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der

deutschen und ausländischen Literatur.

Erster Jahrgang.

Heft 14.

7. April 1843.

Akademische Schriften.

[1975] Nouveaux mémoires de l'académie royale des sciences et belles lettres de Bruxelles. Tome XV. Bruxelles, Hayez. 1842. gr. 4. (8 Fr.)

Wenige gelehrte Gesellschaften zeigen die Thätigkeit der Brüsseler Akademie. Ausser den vorliegenden nouveaux mémoires, welche mit dem Jahre 1820 begannen, gibt dieselbe jährlich auch noch einen Band gekrönter Memoiren, sowie seit 1832 einen Band ihres Bulletins heraus, und man muss die gegebenen Abhandlungen in der Mehrzahl als wichtig und interessant bezeichnen. Dass die einzelnen mémoires besonders paginirt sind, macht indess die Uebersicht des Ganzen und die Anführung der einzelnen Abhandlungen in den verschiedenen Bänden etwas unbequem. Der vorliegende vom Jahre 1842 enthält nach einem Verzeichnisse der ordentlichen, Ehren- und correspondirenden Mitglieder beider Classen (des sciences und des lettres) folgende Abhandlungen:

I. Sciences. „Mémoire sur les solutions singulières des équations différentielles, par M. Timmermans" (24 S. mit 1 lithogr.. Tafel). Der Vf. lässt Lagrange's Theorie der singulären Auflösungen der Differentialgleichungen, als einer seiner ingeniösesten Conceptionen, volle Gerechtigkeit widerfahren und räumt ein, dass sie an Einfachheit und Allgemeinheit von keinem andern Zweig der Analyse übertroffen werde. Er meint jedoch, dass sie auch die Inconvenienzen der meisten rein analytischen Theorien theile, indem zwar die durch die Analyse erhaltenen verschiedenen Kennzeichen des Vorhandenseins einer singulären Auflösung vollkommen richtig seien, man aber nicht sehe, wie sie mit der Zusammensetzung der Differentialgleichung in Verbindung stehe, da doch offenbar einzig und allein durch die Natur oder Form dieser letztern die Existenz einer solchen Auflösung bedingt sei. In Folge dieser, wie uns scheint, richtigen Bemerkung hält es der Vf. für angemessener, die Kennzeichen jener Auflösung in der Zusammensetzung der Differentialrechnung zu suchen und dann die analytischen Bedingungen als, die Consequenzen dieser Zusammensetzung zu betrachten. Er bedient sich hierbei auf sehr einfache Weise der Betrachtung der Curven, jedoch in grösster Allgemeinheit, und gelangt

1843. II.

=

in der ersten Hälfte der Abhandlung zu folgendem Ergebniss. Wenn f (x, y, p) 0 eine Differentialgleichung der ersten Ordnung, in der der Differentialquotient p in irgend einer Potenz vorkommt, so muss man, um die singulären Auflösungen dieser Gleichung zu erhalten, diese letztere für p auflösen; enthält p kein Wurzelzeichen, so gibt es auch keine singuläre Auflösung; im entgegengesetzten Falle aber setzt man die Function unter dem Wurzelzeichen oder einen Factor der Wurzelgrösse gleich Null; leistet nun diese Gleichung zwischen x und y (differentiirt) dem Werthe von p Genüge, so ist sie eine singuläre Auflösung oder ein particulares Integral, je nachdem die Function, aus der sie entstanden ist, unter oder ausser dem Wurzelzeichen in dem Werthe von p sich befand. Die andere Hälfte der Abhandlung untersucht den Zusammenhang der singulären Auflösungen mit den allgemeinen Integralen. Die Endergebnisse sind folgende zwei Theoreme: 1. Ist ein allgemeines Integral so beschaffen, dass, wenn man es in Beziehung auf die willkürliche Constante auflöst, der Ausdruck derselben ein oder mehrere Wurzelgrössen enthält, so wird die unter einem dieser Wurzelzeichen enthaltene Function gleich Null gesetzt, ein particulares Integral oder eine singuläre Auflösung geben, je nachdem der durch Unterdrückung der betreffenden Wurzelgrösse übrig bleibende Theil des Werths der Constante eine beständige oder veränderliche Grösse ist. 2. Löst man das allgemeine Integral einer Differentialgleichung für die willkürliche Constante auf, so ist jeder Factor einer Wurzelgrösse in diesem Ausdruck, der gleich Null gesetzt die Wurzelgrösse verschwinden macht und den Rest auf einen constanten Werth reducirt, ein parculäres Integral.

„Nouveau catalogue des principales apparitions d'étoiles filantes, par A. Quetelet" (60 S. mit 1 lithograph. Taf.). Das hier gegebene Verzeichniss reicht vom J. 1768 v. Chr. G. bis 1841, natürlich in den älteren und ältesten Zeiten mit nur wenigen vereinzelten Angaben. In einer resumirenden Uebersicht sind noch die merkwürdigsten Sternschnuppenerscheinungen, namentlich diejenigen, welche mit dem Fall von Meteorsteinen, Feuerkugeln, Nordlichtern und Erdbeben gleichzeitig eintrafen, zusammengestellt. Der verdienstvolle Vf. benutzte nicht nur sein eigenes früheres Verzeichniss vom J. 1839, sondern mehr oder weniger auch die von Chasles, Ed. Biot und Herrick in Newhaven. Von Erstgenanntem erhielt er noch überdiess ein Verzeichniss von Meteoren aus sehr alten Zeiten (vom J. 1857 v. Chr. an), das hier wörtlich abgedruckt ist. Die belehrende Einleitung gibt eine nähere Analyse des Katalogs, verbreitet sich über den Zusammenhang der Sternschnuppen mit den Nordlichtern und Erdbeben, der nur ein lockerer zu sein scheint, und über die Ursachen der Sternschnuppen nach der jetzt wahrscheinlichsten Ansicht.

,,Mémoire sur les terrains triasique et jurassique de la province de Luxembourg, par A. H. Dumont" (36 S.). Die Abhandlung

berücksichtigt nur das jetzt noch belgische Drittheil des alten Grossherzogthums. Der Vf. theilt das Gebiet in ein terrain triasique, wohin als unteres System der bunte Sandstein, als mittleres der Muschelkalk, als oberes der Keuper gerechnet wird, und in ein terrain jurassique, in welchem er das Lias-System (untere Stufe Marne de Jamoigne, mittlere sable et grès de Luxembourg, obere schiste et macigno d'Aubange) und das système Bathonien (oberste Stufe: marne de Grand-Cour; zweite; oolite ferrugineuse de Mont St. Martin, und oberste: calcaire de Longwy) unterscheidet und die dépots ferrugineux und dépots caillouteux de la Semoy anreiht. Diese Formationen werden in ihren Begränzungen und nach ihren mineralogischen und paläontologischen Kennzeichen gut geschildert. Das Triassystem erscheint nur als ein schmaler Streif am Saume der Ardennen und ist unvollkommner gekannt. Alles Uebrige wird vom Liassystem eingenommen.

„Recherches sur le mouvement et l'anatomie du labellum du Megaclinium falcatum par M. Ch. Morren" (22 S. mit 1 lithogr. u. color. Taf.). Der Vf. ist bemüht, die Ursache der bereits von Lindley wahrgenommenen freiwilligen Bewegung an der Lippe dieser, wie anderer Orchideen nach seiner Weise auf die anatomische Structur zurückzuführen. Eine die Pflanze selbst, wie die innere Structur erläuternde Tafel ist beigefügt.

Mémoires sur les fougères du Mexique et considérations sur la géographie botanique de cette contrée par MM. M. Martens et H. Galeotti" (99 S. mit 23 iithogr. Taff.). Der Letztere hat längere Zeit in Mexiko gesammelt und, wie es scheint, die Verbreitung der Arten in diesem für Pflanzengeographie so wichtigen Lande genau beobachtet. Es ist desshalb zu bedauern, dass die Bearbeitung mit so wenig Hülfsmitteln, sowie auf ziemlich flüchtige Weise vorgenommen worden ist und die pflanzengeographischen Ergebnisse demnach auf einer so unsicheren Basis ruhen. nicht unbeträchtliche Zahl der für neu gehaltenen Arten ist bereits beschrieben, oder ist als Varietät unterzuordnen. Cyathea pilosa gehört nicht einmal zu der Gruppe, sondern ist Polypodium rude. Doch findet sich auch eine Anzahl neuer und interessanter Arten. Die beigegebenen Tafeln lassen meist nur den Habitus erkennen.

Eine

,,Monographie de la famille des Lycopodiacées par A. Spring. prof. à l'univ. de Liège. 1. partie" (110 S.). Der im Bulletin der Akademie gegebene Prodromus wird hier weiter ausgeführt. Hr. S., welcher durch seine Bearbeitung der Familie für die Flora Brasiliae von Endlicher und Martius bekannt ist, arbeitet mit Gründlichkeit und Fleiss, so dass die Kenntniss dieser Pflanzen durch die vorliegende Arbeit bedeutend erweitert wird. Die hier aufgeführten Arten, 101 an der Zahl, gehören der Gattung Lycopodium im engeren Sinne an. Abbildungen sind nicht dazu gegeben.

„Observations des phénomènes périodiques" — (40, 16, 27, 22. und 86 S. mit 4 lithograph. Taf.). Unter diesem gemeinschaftlichen Titel sind hier drei Classen von Naturerscheinungen verei

nigt: 1. die Classe der regelmässigen die Meteorologie und Physik der Erde angehenden Beobachtungen; die der stündlichen meteorologischen Beobachtungen zur Zeit der Nachtgleichen und Sonnenwenden; 3. die Classe von Beobachtungen der periodischen Naturerscheinungen. In der ersten Classe finden sich ausser den gewöhnlichen auch die mittelst in verschiedenen Tiefen eingesenkten Thermometer seit 1834 täglich zu Brüssel angestellten Beobachtungen über die Variationen der Temperatur der Erde und seit 1840 die der Variationen der magnetischen Declination und Intensität. Die zweite Classe enthält meteorologische Beobachtungen von 36 europäischen Stationen und die magnetischen zu den bekannten monatlichen Terminen. Die 3. Classe endlich umfasst die Beobachtungen über die Zeit der Blüthe, der Blattentwickelung und des Blätterfalls der Pflanzen, das Reifen der Früchte u. s. w., so wie die der periodischen Erscheinungen im Einzelnen: 1. Uebersicht der über Meteorologie, Magnetismus, Temperatur der Erde, Blühen der Pflanzen u. s. w. im J. 1842 auf der Sternwarte zu Brüssel angestellten Beobachtungen; 2. für dasselbe Jahr meteorologische Beobachtungen, angestellt zu Löwen von Crahay und Pflanzenbeobachtungen ebendaselbst von Martens; 3. Beobachtungen für dasselbe Jahr, angestellt zu Gent, meteorologische von Duprez, pflanzliche von Van Donkelaer, zoologische vom Baron von Selys Longchamps; 4. Uebersicht der zu bestimmten Terminen angestellten meteorologischen und magnetischen Beobachtungen. Es sind diess theils barometrische, thermometrische, psychrometrische, Wind-, Wolken- und andere meteorologische Beobachtungen, an denen die Stationen Gröningen, Leeuwarden, Amsterdam, Utrecht, London, Greenwich, Gent, Alost, Brüssel, Löwen, Mastricht, Luxemburg, Lille, Paris, Bordeaux, Toulouse, Lyon, Lausanne, Genf, Alais, Marseille, Mailand, Parma, Bologna, Florenz, Neapel, Lemberg, Krakau, Warschau, Breslau, Prag und München mehr oder weniger vollständig Theil genommen haben, theils die Brüsseler magnetischen Terminbeobachtungen von 6 zu 6 Minuten in extenso. Endlich sind für die meteorologischen Terminbeobachtungen die Curven gezeichnet.

II. Lettres. Examen critique des anciens monuments, sur lesquels les historiens ont fondé le récit de la guerre de Grimberge, par J. J. de Smet" (27 S.). Die niederländischen Geschichtschreiber weichen in ihren Berichten über die kriegerischen Ereignisse, welche bald nach dem Tode des Herzogs Gottfried II. von Niederlothringen durch die Dynasten von Grimberg um das J. 1142 veranlasst wurden, sehr bedeutend unter einander ab. Butkens (,,Trophées sacrés et profanes de Brabant") und nach ihm Andere erklären sogar die durch die Grimbergs um jene Zeit erhobene Fehde für eine Fabel. Der Vf. zeigt dagegen nach sorgfältiger kritischer Prüfung der hier einschlagenden Quellen, namentlich der durch Willems neuerdings veröffentlichten Reimchronik des Jean de Clerk aus dem Anfange des 14. Jahrh., dass die Grimbergs allerdings nach Gott

frieds II. Ableben, wo dessen Erbe und Nachfolger, Gottfried III., noch nicht ein Jahr alt war, den mit dessen Vater und Grossvater oft schon mit ungleichem Erfolg geführten Kampf, jedoch diessmal mit einem für sie entschieden ungünstigen Ausgange erneuerten. Auch einige andere Puncte der Specialgeschichte werden hierbei noch erörtert und in besseres Licht gestellt. Den Band beschliesst desselben Vfs.,,Notice sur Guillaume d'Ypres ou de Loo et les compagnies franches du Brabant et de la Flandre au moyen àge" (30 S. mit 1 Stammtafel). Wilhelm von Ypern, des Burggrafen Philipp unehelicher Sohn, trat nach Balduins VII., Grafen von Flandern, Tode (1119) und nach dessen Regierungsnachfolgers, Carls des Dänen, Ermordung (1126) als Prätendent auf und veranlasste somit erfolglos wiederholt sehr blutige Kämpfe. Durch Kriegslust und Tollkühnheit thaten überhaupt um jene Zeit die Bewohner Flanderns und Brabants vor andern Völkern sich hervor, und der Vf. nimmt daher Gelegenheit, bei der Darstellung des bewegten Lebensganges Wilhelms über einige Verbindungen und Streifzüge zu berichten.

Classische Alterthumskunde.

[1976] Das altgriechische Theatergebäude. Nach sämmtlichen bekannten Ueberresten dargestellt auf neuen Tafeln von J. H. Strack, Baumeister, u. s. w. Potsdam, Riegel. 1843. 8 S. Text u. 9 Taf. gr. Fol. (n. 3 Thlr. 221⁄2 Ngr.)

Die Aufführung der Antigone des Sophokles in Potsdam hat die Veranlassung zu diesem Werke gegeben, in welchem Herr Baumeister Strack eine den bekannt gewordenen Ueberresten alter griechischer Theater und den Zeugnissen der Schriftsteller entnommene Darstellung des altgriechischen Theaters zu geben beabsichtigte. Diesen Zweck muss man im Ganzen für erreicht erklären, wenn man bedenkt, dass der Vf. als Baumeister es vornehmlich bloss mit dem Theatergebäude, wie auch der Titel ankündigt, zu thun hatte, die innere Einrichtung des Theaters aber, inwiefern dieselbe nicht zum Gebäude gehört, nicht eigentlich Sache des Baumeisters, sondern des Theatermeisters ist. Was die beiden Quellen anlangt, aus denen Herr Strack geschöpft hat, so ist die erstere, die Ueberbleibsel alter Theater, insofern ganz sicher, inwiefern das, was die Alten gebaut haben, noch wirklich vorhanden und daher eine ganz feststehende Basis ist; unsicher aber in der völligen Ausführung, da nicht nur kein Theatergebäude noch vollständig erhalten ist, sondern auch der gänzliche Ausbau nach Zeit, Umständen und Geschmack verschieden sein musste. Die Ergänzungen, die Herr Strack gibt, können daher nur als Beispiele angesehen werden, wie ungefähr ein altes Theater, nach den Regeln der Baukunst vollendet, beschaffen gewesen sei. Die zweite Quelle, die Zeugnisse der Schriftsteller, ist weit unsicherer, nicht nur, weil wir bei weitem nicht Nachrichten haben, die mit genug

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