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fucht, daß dieser den Fluch wenigstens nicht ausgesprochen habe, folgt eine Scene zwischen ihm und Silverström, worin er dem Hauptmann entdeckt, daß er heute mit Ella verkleidet auf den Maskenball gehen wolle, um seiner Geliebten den Glanz und das Wunderbare des Maskenspiels genießen zu lassen. Fruchtlos ermahnt ihn Silberström an den Willen des Vaters, mit den Worten:

Nur böse Frucht entkeimt dem Bösen,

Was schlimm beginnt, kann sich nicht glücklich lösen! Wilhelm beharrt bey seinem Entschlusse.

Das Folgende geht in Margreths Wohnzimmer vor. Ella tritt auf. Sie gedenkt Wilhelms. Ein leises Gefühl ihres Un rechts gegen Joseph zicht durch ihre Brust. Ein Brief Wilhelms, in dem er sie ersucht, sich verstohlen nett und zierlich anzukleiden, und sich bereit zu halten, ihm heimlich zu folgen, macht jede Bedenklichkeit verschwinden. Bald darauf bringt ihr Rachel die Ballkleider. Ella kleidet sich in Gegenwart ihrer blinden Mutter an; Rachel weiß dadurch, daß sie Ellas Eitelkeit reizt, jeden ihrer Zweifel zu heben, und der Mutter unter dem Vorwande, daß sie Ella zu einer Verwandten bringen wolle, die Einwilligung zur Entfernung der Tochter abzuschwagen. Wilhelm in reizender Maskenkleidung erscheint im Hintergrunde um Ella abzuholen, er empfängt vom Mädchen eine Locke, die er sich um den Hals windet, und steckt dafür Ella einen Rubin an den Finger. Darauf entfernen sich die Liebenden, Rachel und Margreth bleiben zurück. Die achte Scene begibt sich im Tanzfaale. Joseph in grauer Rüstung sizt im Vorgrunde. Nach einer lebhaften Scene zwischen verschiedenen Masken treten Wilhelm und Ella unter den Tanzenden auf. Joseph erkennt seine Geliebte und geräth außer sich, die sittige Jungfrau in den Armen eines reichen Wüstlings zu sehn, um seinen Hals eine Locke ihres Haars, das er nie noch zu berühren wagte. Berndt, Hochzeit und Grabebitter, tritt auf. Er schlägt vor, ein Schwertspiel, nach Art des vom Tanz- und Fechtmeister Girolamo erfundenen, zu begehen. Die Masken willigen ein. Wilhelm wird die Rolle des einen Fechtenden, und Joseph die seines Gegenkämpfers zugetheilt. Berndt ordnet das Ganze. Nach den gewöhnlichen Ceremonien, während welchen Joseph bis zur Wuth gesteigert wird, da Wilhelm einige Schmeichelworte an Ella richtet, die von ihr mit einem zugeworfenen Kusse erwiedert werden, geht's an den Kampf. Joseph und Wilhelm fechten erst nach dem Takte, mit fast gleichem Vortheil. Dann werden sie hißiger, ohne daß es die Zuschauer für etwas anders, als was der einstudirte Kampf mit sich bringt, ansehen. Einige Masken schreyen Wil

helm zu, daß der Knopf seines Rappiers abgesprungen sey, Wilhelm hört nicht darauf. Joseph bricht im 3orn gleichfalls den Knopf seines Rappiers ab, und dringt ernst auf Wilhelm ein. Dieser fällt wüthend gegen ihn aus, und sticht ihn nieder. gemeine Verwirrung. Silberström, welcher die Wache hat, übergibt die ohnmächtig gewordene Ella der anwesenden Elisabeth, Wilhelms Braut, die ihn pantomimisch bittet, Wilhelm zu retten. Wilhelm reißt Maske und Kranz ab, schleudert das blutige Rappier von sich, and beugt sich mit Entseßen über den Leichnam.

Der dritte Akt beginnt mit einer Scene in Rachels ärmlichem, nur von einem Lämpchen erhellten Zimmer. Kräuterbüschel und Arzneyflaschen liegen rings umber. An einer Seite gewahrt man einen kleinen runden Tisch, schwarz behängt. Darauf zwey gelbe Wachskerzen und eine Krystallscheibe mit gelben Vorhängen. Wir erfahren durch einen Monolog Rachels, daß Wilhelm flüchtig geworden, und der alte Gebhard gestorben sey. In der folgenden Scene zwischen Rachel und Ella, welche erstere zu besuchen kommt, erzählt diese der Alten, daß sie und die Mutter seit längerer Zeit von unbekannter Hand oft Geld zugeschickt bekämen, und sich nun in einer bessern Lage befänden. Rachel sagt nun Ella'n aus dem Krystallspiegel ihr künftiges Schicksal, Wilhelm nämlich sey im Kriege zu hohen Ehren gelangt, ein Todesfall schlage zu ihrem Glück aus, sie mache eine Erbschaft, und gelange dadurch zu einem unermeßlichen Vermögen, eine Schlacht falle vor, in der die Schweden siegen, sie bekomme bald von Wilhelm einen Brief, und in drey Wochen oder drey Monaten sey sie seine Braut. Darauf erblicken wir Margreths Zimmer wie in den vorigen Akten, aber mit besseren Geräthschaften versehen. Ella ist nach Hause zurückgekehrt. Ein fremder Mann in Trauer wird von der Magd gemeldet. Es ist Ehrenberg, des alten Gebhard Buchhalter; durch ihn erfahren die Anwesenden, daß sein Prinzipal gestorben sey, und seinen Sohn sammt Ella zu Haupterben des Vermögens eingeseht habe, unter der einzigen Bedingung, daß sie eine arme Waise schwesterlich aufnehmen und zum Guten erziehen sollten. Diese Waise ist Käthe, Josephs Schwester. Ella verspricht, der quälenden Erinnerungen, die beym Anblicke jenes Mädchens in ihr aufsteigen, ungeachtet, den Willen des alten Gebhard genau zu erfüllen. Der Kornet Sparre, vom Regiment Südermannland, wird gemeldet; er übergibt Ella einen Brief vom Hauptmann Wilhelm Gebhard, Dessen Kriegsthaten er der freudig Horchenden erzählt. Ella, welche zwey Theile des Orakels erfüllt sieht, und nun mit Ueberzeugung der Erfüllung des dritten Theiles entgegen harrt, schwelgt in Freude. Der Brief Wilhelms enthält Versicherungen ewiger

Liebe, meldet ihr die nahe Rückkunft des Geliebten und mit dieser die baldige Heirath.

Bald ist er mein!

(ruft Ella im Uebermaße des Entzückens aus)

Das Myrtenreis gewunden.

Nichts kann ihn trennen, ew'ger Liebe Schwur
Schattende Nächte, o werdet Sekunden!
Eilet, ihr Morgen, den Fittich_entbunden!
Sonnen! vernichtet die rosige Spur!
Zagende Mutter! o troste dich nur!

Reichthum und Freude und Ehre und Glanz
Bringt dir die Tochter im bräutlichen Kranz!

Der vierte Akt führt uns einen freyen Plaz vor dem Innern der Ringmauer vor. In der Mitte das Stadtthor, auf einer Seite desselben ein schräg anlaufendes Gärtchen, durch welches Stufen auf einen Söller führen. Berndt tritt auf mit einem Zuge weißgekleideter, mit Blumen geschmückter Mädchen. Es find verwais'te Soldatentöchter, die Ella an Kindesstatt angenommen und neu gekleidet hat. Berndt soll sie dem mit seinem Regimente heimkehrenden Wilhelm entgegenführen. Bald darauf erscheint Ella festlich gekleidet. Sie eilt mit ihrer Dienerin Hanna auf den Söller, den Rückzug der Krieger zu besehen. Der Gesang dieser, von rauschender Feldmusik begleitet, wird außerhalb der Scene gehört, und vom Gesang der Mädchen, bloß von Harfen und Lautenmusik begleitet, erwiedert. Ella bemerkt Silberström im Zuge, und trägt sogleich Berndt auf, ihn aufzuhalten, und hieher zu bringen, aber dabey ihren Namen nicht zu nennen. Silberström naht, Ella geht ihm entgegen, Hanna bleibt auf dem Söller. Silberström erkennt im Gespräche das von der Zeit und durch die Kleidung veränderte Mädchen nicht mehr. Noch bevor die Frage um Wilhelms Befinden an ihn gerichtet worden, betrauert Silberström den Verlust eines theuern Freundes, der ihm jede Heiterkeit raube. Ella dringt, von böser Ahnung getrieben, immer mehr in ihn, und erfährt, daß Wilhelm Gebhard in der lehten Schlacht durch einen Schuß getödtet worden sey, darauf stürzt sie mit dem Rufe: »Lebt ein Gott?« zur Erde. Hanna meldet vom Söller das Nähern des schwarzen Regiments und führt, von Berndt zu Hülfe gerufen, mit ihm Ella ab. Die veränderte Scene geht vor im Hause des alten Gebhard. Margreth und Kätchen gedenken Ella's. Margreth äußert das Vorgefühl eines nahen Todes, und segnet Kätchen, die sich vor ihr auf ein Knie niederläßt. Da tritt Berndt ein. Er will die Frauen auf den Tod Wilhelms vorbereiten, als Ella, von Hanna vergeblich zurückgehalten, naht. Der Schmerz hat sie fast ihrer Sinne beraubt. Sie verschmäht jede Theilnahme,

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welche ihr die Umstehenden erweisen wollen; fruchtlos dringt die Mutter in sie, sich zum Gebete zu wenden. »Kann« ruft sie, nachdem Margreth durch dies Benehmen, welches jede Bitte fast hart zurückweist, aufs Aeußerste gebracht ist,

Kann Gott mir Wilhelm geben? Todte wecken?
Und früher als sie Alle auferstehn?

Dann ist's zu spät! jest, jeßt erweck er ihn,

Und schleudr' uns dann auf einen wüsten Stern! Margreth äußert zitternd und sehr drängend zu Kätchen und Hanna ihre Angst, und wird nach den Worten: »Ich kann's nicht länger mit anhören, bringt mich fort!« abgeführt. Nach einem Monologe Ella's, in welchem sie ihre Verzweiflung ausdrückt, und sich die Brautkrone, mit der sie früher geschmückt war, aus den Haaren reißt, meldet ihr Käthe das nahe Ende, und gleich darauf Hanna den Tod ihrer Mutter. Ella, welche früher Kätchen starr nachgesehen hat, und mit raschen Schritten zur Mutter wollte, empfängt die lezte Nachricht kalt und gefaßt mit den Worten:

Todt? Was ist's weiter? Konnte Wilhelm sterben,
Was ist's, wenn eine gute Alte stirbt,

Die nicht mehr sah des Lebens goldnen Reiz,
Die nichts mehr fühlte von der Liebe Lust,
Die nur gelebt hat, um zu sterben?

und mit langsamen Schritten geht sie der Thür zu, wo die Leiche liegt.

Den fünften Akt eröffnet ein Monolog Ellas, in welchem sie den lebhaften Wunsch nach der Erscheinung ihres verstorbenen Geliebten ausspricht.

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meine Mutter
Sie alle schau'n mit starrem Blick mich an;
Nur Wilhelm fehlt, so oft ich ihn beschwor.

Bin ich ihm nicht verlobt durch seinen Ning,
Hat er nicht meine Locke ?

Man will ja wissen, Ning und Locke binde,
Wenn Eins davon mit in die Gruft gegeben,
Dem sey's vergönnt, das Theure nachzuzieh'n
Von dem sie kamen!

Ha! trät er jeßt herein

Und rief: komm, meine Ella; komm mit mir!
Wie fest wollt' ich um ihn die Arme schlingen!

Zuleht beschließt sie, ihrer Mutter, die heut ins Grab gelegt würde, ins Ohr zu flüstern, daß sie des Geliebten mit Sehnsucht harre, damit sie 's im Schattenreich ihm wieder sage. Die zweyte Scene geht vor auf der Straße, im Hintergrunde das Gebhardische Haus. Vor demselben gehen zwey Leichenwächter auf und

ab. Nach einer kleinen Scene Kätchens tritt Ella auf, und wiederholt aufs neue ihren frevelnden Wunsch, daß Wilhelm sie als feine Braut heimholen möchte. Sie geht ab, die Leichenwächter, welche ein Graufen amvandelt, entfernen sich gleichfalls. Da schellt's an der Hausklingel, Ella stürzt schnell heraus. In diesem Augenblicke verlöscht die Laterne, welche an der Ecke des Hauses brannte, und um die Ecke tritt eine Erscheinung schwarz gerüstet, mit wild flatterndem, schwarzen Helmbusch. Ella ruft Wilhelm! stürzt wie im Fluge die Freytreppe hinab, wirft sich der Erscheinung in die Arme, und stößt einen furchtbaren Schrey aus. Der Geist schwingt sie hoch in den Armen und wendet sich rasch mit ihr um die Ecke. In der folgenden Scene, welche sich in einem schmalen Seitengäßchen zwischen dem Nachtwächter Eule und dem Hochzeitbitter Berndt begibt, erfahren wir, daß Silberström die verlassene Elisabeth geheirathet habe, und daß Wilhelm in der Betrunkenheit vorm Feinde geblieben sey. Leyde entfernen sich mit Kätchen, welche sie bittet ihr beyzustehen, Ella, welche vermißt werde, aufzusuchen. Wir erblicken darauf Gebhards Garten, wie in der vierten Scene des ersten Akts. Statt des Springbrunnens mit der Nymphe steht auf einer Rasenerhöhung ein Gemauer, woran in halb erhabner Arbeit, nach Art der sogenannten Todtentänze, die Darstellung des Zweykampfs zwischen dem Pilger und Ritter am Schlusse des zweyten Akts, darunter Josephs Name. Ein alter Gärtner und sein Sohn erwarten hier das Vorüberziehen der Leiche von Ellas Mutter, Berndt, Leichenbegleiter, grau und schwarz gekleidete Mädchen; Hanna, Rachel, treten auf, Niemand will Ella gesehen haben, endlich erscheint sie mit wild fliegenden Haaren, am Gitterthore rüttelnd. Beym Eintreten im Garten wird sie mächtig von dem Umstand ergriffen, sich gerade wieder auf demselben Plage zu befinden, wo sie mit Wilhelm zuerst sprach. Die Ereignisse, welche jenem Tage folgten, ziehen in trüben Bildern an ihrer Seele vorüber. Wie im Irrsinn erzählt sie den Umstehenden, daß Wilhelm zur Morgenstunde gekommen sey, sie auf den Arm genommen, aufs Roß geschwungen habe, und mit ihr wie Wogenbrausen an den Weiden dahingeflogen sey, am Hochgericht vorüber, wo der Schädel im nächtlichen Thaue bleicht. Er habe sie zu seinem Brautbett geladen, zu diesem Eisengitter geführt, und sey verschwunden. Sie begehrt zum Bräutigam, der ihrer harrt. Fruchtlos suchen die Umstehenden sie zu beruhigen. Indem sie sich windet, als würde sie festgehalten, fällt ihr Josephs Bild und sein Name in die Augen. Einige Zweige wegreißend, schreyt sie auf: Erbarmung bist der rechte nicht!

Der Harnisch ist ja grau-Hu! welch Entseßen!

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