Pagina-afbeeldingen
PDF
ePub

von der Jagd in den Auen und in dem nahen komagenischen Gebirge lebten. Nach der begründeten Meinung des Verfaffers aber ist dem nahe gelegenen Orte Karnuntum der Ruhm, die Hauptstadt der rund umher wohnenden celtogallischen Stämme gewesen zu seyn, schwer zu bestreiten. - Er erklärt sich auch mit vollem Rechte gegen diejenigen, welche Vinden oder Venden mit den viel späteren Wenden, Slaven, vermischten. Weder Budinen, noch Wenden des Tacitus sind erweislich Slaven zu nennen, sondern wohl erst die Veneden des Jornandes. Bey der Bestimmung der Umgrenzung des alten Norikums erfreuet uns der Verfasser in der Anmerkung Nro. 9 mit ausführlichen, und früher wohl noch von Niemanden so genau gegebenen Bestimmungen. Jedoch scheint uns die Bezeichnung der celtischen Bergreihe da, wo sie sich von Nordost nach Südwest durch die heutige Steyermark ziehet und an die krainerischen Alpen anschließt, zu undeutlich und unbestimmt zu seyn, und folgende Berichtigung zu verdienen.

Der Zug der cetischen Bergkette geht am natürlichsten von der Rar auf die Kampalpe und den Semmeringkogel; von diefem herüber auf den großen und kleinen Pfaff, auf die Spitalerund Predulalpe, auf den Fürsten- und Feichtenkogel, auf das Rennfeld und von dem Uebelstein über die Mur auf die Brucker Hochalpe, auf die Fenster, Polster, Frott-, Pöllaalpe, auf den Speikkogel der Kleinalpe, auf die Rack, Stub- und Dei= gitschalpe, auf die Pack, Stock, Hoch-, Frauen und Choroder Schwanbergeralpe, auf die Feistrißeralpen, auf den Radl, Rennscheick und Bacher, auf die Weitensteiner- und GonowizerPlanina, auf den Wotsch, und von dort östlich an der Sotla hinab, bis zu ihrem Einflusse in die Save, den krainerischen Alpen gegenüber. Nur die Höhen dieser bezeichneten Berge bilden vom Semmering bis an die Save hinab eine Linie, und sie mußten den Alten, von der Ferne im Osten angesehen, eben so als eine einzige fortlaufende Bergkette erscheinen, als sie sich heute noch in derselben Gestalt darstellen. Eine genauere Bezeichnung der Norikum von Pannonien trennenden Gränzlinie läßt sich nicht mehr geben, viel weniger noch durch besondere Angaben der Alten nachweisen; und wir stimmen ganz der trefflichen Bemerkung des Verfassers bey, daß in jener altergrauen Zeit die Kunden der Geographie fast immer nur nach den Regeln der Theater - Perspektive genommen werden müssen. Es bleibt aber auch von selbst ersichtlich, daß durch diese genauer bezeichnete Richtung der cetischen Berge kemeswegs zugleich auch die absolute Trennungslinie zwischen tauriszisch-norischen

Celten, und den pannonischen Völkerschaften festgesetzt werde. Noch heut zu Tage zeigen Körperbau, Sprache, Kleidung, Sitten und Gebräuche der Bewohner auf den weiten Ebenen um Graz, in den Thälern der Deigitsch, Kainach, Sulm, Laßnih, Raab, Safen und Feistriß, welche Gegenden alle durch die bezeichnete Linie von Norikum getrennt und dem Lande Pannonien zugetheilt werden, wie die norisch-tauriszischen Völker von dem höheren Lande der Alpen herabgestiegen sind, und alle vom Hauptgebirgsstamme auslaufenden Thäler und Vorgebirge mehr oder weniger bevölkert haben. In der östlichen Steyermark liegt nordwestlich von dem Orte Weiß ein Berg, mit dent auffallenden Namen Zeß, Zez (Cetius mons), welcher durch den höheren Berg Raß und die Fischbacheralpen mit den Predulleralpen zusammenhängt.

P. 3337 enthalten ein sprechendes, farbenreiches Gemälde der norisch-pannonischen Celtogallen, wie sie, an Körpergestalt, an Charakter, Beschäftigungen, in ihrem gesammten Volksleben mit allen Vorzügen und Härten gewesen wären. Werden auch gleich die allgemeinen Angaben der Alten über Gallier und Celten nicht ohne Wagniß, ohne Unterscheidung, im Besonderen und im Besondersten angewendet: so gibt es dennoch Wahrnehmungen und Merkmale solcher Art, die mit Ort und Zeit, und mit ihren Verhältnissen genau im Einklange hierdurch die möglichst wahrscheinliche Bürgschaft in sich selber enthalten, wie zum Beyspiel von den sämmtlichen Bewohnern des Hochlandes der Alpen, von ihrem ackerbaulichen und hirtlichen, ewig sich gleich bleibenden Leben. Denn wie sollte auch wohl der Mensch ein anderer werden, selbst in den einzelnen Beschäftigun= gen des Tages, auf einsamen Alpen, wo Himmel und grasreiche Triften sich selbst nicht ändern, während so viele Menschengeschlechter kamen und verschwanden, und Berge, Wasser und Kräuter immer dieselben geblieben sind! Unter den eigentlich pannonischen Völkern scheint zwar der Standesunterschied nicht so weit gediehen und ausgebildet worden zu seyn, wie unter den celtischen Stämmen. Nimmt man jedoch alle Aussagen der Alten zusammen: so erhellet daraus das gewisse Resultat, daß einige Pannonier, wie die Segestaner, Breuker, Amantiner, den Centogallen hierin das Gleichgewicht gehalten haben. — Warum der gelehrte Verfasser hinsichtlich der Menschenopfer einen norisch- pannonischen Mittelstand annimmt, und diesen von einem solchen blutigen Gräuel des alten Aberglaubens freysprechen will, sehen wir wirklich nicht ein! - Daß der römische Mithrasdienst erst nach dem großen Pompejus in unsere Donaugegenden und in das Land der Alpen eingeführt worden sey,

hauptet er dagegen mit dem vollsten Rechte; denn alle bisher in unseren Landtheilen und in Pannonien aufgefundenen Mithrasmonumente erscheinen im unverkennbar römischen Char rakter. Fremdartiger gekleidete Figuren auf manchen, durch die zerstörenden Einflüsse der Jahrhunderte sehr verunstalteten Denkmalen berechtigen wohl keineswegs, dergleichen Antiken mit den darauf abgebildeten Mithrasopfern in die höhere Zeit der ursprünglichen Freyheit Norikums und Pannoniens hinauf zu

rücken.

P. 44 wird gesagt: »Bel ist heilig überhaupt!« Dieß können wir nicht anerkennen. Aelter als alles nachzuweisende Celtenthum, gehört dieses Wort den orientalischen semitischen

Dialekten an; 47, im Chaldäischen sowohl als f⇒ im Syrischen,

und I↳ im Arabischen heißt Herz; und zy zusammen gezogen h2 aus by für by deutet vorzüglich auf den babylonischen Gößen Belus. Diefer Bel, Belus und Baal ist ganz identisch mit dem syrischen und phönizischen Nationalgotte, welchen auch die Hebräer häufig verehrten, und welcher in dieser Hinsicht in den heiligen Schriften des alten Bundes durchaus mit dem bestimmten Artikel by ausgedrückt ist. Höchst wahrscheinlich ist dieser Baal auch identisch mit der bey den Griechen berühmten Nationalgottheit der Phönizier, die sie mit ihrem Herkules vergleichen, und den tyrischen Herkules nannten. Die Angabe, daß viele alte Votivsteine dem Apollo Bellenus geweihet, in der Steyermark gefunden worden seyen, kann nicht nachgewiesen werden. Mehrere solche Denksteine besigen jedoch Aquileja und das alte Land Karantanien. Hinsichtlich der alten Celtensprache sagt der Verfasser, daß des großen Casars Worte von den Bewohnern Galliens: Lingua, legibus, institutis inter se differunt, nur auf Mundarten, Dialekte, feineswegs auf radikal verschiedene Sprachen hindeuten. Dazu bemerken wir noch Folgendes: Wenn das differre lingua des Casars von radikaler Sprachverschiedenheit verstan= den werden soll? — wie kömmt es dann, daß in allen Theilen des eigentlichen Galliens, in den Seealpen, in den penninischen Alpen, im Lande der Sequaner, im lugdunensischen, aquitanischen, narbonnensischen, belgischen Gallien, daß in Helvetien, am Rheine, in Germania prima et secunda, -- daß auf der brittischen Inselwelt und im ganzen alten Spanien überall ganz gleiche, oder doch mit offenbar celtischen Wör

tern zusammengesezte Namen von Städten, Ortschaften, von Flüssen und Volksstämmen vorkommen? Und erscheinen nicht in ganz Oberdeutschland, in Böheim bis über Schlesien hin, unterhalb des harzynischen Waldes und der Karpathen bis an die Donau, und von den Ufern des Isters über das weite Hochland der Alpen, in Vindelizien, Rhátien, Norikum und in dem ausgedehnten Pannonien dieselben topographischen Benennungen wieder?! Daß die kleınasiatischen Galater aus mehreren, sowohl im eigentlichen Gallien, als auch diesseits des Rheins und zu beyden Seiten der Donau seßhaft gewesenen celtischen Volkerstammen bestanden hatten, ergibt sich aus allen Nachrichten der Alten. Und dennoch erkannte der wohlunterrichtete heilige Hie ronymus unter allen Galatern in Kleinasien nur eine ein zige, und bestimmt nur diejenige Sprache, welche seiner Zeit zu Trier, in der Hauptstadt des, vom großen Cás far ausdrücklich für eisrhenanische Germanen erkann ten, trierischen Stammvolkes, gesprochen wurde.

[ocr errors]

Der blutige, hartnäckige Kampf der Celtogallen mit den Römern im Hochlande der Alpen bis an die Donau hin, und die Ursachen ihres Falles in römische Knechtschaft - werden voll Leben, Wahrheit und Anschaulichkeit meisterhaft geschildert p. 57; eben so die Heerzüge der Cimbern und Casars Kriege. Nur können wir uns in die Vorstellungsweise des Verfassers von dem Beginne des cimbrischen Zuges nicht recht finden; da gesagt wird: »Sie kamen in den herzynischen Wald, überseßten die Donau; aber die Bojer schlugen sie zurück über den mächtigen Fluß, und nun übersezten sie ihn weiter unten, brachen in Illyrikum ein 2c.«<??

Nach diesen farbenreichen Schilderungen voll Charakteristik, wendet sich der Verfasser zu Wiens unmittelbaren Geschiden, und zu den Wien betreffenden bestimmten Aussagen der Alten. Mit Recht werden verworfen (p.76) die vielen Fabeln vom alten Wien: die phönizischen Hebräer als Ureinwohner Wiens; die jüdischen Grabsteine zu Wien und Haimburg, ungefähr aus dem Jahre der Welt 2560, also gerade aus jenen Tagen, wo Moses mit den Juden durchs rothe Meer gezogen 2c. 20. Ueber die Identität der alten Vindobona mit der von Ptolomäus genannten Stadt Juliobona (oder nach einer andern Leseart: Viliobona), erklärt sich der Verfasser nicht ganz bestimmt; er neigt sich jedoch zur folgenden Annahme: Tiberius, sehr wahrscheinlich der Umstalter Vindobonas zur römischen Uferwache, zum Brückenkopf, Observationsposten und Waffenplay vom zweyten Range, mag auch hier, wie an andern Orten geschah, Namen und Gestirn des unsterblicheu

Ahns verewiget haben in Juliobona, welcher Name nach Nero, entweder einem neuen Kaiser: oder Siegesnamen weichen, oder dem alten, den ursprünglichen Namen Vindobona (Windenwohnung) sein früheres Recht wieder geben mußte. Nach den Stellen der Alten über Vindobona werden nun auch alle bisher aufgefundenen Antiken, Steine, Inschriften, Meilenfäulen, Ziegel, Särge 2c., welche nur immer einige Beziehung auf die Kaiserstadt und ihre Geschicke haben, erschöpfend aufgeführt, erklärt, und sowohl die Zeit, als die Standpunkte bezeichnet, auf welchen man in dem heutigen weiten Umfange der Kaiserstadt römische Antiken ausgegraben hat. Daraus, und weil schon ein Gefeß der XII Tafeln bestanden hatte, welches auch von mehreren Imperatoren wiederholt war, eingeschärft worden, sowohl die Leichenverbrennungen, als auch die Begräbnisse außerhalb der Städte vorzunehmen, -wird mit gehörigen Rücksichten ein gewichtiger Beweis für die Ausdehnung der alten Vindobona geschöpft. Das erste Heft schließt der gelehrte Verfasser mit folgenden, jedes österreichische Herz bewegenden Worten: »So viel ist es, oder richtiger, so wenig, was die Steine »reden von dem alten Wien. Schon nach seinem frühesten Be»ginn möchte man Wien und Habsburg für einander präde»stinirt achten! Es erhob sich eine Vindenwohnung (Vindonissa) »an der Aar, wo später die Habsburg emporstieg, minder durch »Thürme und Mauern, als durch tapferer Männer Lieb und »Treue stark; und es erhob sich eine Vindenwohnung (Vindo»bona) an der Donau, durch ein halbes Jahrtausend der Habs»burger Kaisersiß, als sie auf das kleine Land Desterreich das »große, das Erzhaus Oesterreich gegründet. Das kleine Land »Desterreich war drengespalten, dreyfach zerrissen, dem Nori»>kum im Westen und Süd, ostwärts Pannonien, nördlich der »großen Germania, dem Reiche Bojohenum, dem furcht»baren Marbod gehörig! Die Reiche, in deren weitem Um»fange damals das Land Oesterreich ein nicht bedeutender »Gränzstreif gewesen, prangen jekt als Kleinode im Diadem des »Hauses Desterreich, das allen Dreyen, dem Ungerlande, Böhmen und Germanien Könige gab, und ein und zwan= »zig seiner Fürsten sizen sah auf dem Throne Karl des Gro»fen! In den Zeitbüchern zum ersten Male genannt, erscheint »Wien als der werthe Sih eines Kaisers, dessen jedem Ver»hángnisse mit erhabener Ruhe und Geduld entgegentretender »Gleichmuth, dessen väterliche Milde, dessen ernste Besiegung »Seiner Selbst, seinen Namen mit dem der Tugend auf dem Throne sprichwörtlich gleich gemacht haben, bis ans Ende der »Tage. Er, den unser aller Herzen gleich gerne als Vater

« VorigeDoorgaan »