesmal ein Bad nehmen, wenn sie mit ihrem Manne den Geschlechtsakt ausgeübt hat.3) Tut sie das nicht, dann kann der Teufel Gewalt über sie gewinnen und als Frucht des Geschlechtsverkehrs leicht ein Wechselbalg entstehen. Reinlichkeitsliebe spielt bei diesen Bädern gewiß keine Rolle. Denn wie die Russen über die Reinlichkeit beim Geschlechtsakt und über die Sauberkeit der Geschlechtsteile denken 4), erfährt man deutlich genug aus ihrem Sprichwort):,,Für einen guten Hurer existiert keine dreckige Pisda."

1) Über die Unreinigkeit des Geschlechtsaktes nach der Auffassung des Orients und über die Notwendigkeit des Badens nach dem Coitus vgl. Bernhard Stern, Medizin, Aberglaube und Geschlechtsleben in der Türkei, II 193; über Bäder und Waschungen nach dem Beischlaf im Gebrauche der alten Völker: J. Rosenbaum, Geschichte der Lustseuche, 7. Aufl., Berlin, Barsdorf (II. Abschnitt).

3) Забѣлинъ, русскій народъ, 119: Баня, мѣха и солома брачной ночи: 525: Бани.

3) Sammlung merkwürdiger Anekdoten, das Russische Reich betreffend. Aus dem Französischen, Greifswald 1793, I 105.

4) Ähnliches sagt Krauß, Anthropophyteia I 247, Anmerkung, von den Südslawen: Die Bäuerinnen pflegen sich absichtlich ihre Geschlechtsteile nicht zu waschen, weil sie glauben, die angesammelte Unreinlichkeit erhöhe den Liebesgenuß. Auch der Mann bewahrt sorgsam den käsigen Schmutz, der sich hinter seiner Zumpthaut ansammelt.

5) Для хорошаго ебца нѣтъ засранной пизды.

[blocks in formation]

26. Schicksalsglaube und Selbstmord.

Fatalismus des russischen Volkes Sprichwörter Totenklagen Die Vorstellung vom Jenseits - Selbstmörder als Dämone Polnischer Aberglaube in betreff der Selbstmörder Aberglaube der Jakuten und Mongolen Der Selbstmord bei den Tschuktschen - Selbstaufopferung als Mittel gegen Seuchen Russische Gesetze gegen den Selbstmord Begräbnis der Selbstmörder an einem ehrlosen Orte Der Selbstmord im russischen Aberglauben Selbstmörder werden Vampyre und Krankheitsgeister Leichenschändungen.

Widerspruchslose und widerstandslose Ergebung in die traurigen, für unabänderlich gehaltenen Verhältnisse ist eine. charakteristische Eigentümlichkeit der slawischen Völker, sowohl der südlichen als jener im Norden.1) Im russischen Nationalcharakter ist der Schicksalsglaube einer der prägnantesten Züge. Er ist nicht bloß allgemein bei den Bauern anzutreffen, sondern dringt häufig genug in die höheren und intelligentesten Klassen der Gesellschaft ein. Er ist mit der russischen Denkweise verwachsen. Man findet bei dem Russen Spuren von Fatalismus ebenso in den Momenten todesverachtender Tapferkeit wie in Stunden völliger Resignation, bei der Auflehnung wie bei der Unterwerfung, in der Tollkühnheit nicht weniger als in der Entmutigung, in den Anwandlungen fieberhafter Tätigkeit gleichermaßen wie bei der größten Abspannung, im Verneinen wie im Glauben, in allen Neigungen und Vergnügungen.2) Man kann so weit gehen, diesen Charakterzug über alle anderen Züge des russischen Charakters zu stellen. Der Glaube an Vorsehung und Schicksal ist im russi

1) Vgl. Dr. Friedrich S. Krausz, Sréca, Glück und Schicksal im Volksglauben der Südslaven. Separatabdruck aus den Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien, 1886.

2) Leroy-Beaulieu, Das Reich der Zaren und die Russen, III 23.

« VorigeDoorgaan »