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Ravennatis Anonymi Cosmographia et Guidonis geographica.
Ex libris manuscriptis ediderunt M. Pinder et G. Parthey.
Accedit tabula. Berlin, 1860. Nicolai. (XVIII, 674 S. nebst 1
lith. Karte. 8.) 3 Thlr. 15 Sgr.

können, und daß, troß der unter den Augen der Dichter erschienenen Öriginalausgaben, dennoch auch hier der handschriftliche Apparat eine wichtige Rolle zu spielen beginnt. Näher betrachtet, schwindet freilich jeder Grund zur Verwunderung; denn da die Eine neue sehr dankenswerthe Uusgabe des seit Abr. Gronov Drucke der Werke oft recht flüchtig und in Eile bewerkstelligt (1722) brach liegenden Geographus Ravennas, welchem die geo: wurden, die Verfasser aber, namentlich bei den größeren Werken, graphischen Abschnitte aus der noch unedierten Cosmographie des nicht jeden Ausfalt und jede kleine Aenderung beachteten, da sie Guido (welchen die Herausgeber mit Recht für später als den schwerlich eine Collation mit dem Originalmanuscripte vornahRavennaten ansehen) beigefügt sind. Vom Ravennas sind noch men, so sind die Drucke keineswegs frei von oft sehr wesentlichen 3 Handschriften vorhanden (cod. Vatic., cod. Paris. und cod. Fehlern, namentlich Auslassungen. Was aber einmal gedruckt Basil.), welche von den Herausgebern mit der aus ihren früheren worden, das blieb meistens, wenn der Fehler nicht gar zu aufArbeiten hinlänglich bekannten Sorgfalt benust worden sind;fällig war. So repräsentieren also alle Drucke eigentlich nur Eine für die Excerpte aus Guido haben ihnen 5 Codd. zu Gebote ge- Ueberlieferung, während von den nach dem handschriftlichen Oristanden. In den unter dem Texte stehenden Unmerkungen sind ginal gemachten Abschriften jede selbständigen Werth hat. 3um außer den Abweichungen der Handschriften die Formen der im Glücke finden sich nun von fast allen Dramen Schiller's noch Terte gegebenen geographischen Namen aus den Itinerarien und Theatermanuscripte, hie und da auch noch andere, und diese alle der Peutinger'schen Tafel vollständig, aus Ptolemaios, Strabon, hat Hr. Prof. Meyer, so weit sie ihm zugänglich wurden, einer Stephanos, Eustathios u. 2. wenigstens alle wichtigeren Ab: gründlichen Collation unterworfen. Wie sorgfältiger Ergänzun weichungen angegeben. Den Schluß des glänzend ausgestatteten gen es hierbei bedarf, und wie nahe der Abweg liegt, dem Dichter Buches dilder ein erschöpfender Inder und eine von Kiepert ges etwas gegen seinen schließlichen Willen beizulegen, ist klar. Wir zeichnete Weltkarte nach dem Geographus Ravennas. können aber den vom Verfasser ausgesprochenen und gehandhabten Grundsäßen unsere Zustimmung und seinem Verfahren unser Vertrauen nicht versagen. Wie werthvoll das unumstößlich fen, brauchen wir nur darauf aufmerksam zu machen, daß z. B. Sichere ist, was diese Collationen ergeben haben, das zu beweiin dem beliebtesten Werke Schiller's, im Wilhelm Tell, an zwei Hauptstellen je ein bedeutungsvoller Vers in sämmtlichen Drucken bisher fehlt, so gleich nach den ersten Worten, mit denen Tell auftritt, ein ganz besonders glücklich vom Dichter erfundener Vers. Mit Recht unterscheidet Hr. Meyer zwei verschiedene Ausgaben der Schiller'schen Werke, eine für die Gelehrten, die Literatur historiker und Sprachforscher, eine andere für das größere Publi cum. Beide verlangen verschiedene Behandlung. Mit triftigen Gründen werden endlich in dem vorliegenden Schriftchen einige Gedichte, die man bisher oder neuerdings Schillern hat absprechen wollen, als demselben zugehörig nachgewiesen.

Fornsögur. Vatnsdælasaga. Haltfreðarsaga. Flóamannasaga, herausg. von Guðbrandr Vigfússon u. Theod. Möbius. Leipzig,

1860. Hinrichs. (XXXII, 239 S. gr. 8.) 1 Thlr. 20 Sgr.

Dem Inhalte nach waren alle drei unter dem Titel Fornsögur hier vereinigten Sagas schon bekannt; sie erscheinen aber in die fer Ausgabe in anderer, theils kürzerer, theils längerer Gestalt. Ersteres ist bei der Hallfreðarsaga der Fall, dem Leben des be kannten Skalden Hallfreðr Vandræðaskald, aus einer arnamag náanischen Pergamenthandschrift des 14. Jahrhunderts mitge: theilt, die allem Anscheine nach ursprüngliche Fassung, die etwa um 1220 entstanden ist. Die Vatnsdælasaga, etwa 1250 1260 geschrieben und schon herausgegeben, erhält hier zum erstenmale burch richtige Beurtheilung des Handschriftenverhältnisses eine kritische Ausgabe. Die dritte Saga, die Flóamannasaga, ebenfalls in långerer und kürzerer Fassung vorhanden, erscheint hier in legterer, die, wie bei den meisten Sagas, wo doppelte Recen: fionen vorliegen, die åltere, aber nicht vor dem Schlusse des 13. Jahrhunderts verfaßt ist. Außer den Terten und der Einleitung, die hauptsächlich der Kritik der Handschriften, der Bestimmung des Alters u.f.w. gewidmet ist, enthält das Buch mehrere werth volle Beilagen: die Fragmente älterer Handschriften der ersten und dritten Saga, Auszüge aus Landnámabók, eine Sammlung der Kvæði Hallfreðar S. 205-210, so weit sie nicht in der Saga vorkommen, und, ein interessanter Beitrag zur altnordis schen Poetik, eine Sammlung feiner Kenningar, fachlich geord: net, endlich sehr ausführliche und sorgfältige Register. In Be: zug auf die Orthographie hat der Herausgeber mit Fug der jún geren Schreibung, die bereits im 13. Jahrhundert sich geltend macht, ein Recht eingeräumt, und nicht, wie einige andere Gelehrte thun, ein Isländisch construiert, wie es im 13. Jahrhundert nicht mehr existierte. Die Hauptarbeit fällt dem auf dem Titel zuerst genannten isländischen Gelehrten zu, die Register und die deutsche Fassung der Vorrede rühren von Möbius her. Die Ausstattung ist durchaus des gediegenen Inhalte und der bekann ten Firma würdig.

8.

Meyer, Dr. J., Prof., neue Beiträge zur Feststellung, Verbesferung und Vermehrung des Schiller'schen Tertes. Manuscript für Gönner und Freunde zum 10. November 1860. Nürnberg, bei dem Verfasser. (111 S. 8.)

"

Der Verfasser, der seit dem Jahre 1845 mit einer Revision der Werke Schiller's beschäftigt ist, hat schon vor mehreren Jah ren in feinen,, Beiträgen" manches Werthvolle zur Constituierung des Schiller'schen Tertes beigebracht; umfassender und durchgreifender noch ist, was er gegenwärtig in den neuen Beis trágen" liefert. Die Wenigsten, welche die Werke unserer Clasfiker lesen, ahnen wohl, daß es, um zu einem authentischen Terte derselben zu gelangen, einer Gelehrsamkeit und einer streng philologischen Methode und Kritik bedarf, wie wir sie uns eigentlich nur Werken der altclassischen Literatur gegenüber als nöthig den: ken, ja, daß bereits ein philologisches Material sich anzuhäufen beginnt, das bald mit den Varianten zum Horaz sich wird messen

Beitrag zur J. Frischlin's Hohenzollerische Hochzeit 1598. schwäbischen Sittenkunde. Von Dr. Anton Birlinger. Freiburg i. Br., 1860. Herder. (2 BU., 155 S. 8.) 18 Sgr.

Am 11. October 1598 feierte in Hechingen Hr. Eytel Friederich, Graf zu Hohenzollern - Sigmaringen und Veringen, seine Vermählung mit der Tochter des Wildgrafen zu Dhaum und Kurburg. Diese Festlichkeit zu beschreiben und in deutsche, darnach in lateinische Reime zu verfassen, hatte sich Jacob Frischlin, Rector der Schule in Reutlingen, der Bruder des berühmteren Nicodemus Frischlin, nach Hechingen begeben, sich vor dem Fefte mit Hülfe des Dienstpersonals wohl orientiert und dann der Festlichkeit vom Einreiten der ersten Gäste bis zum Abschiednehmen der lebten beigewohnt. Wenn er den Tag zugebracht hatte mit genauestem Aufmerken auf alles Einzelne, feßte er sich, um ja Nichts zu vergessen, gleich des Nachts hin und brachte das Geschaute in zierliche Reime, in denen kein Trompetentusch, kein Knir, kein buntes Kleid an Herren wie Damen unerwähnt und unbewundert blieb. Es liegt auf der Hand, daß so ausführliche Schilderungen für Sittengeschichte von Bedeutung find, jumal wenn sie, wie das Original, mit Holzschnitten illustriert sind. Diese lesteren haben leider in vorliegender Ausgabe fortbleiben müssen, doch bleibt des Wissenswerthen noch immer genug, um den Wiederabdruck zu rechtfertigen. Derselbe ist ganz genau nach dem Original vorgenommen, was wir in Betreff der Interpunc tion tadeln müssen; warum das Lesen so unnůß erschweren? In und erläutert mit Sorgfalt die wenigen Schwierigkeiten, die Anden Anmerkungen zeigt sich der Herausgeber wohl unterrichtet spielungen und selteneren Wörter. Mit Rücksicht auf den weiteren Kreis der Leser hätten diese Anmerkungen wohl etwas reichlicher ausfallen können. Zum Schluffe folgt ein Wörterverzeich niß. Das Citieren und Auffinden wird dadurch sehr erschwert, daß die Verse nicht gezählt sind.

Friedreich, 3. B., Geschichte des Räthsels. Dresden, 1860.
Kunge. (VIII, 248 S. 8.) 1 Thlr. 15 Sgr.

Ein Werk, das gelehrten Anforderungen Genüge leisten könnte, geschrieben zu haben, wird der Hr. Verfasser wohl selber

nicht beanspruchen. Schon der Druck des Griechischen ohne Ac- Den Hauptinhalt der ersten größeren Abhandlung bildet also eine cente, die manchen durchgehenden orthographischen Fehler, wie Zusammenstellung der bedeutendsten typologischen Bilderkreise, d. h. Logogryphe, Sphynx u. a., endlich der überaus incorrecte Druck derjenigen, welche die typologischen Darstellungen in selbständiger Weise genügen, den Leser zu überzeugen, daß er die Arbeit eines Dilet zu einem Cyclus ausgebildet haben. Nach einer Darlegung der ältesten tanten vor sich hat. Aber als solche mag fie gar wohl geduldet Quellen der typologischen Auffassung behandelt der Verfasser als solche und selbst empfohlen werden. Ein wißbegieriger Liebhaber des Cyclen natürlich 1) das Antipendium in Klosterneuburg; 2) die BiRäthsels und der Räthselpoesie, der fleißig bemüht gewesen ist, schriften nachweist, insbesondere eine aus dem Ende des 13. Jahrhunblia pauperum, als deren bisher unbekannte Quellen er mehrere Handsich über die Hauptfragen, die feinen Gegenstand betreffen, zu derts im Stifte St. Florian und eine aus dem Anfange des 14. in der orientieren, theilt hier, was er für sich erworben, alsbald auch Hofbibliothek zu Wien. Hier hätte, so scheint es uns, das bisher nicht anderen noch ununterrichteten Liebhabern mit. Die verschiedenen aufgehellte Verhältniß der typologischen Gewölbemalereien der MarienArten des Räthsels werden durchgenommen und durch Beispiele kirche zu Colberg (die Kugler, kleine Schriften 1, S. 790 in's 14. Jahrerläutert, die verschiedenen Anwendungen, die von dem Räthsel | hundert seht) zu den Manuscripten dieser Biblia pauperum erwähnt gemacht werden, desgleichen und endlich wird auch über die Ge- werden müssen. Dieser ausgedehnten Malereien geschieht mit keinem schichte desselben und seine Vertretung bei den verschiedenen Vol- Worte Erwähnung. Als 3. Cyclus folgt das Speculum bumanae salfern gehandelt. Dieser leßte Abschnitt ist der schwächste und er vationis; 4) die Concordantia caritatis des Mönchs Ulrich, und batte daher nicht auf dem Titel allein genannt werden sollen. 5) die Biblia picturata. Die typologischen Bilderreihen und ihre ErDie reiche Auswahl von Beispielen (die ausländischen, namentlärungen werden aus den betreffenden Handschriften dieser fünf Cyclen lich die orientalischen, in erprobten Uebersesungen) läßt das Buch zusammengestellt (ein Abschnitt, dem weniger Raum gewidmet sein sollte); zum Schlusse eine Uebersicht typologischer Reihen aus zwei lein zugleich als eine Räthselanthologie erscheinen, und so sei es Handschriften des 14. Jahrhunderts, in denen den neutestamentlichen denn Liebhabern bestens empfohlen, die freilich auf ihrer Hut Darstellungen die ihnen entsprechenden alttestamentlichen nur summasein müssen, bei den vielen Druckfehlern sich nicht etwas Unrich- risch gegenübergestellt werden. tiges anzueignen.

Holland, Dr. H., die Entwickelung des deutschen Theaters im Mittelalter u.das Ammergauer Passionsspiel. Eine literatur-historische | Studie. München, 1861. Fleischmann. (IV, 66 S. gr. 8.) 15 Sgr. Das vorliegende Schriftchen enthält nicht gerade Neues von wissenschaftlichem Werthe, behandelt aber seinen Gegenstand mit Geist und Urtheil. Die Capitel,,eine Fahrt nach Ummergau und,,das Passionsspiel im Oberammergau" sind mit Wig und Laune geschrieben. Ueber das leztere ist so viel Ueberschwang liches auspofaunt, daß es ordentlich wohl thut, einmal einen Mann von Geschmack nüchtern und verständig über dasselbe spre- | chen zu hören. Das Passionsspiel kommt dabei ganz gut weg, denn der Verfasser ist wirklich ein warmer Anhänger desselben. Wir hoffen daher, daß seine Andeutungen und Rathschläge beachtet werden und auch das zum Schlüsse gemachte Anerbieten nicht unbenust gelassen werde.

Kunstgeschichte.

Jahrbuch der k. k. Central-Commission zur Erforschung und
Erhaltung der Baudenkmale. V. Bd. Mit 28 Taff. u. 116 Holz-
schn. Red. von Dr. Gust. Heider. Wien, 1861. Prandel u.
Meyer in Comm. (XXIV, 312 S. 4.) 5 Thlr. 18 Sgr.

Daß das allgemein beklagte vorzeitige Abbrechen der,,mittelalterlichen Kunstdenkmale des österreichischen Kaiserstaates" auf den Inhalt des,,Jahrbuches" der Central-Commission einen vortheilhaften Einfluß ausüben und wir in legterem Manches erhalten würden, was für erstere bestimmt war, ließ sich wohl erwarten. So verhält es sich we= nigftens offenbar mit dem diesjährigen Bande, dessen größere Hälfte, die mittelalterlichen Kunstdenkmale Dalmatiens enthaltend (S. 109312), nebst den dazu gehörigen 20 trefflichen Stahlstichen für jene mit dem Schluffe ihres zweiten Bandes erloschenen,,Kunstdenkmale" bestimmt gewesen zu sein scheint. Obwohl nur aus dieser, wie man sieht, ausführlichen Abhandlung von Rud. v. Eitelberger und aus einer ihr vorangehenden Arbeit von Gust. Heider über „die christliche Typo= logie aus miniierten Handschriften des Mittelalters" bestehend, sind wir doch fast geneigt, an Interesse des Inhalts diesen Band wenigstens feinem legten Vorgänger vorzuziehen. Und wenn wir diesem Vorgänger (Nr. 20, Jahrg. 1860 d. B.) den Vorwurf machten, daß er manche Tafeln sich hätte ersparen können, so ist ein solcher Vorwurf gegen den vorliegenden 5. Band gewiß nicht auszusprechen.

Wie gewöhnlich beginnt das Jahrbuch mit den im Laufe des verfloffenen Jahres (Oct. 1859 bis Det. 1860) vorgegangenen Verän derungen im Personalbestande der Central-Commission, wobei wir den Wunsch aussprechen müssen, daß man sich in Zukunft nicht mit der Uns gabe dieser Veränderungen begnügen, sondern den jedesmaligen Bestand sämmtlicher Conservatoren und Correspondenten mittheilen möge. Der erfteren find jest 48, der lesteren 59. An jene,,Veränderungen" schließt sich der gewöhnliche,,Bericht über die Wirksamkeit der GentralCommission" während jenes Jahres, aus welchem begreiflicherweise hervorgeht, daß für größere Unternehmungen und Forschungsreisen die Zeitverhältnisse ungünstig waren, die Wirksamkeit sich daher auf locale Forschungen, kleinere Restaurationen u. Berichterstattungen beschränkte.

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Die zweite Abhandlung, welche den Prof. Rud. Eitelberger zum Verfasser hat, führt uns nach Dalmatien, ein in Bezug auf die mittelalterliche Kunst bisher fast völlig unbekanntes Land, das bekanntlich mehrere Jahrhunderte hindurch unter römischer Herrschaft stand, daher auch so voll von römischen Denkmalen und Spuren römischer Civilisation ist, daß diese Denkmale bis auf die späteren mittelalterlichen Schöpfungen nicht ohne Einfluß blieben, und wenigstens der byzantiwelchem auch Dalmatien die Einführung mittelalterlicher Kunst und nischen Kunstweise keinen großen Eingang gestatteten. Der Orden, Civilisation verdankt, sind die Benedictiner, welche während der Zeit der Herrschaft der einheimischen slavischen Fürsten und der ungarischen Könige die romanische und die gothische Kunstweise zur Ausbildung brachten und eine Reihe bedeutender Kunstwerke schufen, deren urheber sich in der Kunstgeschichte einen ehrenvollen Plag erworben haben. Erst mit dem 15. Jahrhundert, als Venedig's Herrschaft über Dalmatien gesichert war, drang die venetianische Kunst auch hier ein und blieb die herrschende bis in's 17. Jahrhundert.

Es würde uns zu weit führen, wenn wir auch nur eine Ucbersicht des reichen Schages der hier beschriebenen Denkmale, unter denen natürlich die Bauwerke die erste Stelle einnehmen, geben wollten; aber unterlassen können wir nicht, derer zu erwähnen, durch welche unseres Erachtens die Geschichte mittelalterlicher Entwickelungsformen eine wesentliche Bereicherung erfahren hat. Es sind in Zara die Kirche des heiligen Donatus, ein runder Kuppelbau mit drei Upsiden, der dor= tige romanische Dom mit einer merkwürdig gestalteten Krypta und die filberne Arca des heiligen Simeon, das größte mit figuralischen Darstellungen versehene Silberwerk, das sich in den Kirchen der österreichischen Monarchie befindet. Ferner in rau der romanische Dom, mit einem prächtigen, an Sculpturen überreichen Portale und einer Menge anderer Eigenthümlichkeiten, jedenfalls das bedeutendste aller hier beschriebenen Denkmale; in Spalato der freilich nicht hierher gehörige, aber wegen seiner Wichtigkeit doch beschriebene Kaiserpalast Diocletian's, der dortige Campanile und die holzgeschnißte Thür am Dome, ein Werk des Andreas Guvina aus dem Jahre 1214; endlich in Ragusa der fogenannte Palast der Rectoren.

Bock, Dr. Franz, der Reliquienschaß des Liebfrauen-Münsters zu Aachen in seinen kunstreichen Behältern, zum Andenken an die Heiligthumsfahrt von 1860 beschrieben und mit vielen Holzschnitten erläutert. Mit einer Einleitung von Dr. J. Ph. Laurent. Aachen, 1860. (XXXIV, 88 S. Lex.-8.) 1 Thlr. 10 Sgr.

Die Ausbeute, welche diese Schrift für die Kunst des Mittelalters, ihre Geschichte und ihre Erklärung gewährt, ist eine sehr geringe. Sie beschränkt sich nämlich dem Titel gemäß auf diejenigen kirchlichen Kunstwerke des Aachener Münsters, welche Reliquien enthalten, und unter diesen 23 Gegenständen sind die his storisch oder durch figuralische Darstellungen interessantesten. nämlich 13, bereits in dem großen Prachtwerke von Ernst aus'm Weerth,,Kunstdenkmale des christlichen Mittelalters in den Rheinlanden" publiciert worden. Jener ganzen Publication, die doch kaum ein halbes Jahr vor dem Erscheinen dieser Schrift geschah, gedenkt begreiflicherweise Hr. Bock gar nicht. Von den übrigen mittelalterlichen Kunstschäßen, die das Münster besigt, ist nur als Anhang ein kurzes Verzeichniß gegeben. Auch ist die ganze Tendenz der Schrift weniger eine kunstwissenschaftliche als eine praktische, insofern sie den,,frommen Pilgern" zu der alle

7 Jahre stattfindenden großen Ausstellung der Reliquien eine genaue Beschreibung der kostbaren Behälter dieser,,heilbringenden, wunderthätigen Gegenstände der Verehrung" geben soll. Und das thut sie in vollem Maße, indem sie auch dem in der Kunst des Mittelalters Unbewanderten über alles den Stoff, die Form, die Technik, die ornamentale oder figurale Ausschmückung Betreffende Auskunft giebt.

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Noch weniger künstlerischen Inhalts ist die salbungsvolle, Unterhaltungen am häusl. Herd. Högbr. K. Guękow. Nr. 17.

Inh. D. Müller, aus Vetrarca's alten Tagen. II. Dr. M. S., ein Gis vilisationsversuch. C. Kühne, aus dem zoologischen Garten in London. I. Ludwig Rellstab und Theodor Mügge. Gute Zeichen aus Desterreich.

sehr anti-evangelische Einleitung des Bischofs Laurent, welche alles Ernstes, in wunderbaren Zirkelschlüssen, die hohe Bedeutung dieser Reliquien und aller anderen,,,denen die Kirche die nämliche Kraft wie den Heiligen selbst zutraut," fo: Die Gartenlaube. Red. Fr. Stolle u. U. Diezmann. Nr. 18. wie die Geschichte dieser Reliquienverehrung auseinanderseßt, und nicht bloß dem protestantischen, sondern jedem evangelischen Lefer von Anfang bis zu Ende, wenn auch nicht ein Grauel, doch ein Gegenstand innigsten Mitleidens sein muß.

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Inh. D. Ruppius, ein Deutscher. (Forts.)

Spaziergänge durch das heutige Rom. II. Dr. Schreber, allgemeine Wehrkraft als Aufgabe ber Volkserziehung. Berth. Auerbach, Grinnerungen an Ernst Rietschel. I. Die englische Industries u. Kunst-Ausstellung aller Völker für 1862. Das Voigtland und die Voigtländer. (Schl.) Unser Vaterland, hrsg. von H. Pröhle. 3. Liefg. Inh. Dr. Bolze, Schleswig-Holstein. (Schluß.) König Wilhelm von Preußen. Der verhängnisvolle Dorpelschuß am 18. März 1848 u. sein Zwillingsbruder am 3. Avril 1615. (Gin Stück Berliner Geschichte.) Dr. W. Stricker, Goethe u. Frankfurt a. M. Deutsche Gaftlichkeit, (Scl.) — A. v. Seld, Colonie Königswille. Eine Ackerseparation im vorigen Jahrh., zur Geschichte Friedrich's des Großen. Gd. Ublen huth, Solingen. (Schl.) - Herm. Bösche, warum gewisse Vögel, die nicht Hausthiere sind, unsere Städte u. Dörfer zum Aufenthalte wählen. G. Kuhnemann, der Fall der Krimler Ache im Pinzgau und der Rheinfall bei Schaffhausen.

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Neue Jahrbücher für die Turnkunst. Hrsg. von M. Kloss. 7. Bd. 1. Heft.

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Anregungen f. Kunst, Leben u. Wissenschaft. 4. Heft.
Inh. Ernst Rietschel. G. Steinader, Erscheinungen u. Streiflichter
auf dem Gebiete der religiösen u. kirchlichen Literatur der Gegenwart.-
A. Stern, die Voefte der Gegenwart. Offene Briefe an einen „Leser“. V.
Die Dioskuren. Hrsg. von M. Schasler. Nr. 16.
Inh. Die Kunst, ihre Stellung zum Leben und die Kritik. Zur Breußis
schen Nationalgalerie. III.

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Das Ausland. Nr. 17.
Inh. Medien. II. Baron Bogan's Abenteuer unter den Bab= Utah-
Indianern. Dr. Jof. Wolff's Reisen u. Abenteuer im Orient. (Schl.) -
Die ungarische Königs-Krönung. Die materielle Lage der Golonie Vicz
Abbémar's Hypothese von der reriodischen Rückkehr der Sünd
fluthen. St. Pierre u. St. John (Neufundland). Der Uebertritt der
Bulgaren zur römischen Kirche.

toria.

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Die Natur. Hrsg. von D. Ule u. K. Müller. Nr. 18.
Inh.: Fr. Friedrich, das Seelenleben der Thiere. III.
D. Ule, Nubien
und Abessinien. 2. Die Bewohner Nubiens. 1. K. Müller, ber
Deutsche und die Natur. 10. Der deutsche Natursinn in der Kunst.

3 um Reinardus Vulpes.

Die Beurtheilung meines Reinardus, in welcher der Sag aufgestellt war, daß dem Dichter desselben die Elision nicht zukomme, veran= laßte mich, das Gedicht noch einmal genau durchzusehen: bewährte sich jene Behauptung, so mußten allerdings mehrere der versuchten Emens dationen fallen. Ich fand jedoch 12 Stellen, in welchen die Elision vortommt; v. 45: lumina ademit, v. 213: Jamque iter, v. 221: castella adservat, v. 275: Jamque iter, v. 448: Jamque iter, v. 1354: Vade ergo, v. 1364: Sede bumili, v. 1537: fera est (wodurch zugleich meine Bemerkung zu v. 106 hinfällig wird), v. 1744: desine ait, v. 1786: quacunque inventi, v. 1814: culpa est, v. 1823 Inque hominum. Somit könnten die Emendationen, durch welche seine Elision bewirkt wird, wenn nicht andere Gründe dagegen sprächen, bestehen bleiben. Es sind folgende: v. 18 diligerisque

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ipso, v. 55: sola artocrea, v. 223: Jamque iter, v. 481: Ortusque
aurorae, v. 790: altilumque anatumque (v. 994 nehme ich anetas
für den Accus. von aneta
cf. Ducange —
wofür freilich auch
anata vorzukommen scheint), v. 1735: sortitum est, v. 1781: vestro
ut, v. 1825: interimatque ut. Dazu kommt, daß man, wenn man
v. 18 Diligeris ipso, v. 223 Jam iter, v. 790 altilium et stehen
ließe, eine Verlängerung kurzer Silben durch die Arsis zugeben müßte
an Stellen, wo sie sonst nicht vorkommt, und das scheint doch mißlich.
Uebrigens habe ich noch hinzuzufügen, daß v. 223 statt transit: trans-
itque, v. 1605 statt fasianus: phasianus und vielleicht v. 847 statt
intulerit: intulerat, v. 1153 ftatt viderit: viderat, v. 1333 statt
pascere quem der Construction wegen pascere eum zu schreiben ist.
W. Knorr.

Druck von Breitkopf und Härtel in Leipzig.

Literarisches Centralblatt

1861. 11. Ma i.

für Deutschland.

Verantwortlicher Herausgeber Prof. Dr. Fr. 3arnde.

Verlegt von Eduard Avenarius in Leipzig.

Diese Zeitschrift erscheint jeden Sonnabend. Der Preis für ein Vierteljahr ist 1 Thlr. 10 Sgr.

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Allgemeine Kirchen-Zeitung. Red. von C. Strack. Nr. 29 u. 30.
Der Religionsunterricht auf den
Protestantische Kirchenzeitung für das evangelische Deutschland.
Hrsg. u. red. von H. Krause. Nr. 15 u. 16.

Inh. H. Krause, die Selbständigkeit der evangel. Landeskirche vor dem
Abgeordnetenhause. - Das österreichische Patent vom 8. April 1861,
Dollinger's Urtheil über das Papstthum.

Neue Evang. Kirchenzeitung. Hrsg. von H. Meßner. Nr. 15. 16.
Inh. Der Sturm gegen die,,Essays and Reviews" in der engl. Kirche.
Zur Selbstständigkeit der evangel. Landeskirche Preußens.
Deutsche Zeitschrift für chriftl. Wissenschaft und christl. Leben.
Hrsg. von W. A. Hollenberg. N. F. 4. Jahrg. April.
Jab.: Dr. W. Hoffmann, chriftliche Wissenschaft u. chriftliches Leben. II. —
Prof. Diestel, über ben gegenwärtigen Stand der Einleitung in das

A. Testament. Dr. A. Tholud, die Laienhülfe im geißtl. Amt inners

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halb der lutherischen Kirche.'

Allgem. kirchliche Zeitschrift. Hrsg. von D. Schenkel. 4. Heft. Sab. Der Concordatskampf in Württemberg. Die Erweckungen im städtischen Waisenhause zu Elberfeld. – Melanchthon's Geschicke in der

evangelischen Kirche.

Protestantische Monatsblätter für innere Zeitgeschichte. Hrsg.
von H. Gelzer. 17. Bd. 3. Heft.
Inb.

Dr. 6. Schnaafe, Bildung u. Christenthum. Dr. J. P.
Friedrich Wilhelm III. und die patriotische Lyrik seiner Zeit.
Hohenlobe u. die Evangelischen in Oberösterreich. Ein Zeitbild
Jahre 1824.

Geschichte.

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Fürft

No 19.

sächsischen Weltchronik enthält. Außer jenem Stücke der Welt= chronik bringt der Anhang noch an Neuem einen nach der Handschrift verbesserten Abdruck der aus der Geschichte Ernst's von Schwaben bekannten Urkunde für die Weißenburger Ministerialen; besonders erwünscht ist aber ein nach der endlich in Kassel wiedergefundenen Originalhandschrift angefertigter Abs druck des für die Persönlichkeit Heinrich's II und für die Verhältnisse des Ostens von Europa so überaus wichtigen Briefes des Erzbischofs Brun von 1008.

Was die Darstellung betrifft, so hat dieselbe an zahlreichen Punkten und theilweise für sehr bedeutende Fragen eingreifende Veränderungen erfahren, übrigens mehr noch im ersten als im zweiten Bande. Es bedarf bei einem Schriftsteller wie dem Verfasser kaum der Erwähnung, daß er auf das Eindringendste benußt hat, was die Zwischenzeit seit Erscheinen der ersten Auflage an Neuem in Bearbeitungen sowohl als in Quellen ge= bracht · denn auch an lehteren ist doch das eine und andere inzwischen zu Tage gekommen. Für den zweiten Band ist an Quellenmaterial hier namentlich hervorzuheben, daß einige Bamberger Handschriften (zum Theil jest in München) für die Geschichte Heinrich's II und der ersten frånkischen Kaiser sehr erwünschte Resultate gebracht haben. Andererseits fiel dem Ver= fasser auch die weniger willkommene Aufgabe zu, einigen Schutt wieder wegzuräumen, der sich inzwischen, namentlich für die Geschichte König Heinrich's I, angehäuft hatte. Referent muß es sich versagen, auf dies Alles im Detail einzugehen, auf einige Momente in der Einleitung will er aber doch hindeuten, bei welLange,chen eine dritte Auflage vielleicht eine Veränderung bringen aus dem könnte. Ueber die Natur und Entstehung der Würde des Majordomus (S. 93) das unbegründete und unschöne ,,Hausmeier würde man lieber vermieden sehen — ist eine Darlegung z. B. kaum entbehrlich. Bei den irischen Mönchen (S. 100) scheint der, der ganzen Nation innewohnende Wandertrieb, auf den Wattenbach so überzeugend aufmerksam gemacht hat, hervorgehoben werden zu müssen. Auf die angebliche Theilung des ungarischen Landes durch die Häuptlinge (S. 173), von welcher wir doch keine irgend zuverlässige Kunde haben, darf man in Zukunft wohl verzichten. Wie sachlich, so ist auch in der Form_diese zweite Auflage überall mit großer Sorgfalt gefeilt; von Schreib- oder Druckfehlern haben wir kaum einen oder den andern bemerkt, wie S. 23, 3. 9: Drusus für Germanicus; S. 788: Freifingen. Dem ersten Bande ist eine Karte, das römische Reich deutscher Nation darstellend, von Kiepert's Meisterhand beigegeben in Anschaulichkeit der Stammesgrenzen im Großen, wie in Sauberkeit der Detailausführung gleich vortrefflich. Squillace, wie die,,Grenze von Polen und Böhmen bis 986" sind beide überflüssig, da die betreffenden Angaben auf Fälschungen beruhen; Eger ist wenn es überhaupt einen Plas finden durfte - mit Ünrecht zu Böhmen statt zu Franken gezogen, in der bayerischen Ostmark war Krems und Wien, in Ungarn Szegedin entbehrlich, während Melk und die Festung Sirmium nicht fehlen durften. Diese kleinen Ausstel= lungen, an der Karte so wie an dem Werke selbst, sollen übrigens mehr für das Interesse des Referenten an beiden zeugen, als seinen warmen Beifall schmälern.

Giefebrecht, With., Geschichte der deutschen Kaiserzeit. 2 Bde. 2. verånd. Aufl. Braunschweig, 1860. Schwetschke u. Sohn. (XX, 871; VIII, 670 S. gr. 8.) 6 Thlr. 14 Egr.

Der Referent erfüllt mit besonderem Vergnügen die Pflicht, zine zweite Auflage dieses früher eingehender besprochenen Werkes anzuzeigen, und bedauert nur, durch unerwünschte Zufälle verhindert gewesen zu sein, dieser Pflicht früher zu genügen. Denn bwohl in allem Wesentlichen auch von der neuen Gestalt des Buches gilt, was in diesem Blatte von seiner früheren bemerkt vurde, so hat der Verfasser doch an so vielen Stellen bedeutende Veränderungen vorgenommen, daß es ungerecht wäre, das Publicum_nicht noch besonders auf dieselben aufmerksam zu machen. Diese Veränderungen bestehen theils in Erweiterungen es Materials, theils in Verbesserungen der Darstellung in Folge eigener und fremder Neuforschung. Das Material ist urch eingehende Prüfung der bereits im zweiten Bande der rsten Auflage angekündigten Entdeckung einer in Königsberg efindlichen Weltchronik in erfreulicher Weise vermehrt worden, ndem dieselbe das auf die Regierungen Heinrich's II, Ronrad's Il und Heinrich's III bezügliche Stück ist im Anhange um zweiten Bande abgedruckt — in einer Aufzeichnung, welche is zum Ende der Regierung Heinrich's V reicht und wahrschein ich bald nach dem Jahre 1162 entstanden ist, die erste Quelle der

μ.

Tettau, W. F. A. v., über das staatsrechtliche Verhältniss von
Erfurt zum Erzstift Mainz. Ein Vortrag gehalten in der öffentl.

Sitzung der Akademie gemeinnütz. Wiss. zu Erfurt den 15. Oktbr. 1859. (Abdr. aus den Jahrbüchern der k. Akad. gemeinnütz. Wiss. zu Erfurt.) Erfurt, 1860. Villaret. (140 S. gr. 8.)

15 Sgr.

Medicin.

Archiv für pathologische Anatomie u. Physiologie u. für klinische
Medicin. Hrsg. von R. Virchow. 21. Bd. 1. Heft.

Inb.: R. Rirchow, Rück- u. Vorblicke. C. Gerhardtu. F. Roth, über syphilitische Krankheiten des Kehlkopfes. Dr. Voltolini, die Pharyngoskopie u. ihre Verwerthung für die Ohrenheilkunde. Prof. Bartels, Bemerkungen über eine im Frühjahre 1860 in der Poliklinik in Kiel beobachtete Masernepidemie, mit bes. Berücksichti gung der dabei vorgekommenen Luugenaffectionen. Dr. G. Rey her, zur Frage von der Erzeugung von Endocarditis durch Milchsäureinjection in die Peritonealhöhle von Thieren. Dr. C. J. Eberth, zur Eutstehung der Schleimkörper.

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Würzburger medicinische Zeitschrift. Red. von H. Bamberger,
A. Foerster, v. Scanzoni. 2. Bd. 1. Heft.

Inh.

Rull

Der Gegenstand dieser Schrift ist schon öfter literarisch behandelt worden (S. 4), aber bisher noch keineswegs zum Abschlusse gebracht gewesen. Die Mehrzahl hat sich wohl immer der Ansicht zugeneigt, daß Erfurt eine erzbischöflich - mainzische Stadt war, indessen haben doch selbst Erhard und Heinemann sich mehr dafür ausgesprochen, daß Erfurt, obschon mit gewissen Modificationen, Reichsunmittelbarkeit besessen habe. Wir können daher um so weniger,,eine nochmalige Erörterung dieser Frage, mit möglichster Benuhung der ursprünglichsten und zuverlässigsten Quellen, namentlich der bezüglichen Urkunden,... als etwas Müssiges“ erklären, je tüchtiger die uns vorliegende Monographie das schwierige Problem gelöst hat. Es kommt aber dazu, daß derartige Untersuchungen doch immer zugleich ein allgemeineres Interesse befriedigen: denn wenn auch Erfurt sich unter ganz eigenthümlichen Umständen entwickelt hat, und sich deßhalb in wesentlichen Punkten von anderen bischöflichen Städ Zeitschrift für rationelle Medizin. Hrsg. von J. Henle u. C. v. ten unterscheidet, so fehlt es doch nicht an gewissen Momenten, welche sich in ganz analoger Weise fast bei allen Mediatstädten in ihren Bestrebungen nach Autonomie und Reichsunmittelbarkeit an den Tag gelegt haben. Um deßwillen heißen wir diese Abhandlung gern willkommen.

Förster, über die Osteomalacie bei Krebskranken. mann, üb. die therapeutische Bedeutung der südl. klimatischen Kurorte namentl. in Beziehung auf chronische Lungentuberkulose. — 0. Spiegelberg, Erfahrungen u. Bemerkungen über die Störungen v. Tröltsch, über die Krankheiten

des Nachgeburtsgeschäftes.
des äusseren Gehörganges.

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Pfeufer. 3. Reihe. 11. Bd. 1. u. 2. Heft.

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Inh. G. Valentin, einige Folgen der Nervendurchschneidung. Dr. A. Schöffer, üb. die Kohlensäure des Blutes u. ihre Ausscheidung mittelst der Lunge. Dr. O. Spiegelberg, üb. die Verkümmerung der Genitalien bei (angeblich) verschiedengeschlechtlichen Zwillingskäl bern. Prof. Luschka, der Bandapparat der Santorini'schen Knorpel des menschl. Kehlkopfes. Dr. A. Weismann, üb. den feineren Bau des menschl. Nabelstranges. Dr. M. Wilckens, üb. die Entwickelung der Hornhaut des Wirbelthierauges. W. Krause, über den Bau der Retina-Stäbchen bei'm Menschen. Meyerstein, Beschreibung eines Ophthalmometers nach Helmholtz.

L. Abel. Nr. 68.

Inh.: Resultate der Revaccination in der Preuss. Armee im J. 1860.
Dr. Fischer, die Simulationen von Krankheiten des Auges u. ibre
Entdeckung. (Schl.) Dr. Scholler, das contagiöse Augenübel in
der Garnison Stolp. (Schl.) Dr. Mass alien, aus der Statistik der
Militär-Lazarethe zu Posen.
Militär-Sanitätswesen im J. 1860.
täts-Compagnien.
Militär-Medicinal-Wesens.
des 1. Armee-Corps.

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Dr. Hoffmann, das Grossh. Badische Dr. Schiller, die bayer. SaniDr. E. Gurlt, Beitrag zur Kenntniss des engl. Dr. Prager, zur Mortalitäts-Statistik

Eine Stadt, welche selbst einmal für die größte Deutschlands erklärt worden ist (S. 111), jedenfalls der bedeutendste Ort in den thüringischen und obersächsischen Landen war und durch Handel und Gewerbe zu großem Reichthum gelangte, eine sehr hervorragende Stelle einnahm, welche ein Territorium bildete, zu dem reichsunmittelbare Güter gehörten (S. 74 f.), eine Preussische militärärztliche Zeitung. Hrsg. von F. Löffler u. folche Stadt hatte wohl Anspruch darauf, selbst der Reichsfreiheit theilhaftig zu sein. Der Verfasser verkennt dies auch keineswegs, er spricht es wiederholt aus, daß Erfurt nicht eine gewöhn= liche Landstadt war, daß sie sich im Besize von Gerechtsamen befand, welche sie der Reichsstadt nahe brachten, ja, daß sie nahe daran war, in die Liste der Reichsstädte aufgenommen zu werden, und daß es auch an Thatsachen nicht fehlt, welche beinahe auf Immedietat schließen lassen; dennoch entscheidet er sich aber dafür, daß es keine Reichsstadt war, indem er nachweist, daß die nothwendigen Voraussetzungen der Reichsfreiheit (S. 10 f.) zu keiner Zeit sich in Erfurt vereinigt haben (S. 16 f.). Der Verfasser hat seine Untersuchung mit voller Unbefangenheit und Kritik in einer folchen Weise geführt, daß wir das Ergebniß der gründlichen Arbeit für durchaus befriedigend erklären dürfen. Wir empfehlen die Lecture der Abhandlung auch wegen mancher gelegentlich eingestreuten Bemerkung und Untersuchung (man s. z. B. S. 28. 29 Oeffnungsrecht, S. 55. 56 über das Jahr1181 als Termin der Unterwerfung Heinrich's des Löwen u. a. m.).

Indem wir also willig dem Verfasser Beifall spenden, kön nen wir doch auch nicht umhin, einige Gegenbemerkungen zu machen. Zuvorderst halten wir die Anordnung des Materials nicht für zweckmäßig. Das Geschichtliche und Thatsächliche (S. 83 f.) hatte der juristischen Beurtheilung (S. 16 f., 38 f.) nicht vorangestellt werden sollen, sondern folgen müssen. Auch wäre eine Uebersicht des Inhalts der Schrift wohl paffend hinzugefügt | worden. Was die Begründung der einzelnen Thatsachen und Rechtsfäße betrifft, so hätte es in vielen Fällen, namentlich in Betreff der letteren, nicht der vielen Eitate bedurft, wobei überdies die neueste und beste Literatur nicht immer zu Rathe gezo: gen ist. Die Schriften von Waiß, Arnold, Hegel, Walter, Nitsch u. A., welche zum Theil ex professo das Städtewesen behandeln, find gar nicht vom Verfasser gebraucht, sicher nicht zum Vortheil seiner Arbeit. Auch sind die Eitate selbst nicht immer zuverlässig, mitunter wohl wegen eines Druckfehlers, man f. z. B. S. 13, Anm. 39, wo Eichhorn §. 431 statt 341 zu lesen ist. Ueber den hier gedeuteten Unterschied von freien und bloßen Reichsstädten hätten Arnold und Hegel die Zweifel heben können. S. 14, Anm. 45 wird Lisch les soll Leist heißen) Staatsrecht S. 445 f. angeführt; die Stelle paßt nicht u. a. m. Die Behauptung S. 69:,,Der Umstand, daß einer Stadt der Reihe nach von allen Kaisern, oder doch von vielen derselben, folche Gnadenbriefe ertheilt worden, spricht nicht für, sondern gerade gegen ihre Reichsunmittelbarkeit,“ ist unhaltbar.

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Adolf Henke's Zeitschrift für die Staatsarzneikunde, fortgesetzt von Fr. J. Behrend. 41. Jabrg. 1. Viertelj.-Heft.

Inh.:

Dr. W. Wirthgen, die verschiedenen Methoden zur Ermittelung von Blutflecken in forensischen Fällen. Dr. Fr. J. Behrend, über den Einfluss der Beschäftigung auf die Gesundheit u. Sterblichkeit: 5) Die Krankheiten der Tapetendrucker, Tapetenmaler, Verfertiger künstl. Blumen, und aller der Personen, welche Zeuge oder Stoffe, die mit Arsenikgrün gefärbt, verarbeiten. Dr. J. Hofmann, gerichtlich-medizinische Gutachten. - Dr. Frickhoeffer, gerichtsärztliches Gutachten über einen Erschossenen, Verurtheilung des Angeschuldigten in Folge eines seltenen Indizienbeweises. Dr. Gröll, Befund u. Gutachten über eine am 225. Tage tödtlich geendete Hiruverletzung. Ders., Befund u. Gutachten üb. verheimlichte Schwangerschaft, Geburt und nachfolgende Kindestödtung.

Liersch, Dr. L. W., der Symptomencomplex Photophobie. Eine ophthalmiatrische Studie. Leipzig, 1860. O. Wigand. (IV, 138 S. gr. 8.) 24 Sgr.

Die gute Absicht des Verf.'s, über den Begriff Photophobie größere Klarheit zu verbreiten, ist aus dem Schriftchen unverkennbar zu ersehen und an sich zu billigen; mit großem Fleiße hat auch der Verfasser die hierher gehörigen Thatsachen zusam mengestellt. Dagegen geht seine Darstellung zu sehr in die Breite, ist zu gedehnt und läßt vielfach jene Klarheit und bündige Schärfe vermissen, Eigenschaften, die ganz nöthig sind, wenn Arbeiten von dem Charakter der vorliegenden bleibenden Erfolg haben sollen. Auch die Lösung der Aufgabe im Besonderen_hat_den Referenten nicht befriedigt. Der Verfasser trennt die Lichtscheu in eine Photalgia oder Lichtschmerz und in die Photophobia vera oder die eigentliche Lichtscheu; unter der ersteren versteht er einen Compler von Symptomen, welche hervorgehen aus der durch die Einwirkung des Lichtes auf die peripherische Ausbreitung des Sehnerven angeregten und gesteigerten Hyperästhesie der sensibeln Augennerven, unter der anderen einen Symptomencompler, der resultiert aus der durch die Einwirkung des Lichtes hervorge rufenen oder gesteigerten krankhaften Erregung und Erregbarkeit der Nezhaut. Wir bezweifeln stark, daß diese haarscharfe Trennung für die Praxis irgend einen anderen Nugen haben wird, als den, daß wir um einen Namen reicher sind, dessen Ver

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