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Allgemeine deutsche

Real-Encyklopädie

für

die gebildeten Stände.

Conversations-Lexikon.

neunte Originalauflage.

In funfzehn Bånden.

Sweiter Band.

Balde bis Buchhandel.

Leipzig:

F. A. Brockhaus.

1843.

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Balde (Jakob), einer der vorzüglichsten unter den neuern lat. Dichtern, war zu Ensisheim im Elsaß 1603 geboren, wurde 1624 Jesuit zu München, später Hofprediger des Kurfürsten von Baiern und starb zu Neuburg in der Pfalz am 8. Aug. 1668. Sein Andenken hat Herder durch treffliche Überseßungen in der,,Terpsichore" wieder geweckt, der von ihm sagt: ,,Starke Gesinnungen, erhabene Gedanken, goldene Lehren, vermischt mit zarten Empfindungen für das Wohl der Menschheit und das Glück seines Vaterlandes, strömten aus seiner vollen Brust, aus seiner innig bewegten Seele. Er sah die jammervollen Scenen des Dreißig. jährigen Kriegs. Mit verwundetem Herzen tröstete er die Vertriebenen; zugleich suchte er Deutschlands beffern Geist zu wecken und es zur Tapferkeit, Nedlichkeit, Eintracht zu ermah nen. Wie ergrimmt ist er gegen die falschen Staatskünstler! wie entbrannt für die gesunkene Ehre und Lugend seines Landes! Allenthalben in seinen Gedichten sieht man seine ausgebrei tete, tiefe Weltkenntniß, bei einer echt-philosophischen Geisteswürde. Erist ein Dichter Deutschlands für alle Zeiten; manche seiner Oden sind von so frischer Farbe, als wären sie in den neuesten Jahren geschrieben." In gleichem Sinne spricht sich A. W. Schlegel über ihn aus: „Ein tiefes, regsames, oft schwärmerisch ungestümes Gefühl, eine Einbildungskraft, woraus starke und wunderbare Bilder sich zahllos hervordrängen, ein erfinderischer, immer an entfernten Vergleichungen, an überraschenden Einkleidungen geschäftiger Wig, ein scharfer Verstand, der da, wo er nicht durch Parteilichkeit oder früh angewöhnte Vorurtheile geblendet wird, die menschlichen Verhältnisse durchschauend ergreift, große sittliche Schnellkraft und Selbständig, keit, kühne Sicherheit des Geistes, welche sich immer eigene Wege wählt und auch die ungebahntesten nicht scheut: alle diese Eigenschaften erscheinen in B.'s Werken allzu hervorstechend, als daß man ihn nicht für einen ungewöhnlich reich begabten Dichter erkennen müßte." Bekannt ist besonders sein,,Solatium podagricorum" (Münch. 1661). Eine Sammlung seiner ,,Opera poetica omnia“ erschien zu München (8 Bde., 1729); eine Auswahl besorgte Orelli (Zür. 1805; 2. Aufl., 1818) und Clesca (2 Bde., Augsb. 1829); ins Deutsche wurden seine Den überseht von Neubig (3 Bde., Kempten 1830) und von Aigner (Augsb. 1831).

Balduin I., König von Jerusalem von 1100-18, geb. 1058, jüngster Bruder des Herzogs Gottfried von Bouillon (s. d.), nahm Theil an dem ersten Kreuzzuge, entzweite sich aber mit Tankred und zog später nach Edessa, wo er von dem dortigen Herrscher adoptirt und nach dessen Ermordung Fürst von Edessa ward. Nach seines Bruders, Gottfried, Tode im J. 1100 ward er Schirmvogt des heiligen Grabes und Baron von Jerusalem, nahm jedoch bald den Königstitel an und starb, nachdem er Cäsarea, Asdod, Tripolis und mit Beistand einer genuesischen Flotte Ptolemais, dann Sidon erobert, Askalon aber nicht hatte behaupten können, im J. 1118. Ihm folgte als König von Jerusalem, von 1118-31, fein Better Balduin II. (Balduin du Bourg), bisher Graf von Edessa, unter dem mit Hülfe einer venetianischen Flotte Tyrus 1124 crobert und der Tempelherrnorden gestiftet wurde. Von den Türken gefangen, mußte er eine halbjährige Gefangenschaft aushalten und starb am 21. Aug. 1131 mit Hinterlassung von vier Löchtern. Ihm folgte sein Schwiegersohn Fulko, der bis 1142 regierte. - Balduin III., König von Jerusalem von 1143-62, der Sohn und Nachfolger Fulko's, geb. 1129, war ein Muster des Mitterthums, das sich in der Periode der Kreuzzüge aus den Begriffen von Ehre, Recht, Andacht und Minne gestaltete. Von der Vormundschaft seiner Mutter Melisenda, unter der er anfangs stand, befreite er sich eigenmächtig. Siegreich focht er 1152 bei Jerusalem gegen den Sultan pon Aleppo, Nureddin; von ihm 1157 bei der Jakobsfurt am Jordan geschlagen, demüthiate er denselben von neuemt fehr bald bei Putaha, worauf er in Ruhe regierte und sein Retch im Innern und nach außen Conv. Lex. Neunte Xuft. II.

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Baldung

Balggeschwulst

ficher zu stellen suchte. Er stand in so großem Anschen, daß selbst Sarazenen unter ihm der Kreuzesfahne folgten. Durch seine Vermählung mit Theodora, der Tochter des griech. Rai sers Manuel, gewann er an demselben einen treuen Bundesgenossen. Seine Regierung war das leste Aufstreben des christlich-oriental. Nitterthums, das Ende der Lehnsverfassung in geistlicher und weltlicher Hierarchie. Er starb in der Blüte seiner Jahre zu Tripolis in Syrien ami 10. Febr. 1162, wie man glaubt, an Gift. Ihm folgte sein Bruder Amalrich in der Regierung, der 1173 ftarb. Balduin IV., der Sohn und Nachfolger Amalrich's, gewöhnlich der Aussäßige genannt, regierte bis 1183, wo der fünfjährige Balduin V., ein Sohn von Balduin's IV. Schwester Sibylla, zum König ausgerufen ward, der 1186 starb, ein Jahr vor Jerusalems Wiederoberung durch Saladin.

Baldung (Hans), genannt Grün, einer der vorzüglichsten altdeutschen Maler, ein Zeitgenosse Dürer's, war zu Gmünd in Schwaben geboren. Sein Hauptwerk ist ein Altarblatt im Dome zu Freiburg mit der Jahrzahl 1516. Auch hat man von ihm mehre Kupferftiche. Er starb 1552.

Baldur ist nach der skandinavischen Götterlehre der Sohn Odin's und Frigga's. Seine Gattin war Nanna, sein Sohn Forseti, der Gott der Gerechtigkeit. Seine Schönheit war so groß, daß Glanz von ihm ausstrahlte; er war der befte der Götter und nie mochte Unrecht von ihm kommen. Der Afen Sicherheit war gefährdet, seit er durch Loki's Trug in Hel's Neich gesunken. Nach dem Weltuntergange bei der Götterdämmerung wird er mit seinem unfreiwilligen Mörder Hödur wiederkehren und leben im neuen Asgard. (S. Asenlehre.) Nach natursymbolischer Deutung ist er die Sommer-Sonne, die Zeit der Sonnenwende, von der an es sich wieder abwärts neigt; sein Untergang ist als Bild des allgemeinen Vergehens aufgefaßt. Wahrscheinlicher stellt er das goldene Zeitalter einer Unschuldswelt überhaupt dar, das nach den Mythen aller Völker einst dawar und endlich wiederkehren wird. In angelsächsischen auf Ddin zurückgeführten Steintafeln heißt er Baltai. Ein trefflicher Mann wird in Island noch heutzutage Mann-Balldr genannt.

Balearen, eine aus den drei Hauptinseln Mallorca, Minorca und Cabrera bestehende Infelgruppe, welche, der valencianischen Küste Spaniens benachbart, im Verein mit den Pithyusen das Königreich Mallorca (f. d.) bildet. Den Namen erhielt sie wegen der Geschicklichkeit der Bewohner im Schleudern, wodurch sie sich auch in Hannibal's Heer beson. dern Ruhm erwarben, von den Griechen, welche sie aber auch ihrer Nacktheit wegen Gym nasiä nannten.

Balggeschwulst nennt man jede langsam entstehende, mit dem umgebenden Gewebe meist nur locker zusaminenhängende, daher bewegliche oder verschiebbare Geschwulst, welche aus einem mehr oder weniger dicken Sacke oder Balge gebildet wird, der einen verschieden artigen Inhalt von verschiedener Consistenz als Absonderungsproduct des Balges zeigt. Hält man diesen Begriff fest, so ist es einleuchtend, daß alle diejenigen Geschwülste davon ausgeschlossen sind, wo der Balg später entsteht als der Inhalt. Zu jeder wirklichen Balggeschwulst wird also ein von Natur vorhandener absondernder Balg erfodert, welcher entweder einen natürlichen Ausführungsgang hat, der widernatürlich verschlossen dem Absonderungsproduct keinen Austritt mehr gestattet, sodaß sich dasselbe ansammeln und den Balg ausdeh. nen muß, oder es findet sich von Natur kein Ausführungsgang; endlich kann sich der geschlos sene Absonderungsbalg auch krankhaft verdicken. Die lesten beiden Arten der Balggeschwülste entstehen aus den Schleimbeuteln in der Nähe der Gelenke und Sehnenscheiden. Ihr Inhalt ist fast immer wässerig (seröse Balggeschwulst), selten gallertartig, wie bei den hierher gehörigen Überbeinen. Zur Entstehung der ersten Art geben die schlauchartigen Drüsen, besonders die Smegma absondernden Drüsen in der äussern Haut, wie schon Astruc und in der neuern Zeit Astley Cooper nachgewiesen haben, seltener die Schleimdrüsen Veranlassung. Gewöhnlich entsteht diese Art Balggeschwülste als kleirie Tuberkel unter oder in der Haut, welche sich nach und nach vergrößern: öfters finden sich Haare in den Balggeschwülsten; auch entwickelt sich in ihnen ein monströses Haar in Form eines Horns. Nach ihrem Inhalte heißen sie Honiggeschwülste, Breigeschwülste u. s. w. Andere Verschiedenheiten entstehen durch die Degeneration des Drüfenbalges und zwar son ol seiner äußern als noch häufiger

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