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Seite. Ein mittelmässiger Exeget, ein unzulänglicher, allegorisirender und wenig selbstständiger Dogmatiker auch nach den Anforderungen seiner Zeit, als welcher er billig beurtheilt werden muss, liegen seine Verdienste und Palmen vielmehr auf einer ganz anderen Seite, auf der des disciplinarischen, praktischen Christenthums. Er war ein censor morum im kräftigsten, edelsten Sinne. S. 159 findet man die echt französische Bemerkung, dass Augustin, wäre er 14 Jahrhunderte später geboren, ein Unterthan Frankreichs geworden sein würde, da er in Numidien zur Welt kam, was jetzt einen Theil der französ. Besitzungen in Afrika ausmacht. Ueher Abälard (S. 264 ff.) wird hart geurtheilt; über Thomas von Aquino (S. 304 ff.) mit den ausschweifendsten Lobsprüchen geredet, so dass seine Summa als das unübertreffbarste Muster für alle Zeiten und Denker dargestellt ist. - Mit Uebergehung vieles Anderen, was, der Vf. zur Sprache bringt, und worüber Viele unter uns anders denken werden, berühren wir nur noch kurz, was über deutsche Philosophie (S. 433 ff.) gesagt ist, da diess neben Anderem den Geist dieses Werkes treffend bezeichnet. Leibnitz, Wolf, Kant, Fichte, Schelling, Hegel werden den französ. Encyclopädisten und auch Voltaire unbedingt vorgezogen. Dessenungeachtet steht als Schlussbehauptung da, dass die Anstrengungen der deutschen Denker nur in so weit Früchte gebracht hätten, als sie dem Katholicismus näher geführt hätten. Die Charakteristik der Einzelnen ist sehr oberflächlich und ungenügend. Man sieht auch hieraus, wie leicht man in Frankreich auskommt, wenn man nur etwas sagt, was Schein und Flitter hat. Das Endresultat ist: der Katholicismus sei diejenige Lehre, welche unter allen die grossartigste, edelste Ueberlieferung besitze, und diese Ueberlegenheit lasse sich aus natürlichen Mitteln nicht erklären. Noch weitere Haranguen und Declamationen werden beigefügt, aus denen insgesammt hervorgeht, dass auch der Vf. den in Frankreich so verbreiteten groben Irrthum theilt, den Katholicismus mit dem bibl. Christenthume zu verwechseln, was sich einzig erklärt aus der Vernachlässigung tieferer biblisch-exegetischer und historischer Studien, wie sie im wünschenswerthesten Umfange nur die deutschen Theologen gemacht haben. Das Werk bleibt daher eine vielleicht wohlgemeinte Unternehmung, die grossen Beifall dort geerndtet haben mag, unter uns aber wenig Anhänger finden wird, da wir über diesen Standpunct längst hinaus sind und solidere Nahrung verlangen. Länger uns mit diesen Gegenständen zu beschäftigen, erschien darum als Pflicht, da hier ein grosses europäisches Land durch Sophismen, äusserliche Beweisführungen, Uebertreibungen, und selbst geschichtliche Falschheiten irre geleitet und bestimmt werden soll, das für absolut wahr zu nehmen und festzuhalten, was höchstens in der Vorhalle der Wahrheit liegt, und selbst der Läuterung bedarf. Fleck. [2905] Versuch einer Theorie und geschichtlichen Uebersicht des Kirchenliedes, nebst einer vergleichenden Kritik des Breslauer und Jauerschen Ge

sangbuches von Dr. Gli. Wenz. Weis, Cand. des Pr.-Amtes. Breslau, Grass, Barth u. Co. 1842. 320 S. gr. 8. (n. 1 Thlr.)

Der lebhafte Streit, welcher neuerlichst auch in Schlesien über die Gesangbuchsangelegenheit in den dortigen Provinzialblättern durchgefochten ward und sich vorzugsweise an die beiden in Schlesien am weitesten verbreiteten Gesangbücher, das Breslauische und Jauersche, anlehnte, hat dem Vf. dieser Schrift zu ihrer Ausarbeitung und Zusammenstellung die nächste Veranlassung gegeben. Die ihr zugedachte speciellere Bestimmung und Wirksamkeit schliesst aber ihre allgemeine Anwendbarkeit in den Kreisen der Bearbeiter und Freunde der Hymnologie nicht aus, da sie von dem Allgemeinen zum Besonderen den Weg sich bahnt. Denn nach einer kurzen, den Plan des Ganzen skizzirenden Einleitung (S. 1—8) stellt der Vf. in der 1. Hauptabth. (S. 9-S2) eine Theorie des Kirchenliedes auf. Auch hier wird auf dem natürlichen Wege vom Allgemeinen zum Besonderen zunächst der Inhalt des Kirchenliedes betrachtet; die Beschaffenheit der hieher einschlagenden religiösen Motive und durch sie geweckten Gefühle, der Kreis der Ideen und Begriffe, in welchem sie sich zu bewegen haben, wird abgegrenzt, die Form des Liedes, für welche Biblicität, Einfachheit und Würde als wesentliche Eigenschaften in Anspruch genommen werden, dann erörtert und mit Bemerkungen über den Wechselgesang und die Eigenschaften eines guten Gesangbuches dieser Abschnitt beschlossen. - Der Vf. bekundet einen sichern Takt und ziemliche Vertrautheit mit dem von ihm besprochenen Gegenstande, lässt aber doch im Speciellen noch Vieles vermissen. Denn noch immer sind wir in Bezug auf die Grenzlinien zwischen Psalmen, Hymnen, Oden, Gesängen und Liedern nicht ganz im Klaren; hier hätte der Vf. genauer sein sollen und auf manches schon Vorhandene Ref. denkt hier auch an Klopstock in der Vorrede zu seinen geistlichen Liedern, Ausg. vom J. 1758 — Rücksicht nehmen können. Auch im Besitze unleugbarer, selbst von Ausländern anerkannter Meisterstücke in der heil. Poesie haben wir Deutsche in der Theorie unsern Aristoteles oder Horaz de arte poetica ecclesiastica noch zu erwarten. Die 2. Hauptabth. (S. 83-304) gibt eine Uebersicht der Literaturgeschichte des deutschen Kirchenliedes, von dessen Ursprunge bis auf die neueste Zeit, in passende Perioden zerlegt. Hier treten die allgemeinen Nachrichten über die zahlreichen, doch immer noch nicht vollständig aufgeführten Urheber der deutsch-evangelischen Kirchenlieder mit dem speciellen Zwecke des Vfs. insofern in Verbindung, als er bei den angeführten Liedern bemerkt, ob sie in dem Breslauischen oder Jauerschen Gesangbuche stehen; weichen diese dort von ihren Originalen allzusehr ab, so ist eine kritische Vergleichung zwischen den Lesarten hinzugefügt. Dadurch hofft der Vf. einen Weg angebahnt zu haben, der namentlich durch Purificirung des Jauerschen Gesangbuchs von einer Anzahl Lieder, die entweder in ihrem hohen Schwunge nicht allgemein verständlich oder durch ihren morali

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sirenden und reflectirenden Charakter für den gottesdienstlichen [1843. Gebrauch unpassend seien, zu einem vollkommneren Liederbuche führe, wie es die Gegenwart zu fordern berechtigt sei. Abgesehen von dieser speciellen Beziehung ist des Vfs. Fleiss in der Zusammenstellung der biographisch-literarischen Nachrichten über die Kirchenliederdichter anzuerkennen, wenn auch in ihnen manches Traditionelle, was von Buch zu Buch sich fortgeschlichen hat, noch stehen geblieben ist, und wenn sie ihrer Kürze wegen Hymnologen von Profession auch nicht genügen dürften, so mag man sie desto angelegentlicher der Beachtung der Laien empfehlen, in deren Kreisen sie auch in dieser compendiarischen Kürze und gerade wegen derselben dahin wirken können, ihnen den Werth älterer Kirchenlieder zu Gemüthe zu führen, die nicht, wie etwa heutiges Tages, von müssigen Poeten und frömmelnden Süsslingen, sondern von kämpfenden Glaubenshelden in der Zeit der Noth und Gefahr aus dem Herzen heraus gedichtet worden sind. Anhange (S. 304-16) wird über den neuesten Gesangbuchsstreit in Schlesien Näheres beigebracht, und das den Schluss bildende Namenregister der Liederdichter erleichtert wesentlich den Gebrauch der 2. Hauptabtheilung.

Medicin und Chirurgie,

Im

[2906] Das Geschlechtsleben des Weibes in physiologischer, pathologischer und therapeutischer Hinsicht dargestellt von Dr. Dietr. Wilh. Heinr. Busch, K. Pr. Geh. Med.-Rathe, ord. Prof. d. Med. u. Dir. des klin. Instituts f. Geburtshülfe zu Berlin u. s. w. krankheiten des Weibes u. deren Behandlung. Specielle Pathologie und 4. Bd. Von den GeschlechtsTherapie der Krankheiten der weibl. Geburtsorgane. Von den Krankheiten der Geschlechtsverrichtungen des Weibes. Leipzig, Brockhaus. 1843. X u. 955 S. gr. 8. (5 Thlr.)

Dieser 4. Band beginnt mit dem 2. Abschnitte der zweiten Abth. (von den Geschlechtskrankheiten des Weibes und deren Behandlung), und zwar im 7. Cap. mit den Krankheiten der Gebärmutter, worauf im 8., 9. und 10. die der Eierstöcke, der Muttertrompeten und Brüste folgen. Der. 3. Abschnitt behandelt die Krankheiten der Geschlechtsverrichtungen des Weibes, und zwar in 7 Capp. die der Menstruation, des Geschlechtstriebes, die Unfruchtbarkeit des Weibes, die Krankheiten der Schwangern, der Gebärenden, des Wochenbettes und der Säugenden. Ref. hat schon bei der Anzeige der früher erschienenen Bände des Busch'schen Werkes im Repert. der ges. deutsch. Lit. die Bemerkung gemacht, dass sich dasselbe entweder nur zu einer ganz kurzen Anzeige, oder zu einem recht ausführlichen Auszuge eigne, und findet für diese Behauptung in dem vorlieg. Bande eine neue Bestätigung. Derselbe ruhige Gang, dieselbe übersichtliche Zusammenstellung vorgefundener Ansichten, dieselbe ruhige, leidenschaftslose und sonach anständige Kritik, dieselbe Eklektik, aber auch

dieselbe Breite und Umständlichkeit des Vortrags. Ohne letztere würde das Werk zwar weniger umfänglich geworden, aber leichter zu gebrauchen und billiger zu erkaufen sein. Dass der Vf. auch in diesem 4. Bande sich als einen Gelehrten und Praktiker zeigt, der seinen Stoff vollkommen beherrscht und kein Capitel beendet, ohne sein Schlussurtheil durch Sätze aus eigner Erfahrung zu bekräftigen, bedarf gewiss keiner weiteren Versicherung.

[2907] Lehrbuch der Geschlechtskrankheiten des Weibes, nebst einem Anhange, enthaltend die Regeln für die Untersuchung der weiblichen Geschlechtstheile. Nach den neuesten Quellen und eigner Erfahrung bearbeitet von Dr. A. Moser, prakt. Arzte, Wundarzte u. Geburtshelfer zu Berlin. Berlin, Hirschwald. 1843. VIII u. 684 S. gr. 8. (3 Thlr. 10 Ngr.)

Als der Vf. vor 8 Jahren auf Veranlassung des Hrn. Geh.Raths Busch das Werk des amerikanischen Arztes W. P. Dervees,,die Krankheiten des Weibes" ins Deutsche übersetzte, gelangte er einestheils zu der Ueberzeugung, dass dasselbe, aller Vorzüge ungeachtet, doch nicht vollständig genug sei, um den Ansprüchen zu genügen, welche man gegenwärtig an ein derartiges Werk zu machen berechtigt ist; anderntheils drang sich ihm die Bemerkung auf, dass in Deutschland die Frauenkrankheiten fast nur in umfangreichen Handbüchern bearbeitet sind, die wenigen compendiösen Lehrbücher aber, die wir besitzen, alle aus früherer Zeit herrühren. Schon damals beabsichtigte er, durch Bearbeitung eines Buches der letztgenannten Art diesem Mangel abzuhelfen; die Ausführung dieses Plans verzögerte sich aber durch die inzwischen in Gemeinschaft mit Busch unternommene Herausgabe eines Handbuchs der Geburtshülfe. Der Vf. versichert indess, den längern Zeitraum sorgfältig benutzt zu haben, um theils durch praktische Beobachtungen und Untersuchungen, theils durch das Studium der schon vorhandenen Werke sich zu seinem Unternehmen gehörig vorzubereiten. Ref. ist durch die Art und Weise, wie der Vf. seine Aufgabe gelöst hat, im Ganzen sehr befriedigt worden und hat sich von Neuem von dessen Tüchtigkeit und Gewandtheit in derartigen schriftstellerischen Leistungen überzeugt. Die Anatomie der weiblichen Geburtsorgane, ja vielleicht auch die Physiologie des Weibes konnten als bekannt vorausgesetzt werden und füglich wegbleiben. Dagegen hätte in den der Therapie gewidmeten Capiteln (z. B. bei Chlorosis) wohl etwas mehr ins Specielle eingegangen werden können, da das Werk doch nicht bloss als Leitfaden bei Vorträgen, sondern auch zum Selbststudium und Nachschlagen dienen soll. Die Krankheiten sind nach ihrem Sitze in den verschiedenen Geburtsorganen und nach den geschlechtlichen Functionen, deren Störungen sie darstellen, eingetheilt und abgehandelt. Die typographische Ausstattung ist vorzüglich, nur der Satz nicht immer correct.

[2909] Heil-Art der verschiedenen Flechten - Ausschläge nebst Angabe der durch Erfahrung bestätigten Kur-Methoden und aller in den letzten dre

Decennien vorzüglich bewährt befundenen Mittel. Von Dr. C. Rau, K. Pr. Kreis-Physikus in Waldenburg, Bade- u. Brunnenarzte von Altwasser u. s. w. Schweidnitz, Heege. 1843. X u. 74 S. gr. 8. (u. 15 Ngr.)

Der ausführliche Titel überhebt uns einer allgemeinen Bezeichnung des Inhalts dieses Schriftchens. Der Vf., welcher seit 29 Jahren dieser Ausschlagsform seine besondere Aufmerksamkeit gewidmet hat, liefert im I. Cap. die Erkennungszeichen der Flechten (Herpes, Serpigo) im Allgemeinen, im 2. eine Uebersicht der generellen und speciellen Charaktere derselben nach Schönlein, sagt dann Einiges über Pathogenie und Prognose und geht S. 20 zu dem Cap. von der Behandlung über. Die Aufführung der gangbaren Mittel lässt hier jedoch logischen Sinn vermissen (1. Mittel aus der Classe der Vegetabilien, 2. Säuren, 3. Canthariden-Tinetur, 4. Graphit, 5. Schwefel, 6. Spiessglanz-Präparate, 7. Mercurial-Mittel, S. abführende Mittel, 9. Tonica, 10. Theerwasser, 11. Hungercuren); besser sind die äusserlich anzuwendenden Mittel nach der Form geordnet. Der Vf. fühlt sich durch mehrfache günstige Erfahrungen, die er näher mittheilt, zu dringender Empfehlung der ebenso kräftig wirkenden als für den Organismus unschädlichen Sublimatbäder gegen Flechtenübel veranlasst. Ein ,,Nachtrag" beginnt mit den Worten:,,Es ereignet sich häufig, dass chronische, demnach auch Flechten-Kranke (besonders Arme) sich zur Abhülfe oder auch nur zur Milderung einen Rath erbitten, ohne eigentlich ein Recept zu begehren; vielmehr beabsichtigen sie, durch Hausmittel sich selbst Erleichterung zu verschaffen; Andere hingegen wünschen nur bekannte Mittel anzuwenden. Zu diesem Behufe habe ich eine Menge derselben aus dem Arzneischatze des Tabernaemontan entlehnt, jedoch nur solche gewählt, welche alte classische Autoren, wie Dioscorides, Galenus, Dodonaeus, Mathiolus u. A. bei Flechten bewährt und nützlich befunden haben, um solche zur beliebigen Auswahl prüfen zu können." Und nun folgen 40 obsolete, für den inneren Gebrauch theils ganz unwirksame, theils gar nicht gefahrlose Mittel. Was soll dieses? Wesshalb empfiehlt der Vf. Mittel, an die er selbst nicht glauben kann? Den Beschluss macht ein Auszug aus Fränkel's Schrift über die Flechten, welche dem Vf. erst nach beendetem Druck der seinigen zu Gesicht gekommen ist. Druckfehler enthält das Schriftchen sehr viele, namentlich in den systematischen Pflanzennamen; der stärkste ist S. 67: Heilung des Herzens, st. des Herpes!

Naturwissenschaften.

[2909] Gäa von Sachsen oder physikalisch-geographische und geognostische Skizze für das Königreich Sachsen, das Grossherzogthum Sachsen-WeimarEisenach, die Herzogthümer Sachsen-Altenburg, S.-Coburg-Gotha, S.-Meiningen, die Fürstl. Schwarzburgischen u. Reussischen Lande, die Herzogthümer Anhalt-Dessau, A.-Bernburg u. A.-Köthen, die Provinz Sachsen und

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