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Anakten beschrieben. Ihre Häuser waren voll von Bechern, Echalen, Tripoden und anderen werthgehaltenen Geräthen, welche als zenia, wie Familiensilber, mit Sorgfalt bewahrt und in den Geschlechtern vererbt wurden. Die Arbeit an diesen Gerathen war nicht bloß durch Zweckmäßigkeit, sondern auch oft, wie an dem Nestorischen Pokal, durch das Bestreben nach Zierlichkeit und Schmuck ausgezeichnet. Man liebte verschiedene Metalle und andere Stoffe zu Zierathen von Schilden zu verbinden, dergleichen der Sanger nothwendig vor Augen haben mußte, der die mit so viel Geschmack angeordneten Bildwerke des Achilleischen Schildes dichtete. Dem Geschmacke an solchen Bildwerken aus Metallen entsprach der an großen Stickereyen, bey denen ebenfalls besonders metallene Faden gebraucht wurden. Ueberhaupt fand man allgemein Vergnügen am Bunten, Präch tigen, Glänzenden, und golden und schön sind fast Synonyma. Telemachos erstaunt, indem er in den Saal des Menelaos tritt, über den Glanz des Metalls, welches man sich nach einer ähnlichen Beschreibung vom Pallaste des Alkinoos zum Theil unmittelbar an den Wänden denken muß: .... Sujen erfreuet, Eu ach, Nestors Sohn. der dayer in dem hallenden Hause, Schaue den Wing 40 Silbers, des Elfenbeins und des Bernsteins Auch des Goldhi Zeus dem Olympier innen der Vorhof

Also alfrichtig gesagt, warum sollte es nicht so seyn? Warum Urte sich in einer Zeit, in der unzählige kleine Fürsten, ein altgriechischer Feudal Adel, das Land theilen, über Tausende von Knechten gebieten, und an Ansehen und Macht wie Riesen über die Menge hervorragen, sich nicht auch eine gewisse rohe Pracht entwickeln, gegen welche die edle Einfalt dorischen Lebens, welches durch die sogenannte Rückkehr der Herakliden im Peloponnes herrschend wurde, bedeutend absticht? Warum sollte nicht schon in jener Zeit der Verkehr mit Kleinasien und selbst Kypros und Sidon bald edle Metalle und andere Stoffe zur Verarbeitung, bald auch allerley künstliche G. räthe zur Nachahmung herbenführen. So darf man sich auch durch die bey Manchen herrschenden Vorstellungen von dem Naturleben der Homerischen Griechen, dem Kindheitsalter der Nation u. dgl. gewiß nicht ab halten laffen, dem Dichter zu glauben, daß schon damals die Künste dem Leben einen gewissen Glanz zu verleihen vermochten.

An dieser Stelle dürfen wir aber unmöglich die entgegen stehende Ansicht eines der vorzüglichsten Archäologen unter den Lebenden übergehen, dessen Urtheil um so gewichtiger, da er in seinen Forschungen mit der Geschichte der bildenden Kunst auch die durch vorhandene Denkmäler im Ganzen besser begründete

der Architektur verbindet, welche Andere nicht ohne Nachtheil der Untersuchung ganz unberücksichtigt lassen. Herr Hofrath Hirt hat an mehreren Orten, besonders im zweyten Baude der archäologischen Zeitschrift Amalthea, die Ansicht niedergelegt, daß abgesehen von jenen rohen und unmündigen Versuchen, ein unförmliches Bild in Thon zu kneten oder in Holz zu schnigen, die sich selbst bey Völkern auf der niedrigsten Stufe von Bildung finden die griechische Kunst eine Tochter der ägyptischen sey, welche aber nicht (wie Thiersch meint) in uralter mythologischer Zeit von den Ufern des Nil an den Iliffos wanderte, sondern erst durch den in Psammetichos Zeit beginnenden, dauer: haften und anhaltenden Verkehr der beyden Länder in Grie chenland einheimisch wurde. Diese Ansicht beruht hauptsäch= lich auf der Bemerkung, daß erst nach Eröffnung dieses Verkehrs (also nach der sieben und zwanzigsten Olympiade) eine größere Regsamkeit des griechischen Geistes nachweisbar sey, welcher sich auch von nun an in jedem Stoffe und in jedem Zweige der Kunst versucht habe, der bey den Aegyptern üblich war. Dagegen kann nun freylich gleich gesagt werden, daß alle diese Stoffe, welche die Kunst seit dieser Zeit bearbeitete - Erz, 'Gold, Silber, Elfenbein, Holz, Stein auch schon in früheren, in den Homerischen Zeiten, zu Kunstwerken gebraucht wor den seyen, und daß eine größere Lücke in der Geschichte und ein größerer Unterschied in den Mitteln und dem Vermögen der Kunst vor und nach dieser Epoche nachweisbar seyn müßte, als wirklich nachweisbar ist, um eine bedeutende Einwirkung des Auslandes wahrscheinlich zu machen. Es ist wahr, erst durch die samische Schule des Rhökos kam die Kunst, Metallstatuen in Formen zu gießen, in Griechenland auf; dieß trifft ungefähr in dieselbe Zeit, in welcher Aegypten den Griechen geöffnet wurde, und man könnte daher gern zugeben, daß diese und andere mechanische Fertigkeiten damals herübergekommen wären, wenn nur erst bewiesen wäre, daß die Aegypter wirklich die Kunst des Gießens besessen hätten, und ihre Metallbilder nicht bloß, wie die babylonischen, spvpýλara, mit dem Hammer getriebene Werke, gewesen wären *). Im Ganzen genügen, wie es Recn. scheint, die Antriebe, die in

*) Ob Exod. 32, 4, 8 dafür ein Beweis seyn kann, mögen Orientalisten bestimmen. Mir scheint, daß Michaelis Recht hat, nach dessen Meinung das Kalb aus Holz geschnißt, und dann mit Goldblech überzogen war; darauf führt das Verbrennen desselben. Uebrigens kommen die inwendig hölzernen und mit Gold und Silber nur überzogenen Götter Babylons und Kanaans in der Schrift sehr häufig vor; von eigentlich gegossenen Bildern ist aver, so viel ich finde, nirgends die Rede.

einem erweiterten Verkehr, welcher auch zur Ausbildung des Einheimischen anregen kann, in freyeren Verfassungen, wodurch manche früheren Hemmungen hinweggenommen wurden, und in der natürlichen Entwicklung des menschlichen Geistes und des nationalen Lebens liegen, so vollkommen zur Erklärung der de maligen Erscheinungen, daß man wenigstens keine so tiefgreifende Einwirkung Aegyptens anzunehmen nicht genöthigt ist.

Nun ist aber schon aus dieser kurzen Darlegung der Hirt schen Ansicht deutlich, daß sie den Homerischen Beschreibungen von Kunstwerken keineswegs das Gewicht beylegen und die Schlüsse daraus ziehen kann, wie der Verf. der Abhandlungen über die Kunstepochen. Herr Hofrath Hirt hat daher in einem bereits 1807 verfaßten Auffaße die Beweise einer früheren Kunstkultur, die man auf Homer gründen könnte, durch die Behauptung zu entkräften gesucht, daß nur Kunstwerke, die von fremden Völkern zu den Griechen gelangten, jene poetischen Beschreibungen veranlassen konnten. Der Dichter zeige ungeachtet dieser glänzenden Schilderungen die größte Unkunde aller Technik, indem er die Werkstatt des Hephaestos wie eine gewöhnliche Schmiede beschreibe, und keines der feineren Gerathe erwähne, die zur Ausführung so künstlicher Arbeiten nöthig seyen; überhaupt sen die Sprache an Ausdrücken für verschiedene Gat= tungen von Kunstwerken sehr arm und mangelhaft; von Tempels bauen und Götterbildern, welche doch die allerersten Werke der Kunst seyn müßten, sey fast nirgends die Rede; als ein mensch licher Künstler unter den Griechen werde blos Dádalos ger nannt, oft würden dagegen vorzügliche Kunstwerke den Göt tern, Hephaestos und Athena, beygelegt; als Heimat solcher Werke werde nie eigentlich eine griechische Stadt, sondern entweder das Feenland der Phäaken, oder Aegypten (Od. 4, 125), Kypros (J. 11, 19), Phönicien (Jl. 6, 290; 23, 743. Od. 4, 616) angegeben. Rec. will denjenigen unter diesen Argumenten, die im vorigen nicht erledigt sind, hier einiges entgegen zu sehen suchen. Allerdings ist die Werkstätte des Hephaestos bey Homer sehr einfach eingerichtet (ob es gleich scheinen will, daß zu den gesammten Geräthen, die der Gott, Jl. 18, 413, in silberner Lade aufbewahrt, etwas mehr gehört, als Ambos, Hanimer und Zange); aber erstens ist in einer Zeit, in welcher die Kunst besonders in Familien geübt wurde, allgemeine Bekanntschaft mit ihren Werkzeugen und Vorrichtungen keineswegs vorauszusehen, und zweytens braucht Die Technik auch wirklich nicht viel komplicirter gewesen zu seyn, als sie von Homer beschrieben wird, und vermochte doch, bey unverdrossenem Fleiß der Arbeiter, Werke im Kleinen hervorzu

bringen, nach denen die Phantasie jene große Komposition des Achilleischen Schildes schaffen konnte ). Die Kunst des Gießens in Sormen, fo wie es löthens (δίε χώνευσης της κόλλησις) müssen wir wirklich, wenn wir nicht allen Zusammenhang der griechischen Kunstgeschichte aufheben wollen, jenem Zeitalter unbedenklich absprechen; das Metall wird also im Schmelzofen (xóavos) mit Hülfe des Blasbalges bloß erweicht 2), dann mit dem Hammer geschlagen, und zu Blech bearbeitet, alsdann, wenn Figuren daraus gemacht werden sollten, wahrscheinlich mit scharfen Instrumenten zugeschnitten, und hernach mit Nägeln und Bändern (λors und despois) auf einen Grund befestigt oder sonst verbunden. So beschreibt noch Aeschylos das Emblem auf dem erzgetriebenen Schilde des Parthenopá os als eine mit Nägeln oder Keilen befestigte Sphinx, deren glänzende Gestalt mit Bunzen herausgetrieben war 3). Die Behauptung, daß die Homerische Sprache an Ausdrücken für Kunstwerke so arm sey, beschränken schon die von Thiersch in den Anmerkungen zur zweyten Abhandlung zusammengestellten, die bey einfa cher und eingelegter Arbeit in Holz vorkommen, rezTaiveiv, Zéeiv, τρέειν, δαιδάλλειν, δινοῦν, τετραίνειν, τορνοῦσθαι. Wenn aber von Künstlernamen die Rede, so sind der ithakische Goldarbeiter (xpusoxóos) Laerkes (Od.3, 435) und der kunstreiche Tischler (Téxtwv) Ikmalios, welcher der Penelope den mit Silber und Elfenbein verzierten Sessel verfertigt (19, 57), nicht zu vergessen; aber auch wenn diese nebst Dádalos nicht vorkämen, würden, nach des Recn. Meinung, schon die von den hellenischen Göttern verfertigten Arbeiten auf denselben Schluß führen. Denn eben so, wie das ganze Leben, die Tracht und Sitte dieser Götter echt hellenisch ist, so konnte ihnen auch der Dichter schwerlich Künste und Beschäftigungen beylegen, die bloß von Barbaren geübt wurden. Wären ferner alle Kunstwerke, welche man in Griechenland sah, aus dem Orient gekommen, so hätte der Dichter überall nur unbekannte, dem Hellenen fremde und seinem Sinne widersprechende Darstellun= gen gesehen, und es wäre sonderbar, daß er von solchen nichts erwähnt, und noch dazu seine Künstler rein hellenische Gegen

1) Hievon ist kürzlich auch in der Amalthea Bd. III. S. 23 ff. die Rede gewesen.

2) S. hierüber den in der alten Technologie sehr kundigen Schnei der im Lexikon s. v. xoáyn.

3) In den Sieben, V. 525 ff., ev xalxndátw cáxec σφίγγ' ωμόσι τον προσμεμηχανευμένην γόμφοις — λαμπρὸν ἔκκρουστον δέμας, "Exxoou to verstehen die Scholien nicht, und konjekturiren exxpošov. Vgl. V.627 ff.

stände, wie Chortänze, Volksversammlungen u. dgl., bilden läßt. Ueberhaupt zeigt sich in allen Homerischen Beschreibungen, besonders von Waffenstücken, ein übereinstimmender, eigenthümlicher Geschmack, den ich mir nicht durch den Anblick aus verschiedenen Gegenden, Aegypten und Phönicien, zusam mengebrachter Werke erklären kann. Daß allerley Gefäße, so wie gestickte Gewänder, durch den phönicischen Handel nach Griechenland kamen, ist übrigens eine unlängbare Sache; daß aber diese Geräthe und Kleidungsstücke auf die Bildung des Kunstsinns großen Einfluß haben konnten, läugnet Herr Hofrath Hirt selbst, und wie es dem Recn. scheint, mit großem Rechte.

Doch läßt sich die Streitfrage über den Stand der Kunst in Homerischer Zeit vielleicht noch auf einem anderen Wege der Entscheidung näher bringen, auf einem Wege, den einzuschlagen der Verfasser des klassischen Werks: »Die Geschichte der Baukunst bey den Alten,« am wenigsten ablehnen kann, ich meine durch die in neueren Zeiten entdeckten Ornamente an dem Thesauros des Atreus in Mykená. Zwar sind es nur wenige Bruchstücke bunten Marmors, von denen hier die Rede seyn wird, aber dem Recn. scheint von diesen Fragmenten ein höchst erfreuliches Licht über den ganzen Zustand der Kunst und Kultur der Griechen in dem sogenannten heroischen Zeitalter auszugehen. Bekanntlich ist in den neuesten Zeiten öfter von diesen eigenthümlichen kuppelförmigen und doch nicht eigent= lich gewölbten Gebäuden *) die Rede gewesen, die Pausanias zu Mykena und Orchomenos als Schahhäuser alter mythischer Fürsten erwähnt, und so sehr bewundert, daß er den orchomenischen Thesauros zu den ersten Wundern der Welt rechnet. Die Kenntniß dieser Bauwerke im Allgemeinen können wir nach dem, was Hirt in der Geschichte der Baukunst darüber gesagt hat, vorausseßen, so wie wir uns eigentlich den Beweis ersparen dürfen, daß diese Gebäude wirklich der mythischen und heroischen Zeit angehören. Denn außer daß sie von Pausanias Thesauren genannt werden, Thesauren aber, welche zu keinen Heiligthümern gehören, durchaus nur mythischen Köni

*) Nach altem Sprachgebrauch gehören solche Gebäude wohl zu den Πόλεις, und die alten fatbiniden θόλοι περισσοῖς τοῖς ῥυθμοῖς κατεξεσμένοι, Die au ben κατασκευάσματα εἰς τὸν ἑλληνικὸν τρόπον διακείμενα τῶν ἀρχαίων gerednet werden (alriftot. Mirab. ausc. c. 104, p. 207, Beckmann), waren wahrscheinlich von ähnlicher Art, wie auch die Gebäude im füdlichen Sicilien im Gebiete von Falconara es sind, Houel Voy. pittor, T. III. pl. 202,

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