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ist, nothwendig gleichfalls unveränderlich sein '). Nun aber ist die Seele. nicht unveränderlich und daß sie das nicht ist, erhellt bis zur Evidenz daraus, daß sie jetzt zum Schlimmeren abfallen, jezt zum Bessern fortschreiten kann, jezt in ihr etwas seinen Anfang nehmen kann, was vorher nicht da war oder jetzt etwa aufhören kann, was da war, was also unmöglich wäre, wenn sie unveränderlich wäre 2), also ist sie auch nicht gleicher Natur mit Gott oder ein Theil von Gott 3).

Die eigentliche pantheistische Auffassung der Unsterblichkeitsidee widerlegt P. H. Schmidt): „Dem Pantheismus ist Unsterblichkeit nur die Wahrheit, daß ohne Aufhören nur Individuen sein werden, indem die Gattung sich in immer neuen Individuen erneuert. Doch wie? Darf so zwischen Gattung und Individuen unterschieden werden, wie es hier der Fall ist? Sind Gattung und Individuen nicht Eins in der jedesmaligen Generation? wie kann aber gesagt werden, daß die Generation sich erneuert? Von ihr abgesehen ist Gattung ein todter und leerer Begriff und auf sie gesehen ist die Gattung selbst im Sinne jenes Systems nicht unsterblich. Ewige Unsterblichkeit wäre nur ein subjektloses Prädikat, während es sich um eine Unsterblichkeit handelt, welche ihr eigenes Subjekt verewigt. Daß es vor allen Dingen auf den Begriff der Persönlichkeit ankommt, ist leicht einzusehen; in ihm kann auch erst der Begriff der Gattung und des Individuums verstanden werden.

Ist die Gattung nicht in den Individuen unsterblich, dann ist sie sterblich wie sie; denn wie die Generationen einander folgen, so ist in der jedesmaligen Generation die Gattung jedes mal eine andere und ihre Unsterblichkeit bestände eben nur in der Aufeinanderfolge der Geschlechter, sie wäre nur insofern Unsterblichkeit, als überall in der Natur keine absolute Vernichtung stattfindet. Wir aber halten fest (Schmidt 145) an einer persönlichen bewußten Fortdauer, die Unsterblichfeit im vollen Sinne ist... In einem wahren Selbstbewußtsein ist das Gattungsbewußtsein, Weltbewußtsein, und das individuelle Bewußtsein, Gottes Bewußtsein, das eine in dem andern. Es ist aber nicht ein dunkles bloßes Lebens- oder Daseinsgefühl, es ist dasjenige, welches als Freiheit die völlige Harmonie zwischen Geist und Natur offenbart. Im Hervorbringen dieser

') de an. et ej. orig. I. 4 und c. 19; de lib. arb. I. 2. 2) Quod si esset, nec deficeret in deterius, nec proficeret in melius, nec aliquid in semet ipso vel inciperet habere, quod non habebat, vel desineret habere, quod habebat, quantum ad ejus ipsius affectiones pertinet. ep. 166 (28) ad Hieron. u. 3. cf. contr. Secundin. Man. c. 8. - Eine Beweisführung, die gegen den jezigen idealen Pantheismus, der das „Ich“ an sich, das absolute Selbstbewußtsein-Wesen der Seele (die von Aug. angeführte Erscheinung als Accidenz ansieht) nicht stichhaltig sein dürfte. 3) Non est pars Dei anima, si enim hoc esset, omnino incommutabilis atque incorruptibilis esset. ep. 166 (28) ad Hieron. 1) Kriterium des Selbstbewußtseins. 1842. p. 136 ff.

Harmonie besteht die ausschließliche Thätigkeit der Freiheit, deren Produkt die Unsterblichkeit ist.

Hätten wir ferner nur ein individuelles Bewußtsein, ein nicht erkanntes, sich seines Verhältnisses zur Welt nicht bewußtes Daseinsgefühl, wie es z. B. die Thiere wohl haben mögen, dann würden wir auch kein Bewußtsein von einer Unsterblichkeit haben, dieselbe nicht ahnen noch hoffen. In diesem Sinne gehört die Unsterblichkeit dem Gattungsbewußtsein in uns. Wäre dieß nun ohne alle Substanz, ohne alles Subjekt im Menschen, dann würde es keine Unsterblichkeit geben. Das Subjekt des Gattungsbewußtseins ist aber das Selbstbewußtsein, wie das Individuum das Subjekt der Gattung ist. Das Selbstbewußt= sein ist die Bestätigung des Gattungsbewußtseins und des individuellen Bewußtseins zu gleichen Malen und im Individuum findet die Gattung, das Subjekt ihres eigenthümlichen Wesens, wodurch das Individuum als lebendige Persönlichkeit in der Gattung wiederum sein eigenthümliches Wesen findet; die Einheit beider ist die Persönlichkeit, die wir daher als das Subjekt im Sinne haben müssen, wenn von Unsterblichkeit geredet wird.

Wir wollen nun auch noch die Unhaltbarkeit des Pantheismus an seinem Systeme selbst einigermaßen nachweisen, und hiebei Fr. Hoffmann folgen, welcher (Theismus und Pantheismus p. 15 ff.) bemerkt: „Gegen diese Lehre, die schon deßhalb falsch ist, weil sie dem sittlichen Gefühle des Menschen widerstreitet, können eine ganze Schaar von Gründen aufgebracht werden. Wenn das Bewußtsein der geistigen Wesen das Ergebniß blindwirkender Kräfte wäre, und wenn jedes Bewußtsein durch die Gesammtheit der Weltwirkungen auf das jedesmal nothwendig bestimmt würde, so könnte es keinen Unterschied von wahren und falschen Vorstellungen geben, also auch keinen Unterschied von wahrer und falscher Philosophie... Sehen wir ferner auf das Verhältniß des Absoluten zum Bedingten in dieser Lehre, so hat das Absolute außer dem Bedingten, und das Bedingte außer dem Absoluten keine Wirklichkeit. Die Wirklichkeit des Absoluten ist eben die Gesammtheit des Bedingten, die Wirklichkeit des gesammten Bedingten ist eben das Absolute. So verschwindet jedes im Andern, d. h. jedes verschwindet in dem, welches ehne es gar nicht wäre. In diesem sich widersprechenden Cirkel dreht sich die ganze Lehre.

Die idealistische Form dieses Pantheismus nähert sich wohl scheinbar einer tieferen Auffassung, indem sie formell die Persönlichkeit des Absoluten ausspricht, allein sie versteht unter der Persönlichkeit des Absoluten nur den abstrakten Begriff einer Allpersönlichkeit, die das Absolute als das Wesen des Persönlichen in allen bedingten Persönlichkeiten sein soll. Hiernach würde die Persönlichkeit des Absoluten nur in der Gesammtheit der endlich geistigen Wesen ihre Wirklichkeit haben. Das Absolute an und für sich entbehrte aber der Persönlichkeit und also des Bewußtseins und des Willens. Das Persönliche des Absoluten schrumpfte zum bloßen Gattungsbegriff der persönlichen Wesen zusammen und wäre somit nicht selber persönlich und

alles Persönliche wie Nichtpersönliche wäre nach wie vor Wirkung eines bewußtlos- und willenlosthätigen Allgemeinen. Diese idealistische Form des Pantheismus schreitet sogar zur Anerkennung der sitt lichen Freiheit und Verantwortlichkeit der geistigen Wesen fort und verknüpft diese Lehre in einigen Vertretern mit der entschiedenen Behauptung der individuellen Unvergänglichkeit der geistigen Wesen. Allein sie kann diese wohlgemeinten Lehren nicht befriedigend aus ihrem Prinzip eines an sich und abgesehen von der Welt unpersönlichen Absoluten ableiten. Die Einsicht in der Unmöglichkeit dieser Ableitung hat mehrere Denker auf die zweite und höhere Form des Pantheismus des Persönlichkeitspantheismus) geführt. Auch diese Form des Pantheismus ist aus gleichen Gründen mit dem Theismus darin einverstanden, daß das Absolute an und für sich als Persönlichkeit, als selbstbewußt wollend wirkender Geist aufgefaßt werden müsse, mit andern Worten, daß das Absolute nicht absolut sein könnte, wenn es nicht an sich selber Persönlichkeit und Geist wäre, daß aus einem als selbst geistlos und bewußtlos angenommenen Absoluten die Welterscheinungen als bedingte Geisterwelt wie als bedingte Naturwelt, sich nicht ableiten lassen und daß das Weltall unter der Voraussetzung eines unpersönlichen Absoluten zu der Werther'schen Vorstellung des anfangs- und endlos sich selbst gebärenden und verschlingenden Ungeheuers herabsinke.

Zugleich aber halten sich die Vertreter dieser höheren Form des Pantheismus davon überzeugt, daß man der Vernunft nur gerecht werde, wenn man die Wesenseinheit des Absoluten und des Bedingten oder der Welt festhaltend, die Erkenntniß gewinne, daß das an und für sich selbst persön= liche Absolute doch zugleich die Gesammtheit der Weltwesen und Welterscheinungen selbst sei, so daß die Einheit des Unendlichen und des Endlichen des göttlichen persönlichen Geistes und der endlichen Geister- und Naturwelt Gott genannt werden müsse, daß Gott somit das All sei, aber auch der Geist des Alls genannt werden könne, wenn man den nur relativen Unterschied somit nicht des Wesens, sondern nur der Form in das Auge fassen wolle.

Weil der absolute Geist nicht eine endliche oder unendliche Zeit hinburch unthätig und wirkungslos auch nicht bloß theilweise ewig wirkend gedacht werden könne, und weil nichts außer ihm selbst sein könne, auch nicht einmal durch ihn, ohne daß dasselbe, wenn es von ihm verschiedene Wesenheit wäre, zur Schranke für ihn würde und ihn selbst nur als endlich erscheinen ließe, darum müsse Gott selbst Alles in Allem sein und von Ewigkeit her im Weltall sich verwirklicht haben, sich verwirklichen und in der

1) Für Michelet (Frohschammer, Athen I. 590) ist es ein völlig unerträglicher Widerfinn, anzunehmen, daß der absolute Gedanke an sich selbst bewußt ist. Denn Bewußtsein seze Endlichkeit, Zwiespalt zwischen Subjekt und Objekt voraus, und könne daher schlechterdings feinem nur unendlichen Wesen zukommen.

unendlichen Zahl hin in dieser Verwirklichung begriffen sein. Dieses Verhältniß des absoluten Geistes zur Welt schließe aber nicht aus, sondern, vermöge der Vernunft, der Güte, Liebe und Macht Gottes, vielmehr ein, daß die von ihm nicht so= wohl geschaffenen als erzeugten geistigen Wesen in ihrer Sphäre frei, verantwortlich und als Glieder des Gottesreiches unsterblich seien, sowie die Gesammtheit der natürlichen Wesen von den allumfassenden Zwecken des göttlichen Geistes durchdrungen und umspannt seien. Nach dieser unstreitig im Ganzen großartig und erhabenen Lehre lebt ein einiger selbstbewußter und Alles mit seinem Bewußtsein und seiner Macht umspannender Gott und was besteht, besteht durch Gott, es besteht ein jenseitiges Leben, des diesseitigen Lebens Strafe, Lohn und höhere Stufe, es besteht eine heilige Weltordnung. Diese Lehre überflügelt unstreitig den gemeinen Pantheismus mit genialen Lichtgedanken und stimmt den Lehren des geläuterten Theismus in allen Hauptpunkten zu -nur die eine große Abweichung, die Quelle einer Reihe von Irrthümern, bleibt, Gott und Welt für eine und dieselbe Wesenheit zu halten. Allein diese Auffassung erweist sich als undurchführbar und muß zur Vollendung des Wahrheitskeimes in ihr über sich selbst zum wahren Theismus hinausgetrieben werden, sobald sie zum Bewußtsein der Widersprüche gelangt, die ihr noch anhaften. Wäre nämlich der selbstbewußte Gott zugleich die Welt selbst, wäre also die Welt immanentes Selbsterzeugniß des göttlichen Geistes, gewissermaßen also der ewige Leib des ewigen Geistes Gottes, so müßte die gesammte Welt und in ihr die Gesammtheit der Weltwesen ohne Ausnahme, ob geistiger oder physischer Art, durchaus vom göttlichen Geiste so völlig bestimmt sein, daß für die Möglichkeit freier Selbstbestimmung, eigenlebiger Thätigkeit und Bewegung schlechterdings kein Raum übrig bliebe. Fiele aber die Freiheit und Verantwortlichkeit, welche diese Lehre statuirt, so ist klar, was Alles in ihr zusammenstürzt.

Diese Lehre muß sich daher zu der Einsicht erheben, daß der göttliche Geist aufhören würde der unendliche Geist zu sein, wenn er auch nur in einer einzigen seiner Selbstbestimmungen sich verendlichte, daß die Welt in ihrem jezigen Zustand nicht einmal aus Gott abgeleitet werden kann. Das Wie einer Weltschöpfung und das Wie der Ertheilung einer von ihm verschiedenen sekundären Wesenheit bleibt uns dabei allerdings Geheimniß. Allein, daß es dies bleiben müsse, begreift sich aus dem Wesen des unendlichen Geistes und dem Verhältnisse des geschaffenen Geistes zu ihm. Der Alles umfassende Geist Gottes kann nicht wieder von dem umfaßten endlichen Geiste umfaßt werden. Diese Schranke unserer Erkenntniß hebt die Sicherheit der entwickelten Erkenntnisse über Gott und Welt nicht auf, so wenig die in den verschiedenen Zweigen der Naturwissenschaft errungenen sicheren Erkenntnisse beeinträchtigt werden durch die Schranke unseres Er

kennens in Betreff der Frage: Wie die Kräfte in den verschiedenen Naturprozessen eigentlich wirken 2c.

Von einem anderen Standpunkt aus kritisirt Hanne (p. 26) den Pantheismus, indem er sagt: Im Grunde bezeichnet der Pantheismus, da er nur ein einseitiges Extrem des wahren Gottesbegriffs, nämlich die einseitige Ausprägung des an sich wohl brrechtigten Begriffs der Immanenz Gottes in der Welt zur Darstellung bringt, überall, wo er sich geltend macht, nur eine geschichtlich firirte, in sich erstarrte Uebergangstendenz, die consequent durchgeführt, entweder vom Theismus abwärts zum Naturalismus, Polytheismus und Fetischismus, und so endlich zum Materialismus und völligen Atheismus hinunter, oder aber aus dem Polytheismus und Naturalismus gleich dem umkehrenden verlornen Schn zurück zum Theismus führen müßte 1).

Wenn nun der Pantheismus in sich unhaltbar ist und in seinen Consequenzen arge Widersprüche involvirt, so ist umsomehr seine Antwort auf die Unsterblichkeitsfrage, soweit sie überhaupt vom Pantheismus versucht wurde 2), eine ungenügende und unwahre, wie wir bereits gesehen haben, und Fr. Richter's 3) Urtheil hat seine Richtigkeit, wenn er erklärt: „Die pantheistische Auffassung der Unsterblichkeit ist allerdings, weil sie keine persönliche Fortdauer lehrt, von allen egoistischen Motiven und sinnlichen, dem Begriffe ewiger Geistigkeit und Seligkeit unangemessenen Vorstellungen frei, allein es ist eine solche Unsterblichkeit soviel wie gar keine und ich stimme dafür, daß, wenn man nicht eine reellere, umfassendere und erhebendere Vorstellung vom Fortleben des Geistes zu geben im Stande sein sollte, es das Gerathenste sein dürfte, den Artikel von der Unsterblichkeit fortan gänzlich aus der Dogmatik zu cassiren, wie man es, freilich mit größerem Recht (?), mit den Dogmen vom Teufel, von den Engeln u. dergl. bereits im Protestantismus gethan hat."

1) Als ein gleichsam krystallisirtes Uebergangsstadium der ersten Art kann man z. B. den Pantheismus der griech. Philosophie in seiner Entwicklung von der jonischen Naturphilosophie bis zu Sokrates und dem Platonismus hinauf betrachten. 2) Pan= theistische und Schelling-Hegel'sche Schriften über die Unsterblichkeitslehre schrieben: Lehmann, Richmann, Cnujen, Unius, Blasche, Richter, Weiße, Göschel, Fechner (Mises); gegen Hegel schrieben J. Fichte und Beckers. Nähere LiteraturAngaben finden sich bei Bretschneider dogm. p. 831. — 3) Neber persönliche Fortdauer Leipzig 1851. p. 86.

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