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S. 283-460) enthalten eine Beschreibung des Treffens am Schellenberg, am 2. Juli 1704; zwei politische Pamphlets aus den ersten Zeiten des 30 jährigen Krieges; die Fortsetzung der Beiträge zur Geschichte des deutschen Municipalwesens, in welchen besonders die Schreiben Kaiser Friedrichs und seines Sohnes Maximilian an die von Matthias Corvinus belagerten Neustädter von 1485 hervortreten; ferner: Beiträge zum Leben des Altgrafen Hugo von Salm-Reifferscheid hauptsächlich seinen Antheil an der Gründung des mährisch-schlesischen Franzens-Museum betreffend —; mehrere Gedichte und zuletzt eine Fortsetzung des Directoriums der vorzüglichsten durch den Vf. entdeckten und herausgegebenen, Urkunden und Quellen. Aus dem Gesagten lässt sich leicht abnehmen, welche reiche Fülle interessanten Stoffes Hr. v. H. auch in diesem Bande zusammengefasst hat. Obwohl wir diessmal, vielleicht verwöhnt durch frühere Gaben in der grossen Mannichfaltigkeit der Gestalten etwas besonders hervorstechendes ungern vermissen; so sprechen wir doch schlüsslich den innigen Wunsch aus, es möge dem Herausgeber vergönnt sein, noch eine Reihe von Jahrgängen folgen zu lassen. Die äussere Ausstattung ist gut, nur sollte auf die Correctur mehr Fleiss und Aufmerksamkeit verwendet sein.

[2728] Vie de Marie Thérèse de France fille de Louis XVI. par M. Alfred Nettement. Paris, De Signy et Dubey. 1843. XVI u. 528 S. gr. 8. (7 Fr. 50 c.)

Ob auch wohl von Jahr zu Jahr schwächer, ist doch die Hoffnung der Anhänger der ältern Linie des Hauses Bourbon noch nicht so abgestorben, dass nicht daran gedacht werden sollte, ihr Andenken lebendig zu erhalten, sie, wo nicht der ganzen, doch einem Theile der französischen Nation als das künftige Heil Frankreichs anzuempfehlen. Diesen politischen Zweck hat, wie wir durch die Introduction erfahren, offenbar auch das vorlieg. Werk, obwohl es sonst in einem mystischen Tone geschrieben ist. Der Vf. beginnt mit der Erklärung, dass er es für seine Aufgabe halte, die Vorurtheile zu zerstören, welche in Frankreich gegen die jetzigen Glieder der ältern Linie Bourbon wohl Statt fänden. Um zu beweisen, dass sie von den Tugenden der grossen Ahnen, von der Tugend überhaupt sich nicht entfernt, habe er bereits die Memoiren der Herzogin von Berry geschrieben. Ein höheres Interesse gebiete aber, die Franzosen an Maria Theresia zu mahnen; denn sie stehe ja dem Herzog von Bordeaux so nahe, und ihre Gedanken seien die seinigen: II importe done de connaitre Marie Thérèse tout entière à la France, non plus seulement par ses malheurs qui sont devenus une des grandeurs de notre pays, mais aussi par tous ses sentimens et par toutes ses pensées. Il faut qu'on sache, quelles impressions le dernier rejeton de la race de Louis XIV a pu recevoir, dans l'exil, de la fille de Louis XVI, à l'égard de son siècle et de son pays" (S. X). Weiter spricht sich die Schrift über ihre Tendenz nicht aus, und diese selbst ist

keineswegs so stark und so bestimmt darin ausgeprägt, als man es diesem Anfange gemäss wohl erwarten sollte. Der Vf. redet von der Gegenwart gar nicht, von den Orleans so wenig als möglich. Nur das in der Revolution erduldete Märtyrerthum, die hehren Tugenden einiger ihrer Glieder, die unschuldig wit edler Standhaftigkeit getragenen Leiden, und die dabei zu Frankreich gebliebene Liebe, diese sollen die ältere Linie Bourbon den Franzosen empfehlen. Der Vf. redet durchaus nicht mit bestimmten Worten von einer Restauration, wie es scheint, erwartet er sie aber und will sie den Franzosen als eine Nothwendigkeit ihrer Zukunft hinstellen, dafern es noch eine göttliche Gerechtigkeit gebe. Es ist doch wohl als eine halbe Verzweiflung der UltraLegitimisten anzusehen, dass sie nun diesen Weg anfangen zu betreten. Früher versuchten sie es mit anderen, durchaus irdischen Mitteln; es ist damit nicht gegangen, und nun ergreifen sie dieses als das letzte Mittel. Für die kühle Betrachtung hat die Schrift nun den Werth, dass sie nur zum Theil aus bereits gedruckten Documenten, zum Theil auch aus handschriftlichen und mündlichen Nachrichten von Freunden und Vertrauten der älteren Linie Bourbon entstanden ist. Der Vf. bemerkt jedesmal genau, wo der letzte Fall eintritt. Zuerst wird nun der ältere Zweig des Hauses Bourbon vor der Revolution besonders in seinen Privatverhältnis sen und seinem Privatleben geschildert. Stil und Ton sind dabei blumenreich, phantastisch, mystisch. Diese Bourbons sind lauter Engel, in ihnen lauter Heiligkeit und Gerechtigkeit in diese böse Welt hineingesetzt. Es war eine Bestimmung des Schicksals, dass das legitime Königthum auch seinen Märtyrer, ja seinen Heiland empfangen musste; Louis XVI. war dazu auserlesen, das war seine irdische Mission und der eigentliche Grund der Revolution: „Louis XVI ne sauva pas son époque de la révolution, parce qu'il entrait dans les desseins de Dieu que cette epoque fut châtiée. Il fût ce qui'l devait être pour sa mission, qui semble avoir été de parvenir à une haute perfection personnelle et de couronner la royauté, dont il était le Christ, de l'auréole de ses vertus, à cette heure suprême où elle devait disparaitre dans le sang" (S. 54). Dieser so ganz unpassende Ausdruck, diese unwürdige. und verwerfliche Vergleichung,,der Jesus Christus des Königthums“ kehrt in dem Buche sehr oft wieder; Louis XVI. wird als Märtyrer der Legitimität fast auf gleiche Linie mit dem göttlichen Welterlöser gestellt. Auf welche Abwege kann doch der Menschengeist gerathen, wenn er die Bahn der Klarheit einmal verlassen, und sich auf den dunkeln Pfad einer mystischen Richtung verloren hat. Dass Louis XVI. ein guter, obwohl den Verhältnissen, in welchen er stand, durchaus nicht gewachsener Mann, dass Elisabeth eine durchaus edle Fürstin, der Dauphin und Madame beim Ausbruch der Revolution gute, schuldlose Kindlein waren, die bedauernswerthe Opfer derselben geworden, wussten wir längst; nach dieser Schrift sollen sie Engel und Heilige ge

wesen sein; das waren sie aber nicht, so wenig als sonst Jemand. Es widert an, in diesem Buche die immer wiederkehrenden Vergleichungen zwischen der Leidensgeschichte des Herrn und den Schicksalen der königlichen Familie nach dem Ausbruche der Revolution, im Tempel, unter den Schreckensscenen des Septembers, unter den raffinirten Martern zu lesen, welche die Buben der Revolution, die Cannibalen des Demokratismus über die gefallenen Grossen ergehen lassen, obwohl das Factische durch die Mittheilungen aus dem Jourual der Madame Royale einige interessevolle Beiträge empfängt. Was der Vf. aus diesem angeführt hat, ist in dem 1. Abschnitte der Schrift am bedeutendsten. Es ist entsetzlich zu lesen, wie der königliche Knabe, den die Royalisten nach der Hinrichtung Louis XVI., Louis XVII. nannten, behandelt wurde. Nicht genug, dass sie ihn mit Schlägen misshandelten, dass sie ihn zwangen die Carmagnole zu singen, sie nöthigten ihn, unzüchtige Lieder zu singen, Blasphemien auszustossen, seine Eltern zu lästern, und von solchen Dingen laut zu singen, damit die Königin, Elisabeth und Madame Royale drüben im Tempel es hören konnten. Wer noch nicht von Ekel vor der französischen Revolution erfüllt wäre, könnte ihn leicht durch diese Berichte und Erzählungen gewinnen. Das Journal der Madame Royale endet mit dem Tode Elisabeths; die Unglückliche redet von sich selbst nicht mehr, nur für Anderer Unglück hat sie Worte und Thränen gehabt. Dem Vf. ist aber mit dem Ende des Journals auch seine beste Quelle entrissen. Indessen behält das Buch durch Mittheilung verschiedener Berichte, die dem Vf. aus den nächsten Umgebungen der Exilirten zugeflossen zu sein scheinen, fortwährend ein nicht geringes Interesse, wenn auch das stete Bestreben, diese und selbst einen Theil der Emigranten zu Heiligen umzustempeln, nur anwidern kann. So erfahren wir, dass, während des 4jährigen Aufenthalts der Madame Royale zu Wien ein Plan des österreichischen Cabinets, sie mit dem Erzherzog Karl zu vermählen, bestand, dass am 19. Juli 1796 zu Dillingen ein Mordversuch gegen Louis XVIII, von dem Ref. sich nicht entsinnen kann, sonst wo etwas gelesen zu haben, gemacht ward. Im J. 1799 begab sich Madame Royale zu Louis XVIII. nach Mitau, wo ihre, schon früher bestimmte Vermählung mit Angoulême gefeiert ward. Das russische Gebiet wurde ungastlich, und man musste nach Warschau unter preussischen Schutz ziehen. Wir erfahren, dass preussischer Seits die Anforderung an die Bourbons, zu Gunsten Bonapartes abzudanken, sehr ernstlich gestellt worden, dass ein Vergiftungsversuch gegen die Bourbons gemacht worden, dessen nähere Untersuchung, weil dadurch das damalige französische Gouvernement compromittirt werden konnte, von Preussen verweigert ward. Madame Royale begleitete Louis XVIII. nach England. Neue Mittheilungen über den so einfachen Hof des exilirten Königs, über seine in Frankreich fortdauernden Verbindungen gibt das vorlieg. Werk nicht, eben so wenig andere irgend nur bedeutende Aufschlüsse. Auch ist das Bestreben des

Vfs. durchaus nicht darauf gerichtet, solche zu geben. Sein Hauptzweck ist, seine Fürstin als eine auf der verdorbenen Welt herunwandelnde Heilige darzustellen. Selbst bei der Darstellung der Geschichte der Restauration erscheinen solche neue Aufschlüsse nicht; der Vf. verliert sich je länger je mehr auf der einmal betretenen Bahn des Mysticismus. Die Herzogin von Angoulème ist eine Heilige, die jedoch voll von Gesinnungen für Frankreich ist, diess das Einzige, was der Vf. zu beweisen sucht. Nur darin hat die Angoulème und dieses Buch noch einigen Antheil an der armen irdischen Welt, dass französische Nationalgefühle in ihr und in dem Buche erscheinen. Die grossen politischen Verhältnisse der Restauration werden nur von ferne angedeutet. Wenn Louis XVIII. Gründe zu haben glaubte, sich von Artois und der Angoulème zu entfernen, so war nur der böse Decazes daran Schuld, Decazes, in welchem der Vf. eine Art von Fürsten der Finsterniss erblickt. Ueber die Julirevolution geht er ganz kurz hinweg; eben so werden die wenigen Ereignisse, in welchen seit dieser Zeit die ältere Linie Bourbon noch bedeutsam erscheint, nur flüchtig berührt. Die Ultra-Legitimität hat die Erde verlassen, um sich in den Himmel zu flüchten, jedoch mit dem Vorbehalt, von dort aus zu schauen, ob auf dieser armen Erdenwelt noch etwas zu hoffen sei. Ehrenwerth ist es indess, dass der Vf. zwar die Revolution so beurtheilt, wie auch andere, die aus den Bourbons Heilige zu machen durchaus nicht geneigt, sie beurtheilen mögen, gegen das Haus Orleans aber in gemeine und niedrige Schmähungen sich nicht verliert, dasselbe lieber ignorirt. Nur einmal wird ein Brief Louis Philipps, der in das Jahr 1815 gehört, angeführt, aus jener Zeit, wo davon die Rede war, ihn zum König zu wählen, in welchem er recht feierlich gegen die Rechtmässigkeit einer Volkswahl, recht eifrig für das legitime Princip sich ausspricht.

Ausländische Literatur.

[2729] Valda Smärre Skrifter af E. G. Geljer. Första Delen. (Ausgewählte kleinere Schriften von u, s. w. 1. Thl.) Stockholm, Hjerta. 1842. gr. 8. (2 Rdr. 32 Sk. Bco.)

Unter diesem Titel wird dem Leser die erste Hälfte der kleineren philosophischen Arbeiten eines Schriftstellers geboten, der das Glück gehabt hat, sowohl durch die Vielseitigkeit seines Geistes und seiner wissenschaftlichen Leistungen überhaupt als durch die Art seiner Darstellung in den engern Kreis der Gelehrten, wie in das grössere Lesepublicum zu dringen. Diese Sammlung meist aus Jugendarbeiten des Vfs. bestehend soll nach dessen eigner Erklärung das allgemeine Urtheil bei der Reflexion über den Gang seiner Bildung leiten, der aus der Vergleichung seiner → eben desshalb unverändert gelassenen ältern Arbeiten mit den einer spätern Periode angehörigen leicht zu erkennen ist. Man

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ersieht daraus allerdings, dass sich G.'s frühere Ansichten über die [1843. wichtigsten Fragen des Lebens und der Wissenschaft allmälig sehr verändert haben. Während er z. B. früher in Bezug auf Religion der Meinung war,,,dass es vermessener Hochmuth sei, mit sterblichen Augen in die tiefen Geheimnisse der Religion eindringen zu wollen", huldigt er jetzt der Ueberzeugung,,, dass die Forschung wohin sie auch dringe und worauf sie auch gerichtet sei an und für sich nie in frevelnden Uebermuth ausarten könne, weil der Gedanke albern sei, dass das göttliche Wesen, gleichsam aus Versehen, dem Menschen eine Kraft verliehen habe, durch deren Ausbildung derselbe das göttliche Wesen auf Geheimnissen, die verborgen bleiben sollen, gleichsam ertappen könnte". In der Speculation will er jetzt eine festere Unterlage, als die Schelling'sche, auf die er sich früher mehr oder weniger stützte; er fürchtet die abenteuerlichen Spiele einer sich selbst überlassenen Phantasie, will das Reelle neben dem Ideellen, beruft sich auf das Factische und räumt der Erfahrung ihre Rechte ein. Doch ist er darin sich gleich geblieben, dass er noch immer theilweise auf dem mystischen Grund und Boden einer genialen Phantasie fusst. Das Bedürfniss nach etwas Höherem und Inhaltsreicherem trennt ihn von Hegel; er fühlt sich durch dessen Speculation durchaus nicht befriedigt, wählt ein neues Princip, geht eine neue Bahn und gewinnt ein ihn befriedigendes Resultat, dessen Gang und Ausgangspunct er jedoch nicht genau genug bezeichnet. Hinsichtlich der Volksaufklärung äusserte er früher Missvergnügen mit der Art und Weise, in welcher dieselbe damals betrachtet und betrieben wurde, und fürchtete sie, sobald sie mehr, als die ersten einfachen Religionsbegriffe umfasste; jetzt ist er von dieser Ansicht zurückgekommen und will Aufklärung des Volks, aber nicht eine schriftlich mitgetheilte, sondern eine mündlich-traditionelle. In Geist, Ton, Offenheit, Muth und Kraft, Styl und Darstellung ist er sich gleich geblieben und eben so wahr und schön sind seine Gedanken über die Liebe.

war

[2730] Bref och Dagboks-anteckningar af A. Törneros. Utgifna efter hans dōd. II. Upsala, Leffler och Sebell, 1842. 246 S. gr. 8. (1 Rdr. 36 Sk. Bco,) Dieser zweite Theil beginnt mit ,,Erinnerungen an Törneros" von einem Manne, der durch Geist und Studium dem Verstorbenen befreundet und demnach zu dieser Arbeit ganz besonders geeignet von dem Professor Atterbom. Er stellt darin ein schö→ nes lebhaftes Bild von dem Verewigten auf, dem man jedoch hier und da ansicht, dass er das Original durch das Vergrösserungsglas zärtlicher Freundschaft und mit den Augen seines eignen dichterischen Geistes betrachtet hat. Auch der gewissenhafteste Dichter kann Etwas, das ausser ihm liegt, nicht wohl anders, als in einem verklärten, der Wirklichkeit fremden Lichte darstellen. Von diesem Gesichtspuncte aus muss man z. B. die etwas gewagte Vergleichung T.'s mit Jean Paul betrachten. Als eine Art von

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