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Alphabetisches Register zum Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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Nachrichten über die älteren Feuerwaffen im Schlofs zu Wernige-
rode. 69 ff.

Nürnberg, s. Ordnung.

Oelgemälde, zum Verkauf angeboten. 32.

Ordnung ob man die Stadt Nüremberg belegert wie man sich da-
rjnnen halten sal, 1480. 161 ff., 193 ff.

Orgel, mittelalterliche, zu Ostbevern. 199 ff.
Ostbevern, s. Orgel.

Pasquill, s. Bruchstück,
Pleydenwurf, Hans. 11f.

Pleydenwurf, Hans, und die Seinen. 278 ff.
Prognosticon für das ganze Jahr. 88.

Rechberg, Wilhelm II. von, s. Grabstein.

Rechtsalterthum, fürstenbergisch-hohenzollerisches, vom J.1610. 138 ff.
Reime, lateinische, des Mittelalters, VIII-XVIII. 47 f., 104. 130 f.,
202 f., 231 ff., 263 ff., 305 ff., 339 ff., 372 f.

Repartition der Mannschafft zu Fuß und Pferdt pr. 10000 Mann
etc. 336 ff., 371 f.

Sammlung von Gerichts- und Strafwerkzeugen im german. Museum
(mit Abbild.). 329 ff.

Schwimmapparate, s. Taucherapparate.

Sphragistik, 8. Aphorismen.

Sprüche. 240.

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II. Literatur-Anzeigen.

Neuere Erscheinungen der Kulturgeschichte. 187 ff.
Kunstgeschichtliche Erscheinungen des Jahres 1870. 23 ff.
Bock, Fr., der Kunst- und Reliquienschatz des Kölner Domes, mit
vielen Holzschnitten erläutert und mit beschreibendem Texte
versehen. 59 f.

Buchner, W., Lebensbilder berühmter deutscher Männer für die
Jugend und das Volk. 290 f.

Bülow, G. v., Geschichte des Wappens des Geschlechts v. Bülow. 219.
Decker, Richard, Conrad von Hochstaden, Erzbischof von Köln.
1238-1261. 115 f.

Essellen, M. F., Anhang zu der Schrift: „Geschichte der Sigambern
und der von den Römern bis zum J. 16 n. Chr. im nordwest-
lichen Deutschland geführten Kriege." 389 f.

Falk, V. A. Franz, die Bildwerke des Wormser Doms. 289 f.
Franklin, Otto, Sententiae curiae regiae. Rechtssprüche des Reichs-
hofes im Mittelalter 32.

Gegenbaur, das Kloster Fulda im Karolinger Zeitalter. 387 f.
Grässe, J. G. Théodore, guide de l'amateur des objets d'art et de
curiosité ou collection des monogrammes, des principaux sculp-
teurs en pierre, métal et bois, des ivoiriers. 289.
Grautoff, F. H., Detmer des Franciscaner Lesemeisters Chronik. 391 f.
Hagen, Karl, die auswärtige Politik der Eidgenossenschaft, vor-
nehmlich Berns, in den Jahren 1610-1618. 32.
Haupt, Moriz, s. Weib.

Haulle, Chr., Genealogie des erlauchten Stammhauses Wittelsbach. 94f.
Hermens, J., der Orden vom heil. Grabe. 60 f.
Herzog, H., Schweizersagen. 155.

Jäger, H., s. Schwerdt, H.

Keller, Adelbert von, zum hundertsten Bande der Bibliothek des
litterarischen Vereins in Stuttgart. 93 f.
Korn, Georg, Breslauer Urkundenbuch. 217 f.
Kunstsammlungen, die, Sr. Majestät des Königs Karl's XV. von
Schweden u. Norwegen zu Stockholm u. Ulriksdal. 357 f.
Leitner, Quirin, die hervorragendsten Kunstwerke der Schatzkam-
mer des österreichischen Kaiserhauses. 291 f.

Lind, Karl, ein Antiphonarium mit Bilderschmuck aus der Zeit des
XI. u. XII. Jahrh., im Stifte St. Peter zu Salzburg befindlich. 219 f.

Lübke, Wilhelm, Geschichte der Architektur von den ältesten Zei-
ten bis zur Gegenwart. 319 f.

Lübke, Wilhelm, Geschichte der Plastik von den ältesten Zeiten
bis auf die Gegenwart. 319 f.

Lützow, Carl F. A. v., die Meisterwerke der Kirchenbaukunst.
Eine Darstellung der Geschichte des christlichen Kirchenbaues
durch ihre haupsächlichsten Denkmäler. 319 f.
Maurer, G. L. v., Geschichte der Städteverfassung in Deutsch-
land. 159.

Moor, Conradin v., Geschichte von Currätien und der Republik „,ge-
meiner drei Bünde" (Graubünden). 355 ff.

Ortwein, A., Nürnberg's Renaissance. Eine Reihe Aufnahmen von
Objecten aus dem Gebiete der Kunst und des Gewerbes. 292.
Pfannenschmid, Heino, das Weihwasser im heidnischen u. christli-
chen Cultus, unter besonderer Berücksichtigung des germani-
schen Alterthums. 155 ff.

Schmid, Andreas, Der christliche Altar und sein Schmuck. 389 f.
Schneider, Friedr., der heilige Bardo, Erzbischof von Mainz von
1031-1051. 115.

Schneider, Friedr., die Baugeschichte des Mainzer Domes vom Jahre
1159-1200. 115.

Schneider, Friedrich, die Krypta des Mainzer Doms und die Frage
ihrer Wiederherstellung. 385 ff.

Schwerdt, H., u. H. Jäger, Eisenach und die Wartburg mit ihren
Merkwürdigkeiten u. Umgebungen. 290 f.

Seeberg, J., die Juncker von Prag und der Strafsburger Münster-
bau. 328.

Solger, E., der Landsknechtsobrist Konrat von Bemelberg, der
kleine Hefs. 113.

Stillfried, Rudolf, geschichtliche Nachrichten vom Geschlechte Still-
fried von Rattonitz. 113 f.

Wattenbach, W., das Schriftwesen im Mittelalter. 249 f.
Watterich, der deutsche Name Germanen u. die ethnographische
Frage vom linken Rheinufer. 114 f.

Wocel, Joh., Welislaw's Bilderbibel aus dem dreizehnten Jahrhun-
dert. 388 f.

Von dem übelen weibe; eine altdeutsche erzählung mit anmer-
kungen von Moriz Haupt. 218 f.

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Beiträge zur Kunst- und Kulturgeschichte vom Be

ginn des 15. Jahrhunderts.

Mehrfach ist im Anzeiger (Jahrgang 1870, Sp. 145 ff. und 354 ff.) von einer Handschrift der Göttinger Universitätsbibliothek aus dem Jahre 1405 die Rede gewesen und dieselbe nach der Bedeutung, welche sie für die Geschichte der Feuerwaffen hat, gewürdigt worden. Es ist unter Hervorhebung der kostbaren Miniaturgemälde, welche sie enthält, wenigstens im Allgemeinen auch schon auf die Ausbeute, die sie für die Kunstgeschichte bietet, hingedeutet worden. Die mannigfachen Darstellungen aus anderen Bereichen des Lebens, welche sich den abgebildeten Gegenständen der Kriegführung, der das Werk hauptsächlich gewidmet ist, einreihen, sind nicht minder interessant, und so dürfte es gerechtfertigt sein, noch einmal darauf zurückzukommen.

Leider ist das Buch nicht mehr vollständig; auch hat eine unbefugte Hand, wahrscheinlich die eines Kindes, welchem dasselbe von einem früheren Besitzer als Bilderbuch übergeben sein mag, manche der besten Malereien durch Ueberstreichen mit rother Tinte oder durch Nadelstiche verdorben. Ein neuer Einband, etwa aus der Zeit von 1600, hat es auch nicht völlig unangetastet gelassen. Doch ist die alte Ordnung, durch eine Eintheilung in zehn, stets mit einigen Versen eingeleitete Capitel controliert, ziemlich eingehalten. Immerhin bleibt, was die Herstellung der Handschrift betrifft, manches Räthselhafte ungelöst. War der Verfasser zugleich auch Zeichner wenigstens eines Theiles der Bilder? Waren diese oder der Text

Januar.

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das Ursprüngliche und als die Hauptsache angesehen? Es kommen Zeichnungen vor, unter welchen der für die Erklärung offen gelassene Raum unbeschrieben geblieben; Schriftstellen, über welchen die ergänzende Abbildung fehlt. Beide sind ohne eingehaltenes System so in einander gefügt, dafs man sieht, wie stets nur der einzelne Fall in's Auge gefafst worden. Manche Seiten sind ganz leer gelassen, andere enthalten nur Abtheilungslinien, welche Darstellung und Erläuterung trennen sollten; einige Male sagt der Schreiber nur, dafs er die letztere nicht selbst geben will und die Entzifferung der vorgestellten Geheimnisse dem Beschauer überlasse. Eine weitere Frage wäre die nach der Originalität des Werkes, welche besonders eine Handschrift in der Ambraser Sammlung zu Wien mit Abbildungen anregt, die zum Theil denen der Göttinger ähnlich, zum Theil gleich sind, ohne dafs doch die einen neben den anderen als Copieen erklärt werden könnten.

Die Abbildungen des vorliegenden Manuscriptes sind in nachstehender Weise vertheilt. Die erste Seite zeigt in einfach mit gelber Lasurfarbe überdeckter Federzeichnung einen grofsen Vogel, an Gestalt einem Adler ähnlich, mit langem Schopf auf dem Kopfe, wie gegen Ausgang des Mittelalters häufig der Phönix abgebildet wurde. Der unter dem Vogel mit rothen Linien für eine Schrift umschlossene Raum ist unausgefüllt und seine nähere Bezeichnung, die ohne Zweifel dort zu suchen gewesen wäre, mangelt uns somit; auch fehlt das den Phönix sonst fast ausnahmslos begleitende brennende Nest, aber wir irren wol nicht, wenn wir ihn trotzdem dafür erklären, und zwar, eben wegen der fehlenden Beigabe, für den wiedererstan

denen Phönix, der dem Werke gewissermafsen als Symbol oder Titelvignette vorgesetzt ist. Der Verfasser spricht von seiner Arbeit mit grofsem Selbstbewusstsein, wie er es ja auch in der gleich folgenden Vorrede als Noth- und Hülfsbuch der ganzen deutschen Nation, dem Könige Ruprecht an der Spitze, gleichsam widmet, so dafs wir die Meinung, in welcher er jenes Symbol an die Stirne seines Buches setzte, unschwer errathen können. Es folgen sodann auf S. 6a bis 10b sechs Planetenfiguren (die fünfte, die Venus, ist vor der Bezeichnung der Blätter aus dem Buche ausgeschnitten) mit den entsprechenden Thierkreiszeichen; jene Reiterfiguren im Zeitkostüme, auf welche wir später zurückkommen werden. An sie schliefst sich auf S. 11 b eine männliche Figur mit einem grofsen Speereisen in den Händen, das neben einem kabbalistischen Monogramm die Bezeichnung Meufaton" trägt, und gegenüber ein siebenter Reiter mit grofsem, goldgestirntem Banner, der in der Unterschrift als König Alexander angegeben wird. Blatt 13-17 und 19-51, welche die ersten beiden Capitel umfassen, stellen Kriegswerkzeuge verschiedener Art und in einigen Fällen auch deren Anwendung dar. Diese Reihenfolge, die an sich schon wenig zusammenhängend ist, wird auf S. 18 durch den Kampf zweier Geharnischter unterbrochen, an welchem die Wirkung des blendenden Sonnenscheins in Bezug auf die Stellung der Kämpfenden gezeigt werden soll.

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An diese Abtheilung schliefst sich eine andere als drittes Capitel, worin allerlei technische Künste in Hinsicht auf das Wasser abgehandelt werden. An der Spitze ist unter den einleitenden Versen bildlich der Beherrscher des Wassers, Salatiel, in Engelsgestalt mit zwei ausströmenden Urnen vorgeführt. Constructionen für Schiffe und Schiffbrücken, Wasserleitungen, Schwimm- und Tauchapparate, Schöpf- und Mühlenwerke, Heber u. dgl. machen den folgenden Inhalt bis S. 66 a aus. Das vierte Capitel, welches Blatt 67 bis 72 umfasst, handelt von der Belagerungskunst oder vielmehr von der Kunst, Mauern von Burgen und festen Städten zu besteigen, und gibt ausschliesslich Leitern, zum Theil in Verbindung mit den zu ersteigenden Thürmen oder in Darstellung ihrer einzelnen, zerlegten Theile. Capitel V. behandelt auf Blatt 73 bis 81 die ars balistaria" und gibt neben Armbrüsten und den zum Spannen derselben gehörigen Winden auch Abbildungen gröfserer Wurfgeschosse sowie des sogenannten Ziegenbartes, einer gebogenen Schutzwand zur Beobachtung und Beschiefsung des Feindes; Capitel VI., noch im Anschlufs an die vorigen, die Vertheidigung der Burgen und bringt auf Bl. 82 bis 89 die Ansichten von solchen und verschiedenen Arten, die Feinde davon abzuhalten, oder beim Angriff in die Falle zu locken, darunter auch die ergötzliche Scene, wie durch ein ausgestelltes Fafs Wein Kriegsleute trunken gemacht und von Bauern, welche im Hinterhalt gelegen, erschlagen werden, und eine andere, wie auf ein in einem Hohlwege vordringendes Heer ein mit Steinen beladener Wagen herabgelassen wird. Im siebenten

Capitel, welches die Blätter 90 bis 98 umfafst, werden eine Anzahl Geheimmittel angegeben, um Licht, Kerzen und Fackeln zu bereiten, zum Theil mit übernatürlicher Wirkung. Es interessieren in demselben weniger die angegebenen Recepte, die sich kaum von denen unterscheiden, welche wir in jener und der folgenden Zeit auch sonst vorgeschrieben finden, als die beigefügten Illustrationen, die zu den besten Malereien des Buches gehören und Manches vor Augen führen, was der Verfasser nicht grade beabsichtigte, was für uns aber wichtiger ist, als das, was zunächst seinem Zwecke entsprach. Wir haben da zuvörderst wieder drei Reiter im Prachtaufzuge, welche auf unverhältnifsmäfsig hoher Stange die Leuchter tragen, von denen im Texte die Rede, sodann eine Burg unter dem Nachthimmel, deren Zugang zwei nackte Kinder mit einer brennenden Zauberkerze beschreiten, eine andere Burg mit einem Leuchtthurm, einen nackten Mann, der unter kabbalistischer Bedeutung sein eigenes Herz in Händen trägt, ferner einen bekleideten in ähnlicher Auffassung und einen flammenspeienden Kopf. Der allgemeine Inhalt des letzten Capitels wird im folgenden auf eine besondere Kategorie, das Geschützwesen, angewandt. Das gröfsere Gewicht, welches der Verfasser selbst diesem Gegenstande zuerkennt, erhält Ausdruck in einer hinzugefügten längeren Abhandlung in Prosa, während sonst, wie bereits bemerkt, die Abbildungen meistens durch lateinische, oft ganz unzureichende Verse crläutert werden.

Die Verwendung des Feuers zu friedlichen Zwecken wird im neunten Capitel besprochen und hier Beschreibungen von Bädern, Herd- und Schlotanlagen, Räucherwerk u. dgl. gegeben, auch auf die Sprengkraft des Pulvers hingewiesen und diese durch ein paar Beispiele, einen gespaltenen Eichbaum und eine Erdsprengung, in Abbildung versinnlicht. Die Darstellung der Königin von Saba als Repräsentantin des Rufses gibt in diesem Capitel, da sie trotz ihrer schwarzen Hautfarbe in der Tracht der Zeit sorgfältig ausgeführt ist, Anlafs zu einem herrlichen Kostümblide. Im letzten Capitel finden wir allerlei Werkzeuge für den Gebrauch des Hauses, der Werkstatt, aber auch noch des Krieges: Schrauben, Messer, Scheeren, Sägen, Feilen, Ueberschuhe, Fufsangeln, Schleudern, Morgensterne und andere Handwaffen, Hufeisen, Luftkissen u. s. w. aneinander gereiht. Den Beschlufs macht ein längeres Gedicht, worin der Verfasser einen Ueberblick über seine Wissenschaft und Andeutungen über seine Verhältnisse, unter Hinzufügung seines Porträts und zweier Wappen, gibt.

Was nun die kunst- und kulturgeschichtliche Bedeutung des ganzen Werkes betrifft, so fällt auf den ersten Blick auf, dafs wir es mit einem sehr vorzüglichen und charakteristischen Beispiele der Zeit zu thun haben. Rühren die Malereien und colorierten Federzeichnungen auch von verschiedenen Händen her, so haben diese doch jede in ihrer Art meisterhaft gearbeitet und zeugen von einer tüchtigen Künstlerschaft. Einige Gegenstände, wie die meisten Maschinen sind zwar flüchtig behandelt, doch offenbar nur, weil es in der Absicht des Ma

lers lag und dieser nicht mehr als der Deutlichkeit Rechnung tragen wollte. Die Reiterfiguren der Planeten mit den zugehörenden Thierkreiszeichen, die Bannerträger, die Königin von Saba und einige andere Figuren, selbst mehrere der Burgen, sind mit Deckfarben in Miniaturmalerei fein ausgeführt. Die Zeichnung ist etwas trocken; die Anatomie, wie wir es aus jener Zeit gewohnt sind, namentlich bei den Thieren, mangelhaft; die Faltengebung, z. B. bei dem als Greis in weiten Gewändern dargestellten Wassermann, schliefst sich dem Besten an, was die Plastik um die Zeit ihrer Blüthe im Norden hervorgebracht; die Behandlung des Ornaments zeugt von einem phantastischen Geschmack und von seltener Handfertigkeit. Die Art der Malerei ist die um jene Zeit gewöhnliche: auf einen Lokalton von sehr gesättigter Farbe sind die Lichter mit einem helleren Ton, bisweilen auch mit Gelb oder Weifs, und die Schatten dunkler, selbst wol mit reinem Schwarz, aufgesetzt, beide aber entweder durch sorgfältige Verwaschung oder feine Strichelung abschattiert. Nur in den Gesichtern kommen bereits Reflexe von verschiedenen Farben vor. Umrisse sind noch mit dem dunkelsten Ton oder Schwarz hervorgehoben. Die Verzierungen, vorzugsweise Gewandmuster, sind mit einer oder zwei abstechenden Farben, nicht ohne Berücksichtigung des Faltenwurfs, aus freier Hand aufgesetzt. Besonders beliebt darunter sind Vogelgestalten, Pfauen, Kraniche, auch solche mit Menschengesichtern, trotz ihrer Stilisierung stets in lebhafter, sprechender Bewegung und äusserst geschickt so ausgeführt, dafs mit feinem Pinsel nur die Lichter aufgesetzt sind.

Die

Im Gegensatz zu diesen Malereien steht eine Art derber Federzeichnungen, welche die Umrisse in breiten, wenig sorgfältig geführten Linien geben und nur in den Schatten, meistens mit durchsichtigen Farben, ausfüllen. In dieser Weise sind der gröfste Theil der Schlacht- und Belagerungsscenen, namentlich die beiden obengenannten, ausgeführt. Die Zeichnung ist auch hier noch mangelhaft, der Ausdruck aber treffend und die Bewegung deutlich. Einer anderen Behandlung unterliegen wieder die Maschinen und übrigen Werkzeuge. Diese sind ihrer ganzen Gestalt nach mit saftigen Farben, vorherrschend Blau, welches das Eisen, und Gelb, welches das Holz bedeutet, hingesetzt und erst nachher mit schwarzen Pinsel- oder Federstrichen umzogen. Einige Darstellungen, welche ohne solche geblieben, lassen von einer vorhergehenden Andeutung der Umrisse keine Spur erkennen. Dasselbe ist aber auch der Fall bei den zuerst besprochenen Malereien, bei welchen der Boden unter den Figuren meistens leichter behandelt, nicht selten unvollendet geblieben ist und die Art seiner Entstehung leicht erkennen läfst. Einige Maschinen sind wieder in etwas anderer Weise, mit verschiedenen Farben und einem schweren Tuschton in den Schatten durchgeführt, so dafs man hier eine dritte oder vierte Hand vermuthen könnte. Eine Wurfmaschine auf S. 30 a ist sogar mit der beschriebenen Miniaturmalerei ausgestattet und steht vor einem ganz zugedeckten, violetten Hinter

grunde, auf welchem in Weifs schönes Rankenwerk und die beschriebenen Vogelgestalten als Verzierung angebracht sind. Die Perspective ist in der Construction all dieser Werkzeuge wie in der Architektur der Burgen gleich mangelhaft.

Ueber die Urheber dieser Malereien lassen sich nur schwache Vermuthungen aufstellen; ob der Verfasser des Buches daran Theil genommen, bleibt ungewifs. So viel und so ruhmredig er auch von sich spricht, so erfahren wir als Thatsache doch kaum mehr, als dafs er in Eichstätt geboren und, vielleicht nach weiten Reisen, als Verbannter im böhmischen Gebirge gelebt habe. Dafs er mit dem damaligen Stande der Wissenschaft vertraut gewesen, beweist er hinreichend; ob er auch Künstler war, erfahren wir nicht. Sein Bildnifs, das, wie bemerkt, sich am Ende des Buches befindet und in Art der sorgfältigeren Malereien ausgeführt ist, zeigt zwar offenbar Porträtähnlichkeit, wie wir unter Anderm den nationalisierten Slawen darin erkennen, doch sind die Züge so allgemein aufgefafst, dafs sie sowohl von einem Zweiten nach der Natur, wie von ihrem Eigenthümer aus dem Gedächtnifs entworfen sein könnten. Als eines der frühesten auf deutschem Boden entstandenen Porträte ist es jedenfalls sehr merkwürdig, und wir werden darauf zurückkommen. Sicher ist aber, dafs der Hauptkünstler dieses Werkes der Prager Schule angehörte. Nicht nur deuten dahin manche Eigenthümlichkeiten des Kostüms, welche wir weiter unten besprechen werden, sondern mehr noch die schon erwähnte trockene Zeichnung der Figuren, wie sie namentlich auf S. 95 b bei dem grofsen, nackten Manne mit ausgenommenem Herzen sichtbar wird, die rundliche Gesichtsbildung mit charakteristisch gezogenem Mundwinkel, sowie ein rother Farbton in den Köpfen, der genau so auf Gemälden der Prager Schule wiederkehrt. Derselben entsprechen nicht weniger die mit fast reinem Weifs aufgesetzten, auf Stirn und Wange möglichst hoch hinauf gedrängten Lichter, die Behandlung der Haare, welche bei hingesetztem braunen Lokalton in den Lichtern gelb, in den Schatten schwarz gestrichelt sind, endlich die Ausführung des grasigen Grundes und manches Andere, was in einer Beschreibung sich nur schwer deutlich machen läfst. Nachdem dieser Gesichtspunkt aber festgestellt, wird das in Rede stehende Manuscript eines der wichtigsten Monumente jener sparsam vertretenen Schule.

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