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zu Theil als den gemeinen Leuten, jene wurden nach dem Glauben der Tlascalteken in glänzende Wolken, schöne Vögel und edle Steine, diese in häßliche verwandelt. Ferner kamen die an Krankheit Gestorbenen, nachdem sie nach einiger Zeit auf der Erde umhergewandert waren und dann einen Fluß passirt hatten, in die Unterwelt, vor deren Herren sie mit gewissen Geschenken zu erscheinen hatten (Sahagun III. App. 1). Auch die Vornehmen hatten dieses Schicksal, daher es von König Ahuitzotl, der an einer Körperverletzung starb, heißt, daß er in die neunte Unterwelt hinabgestiegen sei; es gab nämlich Abtheilungen derselben, in deren einer die Seelen ganz vernichtet wurden . . . Die im Kriege Gefallenen, die im Wochenbett gestorbenen Frauen und die im Tempel Geopferten gelangten an den Ort großer Glückseligkeit. Die kleinen Kinder, welche starben, ge= nossen die besondere Liebe der Götter und wurden als Mittelpersonen zwischen Götter- und Menschenwelt bestellt. Das irdische Paradies lag im Osten, die Unterwelt im Norden. Auch die Seelen der Thiere galten den Merikanern für unsterblich (Wait IV. 165). —

Die Völker im Norden von Meriko und besonders die sonorische Völkerfamilie (IV. 197) glaubten an ein Jenseits; dieß erhellt aus ihren Todtenbestattungen, z. B. erhält bei den Comanche's der Todte im Grabe die sißende Stellung und sein Gesicht wird nach Osten gerichtet. Man gibt ihm seine Waffen mit und schlachtet seine besten Pferde, so daß deren Blut in dasselbe hinabfließt (ibid. IV. 216).

Bei den Bewohnern von Californien herrscht der Glaube, daß die Seelen der Todten sich auf gewisse Inseln im Meere begeben und von dort in die Neugebornen zurückkehren. Auch die Speiseverbote, welche bei ihnen gelten sie betreffen Vögel und deren Eier, Bären und andere Thiere haben ihren Grund in dem Glauben an Seelenwandrung. Schr allgemein ist die Verbrennung der Todten, man stattet sie mit Bogen und Pfeil und anderen Lebensbedürfnissen aus. Die Leiche pflegt man mit Tabaksrauch anzublasen (IV. 243).

Was die Völker von Mittelamerika betrifft, so finden wir z. B. im Quichereich, einem Toltekenreich, gleiche religiöse Ansichten (IV. 265). Bei den Chondals finden wir den Gott Miquetanteot d. h. Mictlauteuctli, Gott der Unterwelt, wieder. Auch über den Aufenthaltsort und das Schicksal der abgeschiedenen Seelen herrschten ganz ähnliche Ansichten wie in Mexiko.

In den Gesängen von roher metrischer Form, welche sich aus Jnschriften erhalten haben bei den Indianern des Mosquitolandes, besonders bei den Moscos, finden sich Spuren vom Unsterblichkeitsglauben. So lautet eine Poesie auf den Tod eines Kindes: „Liebes Kind, ich gehe weit weg von Dir. Wann werden wir uns wiedersehen und am Ufer zusammengehn? Ich fühle den Gruß der süßen Seeluft auf meiner Wange. Ich

höre das ferne Rollen des traurigen Donners. Ich sehe den zuckenden Blitz auf dem Berggipfel, der Alles unter sich erleuchtet, aber Du bist nicht bei mir. Mein Herz ist betrübt und voll Sorge. Lebewohl liebes Kind, ohne Dich bin ich trostlos" (Wait IV. 279. 291).

Von den guten Menschen glaubten die Mayas, daß sie nach dem Tode in eine Art Paradies gelangten, von den Jungfrauen, welche starben, daß sie sogar unter die Götter versetzt würden, den Bösen aber schrieb man ein unglückliches Loos nach dem Tode zu (Wait IV. 311).

Ueber die Einwohner von Haiti und Cuba wird berichtet, daß fie die Leichen ihrer Herrscher, aus denen man vorher die Weichtheile entfernt hatte, am Feuer trockneten, mit Streifen von Baumwolle umwickelten und auf einer Bank sizend in einem Gewölbe beerdigten, wohin man ihnen auch Brod, Wasser und Salz, einige Früchte und ihre Waffen mitgab; von den Gemeinen pflegte man nur die Köpfe aufzubewahren. Das Leben im Jenseits dachte man sich im Allgemeinen als ein glückliches, doch hat sich in Cuba auch der Glaube an ein verschiedenes Loos der Guten und Bösen im andern Leben gefunden (Waitz IV. 327).

Wir kommen nun zu den Völkern von Panama: da findet sich die Todesweihe. In Cueva folgten dem Herrscher seine Lieblingsweiber und seine Dienerschaft in den Tod und glaubten, indem sie sich vergifteten, in seiner Umgebung eines andern Lebens theilhaftig zu werden, von welchem die übrigen ausgeschlossen blieben. Dieser Glaube scheint überhaupt den Mitverbrennungen bei den amerikanischen Völkern zu Grunde zu liegen (Wait IV. 351). Die Chibchas und ihre Nachbarn glaubten von den Seelen der Todten, daß sie in einem Kahne von Spinnwebfäden über einen Fluß seßten und zum Mittelpunkt der Erde gelangten; auch der Glaube an eine Auferstehung der Todten und an ein jüngstes Gericht wird ihnen. zugeschrieben (Simon II. 4. 3); doch scheint sich der erstere vielmehr darauf zu beschränken, daß sie eine spätere Rückkehr der Todten in's irdische Leben annahmen. Auch schrieben sie (gleich den Mexikanern) den guten Menschen, den im Kriege Gefallenen und den im Wochenbette gestorbenen Frauen ein glückliches Leben im Jenseits zu, dachten sich dieses aber nur als eine Fortsetzung des irdischen: ein Jeder fand dort seine Felder zur Bearbeitung wieder. Auch bei den Chibchas folgten Weiber und Diener des gestorbenen Herrschers demselben in's Grab (Waiß IV. 365).

In Peru wurden die Herrscher, die Incas, nach ihrem Tode als Götter verehrt, sie stammten aus dem Göttergeschlecht der Sonne und gingen. nach Vollendung ihrer irdischen Laufbahn zu den Göttern zurück ').

Es herrscht in Peru der Glaube, daß die guten Menschen im Jen= seits ein anderes glückliches Leben erwarte, die schlechten dagegen ein elendes

1) Wait IV. 454, wo auch die betreffenden Quellen verzeichnet sind.

Loos treffen werde, doch dachten sie sich das erstere nicht voll sinnlicher Genüsse, sondern vielmehr nur als sorglos und frei von Leiden; ja sie sollen sogar eine Wiederbelebung des Leibes und einstige Rückkehr in's irdische Leben angenommen haben, das sie ebenso wiederzufinden erwarteten, wie sie es verlassen hatten. Als Richter der Todten galten die Götter Pachacamac und Con. Die Meinung, daß die Seelen der Menschen nach dem Tode in Thiere übergehen, hat man neuerdings bei den Yumbos in Quijos gefunden (Wait IV. 466).

Dem Ottomachier im Lande Guiana begegnet, bevor er im „Lande der Seelen" anlangt, ein großer Vogel, welcher Tighitighi heißt und ein Feind des ganzen menschlichen Geschlechtes ist. Dieser mißgönnt ihnen die Wohnung jenseits des Grabes; er greift daher die Todten an, tödtet sie und frißt sie auf, wenn sie sich nicht tapfer wehren und ihn zu überwinden wissen 1).

Die Majancicas in Paraguai glauben, daß ihre Seelen über hohe Berge, Flüsse und Wälder eine sehr beschwerliche Reise machen müssen, daß sie endlich an eine große Brücke kämen, die der Gott Tatusco bewache; erst wenn sie glücklich darüber gelangt sind, kämen sie in das Land ihrer verstorbenen Våter. Deßhalb bitten die Majancicas einen Mapono oder Priester, die Seele in die Gefilde der andern Welt zu überliefern. Dieser gießt, sobald das Leichenbegängniß vorbei ist, Wasser aus, um die Seele des Verstorbenen zu reinigen, entfernt sich dann eine Zeit lang, und bei seiner Zurückkunft ruft er die Freunde des Verstorbenen zusammen und erzählt mit vielen Umständen, was es ihm für Mühe gekostet, die Seele an den Ort ihrer Bestimmung zu bringen, wofür er dann reichlich belohnt wird 2).

Die Guaranis in Paraguai glauben, daß die Seele beim Körper verweile und ihm Gesellschaft leiste, und lassen deßhalb Raum im Grabe, damit die Seele Plaz habe und sich da aufhalten könne (l. c. I. 271).

Die Chilienser tragen ihre Rache noch in die andere Welt hinüber, streiten und kämpfen mit den Seelen der Spanier, ihre größte Lust im Jenseits besteht darin, diese Feinde zu besiegen. Wenn es im Gebirge don= nert, so glauben sie, daß die Seelen ihrer Nation mit denen der Spanier in einem Treffen begriffen wären 3).

Sonderbar ist ihre Ansicht von der Reise der Seelen in's andere Leben: Die Seelen schwimmen nach dem Tode auf einem Wallfisch über's Meer und träfen am andern Ufer ein uraltes Weib an, dem sie einen gewissen Zoll zahlen müssen; könnten sie dieses nicht, so würden sie erst eines Auges beraubt und darnach in das Land des Ueberflusses gewiesen (1. c.) *).

1) Gilii, Nachrichten vom Lande Guiana. p. 436. schichte von Paraguai. II. 255.

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3) Vidaure, Geschichte des Königr. Chili. p. 121. Das Werk von Müller, Gesch. der amerikanischen Urreligionen, Basel 1855, kam uns leider nicht zur Hand.

§. 5. Australien.

Die Otaheiter glauben fest, daß die Seele nach dem Tode an dem Morai herumschwebe und der Ruhe wegen sich in gewisse hölzerne Figuren begebe, welche zu diesem Behuse um die Begräbnißpläße aufgestellt werden '). Das Jenseits denken sich die Bewohner von Otaheita so, wie ihnen das jetzige Leben am angenehmsten vorkommt: sie wälzen sich dort in Fleischeslüsten und zeugen Kinder, die aber unkörperliche Wesen sind 2).

Der P. Gaguière schreibt aus Neu-Caledonien: Der Glaube an ein zukünftiges Leben ist der am bestimmtesten ausgesprochene Glaubenssatz unserer Insulaner; aber sie haben eine höchst materielle Vorstellung davon. Jedem Volksstamm gegenüber, sagt ihre Legende, befindet sich weit außen im Meere ein unterseeisches Land von hoher Schönheit und voll blen= denden Reichthums, wie im alten Elysium. Da findet sich fortwährender Tanz, Ueberfluß an vortrefflichen Bananen, Lebensmittel in Menge 2c. Von einer Hölle oder einem Ort der Strafe ist beinahe keine Rede und deßwegen verdammen sie auch Niemand dorthin, da sie sich Alle gar wohl schuldig wissen, dieselbe verdient zu haben. Wenn eine solche Lehre einigen meiner Leser gefallen sollte, bemerkt der Missionär, so würde ich sie dringend auffordern, selbst herzukommen und die fürchterlichen Folgen derselben unter den noch wilden Stämmen zu betrachten. Sie verwirklichen die Hölle, welche sie im andern Leben nicht wollen, schon auf dieser Welt. - Ueber die Leichenbegångnisse schreibt unser Missionär: Ist ein Neu-Caledonier am Sterben, so versammelt sich die Familie um ihn, und um zu verhindern, daß die Seele zu früh in's andere Leben hinübergehe, verstopft man ihm Nase und Mund so gut als möglich. Aber ach! man bemerkt bald an der Unbeweglichkeit der Leiche, daß der Geist dennoch auf geheimem Ausweg entflohen. Nun beginnt das Weinen und Geschrei. Unterdessen hält sich die Seele, sei es aus Anhänglichkeit an den Leib, sei es aus Mitgefühl für den Schmerz der Verwandten, noch in einiger Entfernung vom Leichnam auf und läßt die Erinnerungen aus dem Leben an sich vorüberziehen. Unterdessen kommt eine Gesandtschaft von den Verwandten im Jenseits und holt sie ab. Mit wunderbarer Schnelligkeit geht es durch die Lust über's Meer. Drüben wird bei der Ankunft der Seele ein Willkommsfest gefeiert mit Tanz und Musik. Jeder trägt eine Orange in der Hand, an deren Frische man die Zeit seines Ablebens entziffern kann. Hierauf ist die Einweihung der eben aus der irdischen Welt angekommenen Seele; sie bekommt eine ganz grüne Orange in die Hand (man denkt sich somit die Secle körperlich) und köstliche Paradiesfeigen zu essen, die Sorgen über das vergangene Leben

1) Forster, Bemerkungen auf seiner Reise um die Welt. p. 462. 467. Cooks dritte Reise um die Welt. Nürnb. 1786. I. 287. 2) Frezier, Reise nach der Südfee. Hamburg 1749. p. 76.

muß sie sich ausschlagen 2c. Unterdessen halten die Verwandten auf der Erde ihre Leichenfeierlichkeiten. Die großartigsten sind die zu Ehren verstorbener Häuptlinge, Nian-Fest genannt, wozu auch benachbarte Stämme eingeladen werden. Seitdem sich der Einfluß des Christenthums bei diesen Insulanern geltend gemacht hat, haben diese gewöhnlich mit blutigen Kämpfen und Menschenopfern endenden Feste einen friedlichen Charakter angenommen '). Ueber die Kanaka-Insulaner berichtet der dort stationirte Missionär Bruder Eugen Eyrand (im Dezember 1864): Soviel ich während meines neunmonatlichen Aufenthaltes über die Religion der Kanaken erfahren konnte, nimmt dieselbe in ihrem Leben eine äußerst geringe Stelle ein. Man findet in ihren Hütten Gößenbilder, Figuren von Menschen, Fischen 2c., von denen sie, wie es scheint, selbst nicht wissen, was sie eigent lich bedeuten sollen. Was die Todten betrifft, so wickelt man sie in eine Strohmatte, etwas länger als der Leichnam, bindet die Matte mit Faden von Pür zusammen und legt Alles angesichts des Hauses am Ufer nieder und zwar auf einem Haufen von Steinen oder auf einem Holzgerüst, den Kopf gegen das Meer gerichtet, dann kümmert man sich nicht mehr um den Todten. Das Sterben scheinen die Kanaken zu fürchten, denn sie erschrecken. heftig, wenn man davon spricht und müssen demnach gewisse Vorstellungen vom Jenseits haben 2). Aber nicht bloß hier, sondern auch in Neuseeland, Neukaledonien, auf Taiti, auf den Schiffer-, Fichten- und Gampier - Inseln (cf. Annal. 1860–1866) hat sich das katholische Christenthum, ebenso wie in Afrika und Amerika bedeutend und auffallend ausgebreitet, und es erscheinen daher die hie und da von Wait in seiner Anthropologie der Naturvölker bezüglich der christlichen Missionen eingestreuten wegwerfenden Bemerkungen größtentheils als unbegründet.

Dritter Abschnitt.

Der Muhamedanismus.

§. 1. Religiöse Grundanschauung.

Christenthum und Islamismus sind die beiden lezten Versinnlichungen jener ewig unveränderlichen und überall anerkannten Wahrheiten. Ueber die ganze Erde hin haben sie tiefe Wurzeln geschlagen, weniger durch die Anlockungen, die Gewalt und Ueberzeugung Derjenigen, welche sie predigten,

1) Annalen, 1861. Nr. 160. p. 133.

2) Annalen, 1866. Nr. 191. p. 268.

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