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Seele bedarf da auch des körperlichen Lichtes nicht, denn im magnetischen Schlafe liest der Mensch, was man ihm auf die Herzgrube legt, was in verschlossenen Briefen steht 2c. Ja die Hellsehenden lesen sogar in einer Entfernung, wobei das Buch oder das Geschriebene durch feste, dunkle Körper von ihnen getrennt ist, wenn nur das zu Lesende von einer Person gehalten wird, die mit der Somnambule in seelischer Berührung oder Verbindung steht. Beispiele gibt es eine genügende Anzahl. In diesem Zustand sieht der Geist nicht bloß, sondern er nimmt Alles weit schärfer wahr, als im natürlichen wachenden Zustand, ohne daß sie irgend einen der körperlichen Sinne bedarf; aber das ist sehr merkwürdig, daß die Somnambule auch von der ganzen äußeren Welt nicht das Geringste empfindet, außer wenn sie mit einem andern Menschen in seelischen Rapport gesetzt wird. Dieß geschieht, wenn der Magnetiseur durch gewisse Handgriffe die Seele einer andern Person mit der Seele der Magnetisirten in eine Harmonie bringt, so daß sich beide zweckmäßig berühren. Sodann kann die Somnambule, besonders im erhöhteren Zustande des Hellsehens, Alles empfinden, denken, leiden 2c., was der mit ihr in Rapport Stehende empfindet, denkt. Dieß sind lauter anerkannte Thatsachen der Empirie und gehören der Geschichte (1. c. p. 62). Es lassen sich daraus wichtige Folgerungen entnehmen. Da nämlich eine Clair voyance zum Hellsehen nicht die Augen noch andere Sinne bedarf, das Gehirn aber nur durch Eindrücke von Außen und sinnliche Empfindungen in Thätigkeit gesezt wird, so ergibt sich, daß hier eine Seelenthätigkeit ohne Vermittlung körperlicher Organe thatsächlich stattfindet; es folgt daraus zugleich die Möglichkeit einer Sondereristenz der Seele geschieden vom Leibe, sowie einer erhöhteren Thätigkeit derselben in dieser Trennung vom Körper. Ist die Seele thätig, so eristirt sie - da beim Hellsehen diese Thätigkeit constatirt ist, so ist das Moment des Bewußtseins von der Außenwelt, welches eben fehlt in diesem Zustande, nicht von entscheidender Bedeutung. Daß eine Somnam= bule mit einem gewissen Selbstbewußtsein, wobei eben die Seele vom Leibe mehr oder minder entbunden ist, denke, empfinde, leide 2c., läßt sich nicht in Abrede stellen; es fehlt also auch in dieser Erscheinung des Seelenlebens das Bewußtsein nicht. Die Somnambule lebt eben in einer eigenen Welt, und hat von jener und nicht von dieser irdischen Bewußtsein. Jung Stilling läßt (1. c. p. 65) auch die Sterbenden in einen solchen Zustand kommen. Vom Somnambulismus handelnd bemerkt er: „Wenn die Menschenseele im lebendigen Zustand des groben Körpers, wo sie doch noch nicht ganz von ihm losgebunden ist, so wunderbare Dinge vermag, was wird sie dann vermögen, wenn sie im Tode ganz von ihm getrennt ist? Im Sterben verliert der Mensch sein Selbstbewußtsein '), er geräth in den Zustand einer vollkommenen Ohnmacht oder eines tiefen Schlafes 2).

1) Genauer bezeichnet: Das Bewußtsein von der diesseitigen Welt, mit der er nicht mehr in Rapport zu stehen scheint, weil er keine deßbezüglichen Zeichen von sich gibt; ob

Was aber den Somnambulismus zunächst betrifft, so geht aus allen Erscheinungen, welche sich hiebei für den Beobachter darbieten, mit einem ziemlichen Grade von Gewißheit hervor, daß dasselbe ein aus theilweisem Schlafen und Wachen zusammengesetter und vom Normalverhältniß des Nervensystems abweichender Zustand des Menschen sei. Daher sagt Schelling (I. 8. 293): „Die Eine Thatsache, die durch so zahlreiche unbestreitbare Erfahrungen constatirt ist, daß in schlafwachen Zuständen eine geistige Erhöhung und eine relative Befreiung der Seele vom Leibe möglich ist, wie sie im normalen Zustand niemals stattfindet, und daß durch diese Entfesselung von der Herrschaft des äußeren Lebens gänzliche Schmerzlosigkeit und jenes Wonnegefühl entsteht, das die vorher Leidenden oft augenblicklich mit der höchsten Wellust überschüttet, dieß allein schon ist von der größten Bedeutung, und zwar ganz vorzüglich für die Unsterblichkeitsfrage." Ebenso_interessant ist eine andere Bemerkung Schellings, wo er sagt: „Fällt es nicht schwer in's Gewicht, daß gerade in den reinsten, schlafwachen Zuständen die Ueberzeugung von einer persönlichen Fortdauer nach dem Tode auf das entschiedenste, ja mit unvergleichlich größerer Jnnigkeit und unerschütterlichkeit als je im gewöhnlichen wachen Bewußtsein sich kundgibt und unseres Wissens kein einziges Beispiel von Leugnung jener Fortdauer oder einem Zweifel an derselben auch in den sonst getrübtesten und durch krankhafte Vorstellungen irregeleitetsten Ekstasen bekannt geworden" (Clara p. 100. ges. W. I. 9. 67). Wenn nun schon dort, fügt er später bei, wo die Befreiung vom Aeußeren doch noch keine vollkommene ist, die Innigkeit des Bewußtseins in so hohem Grade sich offenbart, sollte nicht auch der Tod doch bei weitem eher sammelnd als zerstreuend, vereinigend nicht veräußernd wirken, und nicht eben jene höchste Jnnigkeit des Bewußtseins der Zustand sein, in den „die Besten," die Eins werden mit Gott, nach dem Tode übergehen (Clara p. 104. ges. W. I. 9. 70)?

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Man kann über das Uebernatürliche, Mysteriöse, über Geistererscheinun= gen 2c. 2c. sich verschiedene Ansichten bilden, aber man darf dabei nicht die Thatsachen nach einer Theorie modeln, sondern vielmehr die Theorie nach den Thatsachen. So sind, wie Crowe hinweist'), die Werke des Dr. Ferriar, des Dr. Hibbert und des Amerikaners Thetcher insgesammt geschrieben, um

er aber das eigentliche Selbstbewußtsein verliere, kann Niemand behaupten, da man nicht in die Seele von Sterbenden sehen kann. Solche Sterbende aber gab es, die ihr ganzes Leben klar im Geiste vor sich hatten, dabei für die Außenwelt unzugänglich waren, sodann das Bewußtsein von derselben wieder erhielten und von den in ihrem Innersten, mit Selbstbewußtsein geschehenen Reflerionen ihrer Umgebung Mittheilung machten. — 2) cf. unten III. Abschnitt „Tod und Unsterblichkeit“.

1) Die Nachtseite der Natur, I. 21.

eine einzige ausschließliche Theorie zu unterstüßen, weßhalb sie nur solche Fälle geben, die für ihren Zweck passen. Ihrer Behauptung nach haben alle derartigen Erscheinungen ihren Grund in einem ungeordneten Blut- und Nervenleben und wären demnach als bloße Selbsttäuschungen zu betrachten). Jedes Beispiel, das nicht zu dieser Voraussetzung paßt, wird als falsch verworfen oder als ein Fall von außerordentlichem Zusammentreffen behandelt. Nachdem sich Crowe (p. 23) so ziemlich für die Trichotomie entschieden hat, indem ja dieselbe auch in der heil. Schrift gelehrt werde, wird erklärt: Da wir durch den Geist in eine unmittelbare Verbindung zu Gott und der Geisterwelt treten, gerade so, wie uns der Körper in eine unmittelbare Berührung mit der materiellen Welt bringt, so können wir uns auf einmal eine Vorstellung von der Möglichkeit bilden, daß je zuweilen matte Lichtblicke durch den Thon dringen, in welchem der Geist seine vorübergehende Wohnstätte genommen, und dürfen wohl auch annehmen, daß bei der Verbindung, welche zwischen uns und der Geisterwelt besteht, es nicht unmöglich sei, gelegentlich und unter gewissen Bedingungen Kunde von letterer zu erhalten und in eine nähere Beziehung zu treten2).

Einen Beweis für die Existenz einer Geisterwelt und eines Rapportes mit ihr liefert der allgemeine Glaube der Völker an Gespenster. Ein Gespenst ist nach diesem Glauben entweder ein Engel, oder ein Teufel oder der Geist eines Verstorbenen, die entweder in verschiedener Gestalt erscheinen, oder auf eine ungewöhnliche Weise auf die Sinne wirken; so z. B. zittert der Jagga und bebt bei Tag und Nacht vor den Seelen der von ihm Erschlagenen, und der Siamese verläßt ohne Opfer nicht sein Haus, damit die überall herumflatternden abgeschiedenen Geister ihn nicht erschrecken. Außer diesen drei Gespensterarten nehmen die meisten Völker noch eine Menge anderer Geister an, gute und böse, womit sie das All belebten und berölkerten, und zwar nicht bloß bei den sogenannten Naturvölkern findet sich dieß, selbst die alten Griechen und Römer stunden in diesem Wahne, und wie sehr dieser Aberglaube von unseren Stammvätern, den alten Deutschen noch bis auf unsere Zeit (1834) fortgepflanzt und eingewurzelt gewesen, beweist der in vielen Gegenden Deutschlands herrschende Aberglaube von Kobolden, Niren, Bergmännchen u. dgl. 3).

1) Simon findet den Glauben an Geistererscheinungen ganz natürlich, insofern er meint (p. 117): „War der Mensch einmal von der Fortdauer seiner Seele überzeugt, sah er diese als ein gewissermaßen dem Körper ähnliches Wesen an, maß er ihr noch nach der Entseelung des Körpers Neigungen, Begierden, Leidenschaften und Bedürfnisse zu, so war der Glaube an ihre Erscheinung nach dem Tode ganz natürlich“. Nein! Nicht weil an Geistererscheinungen geglaubt wird, sind sie, sondern weil sie wirklich sind, wird an sie geglaubt! cf. Daumer, Geisterr. 2) Dieß weist Crowe im Einzelnen gründlich nach. 3) cf. Simon, Gesch. des Glaubens älterer und neuerer nichtchristlicher Völker an eine Fortdauer. Heilbronn 1803 p. 2 ff., sowie: „Aeltere und neuere Gesch. des Glaubens an ein Hereinragen einer Geisterwelt“ 1834. Prätorius in

Die Realität von Geistererscheinungen läßt sich aber im Allgemeinen überhaupt nicht läugnen, der Nachweis hiefür hat seine tiefe historische Grundlage. Der Typus der bezüglichen. Erscheinungen ist immer und überall der nämliche; an den verschiedensten Orten und in den verschiedensten Zeitaltern, wie Dau mer bemerkt, nehmen wir die große unverkennbare Familienähnlichkeit dieser Phänomene wahr, und man ist hier gedrungen, entweder einen allgemeinen Wahnsinn des Menschengeistes mit stereotypen Vorstellungen und Einbildungen, die bei allem Unterschiede der Meinung darüber und der Einordnung der Wahrnehmungen in die verschiedenartigen religiösen Systeme und Culte, die nämlichen bleiben, oder aber etwas objektiv Reales anzunehmen, das sich als oder wie eine Art von Naturphänomen immer und überall auf dieselbe Weise zu erkennen gibt, was doch am Ende das am wenigsten Unwahrscheinliche und Unvernünftige sein dürfte (Geisterreich I. p. 50).

Die Möglichkeit und Denkbarkeit von Geistererschei= nungen beruht zunächst auf der Annahme des sogenannten Eidolon als der unmittelbaren Selbstrealisations- und plastischen Selbstdarstellungskraft der Menschenseele, wie Daumer und mit ihm Viele festhalten). Es gibt nämlich, sagen diese, außer dem sichtbaren, äußerlichen, stofflichen Leib, der sich in stetem Flusse und Wechsel seiner chemischen Elemente befindet, einen inneren, unsichtbaren, urbildlichen, keinem Stoffwechsel unterworfenen Leib, von welchem jener äußerliche nur das Nachbild ist. Der Trichotomie wird hiebei dadurch ausgewichen, daß man diese innere Leiblichkeit und Leibesgestaltung als etwas von der Seele Untrennbares, zu ihr selbst Gehöriges, ein Produkt dieses geistigen Prinzips annimmt, wodurch letzteres unmittelbar sich selbst ein bestimmtes, gestaltetes, unter Umständen auch sichtbares und fühlbares Dasein gibt, einer Idee, die aber schon eine gewisse Realität hat, nach welcher der Leib gebaut ist und die insofern allerdings ein zwischen Seele und Leib stehendes Mittleres, doch nur als Produkt der Seele ist, ohne welche dasselbe nicht sein und bestehen kann2).

feinem Anthropodemus plutonicus" oder neue Weltbeschreibung allerlei wunderbarer Menschen führt 22 Gattungen von „fürchterlichen Nachtgeistern" an, z. B.: Alpmännchen, Schröteln, Nachtmähren, Bergmännchen, Wichteln, Wettermännchen, Drachenkinder, Elben, Feuermännchen, Jrwische, Kobolde, Kielkröpfe, Windgeister, Währwölfe, verwünschte Leute 2. nebst betreffenden Abbildungen. J. Görres zieht in seiner Mystik diese Erscheinungen in Untersuchung und findet mancherlei Wahres, Historisch-Thatsächliches, wo „Forscher“ auf diesem Gebiete, wie hier Simon, nurpuren Aberglauben u. Phantasterei sehen. 1) Geisterreich I. p. 73. cf. Anmerkung. 2) Hingeleitet werden wir zu einer solchen Auffassung durch etwas Analoges in der Natur. Es macht sich mehr und mehr der Gedanke geltend, bemerkt Daumer (I. c. p. 34), die alten vier sogenannten Jmponderabilien (Licht, Wärme, Elektricität, Magnetismus) auf den einen imponderablen Stoff, den Aether (Weltäther) zurückzuführen. Mousson in Zürich hat seine Physik geradezu in die Physik der Materie, d. h. der groben, ponderablen Materie und in die des Aethers eingetheilt. So zerfiel das gesammte Reich der Stoffe in zwei Theile, einen gröberen und einen feineren, in einen niederen und einen höheren, einen unteren

Der gelehrte Verfasser begründet seine Theorie weiter, indem er sagt: Jedes organische Gebilde ist die Darstellung einer Idee, eines Urbildes, das sich durch Anziehung von äußeren irdischen Elementen und Stoffen eine äußere, irdische Anschaulichkeit und Wirklichkeit gibt. Aber diese Idee ist nicht als bloßer Schatten zu betrachten, der nicht schon für sich eine gewisse Realität, ein gewisses Leben und Dasein hätte. Ein solcher Schatten wäre machtlos und könnte nicht bewältigend und gestaltend in die äußere, irdische Natur eingreifen. Die Idee, von der hier die Rede ist, muß schon ohnehin und von vorneherein etwas zugleich Reales, Lebendiges sein; und wenn sie sich einen Leib im gemeinen Sinne des Wortes anschafft, so ist das ein zweiter, durch welchen sie nur in's Extrem der Aeußerlichkeit übertritt. Daß außer dem letzteren noch ein anderer innerer vorhanden ist, verräth sich auf die merkwürdigste Weise durch jene höchst sonderbaren und räthselhaften Empfindungen, die man Integritätsgefühle nennt1). Menschen, die ein Glied verloren, haben doch noch das Gefühl, als besäßen sie dasselbe, ja sie leiden wohl gar noch Schmerzen darin Schmerzen z. B. in einem ab= genommenen Fuß, einem Gliede, das gar nicht mehr da ist. Das scheint der barste Unsinn zu sein und doch ist es eine bekannte unzweifelhafte Thatsache. Es kommt auch vor, daß Menschen, die schon von Geburt aus verstümmelt sind, das ihnen fehlende Glied empfinden. Dieß ist dieser innere Leib, dieses schon ohne den äußeren, gewissermassen leibliche Urbild des äußeren, sichtbaren Leibes. Denke man sich nun den ganzen äußeren Leib weg, so bleibt doch noch dieser innere und ist der Seele, die ihn hat, fühlbar, und sie kann sich durch ihn auch wohl noch auf gewisse Weise äußerlich darstellen und kundthun - das sind Geister und Gespenster.

Man wird vielleicht sagen, bemerkt der Verfasser, den fehlenden Arm und Fuß, der noch empfunden wird, kann man nicht sehen; Geister aber werden erblickt, erscheinen. Ich antworte: Auch die letzteren werden, dem Volksglauben, und sonstigen Berichten nach, nicht von Jedem wahrgenommen ; es gehört ein gewisser Sinn dazu, um sie sehen zu können; Menschen, die ihn besitzen, führen sogar einen eigenen Namen; man nennt sie Sonntagskinder. Dergleichen seherische Naturen sehen aber ebenso, wie verstorbene Menschen, auch abgenommene Glieder, deren Geist oder Gespenst, sozusagen; es war dies wenigstens bei der somnambulen Frau Stauffe, der sogenannten Seherinn von Prevorst der Fall 2).

und oberen. Wie nahe liegt hier der Gedanke, daß diese ganze Stoffwelt nur der eine Theil eines größeren Ganzen sei, und sich zu einem feineren, höheren und oberen ebenso verhalte, wie in ihr selbst sich die ponderable Materie zum Aether verhält.

1) cf. I. c. p. 100 ff.

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2) Was noch über die mit Modergeruch, leichenhafter Kälte, Licht- und Feuerschein, also in mehr grob-materieller Weise auftretenden Geister gesagt wird, wobei die Theorie vom Eidōlon weniger anwendbar erscheint, müssen wir hier übergehen, (cf. Daumer Geisterr. I. 77. ff.) ebenso das, was über mehrgestaltige Geistererscheinungen, von nur Einer Psyche und Einem Eidōlon dargestellt, gesagt wird, sowie über Pflanzengeister. Ueber lettere jedoch wollen wir erwähnen, was

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