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aus, daß von jedem Könige, ohne Ausnahme, die Denkmåler angeführt werden, durch die man ihn kannte; aber um ja daran keinen Zweifel übrig zu lassen, setzt der Schriftsteller noch hinzu: die Priester håtten ihm aufserdem von einer Papyrusrolle die bloßen Namen von 330 Königen abgelesen, von denen sie weiter nichts zu erzählen wußten, weil sie keine Monumente hinterlassen hatten *).

Bildern bestand, die nicht mehr im eigentlichen Sinn zu neh men sind; und bemerkt daß darin die in heilige Mythen eingehüllten Erzählungen von den Thaten ihrer Könige verborgen seyn. (Er nennt fie Anaglyphen; welchen Ausdruck Champollion unrichtig auf die dritte die aenigmatische Art bezieht; Précis p. 383.) Diese Vorstellungen waren also die Hauptquellen der heiligen Sagen (2óyo iegoì) der Acgyptischen Priester; die nichts anders sind als jene bildlichen Erzählungen, welche wir bey Herodot, Plutarch und andern Schriftstellern theils von den Göttern, wie von Ofi ris, Isis, Ummon und mehreren, theils von ihren Königen, wie bey Herodot von Pheron, Rampsinit und andern lesen. Diese Erzählungen enthalten noch auf keine Weise das, was wir Deutung jener Vorstellungen nennen; keine Enthüllung des wahren Sinns, der unter ihnen verborgen liegt; dieser blieb das Geheimniß der Priesterkaste, so lange sie es selber wollte, und der Schlüssel dazu bey ihnen selber nicht verlohren gieng. Eben daher erklärt es sich auch weshalb sie kein großes Bedenken tragen konnten fie Fremden mitzuthei= len, die ihr Vertrauen zu gewinnen wußten. Ja! einige derselben sind offenbar Volkssagen geworden; diejenigen nemlich, die auf Volksfeste Beziehung hatten.

*) Herod. II. 101. Blos nach diesem Schriftsteller zu schlie

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Hieng aber die Kenntniß der Priester der Hauptsa= che nach an öffentlichen Denkmålern, an Tempeln, Obelisken und Kolossen; welche Folgerungen ergeben sich daraus nicht für das was wir Aegyptische Geschichte nennen! Wie lückenhaft, wie bloß fragmentarisch mußte fie feyn! Wie mußte nicht dasjenige was man wußte, an gewisse Namen geknüpft, und die Thaten einzelner Könige, wie es bey Sesostris offenbar der Fall ist, vergröf= sert werden? Wird man noch in jenen Königen eine ununterbrochene Reihe finden, wenn auch die Priester sie als solche darstellten?

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Die Namen mehrerer Ptolemåer und Caesars, welche man auf den Aegyptischen Denkmålern in den hiero

ßen, wären wir gar nicht berechtigt historische Schriften außer jenem Königsverzeichniß bey den Priestern anzuneh men; und doch erkundigte sich Herodot bey den einsichtsvollften derselben in Theben, Memphis und Heliopolis. Es kann aber auch seyn, daß sie ihm nicht mehr sagen wollten; und ich will also die Existenz solcher Schriften nicht geradezu leugnen, da andere sie anführen, und Manetho aus ihnen schöpfte, dessen Quellen (wie ich mit Zoëga p. 433. glau: be und die neusten Untersuchungen es bestätigen), gar nicht so jung und unkritisch seyn konnten, wie einige neuere Schriftsteller sie haben machen wollen. Über diese Schriften, wenn es dergleichen gab, waren doch höchst wahrscheinlich nichts weiter, als nur die Commentare der hieroglyphischen Denkmåler: und diese blieben also immer die ersten und die Hauptquellen. Merkwürdig ist es aber doch, daß Clemens Strom. 1. c. in seinem Klaffenverzeichniß der heiligen Bücher gar keine eigentlich historische anführt.

glyphischen Inschriften entdeckte, bestätigten was man schon aus griechischen Inschriften daselbst wußte, daß manche der dortigen Monumente erst einem spåtern Zeitalter als, dem der Pharaonen ihren Ursprung verdankten. Es ist für die richtige Ansicht der frühern Perioden um so mehr wichtig sich darüber zu verständigen, da man bald bereit schien wåre es auch nur gewesen um etwas Neues zu sagen das Alter wo nicht aller doch der meisten jener Denkmåler in ein spåteres Zeitalter herabzurücken.

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Es war gewiß ein großer Gewinn für die Aegyptische Alterthumskunde, daß man anfieng die, vorher fast ganz vernachläßigten, griechischen Inschriften, welche sich an mehreren der dortigen Monumente finden, sorgfältig abzuschreiben und zu sammlen. Wir verdanken der Kunde von ihnen das wichtige Werk des Herrn Letronne über den Zustand Aegyptens unter der Herrschaft der Griechen und Römer nach Inschriften *). Es giebt einen doppelten Weg, das Alter von Monumenten aus ihnen selbst zu bestimmen; der eine nach dem Styl der Baukunst; der andere durch Inschriften. Den ersten können nur Baukünstler betreten; und er ist nirgends schlüpfriger als gerade bey den Aegyptischen Monumenten, weil ihr Styl im Ganzen am wenigsten der Verånderung

*) Recherches pour servir à l'histoire de l'Egypte pendant la domination des Grecs et de Romains, tirées des Inscriptions Grecques et Latines, relatives à la Chronologie, à l'etat des arts, aux usages civils et religions de ce pays; par Ms. Letronne; Paris 1823.

unterworfen war. Außerdem läßt das Alter sich dadurch nur nach gewissen Perioden, nicht nach Jahren festsehen; und nicht Abbildungen, sondern nur der eigene Anblick und sorgfältige Prüfung kann hier den Maaßstab geben. Auf diesem Wege kamen bereits berühmte Architekten, Herr Gau wie Herr Hujot, zu dem Resultat daß man drey verschiedene Zeitalter der Aegyptischen Architektur unterscheiden müsse; die frühste Periode, der mehrere der Denkmåler von Nubien und Oberågypten angehören; die Periode der vollen Blüthe in dem glänzenden Zeitalter der Pharaone; und eine dritte, welche in die Zeiten der Ptolemåer und Römer' herabreicht *). Diese Ansicht ist in Beziehung auf die lehte Periode durch die griechischen Inschriften bestätigt worden. Allerdings ist dadurch die früher herrschende Meinung widerlegt, daß alle in dem Aegyptischen Styl gebaute Monumente über das Zeital ter der Ptolemåer hinauf gehen, und dem der Pharaone angehören. Wenn man auch den Zustand Aegyptens nach dem was wir davon wissen sowohl unter den Ptolemåern als Römern in Betracht zieht, wie ließ es sich denken daß der ganze alte Tempelbau sogleich aufge= hört haben sollte? Die Religion bestand; die Priesterkaste bestand; die Politik erforderte es schon sich diese ge= neigt zu erhalten; es konnte bey dem Reichthum des Landes in dem damals der Hauptsit des Welthandels war, nicht an den Mitteln fehlen; und wie ließ es sich denken daß die alte Kunst sowohl in der Architektur als der Skulptur auf einmal hatte untergehen können?

*) Letronne Recherches etc. Introduction p. XXV.

Ehe wir indeß die Frage beantworten, in wie fern die Monumente Aegyptens nach den Aufschlüßen welche die griechischen Inschriften geben, (denn nur nach diesen als den sichersten Beweisen werden wir gehen, dem grie chisch-römischen Zeitalter angehören, müssen wir einen Blick auf den Plan und die Bauart jener gewaltigen Monumente werfen, welche uns, hauptsächlich in seinen Tempeln, das alte Aegypten hinterlassen hat. Nicht blos der Umfang, sondern auch die Einrichtung dieser riesen, haften Baue lehren deutlich, daß jeder derselben nicht auf einmal entstehen konnte, sondern daß ein langer Zeitraum, vielleicht bey mehrern eine Reihe von Jahrhunderten dazu gehörte, bis sie in ihrer ganzen Größe und Vollendung da standen. Das eigentliche innere Heiligthum ist von geringem Umfange; allein allmählig erweitern sich um dasselbe die Anlagen; neue Säulenhallen, Saulenhöfe, Pylone kommen hinzu. Vor diesen siten die Colosse; wiederum vor diesen werden die Obelisken hingestellt. Eine Gallerie von Sphinren, Widdern, oder andern Thierkolossen führt zu diesen; wiederum vor diesen findet noch ein prachtvolles Thor seinen Plas; und vielleicht vor diesem auch wieder neue Alleen von Thierkolossen; und dieses nach verschiedenen Seiten hin. So konnte man sagen daß ein solches Werk fast nie ganz vollendet werden konnte; die Kunst fand immer noch wieder Plaß für neue Anbaue oder Anlagen, ohne doch den Geschmack zu beleidigen. Es waren die Werke durch welche die Herr scher ihr Andenken erhalten, ihre höhere Weihe sich erwerben, ihre Regierung verherrlichen wollten. Es lag D

Heeren's hist. Schrift. Th. 14,

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