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mand vorbringen kann, der Salzsee der neuen Welt oder das wilde Klebermeer, von welchem die abendländischen Heldenlieder singen, und das noch die Gefährten des Columbus in Schrecken sette. Auch die Argonauten rüsten sich auf die Fahrt durch das todte Meer und lassen ihre leichten Anker in Cycikus zurück (Apollon. I. 955).

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Wie von jenem Todtensee in Palästina, welchen das noch so genannte Labyrinth an der Westseite begrenzt, ging auch vom Avernersee die Sage, daß kein Vogel darüber zu fliegen vermöge, sondern ein solcher bei der ersten Annäherung todt aus der Luft herabstürze, daher der See ja eben den Namen ooros, vogellos, erhielt. Der Avernersee galt in Italien, wie der acherusische See mit seinen Zuflüssen Acheron, Styr und Cocytus und dem Orte, wo sonst Aornos lag, bekannt durch seine den Vögeln schädliche Ausdünstung" (Plin. IV. 1), in Griechenland für das Ebenbild des gleichnamigen Pfuhls der Hölle, vor welchem alles Leben sich zurückzieht. Dorthin versezte man noch in Virgils Tagen den Eingang in die Unterwelt. Ein solcher acherusischer See lag noch neben dem Aornos unfern dem Vorgebirge Misenum bei Cuma; vom Aornos aber bemerkt Strabo (III. 4), welcher eben die Sage von der Hemmung des Vogelfluges anführt, an ihm sei jenes Nekyia, die Todtenstadt des Homer gestanden, wo die Todtenbefragung stattfand und auch Ulysses sich zu diesem Zwecke einfand. Außerdem kennt das Volk noch heute einen lago di Tartaro bei Rem, ein mare morto bei Neapel und die Solfatara oder Schwefelflüsse bewahren im Lande das Andenken an die alten Höllenflüsse. Die mythologische Völkersage weist auch auf einen See Aornos bei Tartessus im äußersten Westen der Erde (Aeschyl. Prometh. V. 792). Auch über den deutschen Laachersee kann kein Vogel fliegen ').

Aegypten hatte neben dem Sirbon- oder Typhonsee (an der Grenze Palästina's), in dessen Tiefe der vom Himmel gestürzte Satan begraben liegen sollte, auch noch seinen „acherusischen See" an der Abendseite des Nil, nahe bei Memphis, ein symbolisches Fegfeuer oder Reinigungswasser, welches jeder Leichnam passiren mußte, wie Diodor (I. 96) meldet,

um jenseits an der Asphodeloswiese zu landen, wohin nach Homer (Od. 24,13) die Seelen der Abgeschiedenen versetzt werden. Durch die sogenannte a cherufische Schlucht bei Heraclea in Bithynien, wo auch wie in Thesprotien, Elis und Bruttien ein Acheron im Mariandynerland floß, glaubte man den Eingang zur Unterwelt zu finden, durch

1) Der Vogel, der über den Todtensee will, ist dabei das Bild der Seele. Gegen diese sinnvolle Auffassung dürfte die neuere Ableitung vom Sanskr. Avara nieder, unter, woher avastara oder auster, der Süd, averruncare abwenden, schwerlich ftichhalten. Die eigentliche Bedeutung solcher Todtenpfuhle erhellt vielmehr aus dem sogenannten Teufelsfee bei Scheyern, in welchen die Seele Herzogs Arnulph von Bayern nach seinem Tode, wie Arnpeck in seiner Chronik ad annum 973 anführt, der Sage nach gestürzt worden war. cf. den Mumelsee in Schwaben. Sepp, Heidenth. II. 179.

welchen Heracles hinabgestiegen, sowie Aeneas durch die Höhle nächst dem Schwefelpfuhl (Solfatara) bei Cụmä. Dante benüßt dieselbe Sage im Eingang seiner divina comoedia.

Ein todtes Meer war endlich auch der Mörissee in Aegypten, dessen Name selbst an Morimarusa erinnert. An seinen Ufern wurde von den 42 Todtenrichtern das vorbildliche jüngste Gericht abgehalten, dann der Leichnam durch den Charon oder Fährmann zu den Gräbern hinübergeschafft (Sepp, Heidenth. II. 177–180).

Außerdem ist das Wasser Symbol des menschlichen Lebens, welches gleich der Quelle verfließt, und dem Strome gleicht, der aus der Urne des Zeitgottes sich ergießt. In allen Sprachen bildet der Fluß die Metapher für den Zeitlauf. Die rinnenden Wasser erinnern an die Vergänglichkeit des Daseins, an die zeitliche Geburt, aber zugleich an die ewige Wiedergeburt. Die Erde sowohl als der Mensch bedarf einer Lustration zum neuen unvergänglichen Leben, und dazu dient das reine Element (ibid. p. 188).

Der Wolf.

Weil der Wolf ein gewaltiger Verschlinger ist, von dem man annahm, er verschlinge die Leichen der in der Schlacht Gefallenen, so ward er ein Hauptsinnbild des Alles verschlingenden Todes'). Er gehört daher auch dem Apollo in dieser Bedeutung, der ein Kriegsgott und Todesgott ist. Besonders wundersam lautet der Mythus, den wir bei den Griechen wie bei den Germanen finden: Ein Wolf suche die Sonne und den Mond zu verschlingen.

In der germanischen Mythologie spielt dieser Wolf, der den Tobesgott Lodi erzeugt hat, und der Fenrir heißt, eine große Rolle. Er ist ein Ungeheuer, das die Götter mit starken Banden fesseln mußten, das aber einst loskommen wird, wo es dann mit den Göttern und der Welt in ihrer jezigen Beschaffenheit zu Ende geht. Er wird dann den höchsten Gott, den Odin oder Wodan verschlingen. Diesen aber verschlang er eigent= lich alle Tage, denn derselbe ist der Gott der Sonne, die jeden Abend in die Unterwelt geht oder bildlich von dem Abgrundswolf verschlungen wird.

Odin hat als Gott der Schlachten zwei Wölfe in Beziehung auf die im Kampfe dem Tode Verfallenen. Riesinnen und Zauberinnen kommen nach nordischer Mythologie auf Wölfen geritten. Hieher gehört:

der Wehrwolf oder Mannwolf,

der in einen Wolf verwandelte Mann, d. i. das böse Wesen der Unterwelt ein Sinnbild, das Zauberer gebrauchten.

Charon auf dem erwähnten etruscischen Bilde hat nebst dem Hammer

1) Auch durch andere Thiere wird der Tod des Menschen symbolifirt. cf. Friedrich, Symb. der Natur p. 363. Anmerk. 2 ein Verzeichniß, in welchem u. A. der Hahn, Hund, Schlange, Käfer (bei den Aegyptern).

in der Hand und dem Todtenroffe auch Wolfsohren, so daß zwei Vorstellungen vom Tode: Erschlagen und Verschlingen, in einem Bilde zusammenfloßen. Man hatte die Vorstellung, daß mit der Abnahme der lebendigen Kraft in der Natur die Macht des Todes zunehme und so war das Ende des Jahres, ehe das Frühlingsleben beginnt, die Zeit, wo die Gewalt des Todtenreiches dem Menschen am unheimlichsten erschien. Darum wurden in den letzten Tagen des Jahres Reinigungen angestellt und die Geister der Unterwelt gefühnt. Wir sehen zu diesem Behufe auch den Lichtgott als einen Wolfsabwehrer angewendet, denn in Nom wurde das Lupercalienfest, das ist das Fest des wolfabwehrenden Gottes im Februar gefeiert und die Priester hießen selbst Wolfabwehrer. Abwehr der Todesgewalt ') und des schlimmeren Einflusses der Unterwelt und Beförderung des Lebens und Gedeihens war also Zweck dieses Festes und der abzuwehrende Wolf war das Sinnbild der Alles verschlingenden Unterwelt (Schwenk p. 521, cf. Friedrich p. 405).

Wünschelhut.

Die griechische Mythologie schreibt dem Aïdes, dem Gott des Schattenreichs einen Helm zu, der den, welcher ihn auf dem Haupte trägt, unsichtbar macht. Der Name dieses Gottes selbst bedeutet Ungesehen, da man den in der Tiefe der Erde weilenden Tod allerdings nie sieht und nie sehen kann. Niemand seßt den Helm des Hades auf, als er selbst und der, welcher stirbt, denn dieser Helm ist nichts weiter als ein Sinnbild des Todes und anstatt geradezu zu sagen, der Gestorbene, der in die Erde eingegangen ist, wird nicht mehr gesehen, drückte man sich bildlich aus, sein Haupt ist mit einer Bedeckung verhüllt, welche die Eigenschaft hat, unsichtbar zu machen.

In der germanischen Mythologie trägt der Todtengott Odin auch einen breitkrämpigen Hut und dieser ist der sogenannte Wünschelhut2), welcher ganz gleichbedeutend ist mit dem Helme des Aïdes, das ist ein Sinnbild des Todes.

Todes- und Grabesweihe.

Unter die vorzüglichsten Beweise für den Glauben an Unsterblichkeit ist die bei vielen Völkern vorkommende Todes- und Grabesweihe zu zählen, wobei die Betreffenden für die freiwillige Hingabe dieses Lebens das zu= fünftige bessere zu erlangen hofften. Diese Todesweihe der Alten richtet sich nach den Begriffen von der Heiligkeit der Elemente 3) und der Lustration

1) Hieher gehört auch die Feier am Todtenstein bei den Slaven (Friedrich p. 133).—2) Dieß ist eine neuere Wortform aus dem Mährchen des Fortunat vom Schaßgraben; eigentlich heißt er Wunschhut Hut des Wunsch oder Odin, der die Todten wünscht, das ist die erwählt, die sterben sollen, wie Walkyrien oder Wahlmädchen, die auch jene wählten, die dem Tode verfallen waren (Schwenk p. 527). 1) Der menschliche Leib ist aus den vier Elementen zusammengeseßt, und zwar wie

des Leibes der Auferstehung. Die Läuterung und Verklärung zu beschleuni= gen, und die Versöhnung und höhere Wiedergeburt zu erlangen, opfern sich im primitiven Naturdienst die Priester und göttlichen Helden nicht selten durch eine freiwillige Hingebung.

Es ist zuvörderst Heracles, der auf der Höhe des Deta in einer Löwenhaut oder im Zeichen des Löwen sich selber verbrennt, und durch diesen gottmenschlichen Opfertod die höchste Apotheose erlangt. Dieses religiöse Vorbild sollte von seinen Verehrern Nachahmung finden, daher finden wir die Scheiterhaufen in Form eines Altars zum Selbstopfer in der ganzen Heidenzeit aufgerichtet.

Diese Todeswahl zur Erlangung der himmlischen Nativität ist besonders bei den Indern hergebracht und zwar sowohl was Feuer, als Wasser betrifft. Selbst in der Fremde läßt der indische Weise Sphines oder Kalanos im Gefolge Aleranders sich nicht abhalten, zu Pasargada den Feuertod zu erleiden, sowie in Augustus Tagen der indische Philosoph Zarmano chegas, das ist Sramanachargas oder der Heilige, den Griechen zu Athen das Schauspiel seiner Selbstverbrennung gibt. Denselben Akt begeht der Cyniker Peregrinus vor den versammelten Helden zu Olympia, was auch Tertullian anführt. Der Philosoph Empedocles stürzte sich in den brennenden Aetna. P. Catienus Plotinus verbrennt sich mit seinem Herrn, indem er zu ihm sich auf den Scheiterhaufen stürzt (Plin. VII, 36).

Wie derjenige, welcher der Taufe sich unterzieht, symbolisch die Welt= fluth oder die Welttaufe mit ihrer Reinigung übernimmt, so soll durch das Selbstverbrennen oder auch nur durch den Leichenbrand dem Gerichte des Weltbrandes vorgegriffen werden. Daher geschieht es, daß nach uraltem Herkommen noch heutzutage die Gyamo sophisten von der Sekte des Vischnu nicht selten bei eintretendem Alter aus freiem Entschluß sich auf dem Scheiterhaufen oder in einem hohlen Baum verbrennen, um die Feuerlustration zu erlangen oder aufgelöst zu werden in das grenzenlose Al. Dazu kommt noch die Selbstverbrennung der Wittwe mit der Leiche des Mannes, wobei diese gleichsam als Sedenopfer zur Abbüßung seiner Verschuldung sich mit ihm darbringt, wenn der Gatte aber in der Ferne stirbt, mit dessen Schuh oder einem anderen Kleidungsstück, das sie an die

Origenes (de resurr. I. 36) unter Berufung auf die Lehre der Alten erklärt, so, daß die Erde im thierischen Fleische, die Luft im Athem, das Wasser in der Feuchtigkeit, das Feuer in der Wärme des menschlichen Körperk gegeben ist. Der Leib kehrt wieder zu den vier mütterlichen Substanzen zurück, aber gleichviel, ob er begraben oder verbrannt worden ist, wird in ihnen der Keim zur künftigen Auferstehung bewahrt. In christlichen Kunstdarstellungen finden wir den Erliser in Mitte der vier Elementarfiguren. Der Engel des Feuers hält Sonne und Mond, der Windgott ein Horn, der Wassermann eine Urne nebst dem Ruder, die Erde einen Spaten mit Blumen in der Hand; oder es zeigt sich einfach Christus in die Kreismitte der Namen ignis, aër aqua, terra geschrieben. Sepp, Heidenth. II. 155.

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Brust drückt, den Holzstoß beschreitet '). Derlei Selbstverbrennungen kommen auch bei anderen Völkern vor, wie wir sehen werden. — Hieher gehören die Menschenopfer überhaupt. Um die Fesseln der Leiblichkeit abzustreifen und wieder frei zu werden, oder den Verklärungsprozeß zu beschleunigen, muß der Mensch freiwillig sein Leben daran geben. Das ist die Idee der Menschenopfer 2). Christus hat diese Idee stellvertretend erfüllt.

Die Seelenopfer und Todesmahlzeiten.

Wie die Todesweihe Zeugniß gibt für den Glauben an Unsterblichkeit, so auch die Seelenopfer und Todesmahlzeiten, sowie andere Gebräuche bei den Völkern. Auch den Heidenvölkern, bemerkt Sepp, dem wir das Nachstehende entnehmen, war der Glaube an das ewige Leben und der Schatten der künftigen Dinge geboten; auch sie kosteten das vorbildliche Brod des Lebens um die Frühlingszeit, um den Bund mit Gott zu erneuern, sowie im Herbste der Genuß der Todtenbrode den Glauben an die Gemeinschaft, die über das Grab hinaus dauert, erhalten sollte; und wenn vor andern bei uns Deutschen noch in der christlichen Zeit Honigbrode nebst Meth auf Ostern und Allerseelen den Kindern gespendet wird, so ist dieß eine Nachfeier jener alten religiösen Mahle, wobei die heidnischen Voreltern das Fest der österlichen Auferstehung und die Communion der Todten begingen. Noch pflegen die Russen ihre Kutja oder Honigbrode bei Beerdigungen auf einem Teller neben den Sarg zu stellen, am Ostermontag aber auf die Gräber der Verstorbenen hinzulegen und entweder daselbst zu essen oder dem Geistlichen zu verehren.

der süßen Brode, Darum wirft Jsaias

Also hatten auch die Nichtjuden ihre Tage nur daß der Cultusgebrauch ein verkehrter war. (66, 11), wo er von der Verstoßung der Hebräer und dem Berufe der Heiden spricht, den ersteren vor, daß sie nunmehr die Rolle der Goim übernommen: Ihr errichtet der Gad einen Tisch, und schenket ein vom Trankopfer der Meni." Diese Gad Meni ist keine andere, als die Todtengöttin Hevate Mania oder Menia. Die Propheten Jeremias (7, 18), Ezechiel (24, 17) und Djeas (9, 4) sprechen von den Trauer- und Todtenbroden, welche unfern Brodzelten am Charfreitag vergleichbar, auch von den Juden genossen wurden, aber unrein machten, weil alle, die um einen Todten Leid trugen, soweit sie in Berührung mit der Leiche kamen, für unrein galten.

Dieses Trauermahl und Todtenbrod der Morgenländer hat sein Gegenbild in dem neoideлvov und silicernium oder der zowń, das ist coena daemonum (coena funebris quasi in silice posita), jenen abendländischen Leichenhäusern, wobei man das Gedächtniß der Hingeschiedenen beging und die Gemeinschaft der Seelen feierte (cf. II. Theil, Nömer und Griechen). Auch hier ist das unblutige Seelenopfer an die Stelle eines ursprünglich

1) Sepp, Heidenth. II. p. 156. cf. U. Theil 1. Abschnitt unserer Abh. „Indien“. 2) cf. I. c. p. 95 ff.

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