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Begehrungen können ihrer Natur nach nur durch eine Theilung der Arbeit in der menschlichen Gesellschaft befriedigt werden, welcher daher der 2. Abschnitt gilt. Er zerfällt in 3 Abtheilungen. 1. Die Gesellschaft unter dem Princip des Rechts (Eigenthum, Vertrag, Zuneigungsverhältnisse; Ehe, Familie, Erziehung); 2. Das Recht im Kampfe mit dem Unrecht; die Justiz. 3) Das sich selbst schützende Recht. Die Vorsicht und die Polizei. Der 3. Abschn. behandelt den Staat, dessen Eigenthümlichkeit in der ungleichen Geltung der Einzelnen nach Maassgabe ihrer Leistungen an die Gesellschaft besteht. Der Unterschied der Stände wird hier in einem strengen Parallelismus mit den Organsystemen und Functionen des thierischen Körpers abgehandelt, und fliesst in der Person des Fürsten als dem letzten Centralorgane zusammen. Eine letzte Schlussabhandlung weist uns noch über dieses ganze Gebiet in das neue Gebiet des Kunstrechts und der Kunstschönheit hinaus, als in eine Welt von Illusionen, durch welche die Mängel, welche die Endlichkeit der Realisirung der Willensbestimmungen entgegensetzt, überwunden werden. Mehr als diese Andeatungen über Sinn, Fortgang und Zusammenhang des Werks zu geben, ist an diesem Ort unmöglich. Der Lakonismus des Vfs. gibt auf manche Fragen, die man in Bezug darauf thun könnte, keine Antwort; sich diese Antwort aus den Consequenzen der Lehre zu ziehen, müssen wir dem Leser überlassen, der den reichhaltigen und durchdachten Inhalt des Buchs selbst prüfen will.

Länder- und Völkerkunde.

[4250] Reise um den Kaukasus, zu den Tscherkessen u. Abchasen, nach Kolchis, Georgien, Armenien u. in die Krim u. s. w. von Fr. Dubois de Montpéreux. Eine von d. geograph. Gesellschaft zu Paris gekrönte Preisschrift. Nach dem Französ. 2. Bd., mit 7 Abbildd. u. 1 Karte. Darmstadt, Leske. 1843. 626 S. gr. 8. (3 Thlr. 10 Ngr.)

Auch u. d. Tit.: Sammlung der vorzüglichsten neuern Reisebeschreibungen mit besond. Beziehung auf Naturkunde, Kunst, Handel und Industrie bearbeitet, Herausgeg. von Dr. Phil. Hedw. Kulb, Stadbibliothekar zu Mainz, 2. Bd.

Wie wichtig und gehaltreich diese Reise überhaupt, insbesondere aber für den Archäologen, Mineralogen und Ethnographen ist, haben wir bereits oben (No. 514) bei Anzeige des 1. Bds. dargethan und dürfen versichern, dass der 2. demselben nicht nachsteht. Es beginnt derselbe mit einer sehr lebendigen Schilderung von Tiflis, dessen Bauart, Bevölkerung (26,000 Einw.), der Lebensweise derselben, der Cultur des Bodens in der Umgegend u. s. f. Einzelne Nachrichten überraschen, so z. B. über den Weinbau, auch werden in Tiflis allein jährlich 71⁄2 Mill. Flaschen verbraucht. Der Seidenbau dagegen macht keine günstigen Fortschritte. Von Tiflis geht der Vf. im Febr. 1834 nach Erivan über den Chram, wo noch eine prächtige Brücke aus alter Zeit sich ziemlich erhalten hat. Dagegen war Dilischan, ein wichtiger Communications

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punct zwischen Georgien und Armenien, durch die Perser gänz lich verheert worden. Schnee und Eis und der 15 Meilen lange, 8 Meilen breite gefrorne See Sewang bei einer Kälte von 15 Gr. R. überraschten beim Uebergange über die Bergkette, welche Ar menien trennt und etwa 5000 F. hoch ist. Die weite Umgegend lebte erst jetzt wieder unter russischer Herrschaft von Neuem auf, da auch hier die Perser im letzten Kriege die ganze Bevölkerung als Sclaven weggeführt hatten. Der Bericht über Erivan ist nicht uninteressant, z. B. S. 75 die Beschreibung einer Sammlung von 10 persischen, zwar nicht schönen, doch originellen Gemälden, unter denen eines Joseph, Suleicha, (Potiphar's Gemahlin nach dem. Koran) und ihre Freundinnen darstellt, welche von Joseph's Schön heit geblendet sind. Die Stadt ist,,so traurig und schmutzig, wie nur immer möglich; nirgends eine Spur von Freundschaft, Geselligkeit und Frohsinn; jeder lebt wie ein Bär in seiner Höhle" Im Winter herrscht hier eine arge Kälte, im Sommer eine fast unerträgliche Gluth; in Folge des ungesunden Klima's ist die Zahl der Einw. auf 11460 gesunken. Ausserordentlich ist der Obstban; der Gouvernementsgarten trug netto 20,000 Thlr. ein. (?) Der Vf. besucht noch das Kloster Etschmiadzin, das 50 Mönche, 13 Bischöfe und 2 Patriarchen bewohnen, und bereist dann (20. März ff.),die merkwürdigsten Theile Armeniens", zuerst die uralten Ruinen von Grosskarhni, die, an sich merkwürdig, durch die For mation ihrer vulkanischen Umgebung und der auf ihr ruhenden, mehr als 100 Fuss hohen Basaltsäulen (S. 105 ff.) noch an Interesse gewinnen. Er gelangt hierauf durch eine grossartige, ernste Landschaft zum berühmten ,,Kloster der Höhle", das zum Theil in Felsen gehauen, halb unter der Erde, in alter Zeit vom heil. Gregor errichtet wurde und zu den Trümmern der alten Hauptstadt Armeniens Artaxata, die in der Zeit des Artaxerxes gegründet, unter Nero zerstört, dann wieder aufgebaut, seit 798 ganz verschollen ist. Der Reis. geht bis Kulpe, einem armseligen Dorfe an der äussersten Grenze Armeniens nach der Türkei hin. Das Thal von Kulpe,,ist einer der merkwürdigsten Puncte Armeniens", voll geologischer und archäologischer Reichthümer. Ein Felsen von fossilem Salz war für 12,000 Silberrubel jährl. an einen Armenier in Erivan verpachtet (S. 135). Am Ufer des Araxes, dicht an der türkischen Grenze liegen die Ruinen des Schlosses Erowantagerd und nur eine Menge von Leichensteinen aus schwarser Lava verkünden hier die frühere Herrlichkeit, denn Verwilderung, Krieg und Erdbeben haben in Armenien Alles zerstört und dem Erdboden gleich gemacht; die Grabmäler allein blieben unberührt und trotzen der Zeit. Die dem Schlosse gegenüber, jenseits des Arpatschä liegenden Ruinen einer alten Hauptstadt, Erowantaschad und ähnl. Ueberreste konnten, weil die Quarantainegesetze dagegen waren, nicht besehen wurden. Der Vf. besteigt nun in Begleitung des hier commandirenden Generals Bebutoff den um diese Jahreszeit zugänglichen Theil des Ararat, wobei er viel Ei

genthümliches sah oder aus Erzählungen des Volkes erfuhr. Die Russland unterworfenen Kurden sind ziemlich gesittigts Noah's Andenken lebt noch in der Tradition am Fusse des Ararat. Einen düsteren Anblick gewährt das Dorf Achuri, das in einer Spalte desselben liegt, einen noch düsterern das Kloster St. Jacob, etwa

St. höher. Auf dem ganzen Ararat ist kein Baum zu sehen, eine von Eis und Schnee niedergebeugte Weide abgerechnet und ein Birkenwäldchen von 8 Minuten Umfang auf dem kleinen Ararat. Die Schneegrenze beginnt in der Höhe von 12,000 Fuss. Tiger, die Tournefort noch sah, gibt es in den Thälern nicht mehr, aber wilde Ziegen, wilde Schafe, Steinböcke und Gemsen in Menge. Erstiegen ward der Gipfel zuerst am 29. Oct. 1829 vom Prof. Parrot, der bekanntlich viel Widerspruch und Zweifel desshalb erfahren hat. Nach der Rückkehr in die Ebene Armeniens wird das Chanat Natschevan bereist und die Hauptstadt gleiches Namens besucht, welche für die erste Niederlassung Noah's gilt. Aus den Zeiten seiner Glanzepoche unter den Königen von Aderbejdschan finden sich hier noch viele Monumente (S. 174 ff.). Ja täglich kommen Pilger aus fernen Ländern zum vermeinten Grabe Noahs. Die Zahl der Einw. betrug gegen 34,000. S. 180 geht der Vf. nach den Wasserfällen des Araxes und kommt durch das 1605 von Schah Abbas zerstörte Dschulfa, von dessen damaliger Bevöl→ kerung noch viele tausend Leichensteine Zeugniss ablegen, die zum Theil erhalten sind, „als kämen sie aus der Hand der Bildhauer". In Urdabad sah der Reis. eine Platane, die am Fusse 40 F. Umfang hatte das Seitenthal Maghri glich einem Paradiese. Wir übergehen mehrere Ausflüge nach ähnlichen Puncten und manche interessante Scenen des Volkslebens, die er mittheilt. Er besucht dann Schuscha (13,000 Einw.) und gelangt durch die Ebene von Karabagh und die von Schlangen immer belebte Mugansteppe nach Elisabethpol, einer Stadt von kaum 16,000 Einw., welche so weitläufig gebaut ist, das jeder derselben 9000 Fuss Raum hat. Die nahe deutsche Colonie Helenendorf befand sich in der traurigsten Lage; die Gegend ist aber, wie in uralter Zeit, noch jetzt durch ihre Kupfer- und Eisenbergwerke berühmt. Das Thubal der Bibel, das Chalybe der Griechen (Alybe des Homer), findet der Vf. in Georgien (Š. 254 ff.) und namentlich hier. Binnen 29 Jahren gaben die Minen fast 40,000 Ctr. Kupfer. Besser als Helenendorf, hatte sich die Colonie Katharinenfeld mitten in der Provinz Somchethi gestaltet; letztere gehört noch zum Theil der fürstlichen Familie Orpelian, deren Stammbaum angeblich bis 500 J. v. Chr. zurückgeht und deren wunderbare Geschichte S. 270-288 erzählt wird. S. 295 sind wir wieder in Tiflis, um nach Cachethi geführt zu werden, dessen Hauptproducte Wein und Seide sind. Vom erstern erzeugt es 60 Mill. Pinten, die dem besten Burgunder gleichen und in Kupschinen (bedeutend grossen thönernen Gefässen) oder Schläuchen, nur von den Deutschen in Fässern aufbewahrt und versendet werden. Die deutschen und schweizer

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551 Colonien hatten mit grossen Mühseligkeiten auch hier zu kämpfen gehabt und viele siechten noch. Die Reise geht nun immer nördlicher nach dem grossen Terek am Kur hin, bis ersterer in Kobi, dem ersten Dorfe der Ossen (Osseten) erreicht wird, wo sich seine drei Hauptquellen vereinigen. Auf den hohen Bergen leben hier viele Steinböcke und Gemsen, über welche sich der Vf. sehr ausführlich verbreitet, zum Theil gegen Schinz in Zürich polemisirend. Vor 100 Jahren soll noch der Urochs gefunden worden sein. Das Thal des Terek sucht an Wildniss der Alpenformation seines Gleichen, wobei, was Strabo und Plinius über die kaukasische Pforte sagt, (jetzt der Pass Darial) berücksichtigt wird. Die Natur hat selbst hier eine Mauer zwischen dem schwarzen und kaspischen Meere errichtet", deren Pforten nur zu bewachen waren (S. 358 ff.). Es folgen nun einige der wichtigsten Capitel des Ganzen, die aber kaum eine nähere Andeutung zulassen, zunächst eine Abhandlung über die Ossen,,,eine der bemerkenswerthesten Erscheinungen der Geschichte, im Centrum des Kaukasus, aber in der Mitte von Völkern, die ganz und gar keine Verwandtschaft mit ihnen haben" Der Vf. sieht in ihnen die Alanen der Römer, die alten Assen (Asen), d. h. die Bewohner des ursprünglichen Asiens, das an dem Fusse des nördlichen Kaukasus lag, die Heroen der Griechen; denn dieses Asien hat durch die Deucalioniden und Darda→ niden einen staunenswürdigen Einfluss auf die Mythen und Civilisation Griechenlands ausgeübt", und das Volk As war,,,so weit die Geschichte reicht", in dem zwischen dem Kaukasus, dem Palus Maeotis und dem Tanais eingeschlossenen Winkel, dem eigentlichen Asien", heimisch. Die Sprache der Ossen ist entschieden ,,indogermanisch"; zum Beweise wird eine Wörtergruppe aus ihr mit dem Lettischen und Litthauischen zusammengestellt, weil letz-< teres,,sich am meisten dem Sanscrit nähert." Auch der äussern Gestalt nach nähern sich die Ossen,,den eigentlich europäischen Racen." Die Völkerschaft besteht jetzt aus etwa 26,000 Köpfen; die gelehrten Untersuchungen des Vfs. über dieselbe reichen von S. 372-458. Unter schwerfälliger Eskorte reist er von hier nach Ekaterinograd, der Schöpfung Potemkin's, die jetzt ganz verödet und in Ruinen liegt. Dagegen hat sich Petigorsk durch seine heissen eisenhaltigen und andere Quellen, die am Fusse des 4500 F hohen Beschtau liegen, gehoben. Die zahlreiche Flora der Umgegend wird S. 481-493 aufgezählt (430 Species). Im letzten Abschnitt der Reise nördlich nach der Krim gelangen wir nun auf der Strasse von Stauropol nach Alexandrof; der Kuban ver irrt sich in hundert Mündungen, zwischen hohen Rohrwänden verborgen, die von unglaublich grossen Schwärmen der Muskitos und von herumschleichenden Tscherkessen belebt sind. Eine Menge Andeutungen über die Geographie des Strabo und selbst des Homer, und über die alten Kimmerier werden hier dem Archäologen nicht uninteressant sein, dem Physiker dagegen namentlich die Notizen über einen Schlammvulkan, der sich aus einem ungeheueren dem

Könige Satyrus, (407-393 v. Chr.) errichteten Riesengrabhügel am 27. Febr. 1784 öffnete. Mehrere Excurse betreffen ferner die Insel und Stadt Phanagoria und Panticapäum, deren zahllose Trümmern noch jetzt ihren einstigen Flor bezeugen; vieles für den Archäologen Merkwürdige ist in den Museen von Kertsch, Theodosia und anderwärts aufgestellt. Phanagoria ist jetzt ein kleiner Kosakenflecken Namens Taman. Auf einem Ausfluge nach dem Cap Tusla sah der Reisende tausende von Schwänen, „die, wäh– rend sie sich tummelten, ein helles, klingendes und leicht modulirendes Geschrei ausstiessen; ich weiss nicht, ob ich diess den Schwanengesang nennen soll". Das asowsche Meer versandet täglich mehr und Panticapäum ist zu einem Wohnort der Wächter einer Todtenstadt" geworden, wie dem Vf. Kertsch erschien, als er 1832 und 1834 dort weilte. Als Seehafen ist es jedoch wichtig, besonders seitdem es auch Hauptquarantaineplatz geworden ist. Die Fischerei und der Salzhandel (80,000 Ctr.) sind bedeutend. Interessant werden vielen Lesern die S. 585 bis Ende mitgetheilte Forschungen und Nachrichten über die vielen hier gefundenen Alterthümer sein, von denen noch eine Menge in Grä bern versteckt sein mag. Panticapäum scheint Fabriken von Vasen u. s. w. gehabt zu haben; und die zum Schlusse gegebenen Abbildungen von Vasenbildern u. s. w. werden zur Erläuterung der milesisch-griechischen Kunststufe um so willkommener sein, je sauberer sie sind. Wir hoffen durch unsern kurzen Bericht die Eigenthümlichkeit dieser so gehaltreichen Reise einigermaassen angedeutet zu haben, und haben nur noch die fliessende Uebersetzung zu rühmen, welche den Genuss des Lesens nicht einen Augenblick verkümmert.

[4251] Zur Charakterisirung der Stadt Erfurt. Ein medicinisch - statistischer Beitrag von Wilh. Horn, d. Phil., Med. u. Chir. Dr., K. Fr. Reg. u. Med.-Rathe u, s. w. Mit einem Grundrisse der Stadt Erfurt. Erfurt, Exped, d. Thüringer Chronik. 1843. X u. 446 S. gr. 8. (2 Thlr.)

Mit einem ungewöhnlichen Sammlerfleisse ist hier die Charakteristik einer der historisch interessantesten Städte Deutschlands und ihre medicinische Statistik in einer Schrift gegeben, die offenbar zu bescheiden nur als ein ,,Beitrag zur Charakterisirung" bezeichnet wird. Auch haben mehrere namhafte Männer Erfurts den Vf. dabei mit Materialien unterstützt, wie Tromhusdorf, Bernhardi, Frenzel u. A. Nun könnte man allerdings vielleicht sagen, dass die ganze Arbeit selbst zu umfangreich gehalten sei, indem bei einer Stadt von 23,480 Einw. zu wenig allgemein giltige Schlüsse aus ihrer Statistik sich ziehen lassen, zumal da diese Zahl sich erst seit 1814 herangebildet hat, bis dahin aber mehr als um ein Drittheil geringer war. Dasselbe gilt dann auch wohl von dem, was über den Charakter der Einw. gesagt werden kaun. Dessenungeachtet aber bleibt der Werth, den das Streben des Vfs. beurkundet, un

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