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lieferte Anzeige des lexikographischen Schages der ersten sechs Folianten des Siebenmeers (der siebente enthält blos Grammatik, Metrik, Rhetorik und Poetik) den Recensenten nicht weniger als sechs Monate lang ausschließlich literarisch beschäftigt, indem es nicht genug war, die sechs Folianten bloß zu lesen, sondern weil dieselben zum Behufe dieser Arbeit auch ausgezogen, die Auszüge wieder theils alphabetisch, theils nach den Materien in Ordnung gebracht, und dann erst wieder mit dem Jn halte der bisherigen besten persischen Wörterbücher, dem Ferhengi Schuuri und Burhani kati (der lehte des Dschihangiri vermehrte Bearbeitung) verglichen werden mußten, um zu dem erwünschten Resultate eines gründlichen Urtheils über den Reichthum (nicht nur den nominellen des Wörterbuchs, sondern auch den reellen des Sprachschages selbst) und einer erschöpfenden Anzeige (nicht nur der Wörter, sondern auch der Sachen) zu gelangen. So ist diese Anzeige denn die Frucht sechsmonatlicher literarischer Roboth *), dergleichen Recen fent für die Anzeige keines andern Werkes je unternommen, noch wieder sobald zu unternehmen gesonnen ist, und auch für dieses

werden sollte; welchen der Verfasser aber, nachdem er sich selbsit den Engländern ganz in die Arme geworfen, blos als ein Muster feiner Üebungen in persischer Nedekunst dem Drucke übergeben zu haben scheint, um damit die Seitenzahl des V. Bandes, der sonsi zu mager ausgefallen wäre, in gleichem Verhältnisse mit den übrigen anzuschwellen. Die Hauptperson dieses Apologs ist die Ringeltaube (Mutawwaka). Diese Episode nennt die Anzeige der Leipz. L. Z. veine ganze Abhandlung mit beträchtlichen Auszügen aus Erzählungen, und Dichtern«, und Herr Ewald, der unterschriebene Verfasser der Anzeige in den göttingischen gelehrten Anzeigen (1825, Nro. 169) sagt gar, daß der Verfasser hier eine lange Abhandlung über eine seltne Taubenart einschiebe! Die zweyte Episode beym Worte Menische (V. Bd. S. 167 bis 173), von welcher die beyden erwähnten Anzeigen gar nichts melden, ist die vom Verfasser neu bearbeitete Liebesgeschichte Menische's, der Tochter Efrasiab's mit Bischen, dem Sohne Kiw's, welcher bekannter Maßen eine der schönsten Episoden des Schahname bildet, mit welchem der königliche Verfasser also hier im persischen Verse wie durch den Apolog der Ningeltaube in der reich gereimten Prosa des Enwari Suh es ili (die persische Bearbeitung der sogenannten Fabeln Bidpai's) rühmlichst wetteifert.

*) Roboth, oder Nobath (siehe Heinsius) für Frohne, welches man insgemein aus dem Slavischen herleitet (in welchem robota mit dem deutschen Arbeiten zunächst verwandt scheint), ist das arabische Rubath, welches die Pflicht des Gränzwächters im heiligen Kriege, Besorgung des Schlachtrosses, und auch jedes mit Geduld und Beharrlichkeit ausgeführtes Gott gefälliges Werk bedeutet.

gewiß nicht unternommen haben würde, wenn es sich nicht darum gehandelt hätte, durch eine erschöpfende Anzeige des Gehalts des vollständigsten persischer Wörterbücher, die bisher von so vielen deutschen Sprachgelehrten aus Unkunde der persischen Sprache noch bezweifelte nächste Verwandtschaft derselben mit den ger= manischen Sprachen überhaupt und zunächst mit der deutschen gründlich darzuthun. Dieses soll durch das dieser Anzeige als Anhang folgende Verzeichniß von 3000 persischen Wörtern geleistet werden. Ungeachtet dieses reichhaltigen Ergebnisses der sechs Folianten entlang durchgeführten Sprachfrohne würde die Anzeige des Siebenmeers mangelhaft seyn, wenn nicht der Inhalt des siebenten Folianten eben so gründlich und erschöpfend gewürdiget würde. Dieser poetischen Frohne hat sich ebenfalls aus Liebe zur Sprache und Sache ein deutscher Dichter ersten Ranges (als Orientalist über persische Sprache und Poesie eben so sizfähig und spruchbefugt, wie als deutscher Dichter über die eigene, und aus diesem Grunde unter allen europäischen und außereuropäischen Orientalisten gewiß der kompetenteste Kunstrichter über persische Metrik und Prosodie), Herr Rückert unterzogen, dessen Anzeige des siebenten Bandes in einem der folgenden Hefte sich dieser der ersten sechs Bände anschließen wird, so wie in der Folge dem Anhange des Verzeichnisses der mit den germanischen verwandten 3000 persischen Wörter ein zweyter Anhang folgen wird, der in dem Siebenmeer enthaltenen 3000 botanischen, deren in allen bisherigen Wörterbüchern fehlende oder irrig angegebene Bedeutung Herr Regierungsrath und Professor Freyherr von Jacquin mit Gewißheit oder wenigstens nach der größten Wahrscheinlichkeit auszumitteln aus Liebe für die Pflanzenkunde (in welcher der Name Jacquin als leuchtendes Gestirn nie untergehen wird) auf sich genommen hat. Vor der Musterung des Materiales selbst seyen hier noch einige Worte über die äußere Form und die dem Titel des Werkes im Worte nachspielenden Titel der einzelnen Unterabtheilungen vorausge= sendet, was um so kürzer geschehen könnte, je ausführlicher sich die bisherigen Anzeigen dieses Werkes blos mit dem Aeußeren beschäftiget haben, wenn es sich nicht auch hier um Genauigkeit und Berichtigung handelte. Jeder der sieben Bände führt den Titel Kulsum, welches am füglichsten mit Ocean zu übersehen ist, wiewohl Kulsum eigentlich der von dem griechischen Namen der Stadt Kausμa hergenommene Namen des rothen Meeres oder vielleicht umgekehrt der Name Klysma aus dem arabischen Namen des rothen Meeres in griechische Form umge= wandelt ist. Jeder dieser Oceane ist in Meere und Flüsse,

d. i. in die einzelnen Buchstaben des Alphabetes untergetheilt und diese wieder in Quellen oder Rinnsäle nach der Folge der Endbuchstaben, so daß, Kraft der auch von andern arabischen und persischen Wörterbüchern beliebten Anordnung, nach dem ersten Buchstaben jedes Wortes auf den lezten und dann erst auf den zweyten zu sehen ist. Diese fonderbare und allen europäischen Begriffen von alphabetischer Buchstabenfolge zuwider laufende Anordnung hat wohl keinen anderen Grund, als die natürliche Reimliebe der Morgenländer, sowohl in gebundener als ungebundener Rede, indem durch diese Zusammenstellung der Wörter nach den gleichen Endbuchstaben die Aufsuchung der Reime ungemein erleichtert wird.

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Der erste Ocean, d. i. der erste Band, begreift vier Meere (Bahr) und einen Fluß (Nehr), und diese unter 92 Quellen 5800 ) Wörter in sich. Die vier Meere sind die Buchstaben Elif, Be, Pe, Te und der Fluß The. Der zweyte Ocean fünf Meere, einen Fluß, d. i. die Buchstaben Ds chim Tschim, Ha, Chi, Dal, als Meere und Sal, als Fluß, zusammen 4107 Wörter. Der dritte Ocean vier Meere und einen Fluß, nähmlich: die Buchstaben Re, Se, als Meere, Sche als Fluß, dann Sin und Schin wieder als Meere, zusammen 4147 Wörter. Der vierte Ocean: sechs Meere und drey Flüsse; nämlich die Flüsse Ssad, Dhad, das Meer Thy, der Flußy, die Meere Ain, Ghain, Fe, kaf. kief, 3917 Wörter. Der fünfte Ocean die drey Meere Gief, Lam, und Mim, zusammen 2505 Wörter. Der sechste Ocean die Meere Nun, Waw, He, und Je, zusammen 2233 Wörter, sammt einem Flusse von nachträglichen 68 Wörtern, welche zusammen die Summe von 22777 Wörter geben 2). Man sieht hieraus, daß von den zwey und dreyßig Buchstaben des persischen Alphabetes 26 als Meere und 6 als Flüße angeführt sind. Die ersten sind in Quellen (Tsch es ch me) die zweyten in Rinnsäle

1) Keiner der bisherigen Anzeiger hat einen ungeheuren, nur in der Entfernung von einem Blatte vorhandenen Zahlenwiderspruch be merkt, indem S. 6 die Zahl der Worter des ersten Bandes auf 5800, und Seite 8 auf 6742 angegeben ist; die Mühe der Zählung der Wörter des ganzen Bandes gibt das Resultat, daß die leste Angabe ein (in den erratis nicht ausgefeßter) wesentlicher Druckfehler sey.

*) In den Anzeigen des Journal des Savans und den Göttinger gelehrten Anzeigen ist also die Gesammtsumme irrig mit 22709 angegeben, weil die 68 des Anhangs nicht dazu gerechnet sind,

(Dschui) abgetheilt. Der Grund dieser verschiedenen Benennung, welchen keiner der bisherigen Anzeiger angegeben *), ist kein anderer, als der des größeren oder kleineren Umfangs der Buchstaben, und nicht wie man vermuthen könnte, ein tiefer in dem Wesen des persischen Alphabetes gelegener. Zu dieser Vermuthung würde man berechtigt durch die für die Scheidung ursprünglich reinpersischer und erst aus dem Arabischen herüberge nommenen Wörter außerordentlich wichtige, im Ferhengi Schuuri mehr als ein Mal gemachte, und namentlich im II. Bd. Blatt 155 Ende der zweyten Seite ausführlich auseinander gesezte Bemerkung, daß die Buchstaben The, ha, Sal, Ssad, Dhad, Thy, Sy und Ain in dem altpersischen Alphabete nicht vorhanden, und folglich die Wörter, in denen sie sich befinden, aus dem Arabischen eingewanderte seyen. Von diesen acht Buch staben befinden sich zwar fünf unter den sechs als Flüsse benannten Buchstaben, aber der sechste, das Sche (das franzõ, sische j) ĵ, ist der allereigentlichste persische Buchstabe, welcher im arabischen Alphabete Inicht ein Mal vorhanden ist, so, daß jedes Wort, in welchem sich derselbe befindet, durchaus kein arabisches seyn kann; außerdem fehlen die von Ferheng als eingewandert angegebenen drey Buchstaben Ha, Ain und Thy. Es ist also für die besondere Benennung der sechs obigen Buchstaben als Flüsse kein anderer Grund vorhanden, als der mindere Umfang, welchem der Verfasser den Titel eines Meeres nicht zuerkannt hat. Richtiger hätte er aber die Meere in Flüsse und die Flüsse in Quellen untergetheilt, als umgekehrt; denn ins Meer strömen die Flüsse zusammen, und die Flüsse entstehen aus Quellen. Logischer sind die Benennungen der Unterabtheilungen im siebenten Bande durchgeführt, wo die Meere in Gestade (Sahil), Furthen (Maaber), Untiefen (Pajab), Teiche (Abgir), Flüsse (Rud), Wogen (Mewdsche), Schiffe (Sefine), Nachen (Sewrak) u. s. w. eingetheilt werden. Die Wörter selbst unterscheidet der Verfasser durch Lughat, d. i. eigentliche Wörter, und Künajat, d. i. Redensarten, welche in diesem Werke untereinander in der oben

*) In der Anzeige der Leipz. L. 3. Nr. 267 v. J. 1825 heißt es noch überdieß ganz irrig: »die mit diesen Buchstaben (The, Sal, Sche, Ssad, Dhad, Sy) endenden Wörter und Redenss arten heißen Dsch ui.« Nicht die mit diesen Buchstaben endenden Wörter heißen Ds chui, sondern die Unterabtheilungen dies. ser Buchstaben selbst, mit welchem Buchstaben des Alphabetes sie immer enden mögen.

angezeigten alphabetischen Anordnung aufgeführt werden, wäh rend der Verfasser des Ferhengi Schuuri dieselben in einem besonderen Abschnitte gesammelt dem ersten Buchstaben des Alphabetes vorausgeschickt hat.

Bey genauer Musterung des in dem Siebenmeer ent haltenen Schazes von 22777 Wörtern und Redensarten ergeben sich die folgenden Abtheilungen des gesammten Wortschazes. Beyläufig 3000 eigene Namen von Personen, Oertern, Festen, Idolen u. s. w., eben so viele von Pflanzen, dann Redensarten und bildliche Ausdrücke 3700, d. i. um zwey Tausend mehr, als im Ferhengi Schuuri, wo die dem ersten Buchstaben vorausgesendeten bildlichen Ausdrücke sich nur auf 1700 belaufen. Ein halbes Tausend von wiederholten Formeln eines und desselben Wortes, sey es durch Verwechslung verwandter Buchstaben, sey es durch die Wiederaufführung eines und desselben Zeitwortes in den verschiedenen Formen der Zeit und Personen. Dritthalb Hundert eigene Namen von Medikamenten und Steinen, und eben so viele Send wörter. Nach Abschlag dieser Myrias von wiederholten, zusammengefeßten, fremden Wörtern und eigenen Namen kann das eigentliche Stammgut der persischen Sprache nicht höher als auf beyläufig 12000 Wörter angeschlagen werden. Dieses ist beynahe die Zahl, welche von den besten alten persischen Wörterbüchern nicht überstiegen wird, denn nach dem ausdrücklichen Berichte des Verfassers des Ferh. Sch. (II. BI. 405, 3. 28) enthält keines derselben mehr als die Summe von 10000 Wörtern. Von diesen 10000 oder auf das Höchste 12000 Wörtern, aus welchen das Stammvermögen der persischen Sprache besteht, sind ein Biertheil rein germanische, welche theils unverändert, theils nur mit der für den Etymologen ganz gleichgültigen Verwechslung der Vocale und der Konsonanten in verwandte, in den ältesten und neuesten Zweigen des germanischen Sprachstammes von dem Gothischen angefangen, bis herunter auf die landschaftlichen Mundarten deutschen Volkes, sich vorfinden. Um diese nächste Verwandtschaft des Persischen mit dem Gothischen, Englischen, Danischen, Schwedischen, Holländischen und Deutschen nachzuweisen, wird in dem Anhange dieser Anzeige und dieses Heftes das Verzeichniß von 3ooo persischen Wörtern geliefert, welche sich theils unverändert, theils nur mit unwesentlicher *)

*) Wer nur einiger Maßen mit dem Gange der Sprachenbildung und den wesentlichen und unwesentlichen Bestandtheilen der Wörter bekannt ist, weiß, daß im etymologischen Prozesse erstens

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