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Aargau. Kantons Bibliothek,

Fach-Katalog

der

Aargauischen

Kantonsbibliothek.

Im Auftrag der h. Regierung

entworfen und ausgeführt

von

Dr. Hermann Brunnhofer,

Kantonsbibliothekar.

ERSTER BAND.

Archäologie und Kunstwissenschaft, Geschichte, Geographie

und Ethnologie.

AARAU, 1881.

Gedruckt bei Ed. Albrecht.

(G. Keller.),

355

B 1276.4,5 (1)

JL A 1961

AN

1000

Vorrede.

Ein volles Menschenalter ist dahingegangen, seitdem die h. Regierung beschlossen hat, die Bücherschätze der Kantonsbibliothek durch einen Alphabetischen und einen Fachkatalog dem Publikum zugänglicher zu machen. Es war meinem verehrten Amtsvorgänger, Herrn Prof. Dr. Heinrich Kurz, beschieden gewesen, die wissenschaftliche Welt zunächst mit dem Alphabetischen Katalog zu beschenken, der, ein Musterbild bibliographischen Fleisses, von 1857 bis 1868 in 4 Oktavbänden im Druck erschien. Schon hatte der rastlose Mann auch die Vorarbeiten zum Fachkatalog auf breitester Grundlage begonnen, als ihn nach langem Krankenlager am 24. Februar 1873 der Tod überraschte und unserer Bibliothek wie der Wissenschaft eine Kraft entriss, deren nimmermüde Thätigkeit zur Hoffnung auf noch manches schöne Werk berechtigt hätte. Als mich nun das Vertrauen der h. Regierung im Herbst 1873 als des Verewigten Nachfolger berief, suchte ich mich, sobald es die laufenden Geschäfte gestatteten, so rasch als möglich in die Vorstudien zum Fachkatalog hineinzuarbeiten.

Bald erwies sich jedoch eine Totalrevision der Bibliothek als unabweislich nothwendige Voraussetzung jeder weitern Arbeit am Fachkatalog. Mit Hülfe meines hochverehrten Lehrers und Freundes E. L. Rochholz gelang es mir, nach anderthalb Jahren die Revision zu bewältigen. Nun galt es zunächst, einen Plan zu entwerfen, nach welchem das Büchermaterial geordnet werden sollte. Der schon fertige Entwurf eines solchen Grundrisses aus der Feder meines Amtsvorgångers schien zwar auf den ersten Blick die neue Arbeit überflüssig zu machen, doch zeigte die nähere Prüfung, dass die Gesichtspunkte, nach welchen jenes Schema gebaut worden war, wohl für eine Riesenbibliothek, wie etwa die des Britischen Museums, nicht jedoch für den doch mannigfach beschränkten Besitzstand unserer Kantonsbibliothek passten. So konnte denn das Brouillon von drittehalbhundert enggeschriebenen Folioseiten leider nicht benutzt werden und harrt

nun als werthvolles Manuscript seiner wohl spätern Verwendung an einer der grossen Bibliotheken Europas. Es musste also ein neues System für den Fachkatalog aufgestellt werden und die Mitarbeiterschaft der Tit. Bibliothek-Kommission, insbesondere aber auch das für die Kantonsbibliothek stets rege Interesse des Herrn Staatsschreibers Dr. A. Zschokke, ermöglichten den endgültigen Abschluss des neuen Entwurfes im Jahr 1875. Und nun galt es, das Werk, dessen baldiges Erscheinen unsere Abonnentenschaft immer lauter verlangte, rasch seiner Publikation entgegenzuführen.

Das historische Material bildet nun weitaus den werthvollsten Theil unserer Kantonsbibliothek. Es ist das kein Zufall. Schon Rochholz hat in der Vorrede zum 1. Band (pag. XV) seiner Schweizersagen auf den specifisch historischen Tik unserer Aargauersage hingewiesen und denselben aus der Thatsache erklärt, dass der Boden unseres Kantons schon im Alterthum und das ganze Mittelalter hindurch bis in die Neuzeit hinein das beständige Schachbrett gebildet hat, auf welchem die Geschicke von ganzen Völkern und Zeitaltern entschieden worden sind. Was Wunder, wenn dann auf so eminent historischem Boden auch die historischen Studien von jeher zu besonderer Blüte gediehen und historische Bibliotheken mit Vorliebe angelegt wurden. Es lag demnach in der Natur der Verhältnisse, wenn das historische Material im weitesten Sinne zuerst geordnet wurde und dem Publikum als nunmehr vorliegender erster Band des Fachkatalogs geboten wird. Doch stellte sich sofort die Nothwendigkeit ein, das gesammte schweizergeschichtliche Material vorerst noch auszuschliessen, um es dann später in dem speciellen Fachkatalog über alle Helvetica, der als Anhang zum 2. und letzten Band des allgemeinen Fachkataloges erscheinen wird, zusammenzustellen. Der vorliegende Band durfte nur die Archäologie und Kunstwissenschaft, die politische und Culturgeschichte, sowie die Geographie und Ethnologie in sich aufnehmen. Ueber die Reihenfolge in der Anordnung dieser drei grossen Hauptabtheilungen des vorliegenden Bandes liesse sich rechten: es hätte ebensowohl, vielleicht mit noch grösserem Rechte, die Geographie den Reigen beginnen können, als ihn jetzt die Archäologie eröffnet und die Ethnologie beschliesst. Aber was dürfte dem Benützer des Fachkatalogs an solcher Aeusserlichkeit liegen, wenn nur dem Kataloge ein innerer Werth verliehen werden konnte, mächtig genug, um das Buch nicht unter dem Vorwurf so mancher Mängel, die ihm noch anhaften werden, erdrücken zu lassen,

Meine Aufgabe bestand zunächst nur darin, das in den vier Bänden des Alphabetischen Katalogs speciell verzeichnete Büchermaterial fachlich zu ordnen. Hätte ich mich auf die Lösung dieser Aufgabe beschränkt, so hätte der vorliegende Band schon vor Jahren die Presse verlassen können. Es wäre alsdann ein Fachkatalog erschienen, der sich. im Ganzen blutwenig von dem alltäglichen Schlage gewöhnlicher Antiquariatskataloge unterschiede. Mit solch leichtgeschürzter Arbeit hätte ich mir zwar bequeme Tage, aber keine Selbstbefriedigung verschafft. Ich wollte jedoch etwas liefern, was dem Kanton zur Ehre und der Bibliothek zum Nutzen gereichen könnte. Um dieses heiss ersehnte Ziel zu erreichen, schien mir kein anderer Weg möglich, als unsere sämmtlichen Sammelschriften, soweit sie wissenschaftlich noch in Betracht kommen können, zu excerpiren und auf diese Weise dem Studium ein Schriftenmaterial zuzuführen, dessen Kenntniss sonst auch dem stupendesten Gedächtniss des universellsten Bücherkundigen entgehen müsste. Wer kann wissen, welche vortrefflichen Artikel und Werke die Ersch und Gruber'sche Encyclopädie enthält, wenn nicht einmal deren Verlagshandlung ein Inhaltsregister darüber besitzt? Wer kann ferner wissen, was in all den historisch-philologischen Zeitschriften verborgen steckt, oder was in den Abhandlungen der verschiedenen Akademien, von welchen wir freilich nur so wenige besitzen? Wer endlich kann wissen, was in den zahlreichen Sammelwerken zur Geschichte des Mittelalters seit nun schon drei Jahrhunderten Quellenmaterial aufgespeichert worden ist? Zeichnet sich doch unsere Bibliothek gerade auf diesem Gebiete, Dank der Bibliothek des Generals von Zurlauben und derjenigen des ehemaligen Klosters Muri, ganz besonders aus und lohnte es sich daher, gerade diese Fundgruben recht gründlich auszubeuten!

an

Ein günstiges Geschick wollte es nun aber, dass gerade für dieses völlig pfadlose Gebiet «ein Wegweiser sich bot, wie er erwünschter nicht hätte geträumt werden können. Es ist dies Potthast's Bibliotheca historica medii Aevi. Wegweiser durch die Geschichtswerke des europäischen Mittelalters von 375-1500. 2 Bde. 80. Berlin, 1862-68. Dieses Riesenwerk deutscher Gründlichkeit und deutschen Fleisses ist der unentbehrliche Rathgeber für Jeden, der sich mit der Geschichte des Mittelalters, sei es die deutsche Kaiserund römische Papstgeschichte, oder die mittelalterliche Geschichte irgend eines europäischen Volkes, Landes, Bisthums, Gaues oder Ortes, befassen will. Potthast's Wegweiser ist der Zauberstab, unter dessen

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