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Satyre getroffen fühlen mussten. Man verdächtigte seine Werke, namentlich seine Politica de Dios, beim Herzoge von Olivarez, der auch wirklich den Einflüsterungen Gehör gab und den Verfasser abermals nach la Torre de Juan Abad verbannte, wo er bis 1628 bleiben musste. Aber Quevedo war nicht so leicht zu beugen. Mehrere neue satyrische Schriften, welche er aus seinem Verbannungsorte vom Stapel laufen liess, überzeugten den Herzog, dass es besser sei, den gefährlichen Mann zum Freunde als zum Feinde zu haben. Was seinen Verfolgungen nicht gelungen war, gelang seinen Schmeicheleien, und der versöhnte Satyriker liess zu Saragossa eine beredte Vertheidigung des Königs und seines Günstlings gegen die Angriffe der Volksmeinung u. d. T.: El Chiton de las Tarabillas ans Licht treten. Der Lohn dafür war die ganz besondere Gunst des Herzogs und der Titel eines königlichen Secretärs (1632). Andere glänzende Anerbietungen von Aemtern, unter anderen das eines Gesandten in Genua, schlug er beharrlich aus. Ja, die Sorge des Herzogs und seiner Gattin für sein Wohl ging so weit, dass sie dem vier und fünfzigjährigen Dichter sogar eine Frau in der Person der schönen und tugendhaften Doña Esperanza de Aragon y la Cabra verschafften. Aber das Glück dauerte nicht lange, denn Doña Esperanza starb schon nach wenigen Monaten. Die Klagen des Volkes über Missregierung wurden indessen täglich lauter. Hellsehende glaubten nicht, dass der aufgeklärte, freisinnige und spottsüchtige Quevedo sich für immer dem Günstlinge Philipps IV. habe verkaufen können, und die öffentliche Stimme bezeichnete ihn mit voller Ueberzeugung als den Verfasser verschiedener eben so geistreicher als bitterer Pamphlets, in welchen das ganze schlechte Regierungssystem und die verderblichen Grundsätze des damaligen Lenkers der Geschicke Spaniens aufs heftigste angegriffen wurden, und welche ihren Weg auf unbegreifliche Weise bis in die Zimmer des Pallastes fanden. Eine derartige „,Memorial" überschriebene und in Versen abgefasste Satyre fand Philipp eines Tages (Anfangs December 1639), als er sich zu Tisch setzte, unter seiner Serviette liegen. Der Herzog war ausser sich vor Zorn über die unerhörte Dreistigkeit. Wie man sagt, war es eine der (gewiss nicht wenigen) von Quevedo gekränkten Frauen, welche den Verfasser verrieth, und das Verderben des Unverbesserlichen wurde beschlos sen. Am 7. December Nachts wurde Quevedo, der im Hause seines Freundes, des Herzogs von Medinaceli wohnte, unter höchst rücksichtsloser Behandlung verhaftet, seine Papiere versiegelt, seine Habseligkeiten mit Beschlag belegt, er selbst

unter Bedeckung als Gefangener nach dem Kloster San Marcos bei Leon abgeführt. Die Gerichtsbarkeit über sein Gut la Torre de Juan Abad, an welchem er nur ein Pfandrecht hatte, wurde ihm entzogen und die Inquisition wurde vom Herzoge von Olivarez angegangen, seine sämmlichen Schriften zu verbieten. Aber der Grossinquisitor Antonio de Sotomayor war kein blinder Diener der Willkühr, und im Index von 1640 wurden nur einige ausserhalb Castiliens erschienene Ausgaben prohibirt, die correctesten und vollständigsten in Madrid erschienenen aber freigegeben. Der Herzog liess Quevedo auf sein Ehrenwort fragen, welche von den verschiedenen gefundenen Satyren wirklich von ihm herrührten, und der Dichter bekannte sich offen selbst zu denen die ihn am meisten graviren konnten. Zum Lohne für das freimüthige Geständniss liess der erzürnte Günstling den sechzigjährigen Mann in einen finstern Kerker unter dem Niveau des Flusses werfen. Hier schmachtete der Greis, auf einem Auge erblindet, kaum mit der nothdürftigsten Nahrung und Kleidung versehen, an mehreren offenen Wunden leidend, die in der feuchten Luft bösartig eiterten, während alle seine Bitten um Gerechtigkeit ungehört blieben und die angesehensten Männer Spaniens sich vergebens für ihn verwandten, bis endlich auch die Stunde seines bisher allmächtigen Feindes schlug. Der Herzog von Olivarez musste am 23. Januar 1643 abdanken. Aber erst am 7. Juni desselben Jahres liess sich Philipp durch die dringenden Vorstellungen des Präsidenten des Raths von Castilien, Juan Chumacero y Sotomayor bewegen, dem unglücklichen Quevedo seine Freiheit wieder zu schenken. Der endlich Erlöste kehrte nach Madrid zurück, wo er von seinen Freunden aufs herzlichste empfangen wurde und etwa anderthalb Jahre blieb. Aber der Kerker hatte seine Gesundheit zerrüttet und seinen Geist mächtig gebeugt. Um in der milden Luft der Sierra Morena einige Kräftigung zu suchen, ging er im Spätherbst 1644 nach la Torre de Juan Abad. Aber der darauf folgende strenge Winter warf ihn ganz danieder. Er liess sich, un mehr ärztliche Hülfe zu haben, nach Villanueva de los Infantes bringen, wo er am 8. September 1645 im fünfundsechzigsten Jahre seines Alters starb. Er liegt in der Pfarrkirche des Ortes begraben. Quevedo war ein Manu von robuster Gestalt; er hatte schwarzes und etwas krauses Haar, einen grossen Kopf, eine grosse dicke Nase und sehr lebhafte Augen, war aber so kurzsichtig, dass er fortwährend eine Brille trug. Was ihn entstellte, waren seine ganz krummen Beine. Die Spanier verehren in ihm ihren grössten Witz

ling, und alle guten Bonmots werden par excellence ihm zugeschrieben, wie in England Swift, in Frankreich Rabelais oder Voltaire.

Quevedo war unstreitig einer der grössten Geister Spaniens. Als Schriftsteller hat er sich auf so verschiedenen Gebieten bewegt, dass es nicht möglich ist, ihn mit wenigen Worten zu characterisiren. Am grössten war er als Humorist und Satyriker, aber auch seine ernsten Schriften, wenngleich für unsere Zeit von geringerem Interesse, zeigen den tiefen und geistreichen Denker, der unter günstigeren Umständen, als die damaligen waren, von ausserordentlichem Einflusse auf die sittlichen Zustände und die politischen Verhältnisse seines Landes hätte werden können. Seine Werke sind, auch nach Abzug vieler ihm mit Unrecht beigemessenen, überaus zahlreich, und um sie überschauen zu können, hat man sie in die Kategorien der politischen, ascetischen, scherzhaften und satyrischen eingetheilt. Dazu kommen noch zahlreiche Uebersetzungen griechischer und römischer Schriftsteller. Von seinen Gedichten wird im zweiten Bande des Handbuchs gesprochen werden. Von seinen Prosawerken interessiren uns am meisten die humoristischen und satyrischen, namentlich sein Schelmenroman: Vida del gran Tacaño (auch u. d. T.: Vida del Buscon, llamado Don Pablas) und seine Sueños, welche letzteren bald nach ihrem Erscheinen durch den bekannten Moscherosch n. d. T.: Geschichte Philanders von Sittewald auch ins deutsche und seitdem in fast alle gebildeten Sprachen Europas übersetzt wurden. Unter seinen kleinen satyrischen Aufsätzen sind die Cartas del Caballero de la Tenaza, eine Reihe kurzer Briefe eines Geizhalses an seine Geliebte, eins der witzigsten. Es giebt mehrere ältere Sammlungen von Quevedo's Werken, die aber alle mehr oder minder unvollständig und unkritisch sind, so: Brüssel, 1660 fol.; ebendas. 1670. 3 Bnde. 4.; Antwerpen, 1699. 3 Bnde. gr. 4.; ebendas., 1726. 4 Bnde. 4. Madrid, 1729. 3 Bnde. 4.; ebendas., 1772. 6 Bnde. 4. (schön gedruckt, aber nachlässiger Text). Besser als die früheren ist die zu Madr. 1790-94. 11 Bnde. 8. erschienene. Die erste wirklich kritische, nach Handschriften berichtigte Ausgabe, aus welcher Alles dem Verfasser mit Unrecht zugeschriebene weggelassen, dagegen viel bisher Ungedrucktes aufgenommen werden wird, ist jetzt im Erscheinen begriffen. Sie gehört zu der grossen Sammlung Ribadeneira's und wird drei Bände in gr. 8. umfassen, deren erster uns vorliegt. Demselben geht eine Lebensbeschreibung Quevedo's von dem Herausgeber D. Aureliano Fernandez

Guerra y Orbe voran, welche äusserst sorgfältig gearbeitet, leider aber in einem Style geschrieben ist, der an die schlimmWir haben sten Zeiten des gezierten Geschmacks erinnert. diese neue und zuverlässige Biographie unserer obigen Skizze zum Grunde gelegt. Vgl. Ticknor, I, 633 ff. Bouterweck, 461. ff.

La Vida del gran Tacaño.

CAPITULO II.

De como fui á la escuela, lo
y que en ella me sucedió.

A otro dia ya estaba comprada cartilla, y hablado al maestro. Fuí, señor, á la escuela; recibióme muy alegre, diciendo, que tenia cara de hombre agudo, y de buen entendimiento. Yo con esto, por no desmentirle, dí muy bien la licion aquella mañana. Sentábame el maestro junto á sí: ganaba la palmatoria los mas dias por venir ántes, y íbame el postrero por hacer algunos recaudos de señora (que así llamábamos á la muger del maestro). Teníalos á todos con semejantes caricias obligados. Favoreciéronme demasiado, y con esto creció la envidia entre los demas niños. Llegábame de todos á los hijos de caballeros, y particularmente á un hijo de don Alonso Coronel de Zúñiga, con el cual juntaba meriendas. Ibame á su casa los dias de fiesta, y acompañábale cada dia. Los otros, ó porque no les hablaba, ó porque les parecia demasiado punto el mio, siempre andaban poniéndome nombres tocante al oficio de mis padres. Unos me llamaban don Navaja; otros me llamaban don Ventosa. Cual decia (por disculpar la envidia) que me queria mal, porque mi madre le habia chupado dos hermanitas pequeñas de noche. Otro decia que a mi padre le habian llevado á su casa para que la limpiase de ratones, por llamarle gato. Cual Otros me decian zape, cuando pasaba, y otros miz. decia: Yo le tiré dos berenjenas á su madre cuando fué obispa1). Al fin, con todo cuanto andaban royéndome los

1) Cuando fué obispa. Er meint: cuando fué corozada, d. h. als sie die coroza trug, eine spitze Mütze, welche Kupplerinnen zur Strafe aufgesetzt wurde und welche Aehnlichkeit mit der Bischofsmütze hatte.

zancajos, nunca me faltaron, gloria á Dios. Y aunque yo me corria, disimulábalo, y todo lo sufria, hasta que un dia un muchacho se atrevió á decirme à voces: Hijo de una p.. y hechicera; lo cual como lo dijo tan claro (que aun si lo dijera turbio no me pesara), agarré una piedra, y descalabréle. Fuíme a mi madre corriendo, que me escondiese, y contéla todo el caso; á lo cual me dijo: Muy bien hiciste: bien muestras quien eres: solo anduviste errado en no preguntarle quien se lo dijo. Cuando yo oí esto (como siempre tuve altos pensamientos) volvíme á ella, y dije: ¡Ah madre! pésame solo de que algunos de los que allí se hallaron me dijeron no tenia que ofenderme por ello; y no les pregunté si era por la poca edad del que lo habia dicho. Roguéla que me declarase si pudiera haberle desmentido con verdad; y que me dijese si me habia concebido a escote entre muchos, ó si era hijo de mi padre. Rióse, y dijo: Ah! noramala; ¿eso sabes decir? no serás bobo: gracias tienes: muy bien hiciste en quebrarle la cabeza; que estas cosas, aunque sean verdad, no se han de decir. Yo con esto quedé como muerto, determinando de coger lo que pudiese en breves dias, y salirme de casa de mi padre: tanto pudo conmigo la vergüenza. Disimulé, fué mi padre, curó al muchacho, apaciguólo, y volvióme á la escuela, adonde el maestro me recibió con ira, hasta que oyendo la causa de la riña, se le aplacó el enojo, considerando la razon que habia tenido. En todo esto siempre me visitaba el hijo de don Alonso de Zúñiga, que se llamaba don Diego, porque me queria bien naturalmente; que yo trocaba con él los peones, si eran mejores los mios. Dábale de lo que almorzaba, y no le pedia de lo que él comia: comprábale estampas, enseñábale á luchar, jugaba con él al toro, y entreteníale siempre. Así que los mas dias los padres del caballero, viendo cuanto le regocijaba mi compañía, rogaban á los mios que me dejasen con él á comer, cenar, y aun dormir los mas dias. Sucedió, pues, uno de los primeros que hubo escuela por navidad, que viniendo por la calle un hombre, que se llamaba Poncio de Aguirre, el cual tenia fama de consejero, que el don Dieguito me dijo: Ola, llámale Poncio Pilatos, y da á correr. Yo, por darle gusto á mi amigo, llaméle Poncio Pilatos. Corrióse tanto el hombre, que dió á correr tras mi con un cuchillo desnudo para matarme; de suerte que fué forzoso meterme huyendo en casa del maestro. Entró el hombre dando gritos tras mí: y defendiéndome el maestro, asegurando que no me matase, prometiéndole de castigarme; y así luego, aunque la señora

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