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Drüsen sind auch einzeln angeschwollen und in dem sie verbindenden Zellgewebe hat sich eine wasserig-lymphatische oder gallertartige Flüssigkeit ergossen. Die Absonde rung in den absondernden Drüsen ist bedeutend vermin dert, auch wol ganz unterdrückt; die Lymphdrüsen sind theilweise oder ganz unwegsam geworden, haben ihre Function verloren und gehen in Ausartungen über. Übris gens sind die Erscheinungen der Entzündungen in den conglomerirten Drüfen nach der Art derselben, ihrer Lage und ihren Functionen sehr verschieden, wie dieses in den besondern Artikeln Leberentzündung, Milzentzündung, Vorsteherdrüsenentzündung u. f. w. nachzusehen ist.

Die Vorhersage und Behandlung bei den Drüsenentzündungen richtet sich nach den ursächlichen Momenten derselben und dem dadurch bedingten Charakter der Ent zündung. Dieses berücksichtigend, können folgende ver schiedene Arten der Drüsenentzündungen angenommen werden.

1) Die rein traumatische Drüsenentzündung von äußern mechanischen Verlegungen, Hieb-, Schnitt-, Stich: wunden und Quetschungen. Da bier immer zugleich andere benachbarte Gewebe verlegt sind, so tritt der eigen thümliche Charakter der Drüsenentzündungen nicht so deutlich hervor, sondern die Krankheit nimmt den ges wöhnlichen Verlauf der Wunden.

2) Drüfenentzündung von Stoffen, welche specifisch auf die Drüsen wirken, wie Quecksilber, Arsenik u. s. w. 3) Rheumatische und katarrhalische Drüsenentzun dung, entsteht besonders bei vorhandener Disposition, nach Erkältungen, und nimmt einen acuten Verlauf. Bei veralteter rheumatischer oder gichtischer Anlage oder Vernachlässigung kann sie aber auch sehr chronisch werden.

4) Strofulofe Drüsenentzündung, ist ein Sym ptom der Skrofeln.

5) Venerische Drüsenentzündung befällt bei Trips pern und Schankern am häufigsten die Leistendrüsen (Bu bonen, Bubo venereus, f. den Art. Syphilis), kann aber auch bei allgemeiner Syphilis (Syphilis universalis) andere Drüsen ergreifen.

6) Die consensuelle Drüsenentzündung von Entzundungen oder Geschwüren in benachbarten Theilen, z. B. Anschwellungen der Achseldrüsen bei Panaritien, der Leistendrüsen bei Blutschwären an dem Oberschenkel.

7) Die metastatische Drüsenentzündung entsteht in Folge allgemeiner fieberhafter Krankheiten, befonders dem Typhus, der Pest, dem Scharlachficber, Masern und Pocken, und in diesen Fällen am häufigsten in der Pa rotis; aber auch nach chronischen Hautausschlägen bilden sich solche Metastasen.

8) Die carcinomatóse Drüsenentzündung, über welche man in den Artikeln Skirrhus und Krebs das Nöthige findet.

Von diesen verschiedenen Arten der Drüsenentzün dungen gestattet die traumatische, die neuentstandene rheumatische und katarrhalische die beste Vorhersage, wenn fie gleich vom Anfange an gut behandelt und nicht vernachlässigt worden. Bei der metastatischen und consen suellen Drüsenentzündung hångt die Prognose von der

Hauptkrankheit und davon ab, in wie weit sich diese nach der Metastase mindert oder als ganz entschieden zu betrach ten ist. Die übrigen Drüsenentzündungsarten haben Neigung zu einem sehr chronischen Verlaufe, zur Vereiterung und Verhärtung. Die carcinomatóse Drüsenentzündung ist die gefährlichste und ohne Erftirpation des leidenden Gebildes nie gründlich zu heilen. Da die Behandlung der traumatischen, der skrofulösen, syphilitischen und carcinomatosen oder krebsartigen Drüsenentzündungen unter den Artikeln: Wunden, Skrofeln, Syphilis und Krebs anzuführen ist, auch die metastatischen Drüsenentzündungen zu den Hauptkrankheiten gehören, von de nen fie bedingt worden sind, wie Typhus, Peft, Schars lach u. f. w.; so ist hier nur von der rheumatischen und katarrhalischen Drüsenentzündung in dieser Beziehung zu sprechen.

Die Drüsen befißen im Allgemeinen eine geringe Activitát und schwaches Reactionsvermögen, deswegen nimmt die Entzündung derselben gewöhnlich einen fürzern Verlauf, als in andern Gebilden; eine sehr eingreifende entzündungswidrige Behandlung ist daher seltener erfoderlich, und eine schnellere Entscheidung wird dadurch nicht herbeigeführt. Bei den gelindern Graden diefer Entzündung find in den meisten Fällen folgende Mittel hinreichend: vegetabilische Säuren, Limonate, schwache Auflösungen von Salpeter, später nicht stark reizende, die Hautausdünstung befördernde Mittel, Flieder- oder Lindenblüthenthee, Aufgusse von ähnlichen Kräutern, der Liquor Mindereri, Salmiak, kleine Gaben von Antimonialmitteln. Örtlich Wärme durch erwärmten Flanell, Leinwand oder Kräuterkißchen, Breiumschläge von zerthei= lenden Kräutern; spåter, besonders bei langwierigen Ent zündungen der Speicheldrüsen, das flüchtige Liniment ohne oder mit Kampher, oder auch eine schwache Sodasalbe. Ist aber die Entzündung heftiger, so können auch Blutentleerungen durch Blutegel, oder selbst ein Aderlaß, innerlich das verfüßte Quecksilber (Hydrargyrum muriaticum mite, Calomel), oder äußerlich eine Quecksilberfalbe ohne oder mit Soda, Kampher oder Salmiakgeist, Umschläge einer Lösung von Salmiak in Essig und Wafser, oder Breiumschläge aus den zertheitenden Kräutern nöthig werden. Die Zertheilung erfolgt in den Schleimdrüsen gemeiniglich unter den Erscheinungen vermehrter Absonderung zuerst eines dünnen, wässerigen, dann eines dicken Schleimes; in den Speicheldrüsen meistens ohne andere auffallende Ausscheidung, als stärkere Hautausdünstung und Schweiß. Erreicht die Drüsenentzün dung diesen glücklichen Ausgang nicht, so bildet sich Eis terung oder Verhärtung.

Drüseneiterung und Drüsenabsceß (Abscessus glandularum s. Abscessus adenosus). Wenn eine Drüsenentzündung in Eiterung übergeht, so bemerkt man folgende Erscheinungen. Nachdem alle Zufälle der Entzündung, besonders die Schmerzen, einen hohen Grad erreicht haben, der Kranke sehr unruhig geworden ist, fo lassen die brennenden, stechenden Schmerzen nach und werden mehr drückend, spannend, klopfend, die gespannte, harte, unbegrenzte Drüsengeschwulst wird weicher, bes

grenzter, hebt sich an einzelnen Stellen mehr hervor, welche eine braunliche, dunkelrothe oder roth-gelbliche Farbe annehmen. Die Geschwulst ist nicht mehr so em pfindlich gegen äußere Berührung, die Hige vermindert fich, der Kranke selbst fühlt eine Kälte und Schwere in derselben. Nach und nach zeigt sich auf der erhabensten Stelle oder an dem abhängigen Theile der Geschwulst ein weicher, schwappender, fluctuirender Punkt, der sich durch die weißliche oder braungelbliche Farbe und ei nen eigenen Glanz auszeichnet. Durch den fortgesetzten Gebrauch der Mittel, welche die Eiterung befördern, wird auch die im Umfange noch vorhandene Härte ganz oder größtentheils erweicht, an einer Stelle wird die Haut immer dünner, die Oberhaut blåttert sich ab, die Haut berftet und es erfolgt der Eitererguß, oder wenn die freis willige Öffnung des Abscesses zu lange zögert, so muß derselbe künstlich mit dem Messer, Haarseile oder Üzmit tel geöffnet werden. Unmittelbar vor dem Aufbrechen des Abscesses treten nicht selten von Neuem heftige Schmerzen ein, bei empfindlichen Kranken fogar fiebers hafte oder krampfhafte Zufälle. Nach Entleerung des Eiters tritt bald Beruhigung ein, die Geschwulst sinkt ein, und sowie die noch einige Zeit fortdauernde Eiter erzeugung die stockenden Säfte und zerstörten Gewebe nach und nach aufgelöst hat, so wird die kranke Stelle ganz weich, kehrt zur normalen Beschaffenheit zurück, die durch die Eiterung getrennt gewefenen Gebilde vereinigen sich wieder und die Öffnung schließt sich mit einer Narbe. Das Zellgewebe, welches die eigentliche Drüsenbildung umgibt, ist zwar gewöhnlich der Sitz der Eiterung, doch kann auch das Drüsengewebe selbst ergriffen werden, so daß die Secretionsflüssigkeit durch die Absceßöffnung oder der Eiter durch den Ausführungsgang der Drüse ausfließt.

Der oben beschriebene Verlauf ist dem acuten oder hitigen Drüsenabsceß eigenthümlich; von demselben unterscheidet sich der torpide, chronische oder sogenannte kalte Drüsenabsceß durch die geringern, oft kaum bemerkbaren Erscheinungen der Entzündung. Die Schmerzen find während der langsamen Eiterbildung gering, die Haut ist bis in die Nähe der Zeit des Aufbruches nur schwach geröthet, die Temperatur kaum merklich erhöht; auch bei dem Befühlen find sie nur wenig schmerzhaft, schwap pend und breiicht anzufühlen. Nähert sich die Zeit des Aufbruches des Abscesses, so entwickelt sich wol in dem Bellstoffe, welcher die Drüse umgibt, eine etwas lebhaf tere Entzündung, aber immer noch von kurzem Verlaufe; die Haut, welche die Drüse bedeckt, ist rothlaufartig ge röthet, oder bláulich oder lividroth. Sie kommen im mer spåt und meistens erst nach der Unwendung mehrer und reizender örtlicher Mittel zum Aufbruche. Der Eiter ist gemeiniglich dúnn, wåsserig, trüben Molken ähnlich. Diese torpiden Abfceffe bilden sich dann häufiger, wenn der Drüsengeschwulst skrofulöse, gichtische, syphilitische oder eine andere Dyskrasie zum Grunde liegt; auch find die conglobirten oder lymphatischen Drüsen mehr dazu geneigt, als die conglomerirten Drüsen. Sobald man wahrnimmt, daß die Zertheilung der Entzündung nicht gelingt, auch X. Encykl. d. W. u. K. Erste Section. XXVIII,

schon dann, wenn die Entzündung sich immer mehr steis gert und die Schmerzen sehr heftig werden, ist es nöthig, Breiumschläge aufzulegen, wozu man die erweichenden Kräuter (Species emollientes), Leinsamenmehl, in Milch gekochte Semmel und dergl. wählt; nur dann, wenn der Eiterungsproceß torpid ist, die Entzündung schleichend, kann man abwechselnd mit den Breiumschlägen, besonders des Nachts, reizende, die Eiterung befördernde Pflas ster auflegen, z. B. Emplastrum lithargyri compositum. Sind die Schmerzen dagegen sehr heftig, so sest man noch zu jenen Breiumschlägen narkotische Mittel zu, z. B. die Herba hyoscyami und Cicuta, auch Opium in Substanz oder Linctur. Wenn sich die Stelle, wo der Absceß aufbrechen wird, schon deutlich zeigt, allein die Berstung der Haut noch zögert, so kann man auf diese Stelle ein mit Honig bereitetes Pflaster oder ein Stückchen gebratene Zwiebel legen. Wenn aber der Eiter in der Tiefe seinen Sig hat, die über ihm liegenden Haute von festem oder zum Theil sehnenfaserigem Gewebe find, so bewirkt man die freiwillige Öffnung auch durch diese Mittel nicht, und dann verdient das Messer vor andern Öffnungsmitteln den Vorzug. Es ist zwar im Allgemeinen Regel, die Drüsenabscesse nicht künstlich zu öffnen, wenn fie aber vollkommen reif find, die Härte sich ganz oder doch größtentheils verloren hat, der Eiter eine sehr schmerzhafte Spannung verursacht, auf benachbarte Organe nachtheilig einwirken kann, Senkung desselben, Fistelbildung oder Aufsaugung eines contagiofen Eis ters zu fürchten ist, dann darf man auch nicht zu lange mit der Anwendung des Messers zögern. Das Haarseil wird seltener zu diesem Zwecke benut, es ist besonders bei torpiden Drüsenabscessen, wenn zur Auflösung der noch vorhandenen Härte eine längere Zeit dauernde Reizung und Eiterung zu unterhalten ist, oder wenn der Absceß eine so große Menge Eiter enthält, daß die plögliche Entleerung desselben schwächliche Kranke zu sehr entkräften, oder das Anlegen und Schließen der Wunde der großen Höhle durch die allmålige Entleerung und den darauf folgenden zweckmäßigen Druck befördert werden kann. Das Üzmittel wird noch seltener, und nur dann angewendet, wenn die Entzündung sehr träge ist, auch bei metastatischen und kritischen Abscessen. Nach Entleerung des Eiters bringt die Natur bei gutartigen Abscessen die Heilung in den meisten Fällen selbst zu Stande; man hat nur durch eine zweckmäßige Lage den Abfluß des Eiters zu befördern, für einen reinlichen, trockenen Verband zu sorgen, und wenn die Eitererzeu gung fich mindert, die Ränder der Absceßöffnung durch einen passenden Verband, oder durch Heftpflaster einander zu nähern, um die Zusammenheilung zu befördern. Bourdonnets oder geölte Leinwandläppchen sind nur dann einzuführen, wenn man fürchten muß, daß sich die Hautöffnung schließt, bevor aller Eiter ausgeflossen ist, oder bei einer großen Absceßhöhle die Wände derselben, wegen Trägheit der Plasticitát, sich nicht gehörig vereinigen und der Absceß nicht vollständig von dem Grund und innen hervor heilt.. Sollte im Umfange des Abscesses noch bedeus tende Härte zu fühlen sein, so wird der Gebrauch der

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erweichenden Mittel fortgefeht. Füllt sich die Höhle des Abscesses wiederholt mit Eiter, so ist die vielleicht schon zusammengeklebte Öffnung durch die Sonde oder Lancette wieder zu öffnen und die Wiederanfüllung durch Drud mittels Compressen und Verbandes zu verhüten, auch das Vereinigen der Wände des Abscesses zu befördern. Bis weilen sinkt das Vitalitätsverhältniß in den Wänden des Abscesses beträchtlich, nachdem die Entzündung in Eites rung sich gelöst und der Eiter sich entleert hat; die Ránder der Öffnung und die Hauttheile, welche seine Wände bilden, werden blaß, schlaff, livid, reizlos und unempfindlich, bisweilen schwellen sie ödematós an, der Eiter wird dünn' und misfarbig. In diesen Fällen ist es erfoderlich, um den Torpor zu heben, reizende Mittel anzuwenden, Fomentationen und Kataplasmen von den Speciebus resolventibus und aromaticis, Einreibungen von rei zenden Linimenten und Salben, das Unguentum nervinum, Ol. amygdalarum dulcium mit Ol. Lavendulae, Cajeputi und dergls in die Höhle des Abscesses bringt man trockene Charpie, oder man bestreicht dieselbe mit Unguentum basilicum, digestivum, dem Balsamus Locatelli oder Arcaei, denen man auch noch Kampher, Tinctura Aloes oder Myrrhae zusehen kann. Die innere Behandlung muß dem allgemeinen Schwächezu stande angemessen sein, welcher China, Cascarilla, Calamus aromaticus, Wein und nahrhafte Diát erfodern kann. Ist die Eiterabsonderung zu reichlich, so sind um schläge und Einsprißungen von stärkenden und adstringis renden Mitteln erfoderlich, Decocte von Eichenrinde, Cascarille, China mit Krausemünze, Kamillenblüthen und dergl., von der Aqua phagedaenica, calcariae chloricae, Lösungen von Zinkvitriol, dem Lapis divinus oder Saccharo Saturni, auch der Liquor cupri muriatici ammoniacalis leistet in solchen Fällen zuweilen gute Dienste. Heilen die Wände des Abscesses nicht an einander und schließt sich die Öffnung nicht, sondern wird im Gegentheil immer größer, so entstehen öfter ziemlich langs wierige Geschwüre, besonders wenn der Entzündung Dyskrafien zum Grunde gelegen haben (f. d. Art. Geschwür). Bleibt nach der Beendigung des Eiterungsprocesses und Schließung der Öffnung noch eine Härte in dem Drüsenkörper oder in den Hautpartien zurück, welche denselben umgeben, so verfährt man wie bei der Drüsen verhärtung (Induratio glandularum), dem dritten, weniger günstigen, Ausgange der Drüsenentzündung. Da von den skrofulösen, skirrhösen und andern dyskratischen Drüsenverhärtungen, wie z. B. den syphilitischen und gichtischen, unter eigenen, jene Krankheiten betreffenden Artikeln gehandelt werden wird, so haben wir uns hier nur mit der einfachen, gutartigen Drüsenverhärtung zu beschäftigen; sie ist gewöhnlich Folge einer einfachen Drusenentzündung, die aber auch bisweilen sehr schleichend und träge, fast ganz schmerzlos und ohne deutlich hervor: tretende Symptome verläuft. Wenn nämlich die Ent zündung eine gewisse Höhe erreicht hat, so erfolgt die Entscheidung derselben durch Ausschwihung plastischer Lymphe in das Drüsengewebe und das Zellgewebe, wels ches dasselbe umgibt; es ist jedoch nicht nothwendig, daß

einer solchen krankhaften Secretion jedes Mal eine entzündliche Reizung vorhergehe, es können Drüsenverhär tungen auch ohne Entzündung entstehen. Ist die Ergießung von plastischer Lymphe einmal erfolgt, dann wird der regelmäßige Vegetationsproces umgeändert, es verlängern fich Gefäßästchen der Drüse in der geronnenen Lymphe, aus welcher eine eigenthümliche, krankhafte Substanz sich bildet, die endlich mit dem zum Theil ausgearteten, zum Theil noch normalen Drüsengewebe zu einer öfters kaum unterscheidbaren Masse zusammenschmilzt. Sowie der krankhaft aufgeregte Bildungsproceß wieder zur Ruhe gekommen ist, so bleibt das pathologische Product der Hauptsache nach unverändert; nur die weichern und flüssigen Stoffe werden gemeiniglich resorbirt, und die aufgelockerte Substanz wird kleiner und fester; dann zeigt sich die verhärtete Drüse als eine mehr oder weniger harte, unschmerzhafte, begrenzte, unter der normal befchaffenen Haut verschiebbare Geschwulst ohne erhöhte Temperatur und geringer Vitalitätsäußerung, welche oft durchs ganze Leben ohne Vergrößerung oder weitere Substanzveränderung, Entzündungs- oder Eiterungsproceß ge= tragen wird. Bisweilen ist aber auch das Bolumen der verhärteten Drüse nicht vergrößert, sondern im Gegentheile verkleinert, zusammengeschrumpft, und dann gemeiniglich hárter und fester. Das Drüsengewebe ist in dies sem Falle meistens ganz geschwunden und das Ganze in eine feste, gallstoffige oder talgartige Masse verwandelt. Je mehr das Drüsengewebe selbst in den Verhärtungs- und Degenerationsproceß mit hineingezogen ist, desto mehr wird auch die Ausübung der normalen Vers richtung derselben gestört; es gibt aber auch Verhärtungen, die sich ganz allein, oder doch größtentheils, auf das Zellgewebe beschränken und bei denen die Function fast ganz ungestört bleibt. Es ist öfter nicht leicht, die einfache Verhärtung von der skirrhöfen oder skrofulofen Art dieser Krankheit zu unterscheiden; in solchen Fällen können nur die Ursachen und der Verlauf der Krankheit, die Verbindung der gleichzeitig stattfindenden oder vorausgegangenen Dyskrafien, Contagien oder andere Krankheiten, die Dauer, der Sig der Verhärtung und der Erfolg der angewendeten Mittel einigen Aufschluß geben. Nicht unberücksichtigt darf man aber auch lassen, daß die einfache Drüsenverhärtung in die skirrhose Ausartung übergehen kann, und daß dann die Diagnose noch um so mehr erschwert wird, da einzelne und selbst mehre der gewöhnlich dem Skirrhus zukommenden Symptome vorhanden sein können, ohne daß die Drüse doch wirklich stirrhös ist. Bei der einfachen Drüsenverhärtung ist die Prognose im Allgemeinen günstiger, als bei der skrofulofen und skirrhösen. Wenn zeitig die zweckmäßigften Mittel angewendet werden, so gelingt die Bertheilung bisweilen noch vollkommen, wiewol immer langfam. Ist diese nicht mehr zu bewirken, so wird doch eine solche gutartige Verhärtung, wenn sie nicht den stirrhosen Charakter annimmt, oft ohne alle weitere nachtheilige Folgen durchs ganze Leben getragen, und es ist dann besser, fie ganz in Ruhe zu lassen, als durch die Bertheilungsversuche den Übergang in stirrhöfe Verhärtung, Entzündung

Um

und Eiterung zu beschleunigen. Die Behandlung der gutartigen Drüsenverhärtung besteht in der Anwendung von Mitteln, welche die Thätigkeit der einsaugenden Ge fåße vermehren und dadurch die Zertheilung bewirken; gelingt diese nicht, und zeigt sich eine Neigung zur Ent: zündung in der Geschwulst, so muß man suchen Eite rung zu bewirken; follte aber auch diese nicht zu Stande kommen und das krankhafte, die Härte bewirkende Erzeugniß zerstören, so läßt man entweder die Drüsenverhärtung ganz in Ruhe, oder sollte man dieselbe der Verunstaltung oder des nachtheiligen Drucks wegen, den sie auf benachbarte Theile ausübt, entfernt wünschen, so bleibt noch das Messer, welches in den Fållen, wo die Lage der verhärteten Drüse die Ausschneidung derselben ohne Gefahr drohende Verlegungen von Gefäßen, Ner ven oder andern Gebilden gestattet, das beste Mittel, um den krankhaften Theil gänzlich zu entfernen. die Bertheilung zu bewirken, bedient man sich örtlich der Salben mit Soda, Quecksilber- oder Jodine - Práparaten, auch des flüchtigen Liniments, mit oder ohne Zu sage von Kampher oder ätherischen Ölen. Die Umschläge von zertheilenden oder erweichenden Kräutern, und in der Zwischenzeit, in welcher diese ausgesetzt werden, die Pflaster aus Cicuta, Seife, Quecksilber und dergl., das Emplastrum ammoniaci, cicutae, galbani crocatum, melliloti, mercuriale oder saponatum. Durch Reiben und Druck wird die Wirksamkeit dieser Mittel noch unterstüßt. Um mittels Einwirkung auf den Organismus im Allgemeinen örtlich die Resorptionsthätigkeit zu er höhen, dienen die Kali und Soda haltigen Arzneimittel, die Kräutersäfte und auflösenden Extracte, der Salmiak, die Mercurialia, Antimonialia, die Cicuta, Belladonna, die Digitalis, das Guajacum, dazwischen Abführungsund Brechmittel; auch, wenn es nöthig sein sollte, allge meine, einfache Wasserbåder, oder die natürlichen oder künstlichen alkalischen oder Seefalz haltigen Båder. Übri gens find die. Drüsenverhärtungen nach Lage und Be schaffenheit der Drüse, welche befallen ist, verschieden zu behandeln, wie dieses unter den einzelnen Hauptartikeln, z. B. Leber, Milz, Speicheldrüsen, angegeben werden wird. Wenn der geöffnete Drüsenabsceß oder die in Ei terung übergegangene Drüsenverhärtung nicht bald heilt, fo bildet sich ein Drüsengeschwür (ulcus adenosum, s. glandularum); statt des guten plastischen, die Verheis lung befördernden Eiters wird nämlich ein schlechter, jauchiger Eiter abgesondert, wobei die Erzeugung frischer, gesunder Fleischwarzchen mangelt, die geschwürige Fläche fich nicht verkleinert, sondern die Zerstörung der Gewebe immer weiter schreitet. Wegen des trägern Vegetations processes in den Drüsen sind die Geschwüre dieser Dr gane gewöhnlich langwierig und heilen mit schlechten Narben. Die Behandlung ist im Allgemeinen wie bei andern Geschwüren (f. d. Art. Geschwür), nur sind hier örtlich alle die Lebensenergie mindernden Mittel, die erschlaffenden Breiumschläge und Salben zu vermeiden, dagegen stärkende, die Reproductionsthätigkeit erhöhende Arzneien anzuwenden. Fomentationen und Kataplasmen von Weidenrinde, Kalmuswurzel, China, Chamillen, den

Speciebus aromaticis, der Herbae Cicutae, Digitalis, Hyoscyami u. f. w., Salben mit Tinct. Myrrhae, Aloes oder Pulver von Myrrhae, Pulvis Corticis Cascarilli, Rad. Calami aromatici und dergl. Wenn das Geschwür sehr unrein ist, mit Mercurius praecipitatus ruber, oder Bestreichen desselben mit Lapis causticus oder infernalis. Dabei sind die innerlichen Mittel zu gebrauchen, welche dem Körperzustande im Allgemeinen, der etwa vorhandenen Verdauungsschwäche, den Krankheiten der Verdauungsorgane oder den Dyskrasien entsprechen, durch welche der normale Reproductionsproceß gestört wird.

Drüsengeschwulst (tumor glandularum; Adenoncus, von aðỳy, Drúse, und öyxos, Geschwulst; Adenophyma; Glandula, Panus, von navós, das Band) ist im weitern Sinne jede durch Anhäufung und Stockung der Säfte in dem Drüfengewebe oder dem dasselbe um gebenden Zellgewebe bewirkte Vergrößerung des Volumens einer Drüse; im engern Sinne bezeichnet man mit jener Benennung nur die Anschwellungen der unter der Haut liegenden Saugadern und Speicheldrüsen, oder alle Drusenanschwellungen, mit Ausnahme der skirrhösen oder krebsartigen. Die Symptome, Vorhersagung und das Heilverfahren richtet sich nach dem wesentlich verschiedenen Zustande des Drüsengewebes bei der Drüsengeschwulst, welchen man unter folgende Hauptarten ordnen kann:

1) Durch Entzündung verursachte Drüsengeschwulst (f. d. Art. Drüsenentzündung).

2) Durch Vereiterung bewirkte Drüsengeschwulst (s. d. Art. Drüseneiterung und Drüsenabscess).

3) Drüsengeschwulst, welche Verhärtung des Drüsengewebes bedingt (f. d. Art. Drüsenverhärtung).

4) Von Erschlaffung, Verstopfung oder Stockungen der Säfte, abhängige Auflockerung und Aufgetriebenheit der Drüse.

5) Markschwamm oder Blutschwamm der Drüse (f. d. Art. Geschwulst).

Nach den entfernten Ursachen, auf welche man bei der Behandlung jeder dieser verschiedenen Arten von Drúsengeschwülsten Rücksicht zu nehmen hat, kann man diese Krankheiten auf folgende Weise ordnen:

a) Tumor glandularum s. Panus idiopathicus, die idiopathische Drüsengeschwulst; hierher gehört die Drüsengeschwulst von außern Verlegungen, Wunden, Druck, Quetschung und dergl., von Unterdrückung der Hautausdünstung, scharfen oder giftigen Stoffen, die von den Saugadern der Haut aufgenommen worden find.

b) Tumor glandularum s. Panus deuteropathicus, Drüsengeschwülste, welche von allgemeinen Krankheiten und Dyskrafien begründet werden, z. B. von Skrofeln, Gicht, Syphilis (Panus scrophulosus, arthriticus, syphiliticus).

c) Tumor glandularum s. Panus sympathicus, s. consensualis, sympathische oder consensuelle Drüfengeschwülste, welche durch entfernte Reize bewirkt werden; wenn z. B. die Leistenbrüsen bei einem Blutschwår am Oberschenkel, die Achseldrüsen bei heftigen Panaritien oder bei Krebs in den Brüsten anschwellen.

d) Tumor glandularum s. Panus metastaticus, metastatische Drüsengeschwulst, wenn diese Geschwülste nach allgemeinen Fieber- oder Ausschlagskrankheiten, den Pocken, Masern, Kräge, Flechten, typhöfen Fiebern u. f. w., sich bilden, welche man dann auch mit dem Namen Panus febrilis und exanthematicus bezeichnet.

Endlich benennt man auch die Drüsengeschwülste nach den Theilen des Körpers und nach den Drüsen, in welchen sie ihren Sitz haben: Uchseldrüsen, Leistendrüsen, Schilddrüsen, Vorsteherdrüsengeschwulst (Panus axillaris, inguinalis, thyreoideus, prostaticus).

Da von den zu der ersten, zweiten, dritten und fünften oben angegebenen wesentlich verschiedenen Art der Drüsengeschwülste unter besondern Hauptartikeln gehan delt wird, so ist hier nur noch Einiges über die nicht entzündliche Auflockerung oder Auftreibung, und daher rührende Geschwulst der Drüse (Intumescentia glandularum, Infarctus glandularum s. Adenemphraxis) beizufügen. Es entstehen diese Geschwülste gewöhnlich lang sam und erreichen eine sehr verschiedene Größe; fie zeigen im Allgemeinen die Form der Drüfe, aber vergrößert, find rundlich, eiförmig, auf der Oberfläche höckericht, theils teigicht, theils ziemlich derb und hart anzufühlen, die Temperatur ist nicht erhöht, bisweilen werden diese Geschwülste abwechselnd größer oder kleiner, verschwinden auch wol an einer Stelle ganz und erscheinen wieder, an einer andern. Die Ursachen dieser Drüsenanschwellungen find Erkältungen und dadurch bewirkte leichte, nicht deuts lich entzündliche katarrhalische oder rheumatische Reizung, Druck, Quetschung; aber auch Dyskrafien, Skrofeln, Rheumatismen, Sicht und dergl. können denselben zum Grunde liegen. Der Ausgang ist entweder Zertheilung oder Übergang in Entzündung mit den oben schon erwähnten Ausgangen. Die Vorhersage richtet sich besons Die Vorhersage richtet sich besons ders nach den Ursachen, dem Charakter, der Größe, der Wichtigkeit der befallenen Drüse, dem Grade der Std rung ihrer Function, der Größe, Ausbreitung und Dauer der Geschwulst. Bei der einfachen, der katarrhalischen oder rheumatischen Art, bei der Scrophula pubertatis oder crescentium und der Scrophula fugax ist sie gunftig; weniger günstig kann sie gestellt werden, wenn eine Dyskrafie zum Grunde liegt, und sie richtet sich dann nach der Beschaffenheit der allgemeinen Krankheit; das: selbe gilt von den kritischen und metastatischen Drüfens geschwülsten, die durch Zurücksinken oder Versegungen auf innere Organe leicht schnell tödtlich werden können. Die Behandlung ist wie bei der gutartigen Drüsenvers hårtung, wobei man immer auf Beseitigung der Ursachen, der etwa vorhandenen Dyskrasien oder andern allgemeinen Krankheiten Rücksicht zu nehmen hat. Es gehören hierher auch die sogenannten Wachsbeulen, Wachsdrüsen oder Wachsknoten (Scrophula pubertatis s. Panus s. Bubo crescentium), Anschwellungen von Lymphdrüsen, meistens in den Gelenken, der Weichengegend, feltner der Achselhöhle, welche bei der im Kinder- und Knabenalter vorherrschenden Vollsaftigkeit theils durch zu reichliches Zuströmen und Stockungen der Säfte allein, theils durch mechanische Einwirkungen beim Laufen,

Springen und dergl., in der Periode des Wachsthums, besonders in den Leistengegenden zur Zeit der Geschlechtsentwickelung, entstehen. Es verschwinden diese Drüsengeschwülste meistens von selbst, oder durch die Anwendung ter gelindern von den oben bei der gutartigen Drusenverhärtung angegebenen zertheilenden Mitteln, öfters schon nach trockner Wärme, dem flüchtigen Liniment, dem Melliloten oder Ammoniakpflaster. Collte aber die Drüsengeschwulst nach einem Drucke, Stoße, Schlage plöglich und erst vor kurzer Zeit entstanden sein, dann find anfänglich Umschläge von kaltem Wasser, ist dieses nicht hinreichend, mit einem Zusage von Salmiak und Essig, bei stärkern Schmerzen wol auch einige Blutzgel, und in der spätern Periode, oder wenn die kalten Umschläge nicht gut vertragen werden sollten, warme Breiumschläge erweichender Kräuter anzuwenden. Eine ȧhnliche, mit der Periode des Zahnens zusammenhängende und auf die Drüfen des Halses beschränkte Drüsengeschwulst wird von Einigen Scrophula fugax genannt. Sie gehört zu den consensuellen Drüsengeschwülsten, und sowie sie durch den heftigern Zahnreiz entsteht, so vers schwindet sie auch wieder, wenn dieser nachläßt, gewöhn= lich ohne besondere Behandlung; sollten die angeschwollenen Drüsen sehr schmerzhaft sein, so können Umschläge von erweichenden Kräutern oder auch trockene Kischen von zertheilenden Kräutern aufgelegt werden. (Seiler.) Drüsenkrebs, f Drüsenkrankheiten und Krebs. Drusenloch, f. Drusus (Nero Claudius). Drüsenverhärtung, f. Drüsenkrankheiten, Skrofeln und Skirrhus.

DRUSIANA FOSSA, auch in der Mehrzahl Fossae Drusinae, nåmlich der Hauptkanal, durch welchen man schiffte, hieß der Graben des Drusus '), und das ganze Werk die Gräben des Drusus. Drusus wollte námlich die Teutschen auch von der Seeseite leicht an= greifbar machen; aber die Mündungen des Rheines, wenn man durch eine derselben schiffte, nöthigten, erst um Nordholland herumzufahren. Der See Flevo oder Zuydersee war zwar damals noch mehr ein Landsee. Aus ihm strömte jedoch der Fluß Flevo in die Nordsee. Drufus wünschte also eine Wasserverbindung zwischen dem Rhein und dem See Flevo herzustellen. Daß er dieses bewerkstelligte, ist ungemein einflußreich gewesen, aber wie er es that, hierüber sind die Meinungen getheilt. Bevor wir diese beiden Hauptmeinungen betrachten, wollen wir erst sehen, was die Quellen von dem Agger oder der Moles Drusi enthalten, denn beide find aller Wahrscheinlichkeit nach ein und dasselbe Werk. Tacitus erzählt (Annal. XIII, 53) zum I. 59, von Paullinus Pompejus, er habe den Damm (agger), welchen Drus sus vor 63 Jahren angefangen, um den Rhein zusammenzuhalten, vollendet 2). Und von Vetus, welcher mit

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