Pagina-afbeeldingen
PDF
ePub

geglaubt an ihn (scil. Muhamed), Andere aber haben sich von ihm weggewendet, diesen ist die verzehrende Höllenflamme genügende Strafe. Wahrlich Die, welche unseren Zeichen nicht glauben, werden an Höllenflammen braten 2c.). Somit gehören alle Nichtmoslemin zu den Ungläubigen. Diesen werden (ibid.) beigezählt die Geizigen. Diese, heißt es da, und die, welche auch anderen Menschen den Geiz anrathen, und das verheimlichen, was Gott von seiner Güte ihnen zu Theil werden ließ, sind Ungläubige und für sie ist schimpfliche Strafe bestimmt. Die, welche mit ihrem Vermögen Gutes thun, nur damit es die Leute sehen, und nicht an Gott glauben und an den jüngsten Tag, haben den Satan zum Gefährten und der ist ein schlimmer Gesellschafter 2). Dagegen heißt es im Koran weiter (ibid.): Welche Seligkeit aber stünde ihnen bevor, wenn sie an Gott glaubten und an den jüngsten Tag und Almosen spendeten von Dem, was Gott ihnen gegeben, da Gott ja allwissend ist! (cf. p. 45.) Und wiederum (p. 61): Die aber, welche glauben und thun, was recht ist, wollen wir in wasserreiche Gärten führen und sie sollen ewig darin verweilen bei unbefleckten Frauen (Huris) und unter immerwährendem Schatten sollen sie dort wohnen (cf. Koran p. 36).

[ocr errors]

Von diesen Huris im Paradiese singt der Dichter Jasidschioghli ober Jbn Katib (bei Hammer Purgstall, Gesch. der osman. Dichtkunst. I. p. 133), nachdem er ihre Schönheit beschrieben:

„Jedem (Gläubigen) gibt der Herr der Welten
Fünfmalhundert solcher Mädchen,

Viermaltausend Dienerinnen,

Zwölfmaltausend und fünfhundert;

Und noch sollen jedem Gläub'gen
Singen fißen zwei Huris 2c.“

Ueber diese paradiesischen Mädchen bemerkt Lauvergne (I. p. 84): „Diese Fabel von den Huris hat man vielfach erklärt und ausgelegt, ohne sie doch richtig aufzufassen. Muhamed wollte, indem er die unbeschränkte Herrschaft der Schönheit und der Lust in den Himmel verseßte, nicht mit einer vergänglichen irdischen Leidenschaft anlocken, sondern sie auf etwas Erhabenes, Ideales und vor dem Tode Unerreichbares hinweisen. Ist doch die Liebe jener Zug, jene Hinneigung zum weiblichen Wesen, die mehr als jede andere Anlage dem Manne höhere Kräfte und höheren Schwung verleiht. Wann ist aber die Seele dem Uebersinnlichen näher als in der höchsten Steigerung der Leidenschaft? Das Jdeal der Liebe in den Himmel zu versezen, das haben alle Muhamed's der Welt versucht, aber nur dem Einen

') Koran, Sure IV. (p. 61). 2) Koran, Sure IV. p. 59. cf. Sure IX. (p. 149), wo es heißt: Denen, die Gold und Silber anhäufen und es nicht für die Religion Gottes verwenden, ihnen verkünde schwere Strafe. Am Tage des Gerichtes sollen diese Schäße am Feuer der Hölle glühend gemacht und ihre Stirne, Seiten und Rücken damit gebrandmarkt werden.

ist es gelungen. Die reine Liebe ist das Symbol des Schönen und Guten; wenn sie vergänglich, wenn ihr stets etwas Bitteres beigemischt ist, kommt uns da nicht der Gedanke, daß der Ort, wo sie unsere Einbildungskraft vergeblich suchte, nicht auf der Erde sei, und daß, wenn irgend etwas Reines, nur die Seele sie verdienen könne? So ist es denn jenes Harren, jenes Sehnen des wahren Gläubigen nach einem weiblichen Wesen, das er nur im Himmel finden kann, die eigentliche Verklärung Dessen, was der Mensch in seinen Träumen so oft empfunden, auf Erden gesucht, aber niemals erreicht hat; es ist die Vertauschung des Egoistischen in der Liebe mit jener vollkommenen Form derselben, die nicht sich, sondern den Andern will und eine vergeistigte Sinnen lust als Belohnung verspricht. Ohne Liebe, unter welcher mehr sinnlichen und mystischen, oder mehr reinen und idealen Form sie eingeführt werden mag, ist Religion kaum gedenkbar. Jede dauernde Religion ruht auf der Liebe zu Gott, und wo diese Liebe sich nicht unmittelbar zu dem höchsten und unerfaßlichen Ideal zu erheben vermag, wendet sie sich zunächst an die vermittelnde Weiblichkeit, die sie unter dem Symbol einer reinen. und unbefleckten Jungfrau personificirt hat 1)."

Muhamed ermahnt die Gläubigen, nach dem Himmel zu streben 2): Gehorchet Gott und seinem Gesandten, auf daß ihr begnadiget werdet. Wetteifert mit einander um die Gnade eures Herrn und um das Paradies, das so weit ist als Himmel und Erde und bestimmt für die Frommen, für die, welche in guten und bösen Zeiten Almosen geben, und ihren Zorn mäßigen und den Menschen gern vergeben, denn Gott liebt die guten Menschen 3)."

Der Gläubige betet um irdische und himmlische Seligkeit. So heißt es in einem Gebete ): „Herr, ich bitte Dich um das Gute des heutigen Tages und um das Gute der folgenden; ich bitte Dich um Wohlsein in

[ocr errors]

1) Liebe ist durchaus Krankheit, daher die wunderbare Bedeutung des Christens thums", sagt Novalis (Schriften. Berlin 1837. II. p. 167), welches, fügen wir hinzu, durch Einpflanzung himmlischer Liebe das menschliche Herz zu heilen und, um wiederum mit Novalis (ibid.) zu reden, „Krankheit durch Krankheit kuriren" will. Die Ver= ehrung der Madonna und der Heiligen, die Verehrung der Christus- und Heiligenbilder haben sie nicht diesen Zweck? Einstens freilich mag die Liebe keine Krankheit mehr sein. 2) Koran, Sure III. p. 46. 3) Diese werden noch geschildert (p. 45) als „rechtschaffen Denkende, welche allnächtlich über die Zeichen Gottes nachdenken und Gott verchren und an Gott glauben und an den jüngsten Tag. Diese wollen nur das Recht, und wehren dem Unrecht, und wetteifern in der Ausführung guter Werke. Solche ge= hören zu den Frommen. Was sie Gutes gethan, bleibt nicht unbelohnt, denn Gott fennt die Frommen." 1) bei Hammer - Purgstall, Zeitwarte, 2. Tagz. Nr. 7. p. 6. Koran, Sure 114, womit diese „Offenbarungen“ abschließen, ist auch von bösen Geistern die Rede und wird ein Gebet gelehrt: „Sprich: Ich nehme meine Zuflucht zu dem Herrn der Menschen, zum Könige der Menschen, daß er mich befreie von dem Uebel des Einflüsterers, so da entflieht (Satan), so da einflüstert böse Neigungen in das Herz der Menschen, und mich befreie von bösen Geistern und Menschen.“

[ocr errors]

dieser und in der andern Welt, an Blut und Gut, an Gesicht und Gehör 2c." Das Gebet ist überhaupt von großer Wirkung, denn auch die, welche, nachdem sie Böses gethan und sich versündigt, Gottes eingedenk sind und um Vergebung ihrer Sünden bitten und in dem Bösen, das sie geübt und erkennen, nicht beharren, werden Gnade von ihrem Herrn erhalten und Gärten von Wasserquellen durchströmt, und ewig darin verbleiben. Herrlicher Lohn der fromm Handelnden 1).“

Das Gebet hilft selbst Denen im Jenseits. Zum Troste der Mutter des verstorbenen Prinzen Schehinschah, des Statthalters von Konia, singt der Dichter Suleiman (der Gesetzgeber):

„O Himmel, der die Welt erfüllt mit Ungemach,

Wo ist der Welten Zuflucht, wo der Schehinschah,

Der auf dem Throne Konia's als Sultan saß,

Er, dem den Herrscherring der Diu (Geist) des Tod's zerbrach?
Wie sollst, beglückte Frau, Du diesen Schmerz ertragen?

Verlust des Sohnes ist gar schwer zu tragen, ach !
„Wir sind des Herrn und kehren All' zu ihm zurüð!“
Vergänglich Alles und nur Gott ist Padischah.

Und wenn auch tausend ihrer Herrscher Nuschrewan 2).
So nuscht3) des Todes Stachel und der Wahn ist flach;

In Widerwärtigkeiten hilft nur die Geduld.

So ist der Weltenlauf, Vernünft'ger, seufz' nicht Ach!

Für seinen Geist lass't beten uns, so früh als spät:

Gott öffnet Gnadenthor dem eifrigen Gebet').“

"

Wieviel der Prophet" aus den neutestamentlichen Büchern entnom= men, sehen wir bei dem Dichter Jasidschioghli oder Jbn Katib, der das Leben des Propheten großartig besingt in einem Gedichte und in der zweiten Hälfte desselben dem Koran gemäß von den Bedingnissen des jüngsten Tages" (Eschrates - saat) handelt: „Es erscheint der Antichrist (Dedschal), der Herr Jesus, Gog und Magog und die große Bestie der Erde (das apokalyptische Thier), die Sonne geht im Westen auf, „die Thore der Neue werden geschlossen (das Fegfeuer?), die Posaune ertönt, die Auferstehung) erfolgt, die Menschen werden zum jüngsten Gerichte versam

') Koran, Sure III. p. 46. 2) Der gerechteste der alten Könige Persiens; flüssige Nahrung, Lebensgeist. 3) nuschen, sich mühsam abarbeiten.

Nuschirewan

=

4) bei Hammer - Purgstall, Gesch. d. osman. Dichtung II. 127. 5) Die Sure 75 des Koran handelt von der Auferstehung, dort heißt es: „Ich schwöre bei dem Tage der Auferstehung, und ich schwöre bei der Seele, die sich selbst anklagt, will der Mensch wohl glauben, daß wir nicht seine Gebeine einst zusammenbringen können. Wahrlich, wir vermögen es, selbst die kleinsten Gebeine seiner Finger zusammenzufügen, doch der Mensch will selbst das, was vor ihm liegt, gern leugnen. Er fragt: Wann kommt denn der Tag der Auferstehung? Wenn das Auge sich verdunkelt und der Mond sich verfinstert und Sonne und Mond sich verbinden, dann wird der Mensch an diesem Tage fragen: Wo findet man wohl einen Zufluchtsort? Aber vergebens, denn es gibt dann keinen Ort der Zuflucht. Vor Deinem Herrn wird der Standort an diesem Tage sein und an demselben wird man dem Menschen verkünden, was er zuerst und zulezt

melt, Erde und Himmel werden verwandelt. Nach jedem Abschnitt tönt der Schlußvers zum Lobe des Propheten nach:

„Der Welten Glorie, Muhamed!

Der sicher hält, was er verspricht,
Erbarmer in dem Weltgericht!"

Hierauf folgt ein Abschnitt von den Standpunkten des jüngsten Gerichts" (mewakif), von der Hölle, von der an die Propheten ergehenden Einladung, zum jüngsten Gericht zu erscheinen; von den sieben Stätten (mewatin) des jüngsten Gerichts: nämlich das Erscheinen des Koran in den Lüften, die abzulegende Rechenschaft, die Wage der guten und bösen Handlungen, die Scheidungsbrücke fein wie ein Haar 2c. ').

Aus dem Angeführten läßt sich Kirchmann's Bemerkung (üb. Unsterblichk. 163) beurtheilen, wenn er sagt: In der Religion Muhamed's ist die Unsterblichkeit zwar aufgenommen, aber von ihrem Stifter nur zum Mittel für Ausbreitung seiner neuen Lehre benußt. Die Gläubigen kommen in das Paradies, welches mit den sinnlichsten Freuden erfüllt ist, die Ungläubigen in die Hölle. Von den großen Gedanken der alten Religionen ist in dieser Lehre nichts mehr zu finden; nirgends wie hier ist die Unsterblichkeit so plump als Mittel für irdische Zwecke benut."

gethan, und der Mensch wird Zeuge wider sich selbst sein und wenn er auch seine Ent: schuldigungen annimmt, so werden sie nicht angenommen... War der Mensch nicht ein ausgeworfener Samentropfen? Darauf wurde ein wenig geronnenes Blut aus ihm, und Gott bildete ihn und formte ihn nach gehörigem Verhältnisse und machte aus ihm zwei Geschlechter. Sollte der, der dieß gethan, nicht auch die Todten zum neuen Leben auferwecken können?"

') bei Hammer-Purgstall I. 132. cf. Sepp, Heidenth. III. 96 ff.

Dritter Theil.

Die Unsterblichkeitsidee im

Christenthum.

« VorigeDoorgaan »