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auch nur den Inhalt desselben mit einigem Detail anzugeben. Bei der Reichhaltigkeit des in dem Werke verarbeiteten Stoffes verbietet dies der Raum, den die Tendenz dieser Zeitschrift gestattet. Referent muß sich darauf beschränken, auf die Bedeut famkeit dieser Monographie aufmerksam zu machen, die unter den Erscheinungen der neueren Proceßliteratur ohne Frage einen hervorragenden Plaß einnimmt.

Zwar erfüllt der Inhalt des Buches nicht Alles, was der Titel verspricht. Bei der Allgemeinheit des leßteren dürfte man in demselben auch eine dogmatische Behandlung der einschlagen den Controversen, eine Casuistik aus der Lehre von der Gewissensvertretung u. f. w. erwarten. Was in solcher Beziehung indirect dem Praktiker geboten wird, ist auf wenig Seiten zusammen gefaßt, theils in Form repertorienartiger Nomenclatur, theils in der ziemlich unklaren, aus dem Wesen des heutigen Instituts deducierten Construction eines schließlichen Grundsages, der am Ende dem Praktiker auch nur wenig Trost und Stüße gewährt. Alein zum praktischen Gebrauche ist das Werk überhaupt nicht bestimmt, dasselbe hátte:,,Die gemeinrechtliche Gewissensver tretung in ihrer historischen Entwickelung" betitelt werden müssen. Es ist ein Product gründlicher, gelehrter Forsch ung, eine rechtsgeschichtliche Construction, welche durch die Fein heit ihrer exegetischen Behandlung und ihrer historischen Combinationen, durch den Scharfsinn oft überraschender Consequens zen und durch die Reichhaltigkeit des verarbeiteten literarischen Materials sich einen Anspruch auf Anerkennung und auf wissenschaftliche Beachtung erworben hat.

In dieser Bedeutung ist namentlich die treffliche Deduction des zweiten und dritten Abschnittes hervorzuheben, in welchem man, auf der Grundlage des im ersten Abschnitte_behandelten römischen Rechts, welches ein Recusationsrecht des Delaten zum Zwecke anderweitiger Beweisführung nicht kennt, den unter dem Einflusse der christlichen Eidesanschauung gewonnenen allmähligen Entwickelungsgang verfolgt, den das Institut der Gewiss sensvertretung von den Zeiten der Glossatoren her in den zwei abweichenden Richtungen des römischen und fächsischen Rechts, und in mannichfaltigen Verzweigungen, durch Mißverständnisse der Juristen, durch das zwischengetretene Institut der Positionen und durch die confequenteren Fortbildungen in den Particulars gefeßgebungen des 16. und 17. Jahrhunderts hindurch, genom men bat.

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der bekannten Schrift Daniel Chwolson's :,,Ueber die Ueber-
reste der Altbabylonischen Literatur in Arabischen Ueberseßungen"
(Petersburg, 1859. 4.). Es handelt sich hier um die Zurück-
weisung und wissenschaftliche Bekämpfung einer Hypothese,
welche, wie sicher und kühn auch vorgetragen, wie tief scheinbar
begründet, doch mehr ein Kind der hochstrebenden Phantasie,
als das Resultat der nüchternen, ernsten und vorsichtigen For-
schung ist. Sehen wir ab davon, daß, wenn diese Hypothese
Chwolson's, nach welcher die in der sogenannten nabatäischen
Landwirthschaft des Ibn-Wachshijja niedergelegten Schriftstücke
Ueberreste einer altbabylonischen, bis in das 14. Jahrhundert vor
Christus hinaufreichenden Literatur sein sollen, richtig wäre, das
mit auch eine große Anzahl von Hypothesen und allgemein reci-
pierten historischen Annahmen umgestoßen würde; die wahre
Wissenschaft muß und wird stets bereit sein, gewisse von ihr ge-
wonnene Resultate aufzugeben, wenn diese als absolut falsch sich
herausstellen. Aber auf der anderen Seite muß sie auch das von
ihr gewonnene sichere Terrain mit Energie vertheidigen. Das
hat Gutschmid in dieser polemischen Abhandlung mit so sicheren
und scharfen Waffen gethan, daß man ihm zu dem unzweifel-
haften Siege über feinen Gegner entschieden Glück wünschen
muß. Ibn-Wachshijja, welcher die von ihm arabisch bearbeiteten
Schriften aus dem Nabatäischen überseht zu haben vorgiebt,
wird hier — ein långst entlarvter Betrüger — noch einmal ents
larvt, und alle die luftigen Hypothesen, auf welche Chwolson
seine Annahme von der Echtheit der von dem Araber überfesten
Schriften stüßt, werden mit ebenso sicherem historischen Takte,
wie zum Ziele führender Gelehrsamkeit wieder zerstört. Gut
schmid's Resultat:,,die angeblich aus dem Nabatải-
schen in's Arabische überseßten Schriften altbaby-
tonischer Gelehrten sind Fälschungen des Ibn-
Wachshijja“, wird wohl von den meisten nicht voreingenom-
menen Gelehrten als richtig angenommen werden. Es würde zu
weit führen, der Beweisführung Gutschmid's bis in's Einzelne
zu folgen und mit ihm hier allen den Spuren nachzugehen, aus
denen sich das betrügerische Treiben des arabischen Autors sicher
nachweisen läßt, und eines Weiteren zu erörtern, daß der Haupt- ..
hebel für die Abfassung der Schrift Jbn - Wachshijja's,,die
Nationaleitelkeit eines gelehrten Nabatders oder Nachkommen
der alten Babylonier war, wozu sich die Tendenz gesellte, im
Stillen die Islamische Orthodoxie durch Verbreitung rationali
stischer Ideen, auch wohl Parodierung des Moslemischen Tradis
tion, zu unterwühlen, was gerade zu Anfange des 10. Jahrhun-
derts n. Chr., wo Ibn-Wachshijja schrieb, nur der ohne Gefahr
Mund legte, denen kein Chalif mehr etwas anhaben konnte.“
Eine auch nur sehr oberflächliche Kenntniß des damaligen Zu-
standes der religiós-politischen Verhältnisse im Bereiche des
Islam lehrt, wie wahr diese Andeutung Gütschmid's ist. Das
ist ein Moment, welches bei der Beurtheilung gerade dieses
apokryphischen Literaturzweiges von sehr großer und wesentlicher
Bedeutung ist. Wo der Betrug so stark und handgreiflich auf-
getragen ist, wie in diesen sogenannten Nabatäischen Schriften,
wo man so deutlich sieht, daß Gestalten der Bibel, obwohl in
scheinbar altem Gewande, aber doch mit sehr moderner Färbung
der moslemischen Tradition vorgeführt werden, da bedarf es nur
eines vorurtheilsfreien Blickes, um die Zeit der Abfassung zu er-
kennen. Wenn auch durch Gutschmid's Abhandlung die irrige
Annahme von der Echtheit dieser Ueberreste einer altbabylonischen
Literatur hoffentlich für alle Zeiten beseitigt sein wird, so ist dessen-
deren Schwerpunkt jedenfalls in den darin mitgetheilten Nach-
ungeachtet zu wünschen, daß diese Schriften des Jbn-Wachsbijja,
richten über Naturkunde und Botanik insbesondere liegt, ganz
veröffentlicht werden mögen. Man wird dann die historischen
Reßereien immerhin mit in den Kauf nehmen können.

Dem Verfasser gebührt hier jedenfalls das Verdienst, durch gediegene und selbständige Forschung auf dem Gebiete des Proceßrechts in prägnanten Zügen ein neues Beispiel der bilden den und mißbildenden Schöpfungskraft der jurisprudentia pru-wagen konnte, der solche Gedanken alten Autoritäten in den dentum neuerer Zeit nachgewiesen zu haben. — In diesem Sinne hat die Juristenwelt in dem vorliegenden Werke einen willkommenen Beitrag zur Geschichte des gemeinen Civilprocesses und eine Arbeit zu begrüßen, mit welcher der talentvolle Verfasser in die Fußtapfen unseres Briegleb getreten ist.

In der Form charakterisiert sich die Arbeit im Allgemeinen durch Pragnanz und Gewandtheit des Ausdrucks, welche Herrs schaft über die Sprache bekundet. Möge indeß der Verfasser sich hüten, daß er nicht über dem Streben nach Kürze in eine gewisse Maniriertheit des Ausdrucks verfalle, die der Klarheit des Gedankenganges schadet. Fr.

Sprachkunde. Literaturgeschichte.

Jonos.

Philologus. Hrsg. von E. v. Leutsch. 17. Jahrg. 2. Heft. 1860. Inh. L. Krah, über epitheta der götter u. menschen. K. Schenkl, beiträge zur erklärung u. kritik des sophokleischen Oedipus auf Ko Th. La dewig, Plautinische studien. H. I. Heller, de nominibus Celticis in C. I. Caesaris commentariis traditis.-L. Spengel, zu M. Terentius Varro de lingua latina. R. Merkel, die gedichte des Hesiodus.-W. Dindorf, über die originalbandschrift der fabeln des Babrius im britischen Museum. Ders., über eine

alte handschrift des Stobaeus im Eskurial. Ed. Wölfflin, zu dem carmen panegyricum in Calpurnium Pisonem. G. F. Schömano, griechische inschrift aus Daphne.

Gutschmid, Alfr. v., die nabatäische Landwirthschaft und ihre Geschwister. (Aus d. 15. Bde. d. Zeitschr. d. D. M. Gesellschaft bes. abgedr.) Leipzig, 1860. Brockhaus. (110 S. gr. 8.)

Die in Rede stehende Abhandlung ist ihrer intensiven wie extensiven Bedeutung nach in der That mehr, als eine Recension

Heinrich und Kunegunde von Ebernand von Erfurt. Zum ersten
Male nach der einzigen Handschrift herausg. von Dr. Reinhold
Bechstein. Quedlinburg, 1860. Basse. (XXXV, 208 S. gr. 8.)
1 Thlr. 25 Sgr.

A. u. d. T.: Bibliothek der gesammten deutschen National

Literatur von der ältesten bis auf die neuere Zeit. 39. Bd.

Ein unbekannter Dichter mit einem unbekannten Werke aus der Blüthezeit der mittelhochdeutschen Dichtung tritt uns hier

Die mitgetheilten Uebersehungen sind im Ganzen vortrefflich und eine wahre Bereicherung unserer Literatur, denn sie lesen sich, was den sprachlichen Ausdruck betrifft, wie deutsche Originalwerke. Nur hat hier und da unseres Bedünkens der Ueberseher sich zu frei bewegt, dem deutschen Ausdrucke zweifelsohne zum Vortheil, aber auf Kosten der kernigen Kürze des Originals, zuweilen fehlt es auch an der nöthigen Genauigkeit. Ein Beispiel für beides bietet die folgende Stelle:

Ehrt man nicht die Recepte die du schreibst,
Wie wunderthätige Bilder, deren Heilkraft
In tausend schweren Fällen sich bewiesen,
Und ganze Städte vor der Pest bewahrt.

Doch bist du nichts als Faust, nichts als ein Mensch. vergleiche damit das Original:

entgegen. Zwar bietet stofflich die Legende von Heinrich und | Hofstücke des Euphuisten sehr wünschenswerth gewesen, wenn Kunegunde dem Historiker nichts Neues, auch der poetische Werth | nicht durch eine Uebersehung, doch mindestens durch ein ausist nicht allzuhoch anzuschlagen; dagegen gebührt der Zeit und führliches Scenar. Unter den Dramen Greene's ist auch nur der Sprache wegen dem Dichter ein nicht geringes Interesse. eins,,Baco und Bungay" in theilweiser Uebersehung gegeben; Den Stoff hat er der lateinischen Vita, die im 6. Bande der die Inhaltsangaben der anderen sind umfänglicher zwar als die Monumenta Germaniae veröffentlicht ist, entlehnt, und folgt der Lilly'schen Stücke, doch bedauern wir sehr, daß der Verfasser derselben mit geringen Ausnahmen getreu, wenn er auch manch- nicht statt derselben kurze Scenare, oder wenigstens dramatische mal den Stoff anders ordnet. Er gehört dem ersten Jahrzehend Analysen gegeben hat, welche die Composition der Stücke aufdes 13. Jahrhunderts an, seine Sprache ist thüringisch; das weisen. Allerdings sind solche Analysen viel mühsamer und Gedicht zeigt uns somit, daß man in Thüringen auch zu der Zeit, schwieriger zu verfassen, zumal von Stücken, deren Anlage mehr wo oberdeutsche Dichter am thüringischen Hofe ihren Einfluß epischer als dramatischer Natur ist, aber bloße Inhaltsangaben, übten, von der heimischen Mundart nicht abließ. Wie Ebernand, die fast weiter nichts als das Rohmaterial des Dramatikers biez so auch der beinahe gleichzeitige Albrecht von Halberstadt. Der ten, haben kaum irgend einen Werth oder Interesse. — MarDichter nennt sich und seine Heimath in einem Akrostichon, das lowe ist weit bedeutender als seine beiden Vorgänger behandelt, das ganze Gedicht durchwebt, das aber in der Form, wie es der,,Faust" erscheint hier ganz, der,,Jude von Malta" zum Bechstein entziffert, nicht unentstellt ist und wohl noch mancher Theil überseht, auch die übrigen Stücke sind im Allgemeinen in Berichtigung bedarf. Das Gedicht ist uns nur in einer einzigen befriedigender Weise charakterisiert. jungen Handschrift (des 15. Jahrhunderts) erhalten, somit be durfte natürlich der Text mannichfacher Besserung und Nachhülfe. Nur hat hierin der Herausgeber des Güten zu viel gethan, indem er an einer Menge von Stellen ohne alle Noth von der Handschrift abweicht und der Conjectur in großem Maßstabe ei nen ungewöhnlichen Raum gestattet. Die dem Texte voraus: gehende Einleitung beschäftigt sich mit dem Dichter, der Hand schrift, dem Verfahren bei der Ausgabe, der Sprache und der Metrik des Dichters. In leßterer Beziehung verrathen sich des Herausgebers Kenntnisse noch als ungenügend. So wenn er fagt (S. XXIX):,,bei einem Verse wie kanoneken sazte fie dar, sei es zweifelhaft ob man betonen folle sázte fíe dár oder sáztè fie dar". Auch die sprachliche Darstellung des Textes läßt viel zu wünschen übrig, der Herausgeber giebt ein sonderbares Man Gemisch ober- und mitteldeutscher Vocale; während er z. B. richtig schreibt: è statt æ, sezt er doch immer uo wo û stehen müßte, und dies uo auch für mhd. üe. Das i in den End und Vorsilben (z. B. ir statt er) ist mit Unrecht unterdrückt worden; es gehört mit zu den Kennzeichen der Mundart. Am Schlusse folgt ein Glossar, das nicht ganz frei von Fehlern ist. Eine Kritik aller einzelnen Stellen zu geben, bei denen etwas zu bemerken wäre, verbietet der Raum; wir müssen uns auf einiges als Probe beschränken: die Kürzung lûtn für lûten (Handschr. lûtin) | vor folgendem Consonanten 231 ist nicht zuzugeben, wie auch die andern in der Anmerkung angeführten Worte nicht; 231 ist zu bessern: fie lûten nach sehs", anders niht; 282 ist wan zu streichen, 2096 zu lesen des mûzen d'armen und 3292. 4515 jehen für fprechen zu sehen, wodurch auch im armen Heinrich ein paar Stellen zu bessern sind; 540 alzefamen unrichtig an die Stelle von allefamen (oder besser allez famen) der Handschrift gefeßt, denn zefamen darf bei einem Dichter dieser Zeit das schließende e nicht abwerfen; 544 ein Beleg für die Aenderungswuth des Herausgebers unter vielen: die Handschrift hat Vn dechtin zu den henden, was untadlig ist, nämlich und dêhtin zu den henden, Bechstein aber schreibt sam degene zuo den henden (!); 621 bietet die Hdschr. alfo was ouch difen gefchèn, Bechstein schreibt ohne allen Grund fo was difen ouch gefchên; 669 schreibt Bechstein der hêre doch ez nicht enliez, die Hdschr. gewährt der here ez durch dez (=daz) nicht enliez, ebenfalls untadlig; 692 ich bin es (Hdschr. osz) sime namen holt, B. fegt unnöthig des für es; 726 fwer fich nâch ime rihten wil, die Handschrift hat der fich. Solche, kleine und große, Aenders ungen bessern den Dichter, nicht die Handschrift. Schade, daß der Herausgeber seinem Erstlingswerke auf dem Gebiete der Kritik durch diese Sucht zu beffern selbst Eintrag gethan hat! β.

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Bodenstedt, F., Shakespeare's Zeitgenossen und ihre Werke. In Characteristiken und Uebersehungen. 3. Bd.: Lilly, Greene und Marlowe, die drei bedeutendsten Vorläufer Shakespeare's und ihre dramatischen Dichtungen. Berlin, 1860. Decker. (VIII, 573 S. gr. 8.) 1 Thlr. 15 Sgr.

Von Lilly's Stücken wird nur,,Ulerander und Kampaspe durch ein Scenar und Uebersehung einzelner Scenen genauer charakterisiert, von seinen übrigen Dramen hingegen bloß mehr oder minder kurze, ja dürftige Inhaltsangaben mitgetheilt. Und doch wäre im literaturgeschichtlichen Interesse eine eingehende Charakteristik wenigstens eines der mythologisch allegorischen

Are not thy bills hung up as monuments,
Whereby whole cities have escap'd the plague,
And thousand desperate maladies been cur'd.

Yet art thou still but Faustus, and a man.
Den drei ersten Versen entsprechen vier in der Uebersehung.
Und das an dieser Stelle wichtige still ist gar nicht übertragen.
Dergleichen Mängel wird eine spätere Revision, denn das Buch
wird gewiß mehrere Auflagen erleben, leicht entfernen. Dann
mag noch einem anderen weit größeren abgeholfen werden, der
gewiß von vielen Lesern schmerzlich empfunden wird. Es fehlt
an den allernöthigsten erklärenden Anmerkungen zu den einzelnen
Stücken. Hierin hätte der Ueberseßer dem Beispiele der Schlegel
und Tieck'schen Shakespeare - Uebersetzung folgen sollen. Selbst
Gelehrte, wenn sie nicht in die Culturgeschichte des Mittelalters
tiefer eingeweiht sind, werden mancherlei in Marlowe's Faust
nicht verstehen, und nun gar das große Publicum! wie vieles
muß ihm als leerer Schall vor dem Öhre vorübergehen.

Ueber die Einleitungen halten wir unser Urtheil zurück bis zu dem Erscheinen des Schlußbandes, welcher die Entwickelungsgeschichte des englischen Dramas bringen foll; wir werden dann fehen, in wieweit sie dort ihre Ergänzung finden, und selbst wieder zur Ergänzung dienen. So wie sie vorliegen, zeigen fie gar keinen entschiedenen Charakter.

Mörikofer, J. C., die schweizerische Literatur des 18. Jahrhunderts. Leipzig, 1861. Hirzel. (XIV, 537 S. gr. 8.) 2 Thlr. 20 Sgr.

Man ist während der beiden lezten Jahrzehende in Deutschland sehr betriebsam gewesen, die Zahl der Bücher zu vermehren, die ents weder ein Gesammtbild von der Geschichte unserer Nationalliteratur liefern sollen, oder in denen bloß ihre Schicksale in der neueren oder auch nur neuesten Zeit erzählt werden. Seltener sind Schriften an's Licht getreten, in denen die Ergebnisse gründlicher Durchforschung enger umgrenzter Gebiete in dem weiten Umfange des heimischen Literaturbereiches niedergelegt worden sind. Wie wenig durch die meisten Bücher der ersten Gattung die deutsche Literaturgeschichtschreibung wirklich hat gefördert werden können, begreift jeder Verständige und Sachkundige leicht, der sich über die Entstehungsart derartiger Darstellungen etwas genauer unterrichtet hat. Um so mehr Werth wird er Monographien beilegen, wie sie uns insbesondere für die Geschichte unserer Literatur und wie uns hier eine von Hrn. Morikofer dargeboten ist. Die deutsche während des 18. Jahrhunderts der verewigte Danzel geliefert hat, Schweiz hat seit dem beginnenden dritten Jahrzehend des vorigen Jahrhunderts einen zu thätigen, zu einflußreichen Antheil an der Erfrischung und Neugestaltung unseres Literaturlebens gehabt, sie hat zu sehr ein Recht auf die Anerkennung, daß von ihren Schriftstellern mit zuerst

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und zumeist die Anregungen ausgegangen sind, den erschlafften, ja fast, auch für die geistige Entwickelung Deutschlands im 18. Jahrhundert erstorbenen Gemeinsinn in der Nation neu zu kräftigen und damit ein ein vorzügliches Verdienst haben“, Haller u. Is. Iselin namentlich, edleres Selbstgefühl in ihr zu wecken, die niedern Volksclaffen ihrer hervorgehoben (S. 17) und demgemäß nachher geschildert. Unter den geistigen Verdumpfung durch zweckmäßige Bildungsmittel zu entheben, obigen Lebensbildern dürfte das von Joh. Müller wegen der vielen und durch den günstigen Einfluß auf das bürgerliche und geistige Leben eingeflochtenen Briefstellen aus seinem handschriftlichen, von seinem vermittelst schriftlicher Belehrung die Literatur in einen näheren unmit Bruder Joh. Georg sorgfältig aufbewahrten Nachlasse das meiste Intelbaren Bezug zu dem nicht gelehrt gebildeten Theile der Nation zu teresse gewähren; sie sind vornehmlich aus der in die Zeit seines,,b= bringen, als daß es sich nicht der Mühe verlohnen sollte und für die falls von der vaterländischen Sache“ fallenden Correspondenz entlehnt, richtige Auffassung des Bildungsganges unserer neueren Literatur nicht aus Briefen von ihm und an ihn, und werden, wenn auch nicht zur höchft nothwendig erscheinen müßte, die literargeschichtliche Stellung Rechtfertigung, doch zur unbefangenen Beurtheilung und zum Theil der Schweizer Schriftsteller in ihrer deutsch-volksthümlichen Bedeutung, auch wohl zur Entschuldigung seines damaligen Verhaltens dienen. von Bodmer's und Breitinger's erstem Auftreten an, einer gründlichen Das Buch ist im Ganzen in einer sehr gefälligen und warm belebten Erörterung und allseitigen Beleuchtung zu unterwerfen. Dieser ver- Sprache geschrieben, die meisten Lebensbilder treten uns zu voller Andienstlichen Arbeit hat sich Hr. Mörikofer eine Reihe von Jahren hin- schaulichkeit entgegen, wenn auch hier und da aus etwas zu breitem und durch unterzogen, und wir können ihm, nach sorgfältiger Prüfung dis vollem Pinsel gemalt ist. Dies macht sich nirgends mehr fühlbar als von ihm Geleisteten, aus voller Ueberzeugung nachrühmen, daß er sei in den Abschnitten über Lavater und Pestalozzi, die uns auch am wener Aufgabe in den allermeisten Beziehungen, die bei ihrer Lösung zu nigsten festen, inneren Zusammenhalt und äußere Abrundung zu haben berücksichtigen waren, gerecht geworden ist. Das Leben und Wirken, scheinen; die Darstellung hat hier hin und wieder sogar etwas Zerflosder schriftstellerische und bürgerliche Charakter Haller's, J. J. senes, und wenn es auch anderwärts nicht ganz fehlt, Wiederholungen Spreng's, Bodmer's, Sulzer's, J. C. Hirzel's, Meyer's des bereits ein und zweimal Gesagten finden sich gerade hier am häuv. Knonau, S. Geßner's, I. G. 3immermann's, Is. Ise figsten. - Was wir noch im Besondern als Uebereitungen oder Versehen lin's, Lavater's, Pestalozzi's, Joh. Müller's, M. Usteri's aufzuführen hätten, kann hier nur ganz flüchtig angedeutet werden. und des Dichters G. v. Salis sind uns nach Verhältniß ihrer Bedeut- Nach S. 37 sollen die Angriffe der Anhänger Gottsched's gegen Haller ung in der Geschichte unserer Literatur und ihres Einflusses auf die die erste Veranlassung zu dem großen Streite zwischen Gottsched und Volksbildung mehr oder minder ausführlich geschildert; dem Baseler den Schweizern gegeben haben; allein die,,Hallischen Bemühungen“, Spreng ist ganz passend der seit früher Jugend in Basel einheimisch worin sich der bekannte Artikel von Mylius gegen Haller findet, ergewordene Badener Drollinger beigesellt; in dem Abschnitte über schienen erst seit 1743. Dagegen ist S. 123 nicht genug hervorgehoben, Bodmer alles sorgfältig und mit Geschick eingefügt, was über dessen daß es die Anzeige Gottsched's von Bodmer's Abhandlung von dem Freund und treuen Mitkämpfer Breitinger zu sagen war; auf noch Wunderbaren in der Poesie war, womit der offene Bruch zwischen beiandere Schriftsteller der Schweiz, deren Einwirkung auf das deutsche den ausgesprochen wurde. Etwas weit geht die Behauptung S. 58, Literaturleben und die deutsche Bildung eine nur mehr mittelbare war, in der Mitte des vorigen Jahrhunderts habe kein deutscher Schriftwenigstens, wo sich Anlaß dazu bot, aufmerksam gemacht, wie z. B. steller eine so reine und zwanglose Prosa geschrieben als Haller (Hr. auf B. E. Muralt, dessen Einfluß auf Haller S. 21 f. hervorgehoben Mörikofer hat wohl nicht an Leffing gedacht), und eine andere S. wird. Auffallend aber bleibt es, daß einer der berühmtesten geistlichen 105,,daß Bodmer für die Ode an Philokles einen kräftigen antiken Redner des vorigen Jahrhunders, G. J. Zollikofer, so wenig Be- Vers gefunden und regelrecht_durchgeführt habe, wird auch berücksichtigung gefunden hat, sein Name ist kaum ein- oder zweimal, und | schränkt werden müssen. Daß nach S. 106 Gottsched in die beiden von auch nur ganz beiläufig genannt. Warum die Reihe der Schriftsteller, Mencken gegründeten Institute, die erste deutsche gelehrte Zeitung (?) in der doch sonst eine gewisse chronologische Folge beobachtet ist, sich und die deutsche Gesellschaft in Leipzig als dessen Nachfolger eingemit Haller, Drollinger und Spreng eröffnet, und nicht vielmehr mit rückt sei, ist theils in der Sache unrichtig, theils im Ausdruck ungenau. Bodmer und Breitinger, läßt sich auch nicht recht absehen; das Er- Auf S. 109 mußte Milton in der Reihe der dort genannten Dichter scheinen der,,Discurse der Maler bezeichnet schlechthin den Zeitpunkt, fehlen, sofern von der ersten Ausgabe der kritischen Dichtkunst die wo die Schweiz sich an der Fortbildung der neudeutschen Literatur zu Rede war; erst in der zweiten (1737) spricht Gottsched über ihn tadelnde betheiligen begann, nicht bloß Haller's, sondern auch Drollinger's Urtheile aus (übrigens ist dies Buch nicht einem, sondern zwei vorGedichte, die uns erhalten sind, fallen alle, ein einziges ausgenommen, nehmen Herren gewidmet). Die S. 113 angeführte Schrift Liscow's erst nach dem Jahre 1721. – Der ausführlichste und auch der lehr- | erschien nicht 1738, sondern 1734, und zwei Jahre später in verbesserter reichste Artikel in dem Buche ist der, welcher von Bodmer und Brei- Auflage. S. 121 ist die Bedeutung von Breitinger's Schrift,,über tinger handelt, er nimmt den dritten Theil des Ganzen ein. Der die Gleichnisse" doch etwas zu gering angeschlagen, wenn ihr auch weiVerfasser hat dazu neue Quellen aus handschriftlichen Schäßen ver- ter nichts nachgerühmt werden könnte, als daß darin, soviel wir wissen, schiedener Schweizerfamilien benugen können. Wir haben darin das gegen die damals noch allgemein herrschende Ansicht Homer weit über wünschenswertheste Seitenstück und eine in vielfacher Beziehung sehr Virgil gestellt ist, zunächst freilich nur in Betreff der Originalität und villkommene Ergänzung zu Danzel's Werke über,, Gottsched und seine Wahrheit der poetischen Gleichnisse. S. 124 durfte Spalding nicht Beit" erhalten, das Hr. Mörikofer aber nicht mehr benuht hat, da es der Leipziger Schule beigezählt werden, wenn er auch etwas zu Schwahm erst zu Handen kam, als er seine Arbeit über Bodmer bereits voll be's Zeitschrift beigesteuert hat. Die,,Bremer Beiträge erschienen ndet hatte (S. 92 Note). Ein Abschnitt in dieser, der hier jedoch in nicht, wie S. 135 angegeben ist, von 1745-49, sondern von 1744–48. euer Bearbeitung eingefügt ist, wurde schon 1851 als Fragment Der S. 141 angeführte,,David" war kein,,Epos der Bodmer'schen Klopstock in Zúrich") gedruckt (vergl. S. VI und S. 143, Note). Schule", es ist das Gedicht von Herzog Anton Ulrich von Braunschweig Die ganze Darstellung, die bei aller Vorliebe und Wärme des Verf.'s in der zweiten Ausgabe von dessen,, Römischer Octavia“ (vgl. Fördens 1, ir seinen Gegenstand sich doch durch Nüchternheit und Besonnenheit S. 57. 136). Die Verse auf S. 150 gehen nicht auf Bodmer, sondern s Urtheils und durch ein sorgfältiges Fernhalten jedes Scheins von auf G. J. Meier, sind auch kein eigentliches,,Epigramm", vielmehr Parteilichkeit auszeichnet, giebt von dem persönlichen Charakter Bod-zwei Zeilen aus einem größeren Gedichte Lessing's (in Lachmann's Auser's, seiner vielseitigen Thätigkeit, seinen Verbindungen mit Klopstock, gabe 1, S. 182). Die,,Ankündigung der Dunciade" (S. 291) er= Bieland und so vielen andern namhaften Schriftstellern des 18. Jahr schien schon 1755, und die Uebersegung von Pope's,,Dunciade" konnte underts, sowie von seiner weitverzweigten und weitreichenden litera- nicht zu dem S. 201 angegebenen Zwecke dienen, da sie 1747, das schen und bürgerlichen Wirksamkeit ein nicht allein ungleich vollstän= |,,neologische Wörterbuch aber erst 1754 herauskam. S. 212 sind die aeres, sondern auch ein viel vortheilhafteres Bild, als es in den seit Zahlen beim,,Neuen Büchersaal" 1745-54 zu ändern in 1745-50. rigen Auffassungen sich darbot; wenn auch nicht in Abrede gestellt Nicht von Nicolai und Mendelssohn wurde der S. 219 erwähnte Preis erden kann, daß die der ästhetischen Kritik und der Dichtungslehre ausgescht, vielmehr von Nicolai allein. Nach S. 227 soll Steingewandte Richtung seiner im Verein mit Breitinger geübten schrift- brüchel eine vollständige Uebersehung des Sophokles und des Euderischen Thätigkeit in ihrem Wesen und in ihren Erfolgen von ripides 1763 herausgegeben haben, wir wissen nur von vier überseßten anzel viel tiefer erfaßt und in viel lehrreicherer Art entwickelt worden Stücken des einen und ebenso vielen des andern Dichters, die in dem Was sich hier aber vornehmlich hervorhebt und zu voller Ueber nicht über den ersten Theil hinausgekommenen und in jenem Jahre ergung für den Leser dargelegt ist, das ist die nach allen Seiten hin schienenen,,tragischen Theater der Griechen“ enthalten sind. Wie war flußreiche Stellung Bodmer's in dem geistigen und bürgerlichen Leben es möglich, daß (S. 258) Leffing, Mendelssohn und Nicolai Sulzer's richs und der Schweiz überhaupt, die Schwierigkeit, mit der bei der,,Theorie der schönen Künste, die ja erst seit dem Jahre 1771 erschien, maligen Engherzigkeit der geistlichen und weltlichen Behörden in jener in den Literaturbriefen und in der Bibliothek der schönen Wissenschaften tadt und anderwärts (vergl. S. 8 — 10. 12. 29 — 32. 79. 81 f., 84) u.f.w.,,mit Beifall, und wo sie von ihm abwichen, mit Schonung aufse Stellung zu erlangen war, und die rastlose, in den verschiedensten nahmen, und wie konnte sich Goethe schon zu der Zeit, da er Sulzer's htungen sich äußernde Regsamkeit, mit welcher Bodmer von ihr aus, Werk in dem Frankfurter gelehrten Anzeiger recensierte, zu denjenigen ils unmittelbar, theils mittelbar durch die Kräfte Anderer, die er an zählen, an denen Sulzer gerügt hatte, daß sie mit der Kunst „Unzucht rechten Stelle in Bewegung zu sehen wußte, auf seine Mitwelt eine trieben"? Die Gedichte der Karsch sind 1764, nicht 1763 (S. 261) hernge Reihe von Jahren hindurch wohlthätig wirkte. Neben ihm wer- ausgegeben. S. 291 f. hätte neben dem Urtheile Herder's über Geßner, ʼn unter seinen Landsleuten die,,nicht nur für ihr Vaterland, sondern das den die älteren deutschen Dichter des 18. Jahrhunderts mit über:

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großer Milde besprechenden Humanitätsbriefen entlehnt ist, das 30 Jahre | Orgelempore, mit den Statuen der Gründer und Wohlthäter des ältere in den Fragmenten über die neuere deutsche Literatur auch wohl Domes. Die Lithographie dieses lehteren Denkmals, in der Orieinige Berücksichtigung verdient. Was endlich S. 392 damit gemeint ginalzeichnung stilistisch sehr getreu, ist leider vom Steinzeich ist, daß,,,als Lavater im Sommer 1786 Goethen in Weimar besuchte ner nicht mit Gleichmäßigkeit und der nöthigen Sorgfalt aus

der Häuslichkeit beider für legteren unerfreulich sein mußte", ist nicht und in dessen Hause wohnte, schon der vergleichende Gegensatz zwischen recht klar. Soll damit etwa auf Goethe's Verhältniß zu Christiane Bulpius gezielt sein? Das knüpfte sich ja erst nach der italienischen Reise Was die Ausstattung des Buches durch die Verlagshandlung betrifft, so läßt dieselbe nichts zu wünschen übrig.

an.

Kunstgeschichte.

Müller, Dr. H. A., der Dom zu Bremen und seine Kunstdenkmale. Mit eingedr. Holzschnitten u. 4 (lith.) Taff. nach Zeichnungen des Dombaumeisters Joh. Wetzel. Bremen, 1860. Müller. (IV, 48 S. 4.) 1 Thlr. 20 Sgr.

geführt.

Vermischtes.

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Inh. Das Urtheil Liebig's über die höhern landwirthschaftl. Lehranstalten.—
Zur Erinnerung an Bruck. Gine stehende Brücke bei Germersheim.-
Heimath u. Grab Wolfram's von Eschenbach. Geng, Gervinus und
Thiers über den Wiener Gongreß. Das deutsche Handelsgeseßbuch u.
was daran hängt. — Fallmerayer's leßte Lebenstage. — Kurhiss. Zußtände.

Inh. Zur fächs. Strafrechtsrflege. B. Sigismund, Blumenlese aus laufizer Chroniken. Die Herenprocesse. (Schluß.)

Morgenblatt für gebildete Leser. Nr. 19.

Inh. Gin dramatisches Charakterbild der deutschen Nation. Natur und
Gnade. (Forts.)— Kaiserreich, Restauration u. Julimonarchie vor der Kritik
eines Zeitgenossen.

Deutsches Museum. Hrsg. von R. Pruş. Nr. 19.
Inh. J. W. Schaefer, Goethe u. Plessing.
:
Bairisches Land und Volk. II.

Desterreich. Briefe. VIII.

Inh. K. Fischer, Marimilian Droßbach's neue atomistische Lebre. — Lyrische Dichtungen. II. Die Hellenen u. die Deutschen. Gine Gruppe histor. Romane. Musikal. Literatur. Gin Ausflug in die bair. Alpen.

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Unter den größeren Domen Deutschlands,_sowohl den romanischen, als den gothischen, war bisher der Bremer gewiß der einzige, der, noch der Publication harrend, nur durch wenige Wissenschaftl. Beilage der Leipziger Zeitung. Nr. 37 u. 38. darüber verbreitete Notizen kunstgeschichtlich sehr oberflächlich bekannt war. Es war daher wohl an der Zeit, daß mit Zugrundlegung dieser zuerst von Fiorillo gegebenen, nachher von Kugler (kl. Schriften II, S. 640 ff.) erweiterten und berichtigten Notizen eine möglichst vollständige Geschichte und Beschreibung des Bremer Doms und der in ihm enthaltenen Kunstdenkmale versucht wurde. Daß dieses Bedürfniß nicht schon früher befrie: digt war, daran mag einerseits Bremens geographische Abgelegen heit und sonstiger Mangel an bedeutenden Baudenkmalen des Mittelalters (abgesehen von dem ursprünglich gothischen Rath- Blätter für literarische Unterhaltung. Nr. 19. hause), noch mehr aber der Umstand Schuld sein, daß jeder Versuch, die mit dieser romanischen Basilika vorgenommenen Verånderungen historisch nachzuweisen, an der großen Dürftigkeit der geschichtlichen Quellen scheitern mußte. Durch diesen Um Magazin für die Literatur des Auslandes. Nr. 20. stand ließ sich der Verfasser, vielleicht in der Hoffnung, bisher unbekannte Quellen dadurch hervorzulocken, nicht abschrecken. Er stellt jene dürftigen Notizen zusammen, aus denen nur hervorgeht, daß die in ihren Pfeilern und Arkaden noch vorhandene Basilika das Werk der bremischen Erzbischöfe Bezelin und Adalbert ist, also aus der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts stammt (nach Adam von Bremen), und daß von 1502-1522 mit dem nördlichen Seitenschiff ein großer Umbau stattgefunden hat (nach Renner's Chronik). Bei der Spärlichkeit dieser Notizen war also der Verfasser zur chronologischen Bestimmung der verschieden= artigen Einwölbungen der Schiffe, des Umbaues des capellen artigen füdlichen Seitenschiffes und anderer Veränderungen les diglich auf die Bauformen angewiesen. Er giebt daher in seiner Beschreibung des Domes nach einer kurzen Darlegung des Totaleindrucks zunächst die Bestandtheile des noch vorhandenen Bezes lin-Adalbert'schen Baues genauer an, darunter auch die zwei jezt platt schließenden Krypten, von deren (etwaigem) ehemaligem halbkreisförmigem Abschlusse nicht die geringste Spur zu finden ist. Die westliche dieser beiden als Weinlager vermietheten (!) Krypten war kaum ihrer Existenz nach bekannt. Nach der detail: lierten Beschreibung der jeßigen Gewölbe des ursprünglich flach gedeckten Mittelschiffes, der Gewölbe des Querschiffes und des südlichen Seitenschiffes kommt der Verfasser zu dem Schlusse, daß diese Veränderungen in zwei verschiedene Zeiten, nämlich theils in den Anfang der ersten, theils in den Anfang der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts fallen, so daß also mit Hinzurech nung jener in der Baugeschichte angegebenen Jahrhunderte vier Hauptbauperioden anzunehmen sind. Das einzige zeitlich nicht Das Ausland. Nr. 19. Festzustellende ist das (zweite) capellenartige südliche Seitenschiff, dem, wie der Verfasser glaubt, an der Nordseite ein ähnliches entsprochen haben muß so daß der Umbau des 16. Jahrhunderts darin bestand, daß die beiden nördlichen Seitenschiffe in eins verwandelt, bis fast zur Höhe des Mittelschiffes hinaufgeführt und mit einem nehartigen Tonnengewölbe versehen wurden.

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Inh. Arth. Schott, Briefe aus dem Westen: Das mericanische Lied.
Organe u. Instincte der Insecten. - Nachrichten aus dem weftl. Ostindien -
Gine Handwerkerverbindung im Gouvern. Jaroslaw in Rußland.
neuere Kriegsgeschichte der Niederländer in Indien. 2.
Betheric's
Rede in der Liverpooler Versammlung üb. die Zustände in Gentral-Afrika.
Der Weinbau in Californien. Engl. Erfahrungen üb. die Reibunas
verlufte der Münzen. Dr. Livingstone's neueste Schicksale u. Entdeckungen.
Die Natur. Hrsg. von D. Ule u. K. Müller. Nr. 20.

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Aus den im Ganzen nur noch wenigen Kunstdenkmalen, die das Innere des Domes birgt, heben wir einen Taufkessel hervor, der auf vier auf Löwen reitenden Männern ruht, die in Beklei dung und Gesichtsbildung sehr an die bekannten Träger des Krodo-Altares in Goslar erinnern, ferner geschnigte Chorstühle Aus der Heimath. Hrsg. von E. U. Roßmäßler. Nr. 19.

aus dem Jahre 1366 mit einer Reihe von biblischen Darstellun gen, und das große, spåtgothische Steindenkmal an der westlichen

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Literarisches Centralblatt

1861.

25. Ma i.

für Deutschland.

Verantwortlicher Herausgeber Prof. Dr. Fr. 3arnde.

Verlegt von Eduard Avenarius in Leipzig.

Diese Zeitschrift erscheint jeden Sonnabend. Der Preis für ein Vierteljahr ist 1 Thlr. 10 Sgr.

No 21.

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Theologie.

Allgemeine Kirchen-Zeitung. Red. von C. Strack. Nr. 31-34.
Inh. General-Bescheid des kal. preuß. Confiftoriums für die Brov. Schle

fien auf die Verhandlungen der Diöcefan-Convente im 3. 1860. I. II.
Der Entwurf einer Berfassung der vereinigten evang.-protest. Kirche des
Großhzth. Baden. Aus der Pfalz.
Protestantische Kirchenzeitung für das evangelische Deutschland.
Hrsg. u. red. von H. Krause. Nr. 17 u. 18.

Inh. Der Entwurf der neuen evangel. Kirchenverfassung für Baden.
Weiße, Martha u. Maria. I. II. H. Krause, der Summepiscopat
oder das oberbischöfl. Amt der Landesherren.

Evangelische Kirchen-Zeitung. Hrsg. von E. W. Hengstenberg. 68. Bd. 4. Heft.

Inh.: Das Oberammergauer Passionsfriel. - Ueber Vesver-Gottesdienste.-
Gottfried Menken. Das alte Pfarramt in der neuen Gemeindeord
nung - ob mit gutem Gewiffen? und was es mit den Kirchenrathen zu
Siebe drein u. schilt, daß des Brennens u.
Versammlung des firchl. Centralvereins in

nächst beginnen foll? I.
Reißens ein Ende werde.
der Prov. Sachsen zu Gnadau.
Reue Evang. Kirchenzeitung. Hrsg. von H. Meßner. Nr. 17.
Inh. Die kirchlichen Zustände Schleswigs und Holsteins.

Der Prophet Jesaia. Erkl. von Dr. Aug. Knobel, o. Prof. d. Theol.
G. Kirchenr. etc. zu Giessen. 3. verb. Aufl. Leipzig, 1861. Hirzel.
(XXIV, 471 S. gr. 8.) 1 Thlr. 27 Sgr.
A. u. d. T.: Kurzgefasstes exegetisches Handbuch zum Alten
Testament. 5. Liefg.

gischen Noth- und Uebelstände der Gegenwart hin, schonungslos die Wunden enthüllend und mit salziger Beize äßend. Daß dabei manches nur zu wahre Wort mit unterläuft, wird ihm auch ein aufrichtiger Gegner lassen müssen. So vor Allem, was er über das ungesunde, leidenschaftliche Wesen unserer jungen Fanatiker und das inconsequente Gebahren der neueren theologischen Literatur sagt. Leider hat er sich im Eifer der Opposition zu Frivolitäten, um nicht zu sagen Blasphemien, hinreißen lassen, die das religiöse Gefühl tief verleben; so in der berüchtigten Stelle (S. XXIV) vom alten Hauptmann Schiller, dem er zu Gunsten eines höheren Wesens nicht die Vaterschaft an seinem Sohne absprechen will. Jeder Schriftsteller und am meisten, wer voraussichtlich ein so großes Publicum vor sich hat, wie Strauß, müßte das respectieren, was für Millionen eine heilige Wahrheit ist, und, wäre es auch nur aus den gemeinsten Rücksichten der Billigkeit, sich hüten, je es in den Staub zu treten. Worauf die eigentliche, so zu sagen positive Intention von Dr. Strauß geht, das besagt der Say (S.54):,,Wem es gelingen wird, aus dem begriffenen Wesen des Menschen in seinen natürlichen und gefelligen Verhältnissen Alles, was ihm obliegt, was ihn erhebt und beruhigt, vollständig und sicher abzuleiten, und dies faßlich und ergreifend für Alle darzustellen, der wird die Geschichte der Religion beschließen." Das ist, wenn wir ihn recht verstehen, die Religion des Humanismus, die wie im alten Griechenland das Ideal der schönen Menschlichkeit auf ihren Altar hebt.,,Ob wir uns dann wohl noch Christen heißen dürfen? Ich weiß es nicht; aber kommt es denn auf den Namen an? Das weiß ich,

daß wir dann erst wieder wahr, redlich und unverschroben, also werden wir bleiben, ja dann erst rechte Protestanten sein." bessere Menschen sein werden, als bisher. Auch Protestanten Protestanten, ja; aber nicht mehr in dem Sinne, in welchem der Name fich historisch ausgeprägt hat, nicht mehr protestantische Christen, oder Luther selbst und alle Reformatoren sind keine Protestanten gewesen. Wir unsererseits können nichts für Pro

Zum drittenmale tritt dieser Commentar feine Wanderung an, auf welcher er als ein Vertreter der gesunden Eregese hoffent lich noch viele Freunde gewinnen und dazu beitragen wird, die angehenden Schriftausleger vor unkritischen Fafeleien und dog: matischem Aberwig zu bewahren. Hat er sich seit seinem zweiten Erscheinen im Jahre 1854 wenig verändert, so liegt der Grund darin, daß er bereits damals eine sehr sorgfältige Revision erfahren hatte, deren Wiederholung diesmal um so weniger zu erhebtestantismus achten, was einen Protest gegen das Christenthum in sich schließt. Wir sehen vielmehr im rechtverstandenen lichen Kenderungen oder Zufäßen führen konnte, als dasjenige Christenthume die Idealreligion und meinen das neue Evanziemlich unbedeutend war, was mittlerweile von anderer Seite her für den Propheten geschehen war. Indeß ist die erneute gelium der Humanität nicht berechtigt, das alte von Jesus dem Indeß ist die erneute Gekreuzigten zu verdrängen. Um Schlusse der Vorrede feiert Durchsicht nicht ohne alle Frucht geblieben. Hat der Verfasser auch nur an äußerst wenigen Stellen sich zu einer leichten Modi-Strauß seine größte literarische That, sein vor 25 Jahren erschie nenes Leben Jesu, das,,ihn zwar äußerlich schwer beschädigt, fication seiner früheren Fassung veranlaßt gesehen, so hat er doch aber die innere Gesundheit des Geistes und Gemüthes ihm ereine ziemliche Anzahl sprachlicher, antiquarischer und geographischer Einzelheiten neu beigebracht, um die früher befolgte Erhalten hat." Die eigentlichen Gespräche in Lucian's Manier, klärung noch mehr zu sichern oder ihre Richtigkeit noch beffer in's nach Bocking's Ausgabe überfest und mit Sacherklärungen verLicht zu stellen. Höchst erfreulich ist die Notiz auf dem Um sehen, zehn an Zahl, in zwei Büchern, enthüllen ganz des zürnenschlage, daß der Verfasser den dritten und abschließenden Theil aestuans) an Luther schreibt:,,se iam et literis et armis in tyden Ritters Geist, der in höchster Indignation (ingenti spiritu feines Commentars zum Pentateuch bereits zum Druck gegeben rannidem sacerdotalem ruere" (Luther's Briefe von De Wettel, hat. Macte virtute ! 486); im Ganzen aber viel ruhiger und maßvoller, als daß Ref. kranken wahrnehmen konnte. Die Uebersehung ist in dem treffmit Vorreiter darin die krankhaften Anstrengungen eines Fieberlichen Deutsch, das wir an Strauß von jeher gewohnt sind. Hase, Dr. Carl, der Papst und Italien. Eine Neujahrsbetrachtung. 2. Aufl. Leipzig, 1861. Breitkopf u. Härtel. (62 S. 8.) 9 Sgr.

Strauß, D. F., Ulrich von Hutten. 3. Thl. Leipzig, 1860. Brockhaus. (LVIII, 418 S. gr. 8.) 2 Thlr.

A. u. d. T.: Gespräche von Ulrich von Hutten, überseht und

erläutert.

An diesem neuesten Werke von Dav. Strauß ist es bis jekt vornehmlich die geharnischte Vorrede gewesen, welche die Federn der Theologen in Bewegung feste. Mit scharfem, klarem Verstande und in einem Stile wie Leffing's geht er über die theolo

F.

Innerhalb 9 Tagen war die erste in Nr. 12 d. Bl. von uns angezeigte Auflage dieser Schrift vergriffen, die zweite ist mit einer neuen schönen Vorrede versehen und hat auch sonst einige

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