Pagina-afbeeldingen
PDF
ePub

nach seiner Wiedererscheinung wider den Antichrist, in welchem die beiden Zeugen, darunter der Elias, zwar fallen, aber nach vierthalb Tagen zum neuen Leben auferweckt werden (Apoc. X). Das Schlachtfeld des Todes ist die große Ebene Megiddo oder Hadradremmon, dort am Fuße der Höhen von Nazareth, an der Grenze der galiläischen Berge, wo im Verlauf der Geschichte bereits alle Nationen der Erde gestritten haben, daher die Landschaft beim Volke mit Recht Wady Mukata oder das Würgethal heißt. Diesem Todtenfeste steht das Thal Josaphat als Ort der Auferstehung und Wiederbelebung gegenüber 1). Hieher gehören dann schließlich die Vorstellungen vom Tage des Gerichtes 2).

Die Trauerweide,

das bekannte Symbol der Trauer, des Todes und der Unterwelt, hat erstere Bedeutung schon in Psalm 137, 1: „Wir weinten, wenn wir Sions gedachten, und hängten unsere Harfen an der Weide auf." Daß solche Weiden auf die Gräber gesetzt werden, ist eine weit verbreitete Sitte; in die Nähe der Unterwelt (im fernen Westen) versetzte die griechische Mythe ein Weidengebüsch. Odyssee X. 509:

„Dort, wo das niedre Gestad und der Waldhain Persephoneia's

Rings voll ragender Pappeln und Frucht abwerfender Weiden.“

Die Weide bringt keine Früchte, sie wirft dieselben ab, ehe sie zur Reife kommen; sonst würde sie nicht in's Todtenreich passen 3). Von Herakles heißt es, daß er die Weißpappel aus der Unterwelt vom Wasser des Acheron hergeholt. Diese aber diente zum Kranze dieses Gottes, der mit der Sonne an jedem Abend in die Unterwelt ging, und ward ein Kranz der Kampfsieger dem Gott zu Ehren. Er hätte sich, meint Schwenk (p. 507), als Siegespreis für alle die berühmten griechischen großen Spiele geeignet, denn diese waren Todesfeste der vergangenen Zeitperioden, weßhalb sie auch als Leichenspiele galten.

Die Germanen hatten auch eine Ausbildung der Unterwelt, welche die ödeste war und dem Todtengott Vidharr gehörte, wo nur Weidengebüsch sich befand. Die Edda nennt des nordischen Todesgottes Loki Mutter Laufey, das heißt Laubinsel, sowie den Vater der Svava, einer Personifikation des Todes, Eylimi, das heißt Inselzweig (ibid.). Hieher gehört auch folgende Sage, welche am Pruth und Dniester unter dem Landvolke geht: Man könne eine Pfeife (Fujurka) machen, die alle Leute zum Tanzen bringe, wenn man eine grüne Weide, die nie ein Wasser rauschen oder einen Hahn krähen hörte, auffinde *). Dieses deutet Schwenk) also:

1) Sepp, Heidenthum I. p. 502. 2) I. c. p. 504. siehe unten Symbol der Wage. 3) Die Schattengänge der Unterwelt sollen auch noch von Eibenbäumen, welche den Furien gewidmet sind, gebildet sein (Friedrich p. 332). 4) Edermann, Lehrb. der Religionsgesch. und Mythol. IV. 2. p. 196. 5) Mythologie der Slaven

„Die Weide, welche nie ein Wasser rauschen hörte, ist allerdings eine ungewöhnliche, insofern dieselbe am Wasser zu wachsen pflegt; daß aber nicht das Ungewöhnliche hier gemeint sei, geht aus der zweiten Bedingung hervor, die nicht von der Art ist, daß sie zur Bezeichnung des Ungewöhnlichen dienen könnte. Die Weide ist, insofern sie am Wasser wächst, in Beziehung zur Unterwelt gedacht worden, in welche man über Wasser gelangt (nach Homer), aus welcher die Quellen und Flüsse herstammen mit ihren Geistern, die gefährlich, weil sie mit der Todtenwelt in Berührung sind. Der Hahn steht ebenfalls in Berührung mit den Unterweltsgeistern '), er der seine Stimme in der Nacht oder beim ersten Grauen des Tages erhebt, und demnach muß eine Weidenpfeife, welche von jedem Unterweltseinfluß frei geblieben ist, einen lustigeren Ton hören lassen, als eine, welche ihn erfahren hat." Da sich nun ferner an die Unterwelt auch das Dämonische knüpft, so ist die Beziehung des Teufels zur Weide gedeutet. Bei den Polen herrscht in vielen Gegenden der Aberglaube, daß des Teufels liebster Aufenthalt eine verwitterte alte Weide sei; er verwandle sich in eine Nachteule und verkünde als solche von der Weide herab den Landleuten den Tod (Friedrich, Symb. p. 322).

Die Ulme,

ein unfreundlicher Baum, der ganz zum Sinnbild der Trauer und des Todes paßt, daher ihn die Alten um die Gräber pflanzten, wie dies die Nymphen am Grabe des bei der Zerstörung von Theben gefallenen Eëtion, des Vaters der Andromache thaten (Jlias VI. 419).

Der Vogel.

Die Seele wurde entweder als ein bloßes Schattenbild des Leibes angenommen, oder als ein geflügeltes Wesen, gemischt aus menschlicher Bildung und der des Vogels, oder ganz als Vogel. Auf Tarsischen Münzen, welche den Scheiterhaufen, worauf Heracles verbrannt ward, darstellen, schwebt die Seele desselben in Gestalt des Adlers empor. Auch bei der Apotheose der römischen Kaiser werd ihre emporschwebende Seele als Adler dargestellt, der dazu als König der Vögel gewählt war, als Vogel des Himmelskönigs; die Kaiserin schwebt als Pfau empor, als Vogel der Himmelskönigin Juno.

Die Klage um die Todten bezeichnete man dagegen auch durch die Sirenen, und in diesem Sinne dichtete man sie zu Nährerinnen der Persephone 2), sowie man die Sirene auf Gräber seßte. Sophokles, dem selbst eine solche auf das Grab gesetzt ward, gewiß mit Anspielung auf seinen Zaubergesang, sagte von ihnen: „Die Töchter des Phorkos, welche die Weisen der Unterwelt singen 3)". Ja der Mythus, daß der Mensch durch sie zu

') Friedrich, Symb. p. 561 ff.

) Plutarch, Symb. 9, 14.

2) Apollonius der Rhodier 4, 897.

Grunde gehen, und daß Gebeine da liegen, wo sie ihren Siß haben, ist nur aus der Todtenklage entstanden, denn wenn es keine Todten gibt, gibt es auch keine Todtenklage (Schwenk p. 495).

Bei den Aegyptern war der Sperber Sinnbild der Seele und des (immerwährenden) Lebens (ibid. 441. 495). Nach Nork1) ist, wahrscheinlich wegen ihres schwarzen Gefieders 2), die Amsel von der Hieroglyphe unter die Sinnbilder der Nacht und des Todes aufgenommen worden. Dagegen ist der Rabe als Aasfresser zum Tode in nahe Beziehung ge= kommen, und gilt als Sinnbild des bösen, unheilbringenden Prinzips, überhaupt als Unglücksvogel 3). In einem chinesischen Gedicht heißt es: Wohin auch der Rabe fliegen mag, auf eine Hütte oder einen Palast, wo er sich niederläßt, bringt er Unglück und Verderben *). Nach skandinavischer Sage trifft beim Tode des Gottes Balder der Rabe mit den Walfyren (Todesgöttinnen) zusammen, sowie auch überhaupt in dieser Mytho= logie ein Rabenruf das Vorzeichen des Weltuntergangs ist "). Im Koran erscheint der Rabe als Todtengräber (Sure 5). Bei den Serben kommnt der Rabe als Bote vom Schlachtfeld und meldet von den Gefallenen 6). In einem slavischen Liede bringt ein Rabe dem Mädchen Nachricht vom Tode ihres Geliebten 7).

Da der Habicht (hierax) unter den Raubvögeln als ein ganz vorzüglicher Mörder gilt, ist er mit dem viel:aubenden Tode verglichen worden. Daher heißt es im Cid: „Der Tod raubt uns Alles, wie ein Habicht raubt er uns ")".

Die Eule, als Sinnbild der Verwüstung und des Unglücks (Baruch 6, 21), und wie sie Ovid nennt, ein böses Omen für die Menschen (Metam. 5, 551), ist auch Todesanzeige): Virgil sagt, daß Dido des Aeneas verlustig und lebensmüde, eine Eule auf ihres Palastes Zinnen gehört, welche ihr ein Leichenlied gesungen, und Aelian (Naturgesch. der Thiere 10, 37) erzählt von Pyrrhus, dem König von Epirus, daß sich, als er gegen Argos gezogen, eine Eule auf seinen Speer gesetzt habe, er aber auf Argos ruhmlos umgekommen sei. Noch jetzt ist es deutscher Aberglaube, daß, wenn sich eine Eule auf ein Haus seht und schreit, Jemand bald sterben wird. Die Eule, als Vogel der Minerva, ist Symbol des Zerstörenden im Kriege (ibid. p. 548).

Die Gans als Symbol der Liebe und Zeugung wurde auch Todes

[ocr errors]

Jolowicz,

1) Etymologisch symbol. - mytholog. Realwörterb. I. p. 80. 2) Daher der lateinische Name dieses Vogels, merula von μélas schwarz, und der griech. xóTTUYOS von xórros, etwas Verdeckendes, xvdos dunkel. 3) Darauf deutet das öfters bei Aristophanes (Vögel 28, 894 u. a. D. „zu den Raben gehen“. der poetische Orient. Leipz. 1853. p. 23. 440. ) Friedrich, Symb. p. 521. 7) Wurzbach, Sprichwörter der Polen 2. Aufl. p. 219., bei Friedrich 521. 9) Eine solche ist auch *) Friedrich p. 547. der Pochläfer oder Todtenkäfer (Friedrich 623).

5) Mone, Geschichte des Heidenthums I.

[ocr errors]

symbol, weil Zeugung und Tod die beiden Symbole des Seins sind und weil aus dem Tode sich neue Zeugung (neues Leben) entwickelt. Der Göttin der Unterwelt wurden Gänse geopfert. Hierauf deutet auch der Kopf einer Gans am Eingange in die Unterwelt'). Auf Grabmonumenten findet man nicht selten Gänse dargestellt 2).

Endlich müssen wir noch erwähnen den sagenhaften Vogel Phönix, welcher nach Herodot (II. 73) sich selbst verbrennt, aber jugendlich aus der Asche hervorgeht, und schon durch sein purpurnes Gefieder das Morgenroth der Auferstehung verkündet. Die christlichen Väter 3) deuten dieses Bild für die Auferstehung des Fleisches, während es die Pythagoräer für die Metempsychose auszubeuten suchten. Clemens von Alexandrien schreibt: "Ist der Phönir an's Sterben gekommen, so macht er sich aus Weihrauch und Myrrhen und anderen Gewürzen ein Nest, in das er, sobald seine Zeit erfüllt ist, hineingeht und endet. Geht nun sein Fleisch in Fäulniß über, so wird eine Art Wurm erzeugt, welcher von der Feuchtigkeit des gestorbenen Thieres sich nährt und Flügel bekommt. Kräftig genug geworden, hebt er jenes Nest mit den Gebeinen seines Vaters empor und fliegt mit ihnen am hellen Tage im Angesichte aller aus der Gegend von Arabien nach Aegypten in die sogenannte Sonnenstadt, legt sie dort auf dem Altar der Sonne nieder, und kehrt darauf wieder zurück. Und die Priester, indem sie in den Annalen nachsehen, finden, daß er gerade nach 500 Jahren gekommen sei *)".

Die Wage.

Bei den Hellenen führt Zeus die Seelenwage in der Hand, wie die Ilias VIII. 70 ausspricht:

Siche, da hielt der Vater empor die goldene Wage,

Warf zwei Loose hinein des schlummergebenden Todes,
Eines der Troer, eines der erzgepanzerten Griechen;

Faßte sie nun bei der Mitte, da zog das Schicksal der Griechen
Nieder, es flog empor gen Himmel die Schaale der Troer.

Ebenso werden später XXII. 205 ff. Achilles und Hektor gewogen,

[ocr errors]

1) Welker, Zeitschr. für Ausleg. der Kunst Taf. I. 1. 2) Böttiger, Kunstmythologie II. 442. 3) cf. P. Feiner, „Vom Phönir in den Schriften der Väter" München 1850. ') cf. Tertullian, de resurr. XIII. 208. Auch die Inder haben ihren Phönir unter dem Namen Garuda; die Rabbinen erzählen dergleichen von einem Vogel Chul oder Sis, auch Bar Juchne genannt. Bei Job 29,18 ist auch vom Phönir die Rede. Im weiteren Zusammenhang mit dem Neste des Phönir stehen die Städtenamen Sephoris (von Zippora Sperber), das palästinische Gnesen. Diese Hauptstadt des alten Polens leitet ihren Namen von gniasdo, Neft her, und war zugleich (wie Mochilew, mogila) die Todtenstadt, wo Nija, die Gottheit der Unterwelt, ihren Tempel hatte (Hanusch, Slav. Myth. 411, Schwenk I. 12, 114 c.). Dachte man sich doch die Seelen der Abgeschiedenen unter dem Bilde von Vögeln als Ankömmlinge in der andern Welt, die Grabeszellen nannte man daher bezeichnend Columbarien (Sepp, Heidenth. I. 289).

und das Todesloos des Priamiden sinkt bis zum Hades. Dem Zeus, der so die Völker und die Helden wiegt, kömmt auch die Richterwage über die Seelen zu, wiewohl die Göttertrias der Unterwelt mit Minos, Aeafus und Rhadamantus eigens bestellt ist.

Bei den Jndern, wo Yama oder Yima (persisch Dschemschid), der Bezähmer der Lebenden und Todten die Seelenwage hält, dient das Seehorn Kiancha (die Tritonsmuschel, concha) zum Bilde der Auferstehung und Wiederschöpfung; denn sein Blasen bezeichnet, wie bei den Juden der Schall der Posaunen, den Anbruch der neuen Zeit (Sepp, Heidenth. I. 510).

Wasser des Todes.

Die orientalische Mythe läßt den Paradiesberg') nach den vier Himmelsgegenden hin in den Elementarfarben weiß, schwarz, roth und gelb erglänzen. Von dieser Anschauung sind die Benennungen der Meere: weißes, schwarzes, rothes, gelbes (chinesisches) Meer hergenommen. Gleiches gilt von den Flüssen. Nicht umsonst wird der Nil in der Schrift das Wasser Sichor genannt; auch im Sanskrit Nilas der schwarze (Nila-Crisdma von seiner tiefblauen Farbe), soviel wie Indus oder Sind, Cokytus, Cedron, Cydaros oder Cidaris bei Bycanz, Athyras und die vielen Melas, oder Mauronero (der Cephyssos), Mauropotamos (der alte Acheron) und Rionero, die alle das Gegentheil von Vistuna bder Vistula, dem weißen Fluß, besagen. Bei andern dieser Namen, welche zu den ältesten Denkmälern der menschlichen Sprache gehören, tritt die religiöse Idee noch deutlicher hervor, und läßt sich geradezu eine ethische Anschauung darthun. Jenen Strömen aus der Höhe und den Gewässern des Lebens stehen nämlich Wasser des Todes entgegen. Unterhalb des paradiesischen Sees Genesareth liegt das todte Meer ausgebreitet. In diesem sahen die Juden ein Bild der Hölle 2) und gaben darum selbst den Flüssen, welche sich in diesen Abgrund ergoßen, dem Jordan und Cedron, nicht umsonst die Bedeutung Fluß des Gerichtes und schwarzer Fluß. Aber es gab nicht nur mare mortuum im gelobten Lande, sondern das Alterthum weiß noch von einer Anzahl Meere dieses Namens. Römische Schriftsteller suchen das mare concretum, coenosum, pigrum, clausum oder conclusum im Nordwesten der Erde. Dort ist nach Plinius (IV. 27) das cimbrische Morimarusa oder wörtlich nach dem welschen Idiom mor-y-marw, das Meer des Todes, zwischen Britannien und Gallien gelegen, von wo die Ueberfahrt der Todten nach Jenseits, und zwar nach dem Eiland Brittia oder nach Irland stattfand, welche Insel in ihrer Patrikshöhle auch die Pforte der Unterwelt hatte. Dorthin zu liegt das ewigstockende mare chronicum, an dessen Ende Nie

1) siehe II. Theil 1. Abschnitt „Indien“.

-

3) Psalm 87, 5-7; 142, 7; Isaias 38, 18: Quia non infernus confitebitur tibi, neque mors laudabit te: non exspectabunt qui descendunt in lacum, veritatem tuam. cf. 43, 1.

« VorigeDoorgaan »