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(von Spalte 1862-1942), Nachmanides, Saadia ben Joseph | Totalität eines Kunstwerkes der neuesten Schule zu halten haben. (Sp. 2156-2226), Sabbatai Donolo, Sal. ibn Aderet, Sal. Die Absicht klingt ganz gut, wenn man liest, daß alle die origi= ibn Gabirol, Sal. Ísaki (Raschi), Samuel Maroccanus (bekannt | nellen Züge der Zigeunernatur, deren musikalische Befähigung durch den gefälschten Brief Alphons de Burgos), Sam. Nagid, bekannt ist, hier durch die Hand eines Künstlers zu einem harmo Schemtob Palquera, Schemtob Schaprut, Scherira, Simon nischen Ganzen zusammengefaßt, als Musik zu Tage kommen Duran, Simon Kahira, Vidal Benveniste u. s. w. Daß auch sollen. Wir glauben, daß der Verfasser in einer gewissen Verlebende Gelehrte, deren Schriften die Bodleiana besißt, und unterwandtschaft zum musikalischen Zigeunervolke steht und daß er, diesen der treffliche Zunz, der Gründer der jüdischen Literatur- wäre ihm maßvolles Wesen verliehen, ganz der Mann gewesen geschichte, in einem ausführlichen Artikel Berücksichtigung gefun- wäre, uns Zigeuner in Musik zu sehen. So aber gefällt er sich den haben, scheint uns ganz in der Ordnung; ja selbst Autoren, im Beharren auf einer Ercentricität, deren Milderung noch lange welche irgend einen erheblichen Beitrag in periodische Schriften kein Verleugnen seines Charakters gewesen wäre. Das Buch ist geliefert, hat unser emfiger Verfasser nicht übergangen. interessant zu lesen, namentlich in den Partien, in welchen der gewandte Darsteller das Treiben der Zigeuner, mit denen er selbst mehrfach in Berührung gekommen ist, beschreibt; wenige Leser unter uns wissen wohl etwas von Jozsy, Bihary, Laortta, Efers maku. A. und werden mit Vergnügen über diese Zigeunerkünstler | hier nachlesen. Die Uebersehung ist überall fließend und gut.

Die III. Abtheilung:,,Typographi et qui cum iis conjuncti sunt, operarii, editores etc." ist ebenso nüßlich wie lehrreich. Verzeichnet sind Typographi Judaei von Spalte 28133071, Christiani-3094, Urbes-3104. Ein Index titulorum hebr. und geographicus (auf 100 Seiten) beschließt das mühsame Werk. Möge es dem Verfasser gefallen, uns recht_bald auch einen Catalog der Manuscripte der genannten Bibliothek, von denen er bereits vor mehreren Jahren einen „,conspectus" veröffentlicht hat, zu geben, oder — was am Ende noch zweckmäßiger wäre - Alles zu einer neuen,, bibliotheca judaea", wie sie im vorigen Jahrhundert der gelehrte Jo. Christophorus Wolf geliefert hat, zu verarbeiten, um das so weithin zerstreute Material zu vereinigen. Schwerlich dürfte Jemand geeigneter zu solchen Unternehmungen sein, als Hr. Steinschneider. Die Ausstattung des besprochenen Catalogs ist ganz vorzüglich, der Preis aber ziemlich hoch.

Archäologie.

Cherbuliez, Vict., ein Pferd des Phidias. Plaudereien aus Uthen.
Aus dem Französischen von Ida Steinmez. Mit 1 lith. Abbildg.
Jena, 1861. Mauke. (VIII, 211 S. gr. 8.) 1 Thlr.

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Vermischtes.

Vischer, Dr. Frdr. Thdr., Prof., kritische Gänge. Neue Folge. 3. Hft. Stuttgart, 1861. Cotta. (XI, 179 S. gr. 8.) 27 gr.

Man muß des Verfassers Bildungsgang in etwas kennen, von dem Zusammenhange seiner Bestrebungen mit denen Friedrich Strauß's und W. Zimmermann's Einiges wissen, um das sehr starke Hervortreten der Subjectivität in dieser Neuen Folge der Kritischen Gänge zu entschuldigen. Diese Auffäge sind nicht bloß gedacht, sondern erlebt; auf jeder Seite fühlt der Leser Erinnerungen heraus an Schwaben, an die Tübinger Theologens handel u. f. f. Daher erlaubt sich auch der Verfasser, diesen drei kleinen Heften drei Vorreden vorauszuschicken und darin seine Gedanken über,,alle Dinge überhaupt“ auszusprechen. In dem Vorworte zu diesem dritten Hefte, das mit der Politik durchaus Nichts zu thun hat, versucht er den Zusammenhang seiner politischen und ästhetischen Arbeiten nachzuweisen und kann sich's Dabei nicht versagen, Hrn. v. Vincke zu bedauern u. s. f. Der erste Auffah des Heftes,,Friedrich Strauß als Biograph" führt zurück zu der vielgescholtenenen Arbeit, womit Vischer vor Jahren die Kritischen Gänge eröffnete. Wie damals des Theologen, so wird jezt des Historikers Schaffen mit vieler Feinheit analysiert. Der Leser fühlt an dem Tone sehr deutlich, daß der Freund über den Freund redet; überschäßt aber wird der Beurtheilte nicht. Um Ausführlichsten natürlich wird Strauß's Hutten besprochen, und da sich eine Kritik nicht wohl wieder kritisieren läßt, so genüge die Bemerkung, daß Vischer die politische Ratastrophe der Reformationsgeschichte unrichtig aufzufassen scheint. Wir meinen keineswegs, Hutten habe,,genau erkannt" was dem deutschen Staate noththat. Vielmehr, wie klar er wußte was er nicht wollte, wie unwiderleglich seine Invectiven: so ist doch damals, wie an so vielen anderen Wendepunkten unserer Geschichte, die deutsche politische Reform daran gescheitert, daß ihren Führern ein klarer, positiver Plan fehlte. Der bes deutendste Auffah des Heftes ist der zweite,,Vernünftige Gedan

Der vortreffliche Göttling in Jena hat diefes kleine Buch, dessen Original den Titel führt: À propos d'un cheval. Causeries Athéniennes par Victor Cherbuliez. Genève et Paris 1860, bei'm deutschen Publicum durch ein Vorwort eingeführt, worin er es mit Recht,,eine der anmuthigsten Erscheinungen der neueren französischen schönen Literatur nennt. Unter dem Scheine, dem Ideal eines Pferdes des Phidias an einem Friese des Parthenon zu gelten, wird in der anziehendsten Weise in eis ner Manier, die lebhaft an die legten Platonischen Dialoge mahnt, das Ideal der bildenden Kunst und der Kunst überhaupt so piquant und gründlich erörtert, daß man kaum weiß, ob man mehr die umfassende archäologische, topographische und kunsthistorische Gelehrsamkeit, den feinen Kennerblick und kritischen Scharfsinn des Verfassers, oder die vollendete Gewandtheit des guten Tones bewundern soll, mit welcher er all' diesen schwer wiegenden Gehalt durch das reizende Gewand geistreicher Geschwäßigkeit zugleich zu verhüllen und durchscheinen zu lassen ver: steht. Leider mag durch die bisweilen etwas ungelenke Uebertragung manch' stilistischer Reiz des Originals noch verloren gegangen sein, was wir nach dem Genusse, den das Erhaltene gesken über die jesige Mode." Es ist eine Lust, hier denselben überwährt, nur lebhaft bedauern können.

Tonkunft.

Liszt, Frz., die Zigeuner und ihre Musik in Ungarn. Deutsch bearb. von Pet. Cornelius. Pest, 1861. Heckenast. (III, 259 S. 8.) 1 Thlr. 6 Sgr.

Unsere heutige Musik hat sich so weit von dem ihr angewie fenen Boden verirrt, daß nichts gewöhnlicher geworden ist, als ein Programm oder gar einen ganzen Commentar als erklärenden Lohnbedienten mit auf die Reise zu schicken oder gar der neuen musikalischen Erscheinung vorausreiten zu lassen. Das vorlie gende Buch, aus der gewandten Feder des renommierten Virtuos fen, sagt selbst, daß es eine Vorrede zu Lißt's,,Ungarischen Rhapfodieen" fein soll. Der Verfasser betitelt seine musikalische Arbeit mit dem Namen eines Zigeuner-Epos, wir wünschten, es wäre ein solches Epos; so aber wissen wir leider, was wir von der

müthigen, unverwüstlich lustigen Schalk wiederzufinden, der vor Jahren über die Nazarener die Geißel schwang und noch immer mit lachendem Munde sehr ernstlich durchdachte Dinge zu sagen weiß. Den sehr seltsamen Schluß bildet die Arbeit,,um zweiten Theile von Goethe's Faust." Der Verfasser_giebt den detailliert ausgearbeiteten Plan einer Fortsetzung des Faust, so wie sie sich gestaltet hätte, wenn Goethe jung geblieben wäre und mit dem Kopfe eines ganz modernen Menschen hätte denken können. Natürlich denkt der Verfasser nicht daran, den Plan auszuführen, und eben darum genügt es zu sagen, daß auch diese wunderliche Arbeit den geistreichen Mann zeigt. Ein weiteres Wort ist von Ueberfluß, denn es hieße den Verfasser beleidigen, wollten wir ihm auseinanderseßen, daß in der Kunst die Ausführung Alles ist, und gerade ein energischer Poet am Wenigsten an die Fortsegung eines fremden Werkes denken wird. Vischer selbst knüpft an diese Arbeit das etwas kleinlaute Geständniß, er sei eine zwischen Kritik und schaffende Kunst in die Schwebe geworfene Natur. Die böse Welt aber wird diese Naturanlage

keineswegs so gar beklagenswerth finden, sondern lachend meinen, | Bremer Sonntagsblatt. Red. Fr. Pleser. Nr. 29.
ohne diesen stillen Drang zu eigenem Producieren wäre der Ver-
fasser nie ein großer Aesthetiker geworden.

Monatsbericht d. Kgl. Preuss. Akad. d. Wiss. zu Berlin. Mai.
Die mit einem bezeichneten Vorträge sind ohne Auszug.

Inh. Lepsius, über die Arabischen Sprachlaute und deren Umschrift. Dove, über die aus dem Drehungsgesch folgenden

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Inh. W. Kieffelbach, Ranke's engl. Geschichte. - P. J. Willaßen, isländische Volksballade. Aus dem Stedingerlande.

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Inh. H. Schmid, der Holzgraf. (Schl.)
:
Die Enthüllung des Luther-
Denkmals zu Möhra. Dr. W. 3immermann, Eberhard im Bart.
(Schl.) — S. Kolisch, Pariser Bilder u. Geschichten: Plaudereien aus
den Salons. - D. Ruppius, ein Deutscher. (Forts.)

Bewegungen des Barometers und Thermometers in Nordamerika nach Die Gartenlaube. Red. Fr. Stolle u. U. Diezmann. Nr. 31. den von Hrn. Dörgens berechneten Beobachtungen von Toronto. v. Martens, über einen neuen Polyodon aus dem Yantsekiang und über die sogenannten Glaspolypen, mitgetheilt von Hrn. Peters. Rudorff, über die Bruchstücke einer neuerdings für die K. Bibliothek erworbenen griechischen Handschrift juristischen Inhalts. *Petermann, über die Vulgårsprache der Armenier in Tiflis. Dove, Beschreibung eines Photometers. Ders., über eine durch Photo= graphie hervorgetretene direct nicht wahrgenommene Lichterscheinung und über photographische Darstellung des geschichteten elektrischen Lichtes.

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Stimmen der Zeit. Hrsg. von Ad. Kolatschek. Nr. 30.
Inh. Von Gotha nach Goburg. III. Deutscher Rath_eines Preußen.
Die magyarische Tagespresse. Deutsche Frauen u. Pariser Moden.
Aus Tirol. Briefe aus Stuttgart. I. Berliner Brief.

R. Schneider, die Einwirkung des Broms auf die Butter Deutsche Vierteljahrs-Schrift. 24. Jahrg. 3. Heft. Nr. 95. II. säure, mitgeth. von Hrn. H. Rose. Ehrenberg, über die verInh. Die deutschen Verfassungen, Geseze, Verordnungen, im Vergleiche mit dem richterl. Prüfungsrechte. Die amerikanische Krisis und die vielfältigten Grundhebungen zum Behufe der neuen nordatlantischen politische Doktrin. Die deutsche Verfassungsfrage jezt und vor einem Telegraphenlinie. Peters, über eine neue Eintheilung der SkorZur Theaterfrage unserer Zeit, aus dem praktischen Gepione und über die von ihm in Mossambique gesammelten Arten von Skorpionen. Lieberkühn, über die Sharpey'schen Fasern der

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Knochen, mitgeth. von Hrn. Reichert. du Bois-Reymond, Hist. polit. Blätter f. das kath. Deutschland. 48. Bd. 1. Heft. Beschreibung einiger Vorrichtungen und Versuchsweisen zu elektro

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Inh. Der t. preuß. Consul Dr. Weßstein zu Damascus. Das eidgenöss.
Schüßenfeft zu Stans. (II.) Das german. Museum u. seine culturge-
schichtl. Bedeutung für die Gegenwart. Schwedische Eisenbahnen.
Gottschall's,,deutsche Nationallitteratur." Diplomatisches Actenstück
in der röm. Angelegenheit. Scherzer's,,Reise der Novara." - Die
2. deutsche allgem. Kunstausstellung. (II.) Das deutsche Schüßenfest
zu Gotha.
Dr. Fr. Fick.
(Nekrolog.)
Kirchenstreit.

Huber's,,Johannes Scotus Grigena."

Wissenschaftl. Beilage der Leipziger Zeitung. Nr. 59 u. 60.

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Mittheilungen der k.k. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale. Red.: K. Weiss. Mai u. Juni. Inh. W. Weingärtner, die Kunstwerke der altchristl. u. romanischen Periode im k. bayer. Nationalmuseum zu München. A. Essenwein, das Princip der Vorkragung u. die verschied. Anwendungen u. Formen in der mittelalterl. Baukunst. (Forts.) G. Tinkhauser, die alte u. neue Domkirche zu Brixen in Tirol. (Schl.) — Dr. K. Schnaase, zur Baugeschichte des Cölner Domes. Ludw. Reissenberger, zwei Crucifixe aus Siebenbürgen. Dr. Fr. Bock, der Adler-Ornat im Domschatze zu Brixen.

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Aus Rußland. Eine andere Stimme üb. den pfälzischen | Das Ausland. Nr. 30.
Inh. Versis. Alpenglühen am Genfer See.
Beduinens u. Drusenwelt.
bet chinesischen Seeräubern. II.
Die Republik Andorre.
Die Natur. Hrsg. von O. Ule u. K. Müller. Nr. 30.

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Inh. F. Dahn, Naturrecht und Ethik. R. Silberschlag, über die bramatische Poesie u. ihr Verhältniß zum Gpos. Boetische Uebertrag ungen aus dem Englischen: 1. Drei engl. Liever, übers. von K. 6. Tenner. II. Zwei Gedichte von Charles Wolfe, übertr. von K. Vollheim.

Blätter für literarische Unterhaltung. Nr. 30.

Inh.: I. Althaus, Thomas Babington Macaulay. III. Macaulay als
Dichter u. Denker. H. Marggraff, zur Literatur üb. die Frauen.-
A. Peters, Otto Müller's,,Roderich". Der Steinmann'sche Pseudo-
Heine. Zur Charakteristik des schweizerischen Lebens.

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Inh. Die Epochen des deutschen Luftspiel. Washington's Stillleben auf Mount Vernon. Italienische Staatsprocesse. Geschichtliches Die Sklaverei ist der wahre Grund und Ausdruck der amerikanischen über Dratorien. Krönungsfeierlichkeit des Sultans Abdul Aziz. Politik. In ihr kulminiren alle Interessen des Landes, in ihr laufen Das Museum in Cóln. Das Stammschloß u. Grabmal Cavours. alle politischen Fragen zusammen, so daß also auch die kommerziellen und ökonomischen Verhältnisse der Republik, die leitenden Staatsmänner Königsb. Sonntagspost. Hrsg. von J. Rupp. Nr. 29. und ihre Ideen, die politischen Parteien und ihre Stellung, kurz alle Inh. Hieronymus Bonaparte. Welchen Werth haben die Versuche, das inneren und äußeren politischen Beziehungen erst durch die Sklavenfrage Isak T. Hopper. (Forts.) ihre wahre Erklärung und Beleuchtung erhalten. Druck von Breitkopf und Härtel in Leipzig.

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Literarisches Centralblatt

1861.

10. August.

für Deutschland.

Verantwortlicher Herausgeber Prof. Dr. Fr. 3arnde.

Verlegt von Eduard Avenarius in Leipzig,

Diese Zeitschrift erscheint jeden Sonnabend. Der Preis für ein Vierteljahr ist 1 Thlr. 10 Sgr.

No 32.

Theologie.

Allgemeine Kirchen-Zeitung. Red. von C. Strack. Nr. 57 u. 58.
Inb.: Schleiermacher's Entwurf einer Verfassung der evangelischen Kirche
in Preußen. Carl Hildebrand Freiherr v. Canftein.
Deutsche Zeitschrift für chriftl. Wissenschaft und christl. Leben.
Hrsg. von W. U. Hollenberg. N. F. 4. Jahrg. August.
Inh. Dr. Herm. Hupfeld, die heutige theosophische oder mythologische
Theologie und Schrifterklärung. Prof. D. Erdmann, Dr. Paulus
Speratus. (Sein Lebensgang bis zu seiner Berufung nach Preußen.) (Schl.)
Zeitschrift für Protestantismus und Kirche. Hrsg. von J. Ch.
K. v. Hofmann u. A. N. F. 42. Bd. 1. Heft.
Juh.: Der pfälzische Gesangbuchstreit (1856-1861). Paftor Diedrich's
Lossagung von der Breslauer Generalsynode. Das neue Desterreichis
sche Protestantengeset. Bemerkungen über das Amt. Der katecheti=
sche Stoff der Volksschule. Was ist in unserer Liturgie katholisch?
protestantische Monatsblätter für innere Zeitgeschichte. Hrsg.
von H. Gelzer. 17. Bd. 6. Heft.

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Die kirchlichen u. religiösen Zustände Rheinpreußens in den 3. 1848 bis 1860. (Schl.) – Reise-Eindrücke eines evangel. Geistlichen. II. England. Der holländische Protestantismus der Gegenwart in seinen theologischen Schulen und Parteien.

Reim, Dr. Thdr., Prof. in Zürich, Ambrofius Blarer, der schwäbische Reformator. Aus den Quellen übersichtlich dargestellt. Stutt gart, 1860. Belser. (IV, 156 S. 8.) 14 Sgr.

. Der um die schwäbische Reformationsgeschichte vielfach vers
iente Verfasser wir erinnern nur an seine Abhandlung über
ie Stellung der schwäbischen Kirchen zur Zwinglisch-Lutherischen
Spaltung in den Tübinger Theolog. Jahrbb. 1854 und 1855
iebt hier die Biographie des dritten der schwäbischen Reforma
oren, dem er mit besonderer Liebe zugethan ist. Ambrosius Bla-
er (sonst auch, aber weniger richtig Blaurer genannt), Prediger
1 Constanz, Melanchthon's Jugendfreund, der Reformator des
ürtemberger Oberlandes, nimmt eine zwischen Lutherthum und
winglianismus vermittelnde Richtung ein, indem er Zwingli's
ildliche Auslegung nicht für unmöglich haltend, selbst weder jede
Begenwart des Leibes leugnen noch die Gegenwart des leibhaftis
en Leibes annehmen will. Mit dem streng lutherischen Schnepf
hloß er (1534) eine Concordie zu Stuttgart, welche eine fub-
antielle und essentielle, nicht aber eine quantitative, qualitative
nd locale Gegenwart feststellte, sowie er sich auf dem Gößentage
1 Urach (1537) mit ihm benahm wegen des kirchlichen Bilder
efens. Das Büchlein ist quellenmäßig, übersichtlich und befrie
igend geschrieben.

Bedeutung sind die Abschnitte über Michael Styfel (S. 6), über
Blarer (S. 39), über dessen Amtsnachfolger Jakob Otther (S.
85), über das Verhältniß Eßlingens zum Interim (S. 133),
endlich über den mit allerhand sonderbaren Meinungen, auch mit
Zwinglianismus erfüllten Naogeorgus, ehemaligen Pfarrherrn
von Kahla.
F.

Philosophie. Aesthetik.

Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik hrsg. von
I. H. Fichte u. A. N. F. 39. Bd. 1. Heft.

Inh.

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Dr. Sengler, Begriff u. Aufgabe der Erkenntnißlehre. III. Ab. 3eifing, die Grundformen des Denkens in ihrem Verhältniß zu den Urformen des Seyns. VI. Dr. J. B. Meyer, über den Kriticismus mit besonderer Rücksicht auf Kant. II. 3. H. Fichte, Beiträge zur Lehre vom,,Seelenorgan." Mit Bezug auf Fechner's,,Elemente der Psychophifit" so wie auf R. Wagner's und I. M. Schiff's neueste Untersuchungen über Nervenphysiologie. II. K. Sortlage, Vertheidigung der Thesis:,,daß der sittliche Mensch nicht minder, als der religiöse, schlechthin unabhängig sei von dem Urtheile der Menschen u. der öffentl. Meinung gegen Hrn. Prof. Ulrici (mit Beziehung auf deffen Buch: Glauben u. Wiffen 2c.). Antwort von H. Ülrici.

Fischer, Kuno, Geschichte der neueren Philosophie. 4. Bd. Mannheim, 1860. Bassermann. (XXX, 680 S. gr. 8.) 3 Thlr. 15 Sgr.

A. u. d. L.: Immanuel Kant. Entwickelungsgeschichte und System der kritischen Philosophie. 2. Bd.: Das Lehrgebäude der kritischen Philosophie. Das System der reinen Vernunft.

Ueber den ersten Band ist schon früher in diesen Blåttern von einer anderen Hand berichtet worden. Der Zweck dieses Werkes war, wie der Verfasser am Schlusse sagt:,, die ge= naueste und deutlichste Einsicht in das ganze Gedankenwerk der kritischen Philosophie“ (S. 680). Derfelbe kann im Allgemeinen als erreicht angesehen werden. Der Verfasser hat sich nicht auf die Hauptwerke des Philosophen beschränkt, sondern durch einen ausführlichen verständigen Auszug aus dessen sämmtlichen Schriften und die ganze literarische Persönlichkeit Kant's mit der ihm eigenen Lebendigkeit der Darstellung zur Unschauung zu brin gen gesucht. Daß die kritische Philosophie durch eine derartige Beleuchtung ihres tiefeingreifenden Zusammenhangs mit allen religiós. und politisch freisinnigen Ideen, welche die Gegenwart bewegen, bei der größeren Lesewelt, welche die Philosophie mehr von Seite des Inhalts als der wissenschaftlichen Form zu schäßen vermag, nur gewinnen kann, liegt auf der Hand, und der Verfasser hat sich um ihre gerechtere Beurtheilung in erweiterten Kreisen ein erhebliches Verdienst erworben. In dem vorliegenden Bande fällt besonders auf Kant's Verhältniß zur Theologie das entscheidende Licht. Der folgenschwere Sas:,,Theologie ist nicht als Wissenschaft, sondern nur als Religion möglich" (Krit. d. Mit dieser Schrift ist der Verfasser geschieden von seiner Urth. §. 88), kennzeichnet den Vater des theologischen RationaSemeinde in Eßlingen, Blarer's Wort zu dem feinigen machend: lismus. Die,,Religion innerhalb der Grenzen der reinen Vermir könnte nicht größere Freude angehen auf Erden, dann so ich nunft" tritt nicht mehr als ein Parergon, sondern als das Ziel on Eßlingen für und für einen feligen Fortgang borte in Gottes und die eigentliche Frucht der kritischen Umwälzung unseres ErBillen und Wohlgefallen." Eßlingens Reformationsgeschichte kenntnißvermögens hervor, und Kant erscheint als Fortseher und ird erzählt von der ersten jugendfrischen Bewegung an bis das Vollender der Aufklärungsepoche, welche alle positive Religion in n, wo Rath und Geistlichkeit, die glückliche Mittelstellung daran- moralische auflöst. Diese sittliche Tendenz als Kant's eigent bend, die Concordienformel unterschreiben (1579) und Lucas lichen Kern im Laufe der ganzen Darstellung festgehalten zu slander ihre völlige Einführung durchseßt. Von allgemeinerer | haben, macht das vorliegende Buch vorzüglich geeignet, der Lese

F.

eim, Dr. Thdr., Prof. in Zürich, Reformationsblätter der Reichsftadt Eßlingen. Aus den Quellen. Eflingen, 1860. Weychardt. (VII, 176 S. 8.) 18 Sgr.

welt von der ethischen Würde der kritischen Philosophie den | Der Inbegriff alles Guten sei daher die sittliche Weltordnung; höchsten Begriff zu geben.

Trummer, Dr. Ed., Religionslehr. u. Doc. zu Graz, Lehrbuch der Logik. Wien, 1861. Braumüller. (VIII, 141 S. gr. 8.) 20 Sgr. Der dem Verfasser gewordene Beruf, Schülern der zwei obersten Gymnasial-Classen philosophische Propädeutik vorzu tragen, und andererseits der Mangel eines den Bedürfnissen der genannten hierin vollkommen entsprechenden Leitfadens" ist Veranlassung zur Abfassung dieses Lehrbuches gewesen. Es enthält in einfacher, zwar klarer, aber ganz populárer Darstellung den gewöhnlichen Stoff der Logik, wobei das Streben nach leich ter Faßlichkeit nicht bloß der schon bei dem Elementarunterrichte in der Logik wünschenswerthen Strenge und Schärfe, sondern auch der Vollständigkeit Eintrag gethan hat, wie sich z. B. der Verfasser begnügt, §. 54 die Schemata der 4 Schlußfiguren an: zugeben, ohne auch nur ein Wort der Erläuterung über ihren verschiedenen Charakter hinzuzufügen. Auf die,,reine Logik, zu welcher der Verfasser auch die Methodenlehre rechnet, folgt die,, angewandte", welche vom Irrthume und den Mitteln dage gen, von der Wahrheit, ihren Quellen und Kriterien und von den,,Hülfsmitteln zur Erlangung wahrer Kenntnisse", nämlich dem Studium und der Meditation, dem Anhören mündlicher Vorträge, der Lecture und den Disputationen handelt. Zur Charakteristik dieses Abschnittes wird es genügen, die vom Verfaffer §. 111 gegebenen,,Regeln gegen den Skepticismus" mit zutheilen: 1) man verzweifle nie an der Wahrheit; 2) man zweifle nicht an der Wahrheit solcher Gegenstände, die uns durch Erfahrung bekannt sind oder durch hinreichende Vernunftgründe einleuchten; 3) es ist unvernünftig an den Wahrheiten zu zweifeln, von denen wir wissen, daß sie auf göttlicher Offenbarung beruhen; 4) ebenso haben wir keinen Grund, an der Wahrheit dessen zu zweifeln, was uns durch das Zeugniß der Menschen hinreichend verbürgt ist. Leider schüßt uns gegen den Zweifel, ob das Buch außerhalb des unmittelbaren Wirkungskreises des Verfassers Verbreitung finden werde, keine dieser vier Regeln gegen den Skepticismus.

Geyer, Phil. Jos., Studien über tragische Kunst. II.: Die aristotelische Theorie der Kunst überhaupt und der tragischen insbesondere. Leipzig, 1861. T. O. Weigel. (74 S. 8.) 12 Ngr.

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was diese verleht, ist dem Guten und damit auch dem Schönen zuwider, was sie fördert dagegen ist gut und, wenn es überdies aus diesem Grunde auch angenehm ist, schön. Daraus folgert der Verfasser, daß wir, um ein Ding schön zu finden, vor Allem seinen Zweck kennen und über seine Angemessenheit an diesen, seine 3 weckmäßigkeit, zu urtheilen im Stande sein müßten. Allein aus den Worten des Aristoteles, die der Verfasser citiert, folgt das gerade Gegentheil. Denn wenn gut dasjenige ist, was um sein selbst willen begehrenswerth ist, so hat das Gute selbst keinen höheren Zweck, sondern ist Selbstzweck, und wenn das Schöne dasjenige Gute ist, das um seiner Güte willen zugleich angenehm ist, so hat das Schöne, da das Gute keinen Zweck hat, ebenso wenig einen solchen, sondern gefällt unbedingt, sowie das Gute unbedingt wünschenswerth ist. Damit streitet es keineswegs, daß, wie der Verfasser S. 33 sagt, die Begriffe vom Schönen nach Aristoteles und damit der Gefchmack bei Verschiedenen verschieden ist. Denn was die Einzelnen für gut, das ist: für um sein selbst willen begehrenswerth, erachten, hängt allerdings von ihrer,,Einsicht" ab, die bei Verschiedenen verschieden sein kann und folglich auch den,, Geschmack“ verschieden macht. Wenn aber schließlich der Verfasser zu Gunsten seiner Erklärung der Aristotelischen Katharsis die Behauptung aufstellt, sobald alle Folgerungen, welche Aristoteles aus der Katharsis ziehe, auch aus seiner Auslegung derselben sich ergåben, könne ein weiterer Widerspruch gegen dieselbe nicht aufkommen, so sind damit die Zweifel gegen die Definition des Verfassers von der tragischen Furcht, auf welcher seine Erklärung der Katharsis ruht, erstens noch nicht widerlegt und zweitens verliert das Argument feine Kraft, sobald dieselben Folgerungen auch mit einer anderen Auslegung der Katharsis verträglich sind. Daß dies aber der Fall sei, nachzuweisen, fehlt hier eben nur der Raum.

Geschichte.

Passow, Dr. Arnold, Beiträge zur ältesten Geschichte von Hellas. (Aus dem Jahrbuche des Klosters Unserer Lieben Frauen.) Magdeburg, 1861. (33 S. 4.)

Ueber das erste Heft dieser Studien, welches die Erklärung Eine Reihe von Untersuchungen über einzelne Persönlichder Katharsis enthält, ist in Nr. 5 S. 66 des Jahrg. 1861 d. Bl. keiten der griechischen Heroensage, welche, wenn auch ihre Resulberichtet worden. Der Verfasser, der sich in Paradorien gefällt, tate zum Theil unsicher sind und gleichsam in Nebel zerfließen, baut auf der dort gelegten Grundlage fort, da ihm gegen dieselbe doch für die Erforschung der ethnographischen Verhältnisse der bisher nur,, alberne Bemerkungen bekannt geworden sind. ältesten Bewohner von Hellas nicht ohne Interesse sind. Der Indem er sich vornimmt, den Aristoteles gegen die,,modernen erste Abschnitt beschäftigt sich mit Pelops, den der Verfasser Aesthetiken und insbesondere gegen die,,dickste“ unter diesen in hauptsächlich aus etymologischen Gründen mit dem thessalischen Schuß zu nehmen, wobei er in anerkennenswerther Weise gegen Pelias (beide Namen von wɛlós, mɛdiòs herleitend) zusammenden folgenschweren Saß sich erklärt, nach welchem die Wissen bringt, so daß beide Repräsentanten eines und desselben Volksschaft die,,Definition ihres Namens“ sein soll (S. 17) und für stammes seien, welcher auf der asiatischen Küste aus einer VerNothwendigkeit richtiger Definitionen eintritt, schließt er sich an bindung von europäischen (pelasgischen) Einwanderern mit die Erklärung des Aristoteles an (Rhet. A. c):,,Schön ist, was, Phoinikiern sich gebildet und dann im europäischen Griechenland indem es gut ist, zugleich angenehm ist, weil es qut ist, verwirft in Thessalien sowohl als in der nach ihm benannten Peloponnesos dagegen die Kant'sche, weil nach dieser eine Tragödie niemals die alten Bewohner unterworfen habe. In der 2. Abhandlung, schön sein könnte. Dieselbe habe nämlich die Aufgabe, ihre über Europe und Europa, wird der Landesname, der ursprüngPersonen und Ereignisse gerade so mit meinen Gefühlen fürlich auf Boiotien beschränkt gewesen sei, als,,das sumpfige, mich selber zu verknüpfen, wie nur immer die Sorge um Ange- moderartige Land," der mythologische als ursprünglicher Beis hörige und Freunde und die Begehrung eines Gutes und Vor- name der Demeter als der,,finstern" Unterweltsgöttin erklärt; theils damit verknüpft sein kann. Da nun das Schöne nach Kant | zur phoinikischen Heroine sei Europe erst durch die Kadmeier, ein ohne Interesse" gefallen solle, die Furcht aber und damit die aus der pelasgischen Urbevölkerung und eingewanderten PhoiniSchönheit der Tragödie gerade auf diesem,, egoistischen" Inter- kern hervorgegangenes Mischvolk, gemacht worden. Der 3. Abesse beruhe, so müsse Kant's Definition nothwendig falsch sein schnitt, Triopas und Triopion, führt uns die Sagengestalt des (S. 19). Im ersten Hefte hatte der Verfasser gegen alle bishe Triopas vor, der in den verschiedensten Gegenden als mythischer rigen Erklärer des Aristoteles die Verknüpfung der tragischen Repräsentant eines dreifach getheilten, städtebauenden, auf der Furcht mit einem,,egoistischen Interesse" geleugnet und beruft See erfahrenen Volkes erscheint; dieses Volk ist nach dem Verf. sich in diesem vorliegenden allenthalben auf seine dort gegebene kein anderes als die Pelasger, welche schon in frühen Zeiten von Definition, die er jedoch hier, wo er gegen Kant auftritt, selbst Europa aus Kolonien nach der kleinasiatischen Küste und den vergessen zu haben scheint. Die,,einzig wahre und vollständige" Inseln vor Ankunft der Phoiniker daselbst,' ausgeführt und mit Begriffsbestimmung des Schönen, d. i. die obige des Aristoteles, diesen auch den Namen des Triopas dorthin verpflanzt haben legt der Verfasser in einer Weise aus, wie sie zu seinen Absichten, sollen. Diesen Pelasgern ist nun der 4. Abschnitt gewidmet, der aber schwerlich zum Sinne des Aristoteles, auch nur den Stellen Verfasser erkennt in ihnen ein uraltes indogermanisches Volk, nach, welche er selber anführt, pakt. Gut ist, wie der Verfasser das sich schon frühzeitig aus den Urzuständen zu einer gewissen fagt (S.21),,,Alles was seiner selbst willen wünschenswerth ist." Cultur (Ackerbau, Städtegründung, Seefahrt) erhoben habe;

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für die Erklärung des Namens läßt er die Wahl zwischen zwei Ableitungen: von IIE.12, xilas und der paragogischen Endung oxos (oyos), wornach sie sich selbst einfach als,, Nachbarn" bezeichnet hätten, und von der dem Worte lop und dem Namen Пelayan zu Grunde liegenden Wurzel ПEA, abgeleitet ПIEЛAг, wornach Пelay-oxoi Riefen oder Helden bedeuten würde. Zum Schlusse werden noch beiläufig etymologische Deutungen der Namen 'Ayaior (die Habenden, von zo), Savaol (die Begü terten, von daio, fanstr. dhana, divitiae, mit der Wurzel dba oder dhan producere) und “Ellîves (=Zehhoí, die Glänzenden, von ollas) mitgetheilt.

Haben wir auch gegen nicht wenige der vom Verfasser aufgestellten etymologischen wie ethnographischen Deutungen ge: wichtige Bedenken, deren Erörterung hier zu weit führen würde, so können wir doch nicht umhin, seine Beiträge allen denen, welche für solche Untersuchungen Interesse haben, zur Beachtung zu empfehlen..

Bu.

Jahn, Alb., die keltischen Alterthümer der Schweiz, zumal des Kantons Bern, in Absicht auf Kunst und ästhetisches Interesse dargesellt. Mit 2 lith. Taff. Bern, 1860. Huber & Co. in Comm. (V, 24 S. gr. 4.) 12 Sgr.

zieme dem Historiker nicht, eine Phrase aus dem Lakaienzimmer in den Mund zu nehmen, sei es auch nur, um ein geistreiches Spiel damit zu treiben. Und ein Spiel mit Worten ist es doch, wenn der Verfasser von einem epidemischen Wahnsinne redet, welcher damals die mächtigeren deutschen Regierungen ergriffen habe. Vor Allem ist es nothwendig, das Verfahren der österreichischen Staatsmänner gesondert zu betrachten. Wir haben gleich dem Verfasser von der,,überragenden Intelligenz" des Fürsten Metternich keine überschwengliche Meinung und behaupten dennoch: der Fürst wußte in Karlsbad sehr wohl was er wollte, und hätte er seinen Zweck vollkommen erreicht, so hätte sich die östernen. Den Schlüssel zu seinem Verhalten bietet die berühmte reichische Staatskunst nie eines größeren Triumphs rühmen könDenkschrift von Geng über landständische Verfassungen. Uebersest man nämlich die Phrasen von Revolution u. f. f. in fchlichtag, welcher nur Fürsten repräsentiert, ist absolut unverträglich tes Deutsch, so sagt Genz mit dürren Worten:,,Ein Bundesmit Bundesstaaten, welche den Worten und der That nach constitutionell regiert werden. Aus diesem Widerspruche führen nur zwei Wege heraus: entweder Oesterreich scheidet aus dem Bunde und die Bundesverfassung wird in constitutionellem Geiste umgestaltet, oder die Verfassungen der Einzelstaaten werden von Bundeswegen umgestoßen. Das ist so wenig,,toll", daß wir vielmehr gestehen: keine andere Schrift von Genk hat uns so klar wie die unverbesserliche Logik dieses Memoirs gezeigt, welch' ein glänzendes, in diesem Falle wahrhaft prophetisches, politisches Talent in Friedrich Genz unserem Volke verloren ging. Indem Genz von jenen beiden Auswegen den zweiten vorzog, schlug er freilich dem Geiste des Jahrhunderts und den Bedürfnissen unserer Nation in's Gesicht; aber,,toll" war er nicht, denn wer hat Hrn. Prof. Aegidi anvertraut, daß die östers reichische Politik dem Verlangen des deutschen Volkes gerecht werden wollte? Nicht einmal das können wir dem Verfasser zugeben, daß Metternich über die Stimmung der Nation in schwerem Irrthume befangen gewesen sei. Mag ihn immerhin sein Temperament verleitet haben, Einzelnes allzu schwarz zu se= hen, im Ganzen beurtheilte er von seinem Standpunkte die Lage richtig. Wir wissen, mit welcher Angst er schon im Jahre 1813 die nationalen Gedanken der preußischen,,militärischen Jakobiner", der Blücher und Gneisenau, verfolgte, als nun auf dem Wiener Congresse die preußische Politik kläglich gescheitert war, siehe da, so erhob in populáren Bewegungen der nationale Gedanke wiederum sein Haupt und,,drohte Vernichtung" zwar nicht,,Allem was besteht," wohl aber was für Metternich ziemlich dasselbe war- dem Metternich'schen Systeme. Darum mußte Metternich auch in den schüchternsten und unklarsten Handlungen, welche, wie das Wartburgfest, zeigten, der nationale Geist sei nicht erstorben, nothwendig,,revolutionåre" Acte sehen. Er wollte Deutschland auf jener Stufe der politischen Bildung und in jenem Zustande mangelnden nationalen Bewußtfeins halten, worin sein Desterreich verharren sollte. Deshalb mußte man verhindern,,,daß eine Bundesregierung auf Kosten der anderen glänze oder dem Zeitgeiste schmeichle." Es galt, das Schicksal der deutschen Nation festzuketten an die Politik eines halbdeutschen Mischstaates, und es hat diese Fremdherrschaft, wenn auch nur halb durchgeführt, darum so vergiftend gewirkt, weil es ihr gelang, einen Theil des Volkes zu überreden, sie sei keine Fremdherrschaft. Ein unmöglicher Plan, ganz gewiß, aber doch eine keineswegs,,tolle" Staatskunst, welche während eines vollen Menschenalters sehr kräftig wuchern konnte, und wir wissen ja aus dem eigenen Munde ihrer Urheber, daß sie selbst der Politik der kleinen Menschen und der kleinen Mittel eine lån= gere Dauer nicht zu verheißen wagten. Diesen springenden Punkt der Karlsbader Verhandlungen hat der Verfasser gar nicht berührt. Prof. Aegidi ist im Besize geheimer Berichte über die Ein überaus lehrreicher Beitrag zur Geschichte des deutschen Verhandlungen von 1819/20 - wie er zu verstehen giebt, aus Bundes, in lebendiger, eindringlicher Darstellung. Aber wie in dem Nachlasse eines Bundestagsgefandten. Er bestätigt nicht feinen Auffäßen über den deutschen Bund, welche vor einigen nur ausdrücklich die Echtheit der von Welcker veröffentlichten Jahren bei ängstlichen Gemüthern so großen Anstoß erregten, so Urkunden, sondern schildert auch nach den Briefen seines Gewird auch in diesen Bemerkungen zur geheimen Geschichte der währsmanns sehr beredt und anschaulich, wie ganz despotisch die Karlsbader Conferenzen der Verfasser durch eine gewiffe Gut von dem Karlsbader,,Club" ausgeschlossene liberale Minderheit müthigkeit gehindert, ein scharfes und rücksichtslos einschneiden- der Bundesstaaten mißhandelt ward. Der beglaubigte Gesandte des Urtheil abzugeben. Er faßt seine Ansicht in den Worten zu eines deutschen Staates am Bundestage erfährt zu Frankfurt fammen: nicht das Jahr 48, sondern das Jahr 19 sei das,,tolle,,gerüchtweise" Einiges von dem, was zu Karlsbad eine unbe Jahr des 19. Jahrhunderts gewesen. Wir aber meinen, es

Nachdem der Verfasser, welcher durch seine Arbeiten auf dem Gebiete der Alterthumskunde der Schweiz seinen Namen rühmlich bekannt gemacht hat, schon vor 5 Jahren vorliegende Schrift auf Veranlassung Bernischer Kunstfreunde ausgearbeitet hatte, legt er fie jest mehrfach vervollständigt dem gelehrten Publicum vor. Mit Rücksicht auf seine (in der Stadtbibliothek zu Bern befindliche) helvetische Alterthümersammlung, sowie auf einige hier und da zerstreute helvetische Kunstüberreste, sucht der Verfasser die künstlerischen Anfangsleistungen der keltischen Hel vetier zu charakterisieren. Ob die Bewohner der Schweiz, welche dieselbe vor Einwanderung der Helvetier inne hatten, eigentliche Kelten waren, ist zwar nicht erwiesen, nahe verwandt aber waren fie ihnen sicher. Die Culturstufe der einwandernden Helvetier war die des Uebergangs aus der Bronzeperiode in das eiserne Zeitalter. Die hier in Betracht kommenden Kunstalterthümer, die selbst in römischer Zeit noch einen eigenthümlichen, leicht kennbaren Charakter sich erhielten, unterscheidet der Verfasser in Denkmäler und in Erzeugnisse der bildenden Kunst. Zur ersteren Abtheilung gehören die Menhirs, Cromlechs, Dolmens, Mag steine und bearbeiteten Steinblöcke; ebenfalls dahin zu rechnen find die Heidenlöcher, die künstlich angelegten Opferhügel und Opferplaße, die Ueberreste der Wohnungsanlagen und Verthei digungswälle, endlich die Grabhügel. Die lettere Abtheilung weist nach, daß die alten Bewohner der Schweiz wohl verstanden, fogar harten Stein zu runden, zu spißen und sonst zu bearbeiten, menschliche Bildungen in Stein zu meißeln, Gefäße aus Thon zu bilden (wobei Ornamentik und Malerei mannigfach hervortreten), Gerátbschaften, Waffen und Schmucksachen aus Bronze anzufertigen, Metalle plastisch zu verwenden, Glas und Bern stein zu verarbeiten und Münzen mit Bildern zu prägen. Fleißig und in belehrender Weise zeigt der Verfasser, daß sich die Kelten, namentlich die Helvetier, zu den Anfängen einer selbständigen Kunstentwicklung schon erhoben hatten, als römische Cultur sich ihnen aufzudrängen begann. Die Ausstattung der Schrift ist gut. H. B.

Aegidi, Lud. Karl, aus dem Jahr 1819. Beitrag zur deutschen Geschichte. Mit Benutzung ungedruckter Schriftstücke; nebst Beilage, die Registratur über die geheim gehaltene Abstimmung der Bundesversammlung in der XXXV. Sitzung zu §. 220 vom 20. September 1819 enthaltend. Hamburg, 1861. Boyes u. Geisler. (IV, 38 S. 4.) 15 Sgr.

rechtigte Versammlung von Diplomaten eines Theiles der

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