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selten nöthig haben werden, bei den in dieser Hinsicht unendlich ärmeren Franzosen zu borgen. Auf eine eigentliche Beurtheilung kann sich Ref. nach dem Plane und Zwecke dieser Anzeigen nicht einlassen; nur wenige Bemerkungen über Einzelnes, das ihm aufgefallen, mögen dem Gesagten noch beigefügt werden. S. 3 wird folgende Erklärung des Begriffes Kraft gegeben: „Die Ursachen dieses Drucks (welcher die Atome der festen Körper zusammenhält und gleichsam zusammenpresst) oder vielmehr die gegenseitigen Einwirkungen der einzelnen Theilchen der Materie auf einander nennt man Kräfte". Gegen diese Definition der Kräfte wäre wohl Manches einzuwenden; im Folgenden wird sie indess dahin erläutert, dass die Kräfte dieser Art Molecularkräfte genannt werden, auch constitutive Kräfte der Körper genannt werden könnten, wornach also jene Erklärung eigentlich nur auf diese Kräfte ging. S. 57 wird bei Gelegenheit der Schwungkraft ein Apparat angeführt und abgebildet, sowie ein mit demselben anzustellender Versuch beschrieben, welcher die Abplattung der Erde erklären soll. Dabei ist jedoch nicht näher gezeigt, wie die letztere eine Wirkung der Schwungkraft sein könne, wie denn überhaupt in den meisten Lehrbüchern diese Erklärung ziemlich flüchtig behandelt wird. S. 61 wird von Körpern, die sich in jeder Lage im Gleichgewicht befinden, der Ausdruck: indifferentes Gleichgewicht gebraucht, der sonst nicht üblich ist; dagegen fehlt der Ausdruck: labiles Gleichgewicht zur Bezeichnung des nicht stabilen, der uns recht passend zu sein scheint. S. 203 ist die Temperatur des Blutes beim Menschen eine constante genannt, die einen fixen Punct abgebe, den man als Ausgangspunct bei der numerischen Bezeichnung der Temperatur nehmen könne, wenn nicht andere Erscheinungen noch besser dazu geeignet wären. Wiewohl aber die von Wahlenberg angegebene Bestimmung von 36°,87 oder nahe 37° C. für mittlere Breiten richtig ist und als ziemlich constant angenommen werden kann, so kann doch diese Temperatur unter dem dauernden Einflusse höherer Wärme um 1 bis 11⁄2 Grad steigen; ja bei den Negern erreicht sie 39 Grad und darüber. Douville hat sogar bei einem 15jährigen Neger 40°,3, bei einer gleich alten Negerin 40°,9 beobachtet. Bei Kranken kann in der heftigsten Fieberhitze eine Wärme von 41 bis 42 Grad eintreten. In keinem Falle wäre also die Blutwärme geeignet, einen festen Punct des Thermometers abzugeben..S. 205 wird die specifische Wärme eines Körpers erklärt als ,,die Zahl der Wärmeeinheiten, welche nöthig ist, um die Temperatur von 1 Kilogr. dieses Körpers um 1° zu erhöhen". So präcis diess ist, kann man doch nicht ganz damit einverstanden sein; es fehlt viel, dass die Physiker über eine so bestimmte Fassung dieses Begriffs übereingekommen wären. S. 208 wird gesagt, dass man beim Zuschmelzen der Thermometer auf zweierlei Weise verfahre und entweder über der Thermometersäule (soll heissen Quecksilbersäule) einen luftleeren Raum hervorbringen oder Luft in der Röhre lassen

könne. Hier vermisst man ein Urtheil, welches Verfahren den Vorzug verdiene. Bekanntlich bedient man sich meistens und zwar aus triftigen Gründen des ersteren und macht die Thermometer eben sowohl luftleer, als die Barometer. S. 209 wird für Bestimmung des Gefrierpunctes vorgeschrieben, das Thermometer in ein Gefäss mit fein zerstossenem Eise zu stecken; aber geeigneter, als dieses, ist wohl schmelzender Schnee, den man ohnehin viel leichter erhalten kann. Mit der Rechtschreibung des Buches haben wir uns nicht durchaus befreunden können, insofern sie nämlich Fremdwörter und Namen betrifft. So steht S. 7 Luppe st. Loupe; S. 216 steht Alhidate st. Alhidade; S. 247 (zweimal) Absorbtion st. Absorption; S. 296 (zweimal) Alcarazas st. Alcarazzas. Die meisten Fehler kommen bei den Namen vor: Toricelli st. Torricelli, Cavendisch st. Cavendish, Brancas (in der Geschichte der Dampfmaschine) st. Branca, Savary und Newkomen (ebendaselbst) st. Savery und Newcomen u. s. w. Die S. 93 genannte schottische Bergkette heisst nicht Shehallinen, sondern Shehallien. Deutsche Schriftsteller sollten sich hüten, sich die sprüchwörtliche Ungenauigkeit der französischen in diesen Dingen zu Schulden kommen zu lassen. Unter die Kategorie der Druckfehler aber fällt wohl keiner dieser Fehler, da fast jeder dieser Namen wiederholt vorkommt, auch das Buch im Ganzen recht correct gedruckt ist, wenn auch nicht in dem Grade, als man wegen der übrigens sehr splendiden Ausstattung wünschen könnte; freilich scheint die englische Correctheit für Deutsche unerreichbar. Druck und Papier könnten nicht schöner sein; auch die zahlreichen, in den Text eingedruckten Holzschnitte lassen nichts zu wünschen übrig und gereichen dem Werke zur Zierde, so dass der Preis sehr billig genannt werden muss. Ausgezeichnet schön ist unter anderen die doppelt (S. 318 u. 320) abgedruckte Abbildung einer Locomotive, die fast für in Kupfer gestochen gelten kann. Dass auch anderwärts Figuren wiederholt sind, um das Hin- und Herblättern zu ersparen, ist zweckmässig.

Länder- und Völkerkunde.

[2725] Erinnerungen an Italien, besonders an Rom. Aus dem Reisetagebuche des Dr. A. J. Kahlert. Breslau, Aderholz. 1843. XXII u. 415 S, gr. 8. (n. 1 Thlr. 20 Ngr.)

Die eigenthümliche Färbung dieses so ungemein zahlreichen Vorgängern sich wieder anschliessenden Reiseberichts aus und über Italien besteht nach der ausdrücklichen Erklärung seines Vfs. darin, dass er, vom katholischen Standpuncte aufgefasst, von Urtheilen, welche das katholische Gefühl der Leser beleidigen können, gänzlich rein gehalten ist. Indem also der Vf. für sein Buch den negativen Vorzug in Anspruch nimmt, dass es von gehässigen Beurtheilungen der in Italien herrschenden Kirche, zu der er sich 1843. II.

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selbst von Geburt und aus wissenschaftlich begründeter Ueberzeugung bekenne, frei sei, hofft er zugleich, dass die unverhohlen ausgesprochene Freude über die im Mittelpuncte der kathol. Christenheit am grossartigsten hervortretenden Erscheinungen der kath. Kirche manches kirchlich gesinnte Gemüth wohlthätig anzusprechen im Stande sein dürfte." Wenn man nun dieser Intention ihre Berechtigung unverkümmert lassen mag, die schon als solche für Andersgläubige in den richtigen Beurtheilungspunct zu stehen kommt, so ist sie doch hier gerechterweise durch die Bemerkung zu beschränken, dass in diesen Erinnerungen“ nicht bloss von kirchlichen Dingen die Rede sei, sondern mehr oder weniger von allen denjenigen, welche in dem so ausserordentlich bevorzugten, historisch überreichen und künstlerisch, wie kein anderes, ausgeschmückten Lande in den Gesichtskreis des Vfs. traten, so dass seine Mittheilungen an die von Anderen früher gegebenen bestä→ tigend, berichtigend oder ergänzend sich anschliessen, aber auch gar manches Neue bringen und zugleich in der ihnen gegebenen Form anziehend sind. Der Vf. reisete im Aug. 1839 von seiner Heimath, Leobschütz in Oberschlesien, über Troppau, Olmütz, Brünn, Wien, Grätz, Laibach und Triest zunächst nach Venedig. Bei Markt Adelsberg besuchte er die prächtige Stalaktitenhöhle, die sich in ihren Verzweigungen mehr als 7 Stunden unter der Erde fortzicht. Einer ihrer schönsten Puncte ist der Ballsaal, in wörtlich zu nehmender Benennung, indem am Pfingstmontage jährlich nicht nur die ländliche Bevölkerung der Umgegend, sondern auch zahlreiche Gäste aus Triest einen unterirdischen Ball hier zu halten pflegen. Die riesigen, das Meer von den Lagunen bei Venedig scheidenden Dämme (murazzi), treppenartig angelegt, 52 Fuss breit und über 2 deutsche Meilen lang,,,ein überraschendes Bild von der Kraft des Freistaates Venedig, dem weder England noch Amerika etwas an die Seite zu stellen hat", tragen die stolze Inschrift:,,Ausu Romano, Aere Veneto." Der an mannichfaltigen, besonders topographischen und statistischen Notizen reiche Abschnitt über Venedig (S. 14-33) ist wie dergl. ähnliche über andere Hauptstädte Italiens zur Berichtigung und Vervollständigung vieler Angaben in den geographischen Lehr- und Handbüchern zu empfehlen. Mitgetheilt sei hier nur, dass zur Hebung des Handels in Venedig neuerlichst vornehmlich zwei grosse Werke in Angriff genommen worden sind, der Bau einer Eisenbahn bis Mailand und der einer dreifachen für Dampfwagen, eine Wasserleitung und Gasbeleuchtung eingerichteten Brücke vom Festlande (Mestre) aus bis auf den Marcusplatz. Sie wird, auf die Länge von 4 geogr. Meilen berechnet, ein würdiges Seitenstück zu den Murazzi; schon sind die Arbeiten in der Mitte begonnen, wo ein Platz gebildet werden soll, der sie in zwei gleiche Hälften theilt. Die Weiterreise ging über Padua, Ferrara, Bologna u. s. w. nach Floreuz. Je weiter man nach Süden vordringt, desto seltner werden die Dörfer; im Kön. Neapel kommen bloss 2 Dörfer auf

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eine Stadt; in Sicilien gibt es bloss 110 Dörfer, aber 352 Städte und 450 Flecken. Wo der Vf. die Sitte erwähnt, bei längeren Touren das Ganze des Reiseaufwandes Fuhre, Kost, Nachtquartier u. s. w. an Vetturinen zu verdingen und die Verpflegung rühmt, sagt er auch bei den hierhergehörenden Eigenheiten: „Nirgends in Italien bäckt man solche Folianten von Brod wie bei uns, sondern wie im Orient wird täglich gebacken, aus Mais oder Weizen, aber ohne Sauerteig, so wie ohne Hefen, daher schwer verdaulich, pane francese, d. h. Semmel." Die Baudenkmale, die Kunst- und Literaturschätze Florenz's werden S. 54-79 ausführlich besprochen. Ueber Pisa, dessen campo santo wohl der merkwürdigste Kirchhof der Welt ist, da die Pisaner auf 12 Schiffen Erde aus Palästina holen liessen und sie hier zur Ruhestätte für ihre um die Republik verdienten Männer bestimmten, reiste der Vf. von Livorno aus mit dem Dampfschiffe nach Neapel. Unter den zahlreichen von dem Vf. näher beschriebenen Baudenkmä→ lern sei hier des Armenhauses (Albergo di Poveri, Reclusorio) gedacht, von Carl III. errichtet; mit seiner Länge von 1227 und einer Höhe von 117 Fuss und seinen 71 Fenstern in einer Reihe ist es eins der grossartigsten Versorgungshäuser, die es wohl geben mag. Die Neapolitaner sagten von dem Erbauer desselben: ,,er machte die Bettler zu Königen, den König zum Bettler." →→→ Ueber das Leben und Treiben der Lazzaroni wird aus eigenen und fremden Erfahrungen viel Unterhaltendes mitgetheilt. Die Neapolis otiosa der Alten klingt aus der Antwort eines Lazzarone auf den Vorwurf: warum er nicht arbeite? hervor:,,ich bin nicht geboren, um mich abzuplagen; ich bin kein Pferd, sondern ein Christ und will leben“. Auf den Besuch des Museo Borbonico (S. 112-118) ist vorzugsweise aufmerksam zu machen.

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Die Wanderungen auf den Vesuv und nach Pompeji sind anziehend geschildert, theilweise neue Ausbeute gebend. Ueber Aversa, Molo di Gaëta, Fondi u. s. w. geht die Reise fernerweit nach Rom. Das abschreckende Bild, das sich der Vf. von den berüchtigten pontinischen Sümpfen entworfen hatte, fand er durch die Wirklichkeit bis zur Unkenntlichkeit entstellt d. h. in ein freundliches umgewandelt. Es führt. jetzt eine schnurgerade Strasse durch sie, so dass man schon beim Beginn derselben durch die vier Reihen Akazien, Kastanien und andere in üppigster Fülle strotzende Bäume hindurch bis an das Ende derselben sieht; rechts und links sind eingezäunte, von Büffelheerden, Ebern u. s. w. besuchte Wiesen; berittene Hirten sprengen darin umher; nirgends erblickt man ein Wohnhaus, bloss oben auf den Vorsprüngen des Sabinergebirges ragen einzelne Städtchen, die wie Schwalbennester an die Berge angeklebt sind, hervor". In Rom sind es vornehmlich die Kirchen, deren oft sehr ins Specielle gehende Beschreibung der Vf. sich angelegen sein lässt, vor allen die der Peterskirche (S. 166-183) die, nach des Vis. detaillirter Angabe einen Kostenaufwand von etwa 75 Mill. Thalern verursacht hat; doch

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geschicht allerwärts auch den an das Alterthum erinnernden Monumenten, so wie den Prachtbauten der Neuzeit ihr vollständiges Recht nicht minder, als den in ihnen aufgestapelten Kunstschätzen aller Art. Auch Denjenigen, die sich durch Vergleichung mehrerer Beschreibungen bereits eine genauere Kenntniss aller dieser verschiedenartigen Gegenstände erworben haben, darf man doch in den Schilderungen und Angaben des Vfs. eine nicht unergiebige Nachlese versprechen. Ausser der Peterskirche werden ausführlich beschrieben: die Kirche des h. Karl,,gerade so gross, als einer der vier Pfeiler, welche die Peterskuppel tragen", obgleich sie 5 Altäre hat; die der Maria del Angeli, die Basilika di S. Giovanni in Laterano, die eigentliche Pfarrkirche des Papstes, mit der Inschrift am Haupteingange: ,,Omnium ecclesiarum urbis et orbis mater et caput"; die Dreifaltigkeitskirche, die der Maria del populo, di monte santo und de' miracoli u. u. m. Ueber die Paulskirche (Basilica di S. Paolo fuori la mura), die am 17. Juli 1823 abbrannte, und an deren Wiederaufbau bereits seit länger als 10 Jahren gearbeitet wird, ist der Vf. sehr ausführlich. Man findet ihn im Wesentlichen ganz übereinstimmend mit A. Milde, in der kleinen Schrift: Die St. Pauluskirche in Rom." (Bresl. 1843. 8.). Als eine Lesefrucht aus den Specialitäten über den Besuch der Vaticana, deren Vorsteher, Laureani, dem Vf. ihre werthvollsten Kleinodien vorlegte, sei hier angeführt, dass Ang. Mai den griechischen Urtext des N. T. nach dem berühmten Codex No. 1209, nach 10 jähriger Beschäftigung mit ihm, drücken lässt, dem er die aus andern orientalischen und occidentalischen Manuscripten genommenen Lesarten untersetzen wird. Der ursprüngliche, sogar schon begonnene Plan, ein Facsimile der ganzen Handschrift drucken zu lassen, ist der grossen Kosten wegen aufgegeben worden. Von Civitavecchia aus trat der Vf. seine Rückreise auf dem Dampfschiffe über Livorno wieder an. Hier besuchte er die prächtige Synagoge, welche sich die Juden erbaut haben, deren mehr als 20,000 hier wohnen, die sich aber im Acussern von dem christlichen Bewohnern fast gar nicht unterscheiden. In Genua erinnert auf der piazza dell' acqua verde, welche einen freien Blick nach dem Meere gestattet, eine Inschrift:,,Cristoforo Colombo scopre l'America 1492" an den grössten Genuesen. Eigentlich aber ist C. aus dem Oertchen Cogoleto in der Nähe Genua's gebürtig; das väterliche Haus desselben ist eine noch erhaltene Hütte am Meere. Der Vf. erinnert auch an den schönen Vers Gugliaffi's auf ihn:,,Unus erat mundus. „Duo sint!" ait iste. Fuere". In Mailand ist es besonders der Dom, der die Feder des Vfs. in Bewegung setzt. Der Baumeister desselben war ein Deutscher, Heinrich Arler von Gmünd, von den Italienern da Gamondia genannt. Die Aussicht von dem Dache des Domes ist herrlich; „,515 Stufen führen auf dasselbe empor; es ist so gepflastert, wie der Fussboden der Kirche, nirgend ein Ziegel, alles mit gothischen Marmorbalustraden umgeben und

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