Zur Kritik der Zeit

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S. Fischer, 1912 - 260 pagina's
 

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Pagina 207 - Die seltsamen Ursachen dieser seltsamen Erscheinung, die in das Dunkel der künftigen sozialen Entwicklung einen Schimmer wirft, stehen hier nicht zur Erwägung.
Pagina 208 - Vermögen? Wenn der Edelmann durch die Darstellung seiner Person alles gibt, so gibt der Bürger durch seine Persönlichkeit nichts und soll nichts geben. Jener darf und soll scheinen; dieser soll nur sein, und was er scheinen will, ist lächerlich oder abgeschmackt. Jener soll tun und wirken, dieser soll leisten und schaffen...
Pagina 207 - Wenn der Edelmann im gemeinen Leben gar keine Grenzen kennt, wenn man aus ihm Könige oder königähnliche Figuren erschaffen kann, so darf er überall mit einem stillen Bewußtsein vor seinesgleichen treten; er darf überall vorwärtsdringen, anstatt daß dem Bürger nichts besser ansteht als das reine, stille Gefühl der Grenzlinie, die ihm gezogen ist. Er darf nicht fragen: ,Was bist du?
Pagina 239 - Was ist denn eigentlich nationale Gesinnung und Betätigung ? Besteht sie lediglich in unterwürfigen Redensarten oder aggressiven Liedern ? Dann gebe ich die der Juden gerne preis. Oder besteht sie in liebevoller und hingebender, aufopfernder und freier Kulturarbeit zu Ehren und zum Segen des angestammten Landes ? Dann möge der aufstehen, der vor Gott und Gewissen behaupten kann, daß die deutschen Juden ihr Maß von Kulturarbeit nicht ehrlich und reichlich erfüllt haben, daß sie nicht mehr zu...
Pagina 132 - Mechanisierung, das viel gefürchtete und viel bewunderte Land der Technik, das stärkste Industrieland der alten Welt, das Land der erfolgreichsten Geschäftsleute, sich in seiner politischen Ordnung den einmal gegebenen Verhältnissen der Mechanisierung so wenig angepaßt hat...
Pagina 242 - Hofdamenapercus zusammenzuckt. Eine Zeit ist nicht deshalb sorgenlos, weil der Leutnant strahlt und der Attache voll Hoffnung ist. Seit Jahrzehnten hat Deutschland keine ernstere Periode durchlebt als diese; das stärkste aber, was in solchen Zeiten geschehen kann, ist: das Unrecht abzutun.
Pagina 242 - Ich kämpfe gegen das Unrecht, das in Deutschland geschieht, denn ich sehe Schatten aufsteigen, wohin ich mich wende. Ich sehe sie, wenn ich abends durch die gellenden Straßen von Berlin gehe; wenn ich die Insolenz...
Pagina 40 - Verdichtung schafft sich in der sichtbaren Welt ihre Kompensation, die ich Mechanisierung nennen will, und die darauf hinzielt, einem übervölkerten Planeten die Möglichkeit der Subsistenz und Existenz ungeahnter Menschenschwärme abzuzwingen; die Umlagerung spricht sich in der geistigen Verfassung unserer Völker als Entgermanisierung aus, die ein neues, für die Aufgaben der Mechanisierung seltsam geeignetes Menschenmaterial erschaffen hat.«241 Es ergibt sich also, nach Rathenau, folgende Kausalkette:...
Pagina 148 - Die Zeit sucht nicht ihren Sinn und ihren Gott, sie sucht ihre Seele, die im Gemenge des Blutes, im Gewühl des mechanistischen Denkens und Begehrens sich verdüstert hat. Sie sucht ihre Seele und wird sie finden; freilich gegen den Willen der Mechanisierung. Dieser Epoche lag nichts daran, das Seelenhafte im Menschen zu entfalten; sie ging darauf aus, die Welt benutzbar, und somit rationell zu machen, die Wundergrenze zu verschieben und das Jenseitige zu verdecken. Dennoch sind wir wie je zuvor...
Pagina 224 - Ich weiß, daß Menschen, die sich von ganzem Herzen zum Christentume hingezogen fühlen, auf die äußere Zugehörigkeit verzichten, weil sie mit Belohnung verbunden ist. Diesem Verzicht liegt die Überzeugung zugrunde, daß ein ideeller Schritt seine Reinheit verlieren muß, wenn er zu materiellen Vorteilen führt; eine Erwägung, die nicht ganz zu der Vorstellung paßt, die man gemeinhin von der kühlen Berechnung des jüdischen Geistes sich bildet.

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