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moiren und andere Quellen hingeführt wird, mithin wer selbst näher in das Detail der Begebenheiten hineingehen will, hier dazu nach allen Seiten den Weg gebahnt findet.

Man würde dieses Lob zu unbedingt nehmen, wenn man es dahin auslegen wollte, daß ich durchaus und in aller Beziehung mit den doctrinellen Ansichten des Verfassers übereinstimmte. In sehr vielen Punkten ist dieß allerdings der Fall, und wo eine Verschiedenheit obwaltet, verschwindet sie großentheils vor der Redlichkeit der historischen Forschung und der Wahrhaftigkeit der Darstellung, welche die großen Zierden dieses Werkes sind. Für den deutschen protestantischen Schriftsteller, wenn er die Geschichte anderer, besonders nichtprotestantischer Länder, namentlich Frankreichs, behandelt, liegt immer eine große Schwierigkeit in der Bestimmung des religiösen Standpunktes, von welchem aus er die Begebenheiten darstellen soll. Denn da der deutsche Protestantismus etwas dieser Nation ganz Eigenthümliches ist, was in der nämlichen Weise in keinem andern Lande, selbst nicht in England, und eben so wenig in den durchaus protestantischen Ländern, wie Schweden und Dänemark, gefunden wird, so ist es auch nur in der deutschen Geschichte selbst für einen Historiker möglich, sich auf den deutsch - protestantischen, auf diesen ganz eigenthümlichen Standpunkt zu stellen, dem keine herrschende Ansicht und keine Partey in der Geschichte eines an= dern Landes vollkommen entspricht. Die Erfahrung lehrt deßhalb auch, daß alle deutsche protestantische Historiker, so wie sie das Ausland zum Gegenstand ihrer Darstellungen machen, in religiöser Hinsicht einen, nicht wie das bey der Behandlung der deutschen Geschichte geschieht, sich natürlich darbietenden, sondern einen neuen, künstlich bestimmten Standpunkt wählen müssen, unter welchem sie die Begebenheiten betrachten. Längere Zeit hindurch bildete der religiöse Indifferentismus das Prinzip, von welchem die meisten deutschen Geschichtschreiber ausgingen, was, um nur der verstorbenen zu erwähnen, namentlich von Schlöher, Spittler und dem ältern Eichhorn gilt: und sonderbarer Weise ist dieser Indifferentismus oft genug, besonders von diesen und ähnlichen Schriftstellern selbst, mit der historischen Unparteylichkeit verwechselt worden. Die historische Unparteylichkeit ist aber etwas ganz anderes, sie ist etwas generisch davon Verschiedenes, sie ist, um mich eines mathematischen Ausdrucks zu bedienen, eine ganz andere Größe. Die historische Unparteylichkeit muß unbedingt von jedem Geschichtschreiber verlangt werden, und wer den Forderungen derselben nicht genügt, das heißt, wer die Thatsachen falsch oder schief, sey es durch Hinweglassung oder Hinzufezen wesentlicher Umstände, darstellt, verdient gar

nicht unter den historischen Schriftstellern genannt zu werden. Die historische Unparteylichkeit bezieht sich aber bloß auf die objektive Wahrheit der Thatsachen, und hat mit dem Standpunkte unmittelbar nichts zu thun, von dem aus der Geschichtschreiber diese Thatsachen betrachtet, welcher allemal seiner Darstellung die Farbe geben muß, und sich auch dem aufmerksamen Leser bald zeigen wird, selbst wenn der Schriftsteller sich die überflüfsige und vergebliche Mühe geben sollte, zu thun, als ob er über den Begebenheiten, über den Zeiten, über den Völkern und über den Religionen in der Luft schwebe. Welchen großen eigenthümlichen Werth mehrere von ganz verschiedenen Gesichtspunkten ausgehende historische Werke, die den nämlichen Gegenstand behandeln, dennoch wechselseitig haben können, das sehen wir jezt am deutlichsten an Hume und Lingard. Ersterer ist das in Konsequenz, Darstellung und historischer Würde unerreichte Vorbild aller unserer deutschen indifferentistischen Geschichtschreiber, und er wird immer einen der ersten Pläße nicht nur unter den englis schen, sondern unter den Historikern aller Nationen einnehmen. Lingard steht ihm gegenüber auf dem Standpunkte der katholischen Kirche, und sein großes, unschäßbares Werk hat nun schon bey allen Parteyen in England, Deutschland und Frankreich so ruhmvolle Anerkennung gefunden, daß es ganz überflüssig wäre, hier auch nur Ein Wort zu dem Lobe desselben hinzuzusehen; historisch betrachtet hat Lingards Geschichte von England den Vorzug vor Hume, daß dem leztern viele Quellen nicht zu Gebote standen, welche Lingard benußen konnte. Uebrigens wäre nichts unpassender, als wenn man Hume nun herabsehen, und ihm seinen wohlverdienten Ruhm schmälern wollte; vielmehr muß man es ihm Dank wissen, daß er bey seinen religiösen und politischen Gesinnungen doch so viel Wahrheitsliebe bewahrt, und wiederholte glänzende Beweise das von, namentlich in der Geschichte des Hauses Stuart, gege= ben hat. Die meisten deutschen Geschichtschreiber der neuesten Zeit haben diesen Standpunkt des religiösen Indifferentismus aufgegeben, und den ihrigen wiederum innerhalb des Christenthums genommen. Auch der Verfasser dieses Werkes gehört zu dieser Schule, und er deutet selbst das Verhältniß seiner An= sicht zu der indifferentistischen sehr gut an, wenn er von Voltaire (S. 19) sagt: »Er erklärte aus den Religionsmißbräuchen aller Zeiten alle Religionssysteme lediglich für Erfindungen ihrer Lehrer und Priester, um diesen auf Kosten der Gläubigen Reichthum, Macht und Wohlleben zu verschaffen. Nichts erniedrige mehr, als wenn ein Mensch den Glauben des andern blindlings annehmen wolle. Die eigene Vernunft müsse die einzige Richtschuur

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