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sind, und bis heute noch fortbestehen. Daß Golgotha weit von den Gräbern der Hebräer entlegen seyn mußte, unterliegt keinem Zweifel, weil die Juden vor solchen Pläßen einen Abscheu hegten. Da nun die Orte, um deren Bestimmung es sich hier handelt, aller Wahrschein= lichkeit nach auch in dieser Gegend nicht gewesen sind, so müssen wir uns nothwendig nach jenem Theile hinwenden, welcher zwischen Norden und Westen liegt, und wo sonst die Gärten waren.

Die Stadt wurde von dieser Seite bloß von einer Mauer 1) umgeben, welche sich nördlich von der Turris hippica bis zur Turris psephina erstreckte ; und von der entgegengeseßten Seite des Monumentes Helena's, der Adiabener Königin, fortlief, bis sie sich mit der alten Mauer vereinigte, und im Thale Zedron endigte. Auch Sion und Akra waren durch dieselbe von der nördlichen Seite her geschüßt. Zwischen beyden lag von dieser Seite her das Thal Aefer, welches füdlich mit dem Thal der Käsler (rupoпciwy qápayyı), das sich nach dem Siloa hinzieht, zusammenhing. Uebrigens stieß dieses Thal an die sogenannte doxay a'yopa 2), welche in der nordwestlichen Gegend sich weit ausdehnte, den Berg Gihon in sich aufnahm, und von den Stadtmauern nicht einge= schlossen war.

Wir können füglich annehmen, daß unsere Orte in dieser Umgegend gelegen waren. Diese war in der Nähe der Stadtmauer bey der öffentlichen Straße, welche durch das eiserne Thor in die Stadt führte, in einer unbedeutenden Entfernung vom Prätorium. Daß hier einst Gärten und Weingärten gewesen, wissen wir aus dem Flavius Josephus 3).

Um diesen Ort nun mit Bestimmtheit angeben zu können, müssen wir unsere Aufmerksamkeit auf die noch vorhandenen Spuren der genann= ten Mauer und Thäler hinwenden.

Wenn wir gerne zugestehen, daß Mauer und Stadt durch die häufigen Zerstörungen eine sehr veränderte Gestalt_angenommen haben: so glauben wir doch, daß auch heute noch Vieles sich genauer davon bes stimmen läßt. Die tiefen Thäler, z. B. zwischen dem Sion, dem Akra und dem Moria und Bezetha sind beynahe gänzlich verschwunden, dennoch sieht man auf den ersten Blick, daß jene eingesenkteren Stellen, wodurch diese Berge jeßt von einander getrennt werden, in den ältesten Zeiten wirkliche Thäler waren. Das Käsler-Thal aber scheint mir an jener vertieften Stelle gewesen zu seyn, wo die Krämer und Juden jeßt ihre Wohnungen haben, und wo am sogenannten Judenwege (charet-el-jehud) die vielen Synagogen angetroffen werden. In dem ehemals sogenannten Thale Aeser, d. i. an jenem Abhange, welcher unterhalb des Hospitiums und der Zisterne der h. Helena an einem schmalen Wege liegt, wobey der Markt sich befindet, und den Kalvarienberg östlich und füdlich einschließt, ist jeßt das Quartier der Kaufleute (basar). Dann scheint in demselben Thale außer dem Wege zur nördlichen Seite des großen griechischen Klosters, welcher westlich mit dem Wege el- birket zusammenläuft, zu dem man von beyden Seiten her auf Stufen gelangt, auch jene Niederung gewesen zu

1) Daß hier von den beyden übrigen Mauern die Rede, nicht ist, versteht sich von selbst.

2) Joh. vom jüd. Kr. II. 19. §. 5.

3) Spf. vont iii. Qr. V. 7. §. 3. Εκτετάφρευτο ἀπὸ τοῦ τείχου περὶ τὰς κηπείας, ἅπαντα, κήποις δὲ ἐπικαρσίαις καὶ πολλοῖς ἔρκεσε διειλλεμμένα.

feyn, welche den Thorgarten in der Nähe des el Chalil durchschneidet, und an das benachbarte Thal Raphaim und Gehennom angränzet. Daß man so die nördlichen Gränzen von Sion, und nicht enger angeben müsse, geht auch schon daraus hervor, daß er sich gegen Mittag hin immer erhöht, und vom Wege el Birket, vom Wege des griechischen Klosters, vom Tempelwege und vom Hospitium der h. Helena an bis zum Davidsthore keine Niederung mehr wahrgenommen wird. Auch nach Norden darf man seine Gränzen nicht weiter ausdehnen; denn wie konnte man glauben, daß auf dem kalksteinigen Berge Sion eine Höhle um beynahe dreyßig Fuß unter dem Gipfel, in einer Länge von etwa einer_deutschen Viertelmeile je wäre ausgegraben worden? Zudem findet sich nach Norden hin keine andere Niederung, welche den Sion von dieser Seite begränzen, und sich bis zu den Thälern Gez hennon und Nephaim hätte erstrecken können. Denn jener unbedeutende Berg, welcher nordwärts an das oben bezeichnete Thal ans gränzt, zieht sich weit hin, und hat nicht die geringste Spur einer · etwaigen mit ihm vorgegangenen Veränderung an sich.

Die Reste von den Mauern, von welchen ich oben gesprochen habe, können noch jeßt deutlich wahrgenommen werden, und passen sehr gut mit der gegebenen Gränzbestimmung des Thales zusammen. Daß die Turris hippica an jener Stelle erbaut war, wo jest das Castellum pisanum oder der Thurm Davids steht, unterliegt mir keinem Zweifel. Der untere Theil desselben, mit großen und rohen Quadersteinen erbaut, verräth ein hohes Alter; der obere Theil aber, aus mehr be= hauenen Steinen aufgeführt, ist viel späteren Ursprungs. Die älteste Form desselben war Quadrat, jede Seite hatte eine Länge und Breite von fünf und zwanzig Ellen, was beydes mit der von Josephus gegebe nen Beschreibung sehr vortrefflich zusammenstimmt 1). Daß die meisten, ich will nicht sagen alle, Gelehrte mit d'Anville diese Stelle für die Turris psephina gehalten haben, ist mir sehr wohl bekannt; aber was für Gründe sie zu dieser Annahme vorbringen können, sehe ich nicht ein. Zwar berichtet Flavius Josephus an jener Stelle2), wo er diesen Thurm beschreibet, derselbe sey achteckig, und an dem nordwestlichen Winkel erbaut gewesen. Nun findet sich aber bey den Substruktionen des Castellum pisanum nicht die entfernteste Spur einer achteckigen Form; und ein Winkel konnte ohnehin nicht an dieser Stelle seyn; denn die dritte Mauer zog sich nördlich von der turris hippica, bey der sie anfing, bis zu der turris psephina hin; von der entgegen gefeßten Seite aber lief sie in der Richtung des Thales fort. Jose phus sagt weiter, der Umfang jener Mauer, welche nach Mittag ging, habe sich von der turris psephina nach Abend hingezogen 3). Aber nach Abend konnte ja keine Mauer an jener Stelle hingehen, wo das Castellum pisanum stand. Denn daß in dieser Gegend das sehr tiefe Thal Gehennom, welches Sion von Westen her einschloß, immer gewesen sey, wird keinem, der die Gegend selber gesehen, zu bezweifeln einfallen. Dann berichtet er ferner an derselben Stelle: Ein Theil des Heeres des römischen Feldherrn Titus habe bey der turris hippica fein Lager aufgeschlagen, was Titus wahrscheinlich nicht würde befohlen haben, wenn dieser Thurm weiter nach Mittag hin, wo die sehr tiefen

3) Daselbst.

1) Vom jüd. Kr. V. 4. §. 1. ff.
3) 23om iib. St. V. 4. 4. 5. Πρὸς ἄν ὁ κύκλος τοῦ τείχου πρὸς ἄρτον
καθήκων, ανακάμπτει πρὸς δύσιν.

Thäler Gehennon und Siloa, zu versehen wäre Ist es nun nicht höchst wahrscheinlich, in einem so großen Umfange, wie zwischen diesem Kastellum und der Burg Antonia ist, sey ein Thurm (zur Befestigung der Stadt von der Nordseite her) gewesen, ähnlich der Turris mariamna, hippica und dem phasaelus? Man könnte dieses aber keineswegs annehmen, wenn das Castellum pisanum ehemals die Turris psephina gewesen wäre.

Hingegen hängt alles sehr gut zusammen, wenn wir annehmen, die turris hippica sey an der Stelle gewesen, wo jezt das Kastellum des Thores ist, mit dem Namen Bab-el-Chalil, ehemals Fischoder Kaufmannsthor genannt, und den Ifraeliten 1), Mazedoniern, Römern, Griechen, Arabern, den Soldaten bey den Kreuzzügen, den Pisanern und den Türken bekanntlich öfters eine Schußwehr war. Da dieses in der Nähe der Landstraße, via publica, welche zum mittelländischen Meere hinführt, und die gangbarste von allen Straßen war, auch an das ziemlich flache Thal Rephaim anstieß, so mußte dasselbe zur Vertheidigung der Stadt höchst nothwendig erscheinen.

Von der Mauer, welche zwischen dem hippischen und pfephinischen Thurme war, sind noch Spuren vorhanden. In jenem Garten nämlich, der bey dem Fischthor liegt, und vielleicht einen Fischteich in sich hatte, nimmt man noch Nudera wahr, welche mit jenem Bogen, wo man auf Stufen zum Berge Gihon hinaufsteigt, zusammenhängen. Daß das Hospitium der Johanniterritter auf sehr alten Mauern erbaut worden, habe ich bereits in meiner Reisebeschreibung 2) auseinandergeseßt.

In der Nähe hievon trifft man die Ueberreste von dem Gefäng nisse des h. Petrus an, in welches der Apostelfürft, nach Hinrichtung des h. Jakobus d. älteren, auf des Herodes Befehl geworfen wurde, um hingerichtet zu werden, weil dieser dadurch den Juden was Angenehmes zu thun glaubte. Daß dieser außerhalb der Stadt, aber von den Ningmauern noch eingeschlossen war, erhellet aus Apostelgefch. 12, 10 3). Denn das eiserne Thor, welches in die Stadt führte, scheint in der Nähe eines Eckthurmes (solcher Eckthürme gab es bekannt= lich in der dritten Maùer neunzig) und des Gefängnisses, worin der h. Petrus aufbewahrt wurde, und nicht weit vom Nichtplaße sich befunden zu haben.

Auch von der dritten Mauer hat man auf dem Markte, welcher östlich von der h. Grabeskirche gelegen ist, deutliche Spuren.

Daß der hohe pfephinische Thurm in jener Gegend gestanden habe, welche an diesen Markt anschließt, nämlich zwischen dem Kastell der h. Helena und dem Gerichtsthore, unterliegt bey mir gar keinem Zweis fel. Josephus sagt es ausdrücklich, oder deutet es doch an, derselbe sey von dem Thore Ephraim (jeßt das Damaszener - Thor, oder babel-amud genannt) nicht weit entfernt gewesen. Daß derselbe am äußersten Ende des nördlichen S ions oder der Oberstadt (tñs avw ñóAews), in der Gegend der Akra oder der Unterstadt (tñs záτw nódews) und in der Nähe des Weges harat-bab-el-amud gewesen sey,

1) Hiervon scheint auch die Rede zu seyn, Neh. 3.

2) J. M. U. Schols Reise, S. 168 u. 169.

3) Aced Joyres (der Engel nämlich und der h. Petrus) Sε ANY φυλακὴν καὶ δευτέραν, τῆλθον ἐπὶ τὴν πύλην τὴν σιδηρᾶν, τὴν φέρουσαν εἰς τὴν πόλιν κ. τ. λ.

läßt sich aus andern Indizien schließen. Auf diesen Weg gelangt man wenn` man vom Kloster St. Salvator über den schmerzhaften Weg (harat - el - nasareh) nach Osten bis zum Gerichtsthore hingeht.

Dieser Thurm war an dem Theile der dritten Mauer gelegen, wo diese nordwestlich in einen Winkel auslief. Der Name eines Winkels paßt aber kaum auf einen anderen Theil der Mauer so gut, als auf den bezeichneten. Denn der eine Theil der Mauer zog sich von dem psephinischen Thurme nach Südwest, der andere aber zuerst nördlich hin, wandte sich dann beym Denkmal Helena's, der Adiabener Königin, gegen Osten, durchschnitt weiter die Gräber der Könige (speluncas regias), wandte dann vom Thore Ephraem bis zu dem Herodesthore (bab - ez-zahari) bey einem Eckthurme am Walker: Monumente (monumentum fullonis) um, verband sich im Thale Maeon mit der alten Mauer, und endete zwischen Akra und Moria im Thale Bedron.

Ferner hat die Annahme viel für sich, daß am nördlichen Ende Sions nicht bloß eine einfache Mauer, sondern auch ein sehr hoher Thurm gewesen sey, um die Stadt auch von der nördlichen Seite, wo sie nicht weiter befestigt war, gegen den Anfall der Feinde zu schüßen.

Diese Annahme wird durch die Reste von Gemäuer in der Nähe des Gerichtshofes, welches aus ungeheuern Quadersteinen besteht, sehr unterstüt; aller Wahrscheinlichkeit nach sind sie Ruinen von diesem Thurme.

Es zeigen sich demnach so zahlreiche und so bedeutende Spuren von der dritten Mauer, daß man nicht weiß, wo man mit dieser Masse von Mauerresten hin soll, wenn man ihre Lage anders angeben wollte. Im Gegentheile müßten wir aber annehmen, wenn wir die Richtung dieser dritten Mauer anders bezeichnen würden, alle Spuren davon seyen gänzlich verschwunden; denn die Bruchstücke von Gemauer, auf welche man mehr nördlich oder östlich und mehr füdlich trifft, rühren von Häusern aus neueren Zeiten her 1).

Aus demjenigen, was wir über den nördlichen Umfang Sions und Akra's gesagt haben, leuchtet klar genug ein, daß jener große Theil der heutigen Stadt, welcher zwischen Westen und Norden liegt, ehemalz außerhalb der Stadt war, und daß auch hierher die Stelle gehöre, wo die h. Grabeskirche steht. Wir sind demnach berechtiget, der Ansicht, welche die Christen von jeher über die Lage des h. Grabes hatz ten, beyzupflichten. Auch alle christlichen Schriftsteller beynahe, welche von dem h. Lande Erwähnung gethan haben, berichten: Der Golgo tha, wo unser Heiland gekreuziget worden, sey westlich von der Stadt und nördlich vom Berge Sion, außerhalb der Stadtmauer gewesen 2). Aelius Hadrianus aber, nachdem er Jerusalem, welches er mit Titus durchaus zerstört hatte, wieder herstellen wollte, habe die Stadt von dieser Seite so erweitert, daß der Nichtplaß und das Grab unseres Heilandes nun in den Umfang der Ringmauer gekommen 3).

1) Vgl. J. M. U. Scholz Reife, S. 173 folg.

2) Vgl. Euseb. u. Hieron. im Buche von der Lage und den Namen ; Hebr. II. p. 451 edit. Mart., wo es so heißt: Golgotha, locus Calvariae, in quo Salvator pro saluti omnium crucifixus est, et nsque hodie ostenditur, in Aelia ad septentrionalem plagam montis Sion.

3) Jakob. von Jerus. in descript. itin.—Euseb. demonstr. evang. 1. 4. p. 406. De vita Const. III. 25, 35. — S. Cyrill. Hieros. Catech. XIV. 9 sagt aus drücklich: Petra quae speluncam habuit, non intra veteres muros sed intra

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Dann aber ließ Hadrian das ganze Grabmal so mit Erde über und über beschütten 1), daß ein ziemlicher Hügel aus demselben heranwuchs, und als dieser mit Steinen bedeckt war, pflanzte er daselbst die Bildsäule der Venus auf. Konstantin zerstörte das gottlose Monument von Grund aus, ließ den Schutt abtragen, und an der Stelle eine Kirche bauen 2). In dieser Umgebung wurden nun in der Folge viele Häuser gebaut, und so entstand gewisser Maßen neben dem alten ein neues Jerusalem, welches sich aber mehr nach Norden und Westen ausbreitete.

Zum Schlusse haben wir noch die Erklärung des angehängten Planes von Jerusalem, den ich meiner Reisebeschreibung, aus Mangel an Zeit, nicht beyfügen konnte, hier mitzutheilen. Daß ich bey dem Entwerfen desselben vorzüglich auf die vorliegende Abhandlung Rücksicht genommen habe, bedarf keiner Erinnerung. Die Lage der übrigen h. Orte, wie man sie den Pilgern zu Jerufalem gewöhnlich angibt, wird übrigens durch diese genauere Bestimmung der Stelle, wo das h. Grab gelegen, an Zuverläßigkeit ungemein gewinnen 3).

antemuralia postea extructa, ἐν τοῖς ὕστερον γενομένοις προτειχίσμασι,

sita fuit.

1) Warum Hadrian dieses sollte gethan haben, wenn dieser Ort nicht
damals bey den Christen, welche denselben nach der Weise der Ifraeliten
besuchten und für heilig achteten, in der größten Verehrung gewesen
wäre, sehe ich nicht ein.

2) Wiewohl dieser Ort durch die Geschenke des Kaisers höchst verherrlicht
war, so sagt doch der h. Cyrill von Jeruf., Catech. 14, 5. u. 9., ju
feiner Beit seyen noch Epuren von jenem Garten vorhanden gewesen.
Geine Borte finb biefe: εἰ γὰρ καὶ τὰ μάλιστα υῦν βασιλικαῖς δωρεαῖς
ἐφαιδρύντο, ἀλλὰ κῆπος ἦν πρότερον καὶ τὰ σύμβολα τούτου μένει
xai тà décpava. Euseb. vita Const. III. 25. 34. h. Cyrill v. Je
ruf. cat. 12 n. 39, cat, 16 n. 4, cat. 4 n. 10 et 14, cat. 10 n. 18, cat.
13 n. 39, wo er sagt, daß er sehr oft in derselben gepredigt habe.
3) Ich wiederhole, was ich hierüber in meiner Reisebeschreibung schon aus-
gefagt (S. 184): Man erwog nicht, daß die meisten und allerwichtigsten
Monumente von Konstantin oder dessen frommen Mutter Helena
in einem Zeitalter erbaut worden sind, wo man aus mündlichem Zeugens
verhör die Wahrheit noch erfahren konnte. Es lebten hier seit der aposto:
lischen Zeit immer Menschen, denen als Freunden oder Feinden der
Christen diefe Orte nicht gleichgültig waren, die sich als den Aposteln
heilige Orte auch bey ihren Nachkommen stets als denkwürdig erhielten. Auch
bürgt uns für ihre Echtheit eine Reihe von achtungswerthen christlichen
Schriftstellern, die in Palästina gelebt, wiewohl sich leider wenig mehr
als ihre Namen erhalten hat. Ihnen als Forschern konnte dieser Gegens
stand nicht gleichgültig bleiben, und sie würden gewiß durch ihr Ansehen
die unrichtige Nachricht der Tradition verbessert haben. Es beschäftigt sich
auch im Orient der gemeine Mann lieber mit der Vorzeit und ihren
Ueberlieferungen, und diese erhalten sich hier reiner, als in irgend einem
anderen Lande, wie man längst bemerkt hat, und ich aus eigener Erfah-
rung erläutern könnte. Sie verdächtig machen, hieße: die ganze Ge:
schichte des Orients in Verdacht ziehen, die auf ihr wie auf Grundpfei
lern ruht. Endlich muß der unpartenische Beobachter eingestehen, daß
das, obgleich sehr veränderte Lokal, fo wie wir es ieht sehen, so sehr
mit den Beschreibungen der h. Schriftsteller und des Iofephus Fla
vius übereinstimmt, daß man eher auf die durch die Tradition bemerkten
Orte, als auf andere gerathen würde, wenn man ihre Lage zu bestimmen
hätte. Wir wollen daher den Millionen von Pilgern durch unnütze
Konjekturen oder Träumereyen ihren Glauben nicht verkümmern, sondern
der Tradition Dank wissen u. f. w.

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