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Theologie.

[4680] Die Bestandtheile des Buches Sacharja, kritisch untersucht und chronologisch bestimmt von Emil Fr. Jul. v. Ortenberg. Gotha, F.A. Perthes. 1859. IV u. 87 S. gr. 8. (16 Ngr.)

Während die Kritik gewissen Bestandtheilen mehrerer Bücher der h. Schrift einen späteren Ursprung anweist, als deren Titel in der Sammlung des Kanons erwarten lassen, findet bekanntlich bei den unter dem Namen Sacharja zusammengestellten Vaticinien das Gegentheil statt, dass die letzten sechs (Capitel) derselben das Gepräge eines früheren Ursprunges an sich tragen. Den ersten Anstoss zu dieser Erkenntniss gab, wie unser junger Vf. auf S, 1 im Eingange seines Ueberblicks über den äussern Verlauf der kritischen Untersuchungen erinnert, Joseph Mede am Colleg. Christi zu Cambridge († 1638) in seinen 1653 zu London erschienenen Diss. (fragm. sacr. p. 90) cf. Works of Mede. Lond. 1672. p. 786 u. 833) durch die Bemerkung, dass der h. Geist [durch Bewahrung der richtigen Tradition] in Mt. 27, 9., wo die unter Sach. 15, 12. zu lesende Stelle nicht diesem Propheten, sondern dem Propheten Jeremia zugeschrieben werde, tria ista Sacharjae capita IX, X, XI. genuino suo auctori vindiciren gewollt habe. Nach Vollendung des Ueberblicks (13) wendet sich unser Vf. zu seinen eigenen kritischen Untersuchungen, und sucht zuerst in einem negativen Theile sowohl die Gründe, welche für die nachexilische Abfassung (50), als diejenigen, welche für die Einheit des zweiten Theiles der unter dem Namen des Sacharja aufbewahrten Prophetenreden sprechen sollen, zu widerlegen (67), um dann in einem positiven Theile 1. die Abfassungszeit von Cap. 9, 111, 17. und 13, 7-9. (79) und 2. die Abfassungszeit der Stücke Cap. 12, 1-13, 6. und 14, 1 - 21 zu bestimmen. Seine Resultate sind diese: die Wirksamkeit des Propheten, von welchem die erstgenannten Stücke herrühren, fiel in die Zeit der vorexilischen Könige Usia, Jotham und Ahas von Juda und Jerobeam II., Sacharja, Sallum, Menahem, Pekaja und Peka von Ephraim, umfasste demnach einen fast 40 jährigen Zeitraum im 8. Jahrh. v. Chr.,,Das erste Orakel gehört, weil bald nach Joël und sicher nach Amos und Hosea aufgeschrieben, zu den ältesten uns erhaltenen Producten des prophetischen

1859. IV.

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Geistes. Nach seinen übrigen Prophetieen war der Prophet ein älterer Zeitgenosse des Jesaja und wie dieser ein Einwohner des jüdischen Reiches. Vgl. 9, 7. 9. 13. 10, 3." (S. 79). Die andere Prophetie ist nach seinen Ergebnissen,, um das Jahr 600 v. Chr. geschrieben, und zwar die letztere Hälfte (14, 1–21) wohl später als die erstere (12, 1—13, 6), zu einer Zeit, in der die ernster und drohender sich gestaltende Weltlage die stolze Siegesgewissheit (12, 3. 4. 6.) herabstimmte und die Vollziehung eines Strafgerichtes an der heil. Stadt (14, 1. 2.) ahnen liess. Vgl. Ewald Proph. I, 395. Hitzig kl. Proph. 2. Aufl. p. 353."

[4681] Kritisch-exegetischer Kommentar über das Neue Testament von Dr. H. A. W. Meyer, CR. in Hannover. 16. Abth.: Die Offenbarung Johannis. Bearb. von Dr. Fr. Düsterdieck, Conventual - Studiendirector zu Loccum u. s. w. Göttingen, Vandenhoeck u. Ruprecht. 1859. Xu. 578 S. gr. 8. (2 Thlr.)

Auch unt. d. Tit. ·

Kritisch exegetisches Handbuch über die Offenbarung Johannis

yon u. s. w.

Ref. kehrt die hier getroffene Ordnung der von Düsterdieck und Meyer vorangestellten Bevorwortungen um, lässt dem Heber und Leger des mit der Vorlage zum erfreulichen Abschlusse gebrachten Commentars zum N. T. den Vortritt und deutet zunächst den Ausdruck des gegen Gott herzlich ausgesprochenen Dankes an, welchen die Vollendung einer so weitschichtigen Arbeit, wie sie hier eintritt, unwillkürlich auf die Lippen ihm legt. Als der ehrwürdige Vf. das Hauptwerk seines Lebens vor langen Jahren -Ref. schaltet ein, dass die erste Bearbeitung der Synoptiker, die sich später in die des Matthäus allein, und des Marcus und Lucas zusammen spaltete, im Jahre 1832 erschien in den einfachen Verhältnissen eines glücklichen Landpredigers in Angriff nahm, hoffte er die ganze Arbeit allein durchführen zu können, woran seine Versetzung in weitere und schwierigere Kreise kirchlicher Thätigkeit ihn hinderte. Was die von ihm gewonnenen Kräfte von Lünemann und Huther, die sie dem von ihm angelegten Baue harmonisch anzuschliessen verstanden, ihm nützten, hat die Wissenschaft anerkannt, und endlich genöthigt, auf die Selbstbearbeitung der Apokalypse zu verzichten und also den Schluss stein des Ganzen mit eigener Hand zu setzen, konnte er wohl nicht leicht einen tüchtigeren Ersatzmann finden, als den nunmehrigen Bearbeiter, der für seine Leistungen in der Auslegung der Johannisbriefe verdiente Anerkennung auch in diesen Blättern (Jahrg. 1853. Bd. II. No. 2201; 1854. Bd. IV. No. 5618; 1856. Bd. IV. No. 4797) gefunden hat und von dem vorausgesetzt werden darf, dass er das schwierige, gerade jetzt vielfach verwirrte Verständniss der Apokalypse fördern werde und könne. Sonst aus der Vorrede M.'s gegen den Schluss hin noch die Worte hieher: Das göttliche Wort ist es, was die Kirche hält und trägt, was sie immer völliger machen und durch allen Zwiespalt hindurch zum Frieden,

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durch alle Feindesgewalt hindurch zum Siege führen wird, dessen wissenschaftliche Erforschung also auch vor Allem ein Dienst der Kirche sein soll. Die Stellung, welche in dieser Beziehung der nunmehr beendigte Commentar aller dogmatischen Bestochenheit, aller falschen Kritik, allen exegetischen Geistereien, Schwindeleien und Phantastereien unserer Zeit gegenüber eingenommen und klar festgehalten hat, ist nicht ohne vielfache Anfechtung, aber auch nicht ohne nachsichtige Beachtung geblieben." (S. IX f.)

Der hier als eigentlicher Verfasser eintretende Vorredner giebt S. VI f. zu erkennen, dass, während er bei der Auslegung der Johanneischen Briefe unter dem Eindrucke gestanden habe, Worte Gottes auszulegen, welche in vollendeter Reinheit und Schönheit durch den Apostel uns überliefert seien, dieses Bewusstsein ihm bei der Ausarbeitung des gegenwärtigen Commentars gefehlt habe.

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In der ganzen theologischen Beurtheilung der Apokalypse, wie in der kritischen und exegetischen Auffassung derselben insbesondere muss ich mich Männern, wie Hofmann, Hengstenberg, Ebrard und Auberlen entgegenstellen, da ich die Apocal. weder für eine Schrift des Apostels Johannes, noch für ein in jeder Hinsicht vollkommenes Product des christlichen Geistes halten kann, auch die ganze Art der allegorisirenden Exegese, durch welche man aus der A. eine grosse Reihe bestimmter Weissagungen herausbringt, um deren angebliche Erfüllung in der Weltund Kirchengeschichte nachzuweisen, für durchaus verwerflich halte. Aber ich betrachte die A. auch keineswegs von dem Standpuncte, auf welchem z. B. Eichhorn, Ewald und de Wette sich befinden; denn ich kann dasjenige, was der Apokalyptiker für von ihm erschaute Visionen ausgiebt, keineswegs für blosse Fictionen seines eigenen Ingeniums annehmen. Ich zweifle nicht, dass die A. ein inspirirtes Buch sei und deshalb ihren Platz im Kanon mit Recht habe." (S. VI f.)

Ref. zweifelt freilich nicht, dass der elastische Inspirationsbegriff, zu welchem sich der Vf. in diesem Justemilieu bekennt, ihm Anfechtungen von rechts und links erwirken werde, ohne deshalb die Hoffnung aufzugeben, dass gerade des Vfs. Ansicht seinem Commentar förderlich sein werde, nach dem Spruche: Omne nimium u. s. w. und erneuete Beachtung einem Buche des N. T. zuwenden könne, das, wie der Vf. in der Einleitung (S. 48) weiter bemerkt, einen richtigen Prüfstein für die ganze theologische Bildung des Kritikers und Exegeten abgebe, da es für die lautere Hoffnung des christlichen Glaubens eben so gewiss als scheinbar für den nach Zukunftsenthüllungen lüsternen Vorwitz reichen Stoff enthalte, woraus sich nicht nur der mit diesem Buche getriebene schwärmerische Missbrauch erkläre, sondern auch die Animosität, durch welche die wissenschaftlichen Untersuchungen über dasselbe mehr als bei irgend einem anderen biblischen Buche getrübt seien. Die ausführliche, überall auf die bisherigen Erhebungen der biblischen Forschungen und die daraus erwachsene Literatur basirte Einleitung entwickelt im Ganzen einen musterhaft rubig-gemessenen Charakter und legt in dem 1. §. Inhalt, Plan, Einheit und Form der A. dar (S. 1 26), im 2. ihren Grundgedanken, ihre parakletische Tendenz und prophetische, insbesondere apokalyptische Art (46) und wendet sich in den 3 letzten zu

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der schwierigen Untersuchung über ihre ursprüngliche Bestimmung und ihren Verfasser (-92), in letzter Beziehung mit dem plausibel gemachten Resultate, dass gegen die nicht aufrecht zu haltende Tradition der Verfasserschaft des Apostels Johannes die abweichende zu erfassen sei, nach welcher der Apokalyptiker Johannes mit dem Presbyter gleiches Namens identisch sei. Hierauf tritt der Commentar selbst ein und theils die Vollständigkeit in den kritischen Anführungen zum Texte, theils die Exegese selbst in ihrer Klarheit und Gründlichkeit, in zugleich ansprechender Form so wie in scharfsinniger Entwickelung des Gedankenzusammenhanges, so weit dieser sich in der Manier des Buches selbst möglich macht, werden ihm verdiente Beachtung zuführen und erhalten.

[4682] Das Leben Jesu Christi. Geschichtlich-pragmatisch dargestellt von Dr. Jordan Bucher, Kaplan ad S. Anton zu Scheer u. Präceptor der lat. Schule das. u. s. w. 1. Bd. Stuttgart, Scheitlin. 1858. XIV u. 862 S. gr. 8. (n. 3 Thlr. 20 Ngr.)

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Mit Approbation der erzbischöfl. und bischöfl. Ordinariate zu Freiburg und Rottenburg, dem Bischof Dr. Joseph von Lipp zn Rottenburg gewidmet, liegt uns hiermit von der früher schon angekündigten Schrift des Vfs. über das Leben Jesu Christi und der Apostel der erste Band vor, eine ausführliche Geschichte" des Lebens Jesu vom katholischen Standpunct" d. i. nach des Vfs. Erklärung ein geschichtlicher Nachweis des Lebens Jesu in seinem Wesen, Lehren und Wirken „als wirklichen Vollzugs der Erlösung der Menschheit (so weit es nämlich geschah)" soll wohl heissen: als vollzogener Begründung dieser Erlösung in der Zeit. Denn was die Dogmatik dialektisch zu erweisen hat, ebendas hat die Geschichte aus den Thatsachen nachzuweisen. Wie daher jene ihren Abschnitt von der Erlösung nicht ohne die vorhergehende Lehre vom Sündenfall behandeln kann, so muss die Geschichte des Erlösers auf die thatsächlichen Voraussetzungen der durch ihn bewirkten Erlösung gebaut sein, also durch die vorausgeschickte geschichtliche Darstellung des von Jesu in der Zeit vorgefundenen Zustandes der zu erlösenden Menschheit, sowohl von Seiten ihrer Erlösungsbedürftigkeit als ihrer Erlösungsfähigkeit und des Grades ihrer negativen und positiven Vorbereitung im Heiden- und Judenthum, zum Verständniss gebracht werden. In letzterer Hinsicht bedauert der Vf., dass ihm Döllingers Werk über das Heidenund Judenthum zu spät für seinen Zweck zugekommen sei. Bei der Anordnung der Thatsachen folgt er einer,,authentischen Harmonie," im Unterschied von der „,eklektischen," welcher weniger Objectivität zukomme,,,weil sie nur nach dem dunkeln Gefühle des Passenden bald diesem, bald jenem Evangelisten den Vorzug giebt und Folge leistet." Daher wird mit Recht z. B. eine zweimalige Tempelreinigung, nach Johannes und Matthäus, am Anfang und Ende des öffentlichen Lebens Jesu und vollkommen angemessen dem Zweck desselben, angenommen, wobei wir nur gewünscht

hätten, dass diese Angemessenheit vom Vf. selbst schärfer hervor. gehoben worden wäre, da seine fast blos parallelisirende Zurückweisung in §. 138 auf §. 34 leicht eine seinen eigenen Absichten nachtheilige Wirkung auf den Leser hervorbringt. Mit dieser unbedeutenden Ausstellung wollen wir nicht gesagt haben, dass wir seine vorherrschende Fernhaltung von störenden Excursen in Vertheidigungen der evangelischen Geschichte des erhabensten und reichsten Lebens gegen eine schriftstellerische Kritik nicht aufrichtig billigten. Seine Eintheilung des Ganzen ist folgende. Nachdem in einer mehr als den vierten Theil des Buches ausfüllenden Einleitung (§§. 1-9) Plan und Zweck dieser Darstellung des Lebens Jesu gezeichnet, das römische Weltreich und das Land der Verheissung nach seiner Weltstellung und mit seinen religiösen Secten geschildert, dann nach einer Erinnerung an des Menscheu Bestimmung und Fall das Heiden- und das Judenthum in seinen religiös-sittlichen Zuständen zur Zeit Jesu beschrieben, und hiernach in §. 7 die Aufgabe des Erlösers und seine Befähigung dazu durch seinen gottmenschlichen Charakter wie durch sein dreifaches Amt aufgezeigt, §. 8. die Möglichkeit der Darstellung des Lebens Jesu nach den vier Evangelien als Erfüllung der schriftlichen Offenbarung erhärtet, endlich in §. 9 kürzlich die Fülle der Zeit (was unsers Erachtens vor §. 7 oder gar nicht in die Einleitung, sondern an die Spitze der Geschichte selbst gehörte) skizzirt worden (240), wird die Geschichte Jesu Christi, des Gottessohnes und Welterlösers, in drei Büchern mit mehreren Abschnitten vorgetragen. Das erste handelt von des Messias Erscheinung in der Welt und Jugendgeschichte (303), das zweite von seinem öffentlichen Leben (- 662), das dritte vom letzten Zeitraum des Lebens Jesu auf Erden (834). Ein Anhang enthält A. Chronologisches und B. Synoptisches; Stellen- und Sachregister erleichtern das Nachschlagen. In der Chronologie wird ausgeführt, warum der 25. Dec. des J. 749 nach Roms Erbauung als Geburtstag und der 7. Apr. (30 unserer Zeitrechnung) als der Todestag des Herrn anzunehmen sei. Von diesen 33 Jahren und 3 Monaten seines Erdenslebens dienten die letzten 3 J. 3 M. seinem öffentlichen Wirken. Von den 3 Osterfesten, die in dasselbe fielen, besuchte er nach Joh. 7, 1 ff. das dritte nicht, dagegen im Oct. jenes Jahres 782 das Laubhüttenfest nach Joh. 7, 11 ff. und im December das Tempelweihfest nach Joh. 10, 12 ff. Danach bestimmen sich die Abschnitte des zweiten Buches. Die des dritten reichen von der letzten Reise des Herrn nach Jerusalem, bis zum Verrathe des Judas, von da bis zur Auferstehung, und von dieser bis zur Himmelfahrt Jesu. Was des Vfs. Benutzung seiner Vorgänger betrifft, so ist sie mehr aus dem Text als aus den sparsamen Anmerkungen und Citaten zu erkennen. Ausser den Verweisungen auf seine eigenen früheren Werke wird am häufigsten auf ältere, demnächst auf Hortig und Döllinger, Schegg, Sepp und andere katholische Historiker, sowie auf

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