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Vorwort.

Von allen Fragen, die auf dem Gebiete der Seelenkunde aufgeworfen worden sind, hat keine mehr die Forscher beschäftigt, ja die Menschheit bewegt, als die über das Ewige der Seele. Eine Ahnung, ein gewisses Glauben, daß hier irgend ein Ewiges wirklich vorhanden jei, wurzelt tief in der Menschheit, aber bei allem Glauben daran blieb doch die Sehnsucht nach entschiedener Gewißheit ungestillt, und die Vorstellungen davon spiegelten eigentlich immer nur den jedesmaligen Bildungszustand der Individuen zurück. Fast sowie wir sagen dürfen, daß der Mensch vielfältigst sich seinen Gott nach seinem Bilde erschuf, so erschuf er sich die Vorstellungen von der Ewigkeit seiner Seele je nach der Entwicklung seines Geistes. Von den rohesten massivsten Vorstellungen der Zustände, in welchen alle Aeußerlichkeiten der Seele dauernd erhalten werden sollten, bis zu der sublimsten Verfeinerung, ja fast Verflüchtigung jedes eigenthümlichen seelischen Daseins in der Ewigkeit irrten die Gedanken der Menschen ruhelos von einer Vorstellungsweise zur andern 1). Diese verschiedenen Vorstellungen unter einen Rahmen zu fassen, die Unsterblichkeitsidee sowohl in ihrer historischen Erscheinung, als in ihrer philosophisch-genetischen Entwicklung zur Darstellung zu bringen, habe ich mir in diesen Blättern als Aufgabe gestellt. Wie weit ich dieselbe gelöst oder nicht gelöst habe,

1) Carus, Psyche p. 465.

wird der Sachverständige wohl erkennen; aus objektiven und subjektiven Gründen jedoch dürfte mir die Bitte um schonende Kritik gestattet sein. Wenn sich Lücken in der Literatur bemerkbar machen, so waren daran nicht mein Wille, oder der Mangel an Begeistrung für die Sache oder an wissenschaftlichem Streben schuld, sondern meine äußeren Verhältnisse. — Uebrigens glaube ich, das Wesentliche aus der so zahlreichen Literatur über diesen Gegenstand benützt zu haben. Manches Werk konnte ich trotz meiner Bemühungen in den Bibliotheken nicht erhalten, theils weil es nicht vorhanden, theils weil es nie disponibel war. Monographieen, spezielle Abhandlungen. über die Unsterblichkeitslehre einzelner Philosophen oder Schriftsteller und sonstige Vorarbeiten für meinen Gegenstand glaubte ich geradezu benüßen zu dürfen, wenn auch hiedurch die Originalität meiner Darstellung hie und da leidet; ich mußte die eigentlich endlose Arbeit abzukürzen und mir zu helfen suchen, wie es eben ging.

Daß es eine überaus schwierige Aufgabe ist, eine Geschichte der Unsterblichkeitslehre zu schreiben, zeigt ein Blick auf die vorhandene ungemein zahlreiche Literatur, ein Blick auf die Verschiedenheit der religiösen und philosophischen Systeme, aus denen sich die Unsterblichkeitsidee entwickelte und aus welchen sie somit auch dargestellt werden mußte, ein Blick auf die herrschende Tageskritik, welche mehr oder minder feindselig gegen ein Buch derartigen Inhalts auftreten wird. Endlich erlaube ich mir, noch hinzuweisen darauf, daß meines Wissens eine Geschichte der Unsterblichkeitsidee bis jetzt noch nicht erschienen ist.

Und so übergebe ich mein Buch allen Freunden der Wahrheit und besonders allen Freunden der Philosophie mit der Bitte um günstige Aufnahme.

Passau, Dezember 1869.

Der Verfasser.

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