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großen Theil. Während dessen begann er am wahrscheins lichsten jenen berühmten Kanal zu bauen. Die andern Geschichtschreiber nehmen mit Bestimmtheit an, daß D. im J. 12 v. Chr. nach seinem Streifzuge gegen die Siz gambern durch seinen Kanal und den Zuydersee in das Weltmeer gesegelt sei. Aus den Alten geht dieses nicht hervor. Germanicus fleht zwar bei Tacitus (Annal. II, 8), als er durch den Kanal des Drusus fährt, daß er über ihn, der dasselbe wage, nicht zurnen möge. Über Dieses bezieht sich natürlich nicht auf die Beschiffung des Kanals, sondern überhaupt auf das Unternehmen der Beschiffung des Weltmeers ). D. war der erste, welcher unter den römischen Feldherren den nördlichen Ocean be schiffte, ob aber damals im J. 12 sein Kanal vollendet gewesen, ist nicht gewiß, ja nicht wahrscheinlich. Erstens scheint die Kürze der Zeit dagegen zu sprechen. Zweitens dieses, daß die römischen Geschichtschreiber nichts davon fagen, und der ausführlichste nur bemerkt, daß D. durch den Rhein in den Ocean geschifft. Wahrscheinlich lernte er erst durch diese Fahrt im 3. 12 das Unbequeme durch den gewöhnlichen Rhein in den Ocean zu schiffen, und die Beschaffenheit, daß der See Flevo eine bequemere Verbindung mit dem Meere gabe. Wäre der Kanal so kühn und rasch schon im J. 12 vollendet gewesen, die römischen Geschichtschreiber hätten es nicht verschwiegen. So aber ging wahrscheinlich der Bau langsamer von statten, und D. hatte bereits den Ocean auf anderm Wege beschifft, so daß nur die neuern Geschichtschreiber von jener unglaub lichen Schnelligkeit zu berichten wissen, die Römer aber davon schweigen. In den I. 13 und 12 waren, aller Wahrscheinlichkeit nach, die dortigen Teutschen noch nicht unterjocht genug, als daß sie den Kanalbau geduldet hätten. Wo follte auch D. Hånde genug dazu herge: nommen haben? In Gallien Unruhen. Die Sigambern sehen über den Rhein. Er drängt sie zurück und macht einen Streifzug, und beschifft dann den Ocean. Diese Seefahrt scheint auch blos mehr eine Fahrt gewesen, um die Küsten kennen zu lernen. Man hat diese Fahrt abenteuerlich gefunden, und das ist sie allerdings, wenn man Davon ausgeht, daß sie zum unmittelbaren Zwecke die Unterjochung Teutschlands gehabt hätte. Ein ganz an= deres Ansehen gewinnt aber die Sache, wenn man an= nimmt, D. habe blos einstweilen unternommen, jene Kůsten kennen zu lernen. Von der Fahrt im I. 12 ist nur dieses gewiß: D. schiffte durch den Rhein in den Ocean, unterwarf die Friesen, kam durch einen See in das Chaucenland, kam hier in Gefahr, da die Schiffe durch die Ebbe auf das Trockene geriethen, ward aber von den Friesen, die mit ihm im Heere zu Fuße kämpften, gerettet, und ging zurück, da es Winter war). Zu dieser

8) Suetonius, Claud. I. Cf. Tacitus, Germ. XXXIV. Nach ihm wollte Drusus im nördlichen Ocean die Säulen des Herkules aufsuchen, welche ein Gerücht als dort vorhanden verkündete. Der kühne Jüngling konnte diesen Zweck mit Ausfundschaftung der teutschen Küsten auf das Natürlichste verbinden. 9) Dio Cass. LIV, 32. Die Stelle, wo die Flotte des Drusus durch den Eintritt der Ebbe strandete, und nur durch die Hilfe der Friesen der Gefahr des Schiffbruchs entging, ist nach Wils

Seefahrt gehört wahrscheinlich die Eroberung der friesischen Inseln, namentlich Byrchanis 10) (Borkum). Über der von Strabon erwähnte Schiffkampf mit den Brukterern auf der Ems wird wahrscheinlicher in das Jahr 10 v. Chr. gefeht, denn wie hätte D., der erst zuvor zu Lande gegen die Usipeter und Sigambern gezogen, und dann in den Scean schiffte bis zum Chaucenlande, Zeit gehabt, auch in die Ems hinauf zu laufen ")? Den unterworfenen Frie sen legte D. nur einen måßigen 3ins auf, welcher in Rinderbauten bestand 2). Bei seiner Zurückkunft in Rom ward D. zum Prátor Urbanus gemacht. Doch mit dem Frühlinge eilte er wieder in den Krieg, ging über den Rhein und unterwarf die Usipeter, schlug über die Lippe eine Brücke, fiel in das Land der Sigambern, ging durch dasselbe vor in das Land der Cheruster bis zur Weser. Dieses aber konnte er thun, weil die Sigambern gegen die Chatten, welche allein von den Nachbarn ihre Bundesgenossen nicht sein wollten, mit allem ihrem Volke ins Feld gezogen waren. Er wäre auch über die Weser gegangen, hätte ihn nicht, wie Dio Caffius angibt, Mangel an Lebensmitteln und der bevorstehende Winter und ein Bie nenschwarm daran verhindert 3). Dieser, eine üble Vorbedeutung, ließ sich nämlich im Lager des Drufus vor dem Zelte des Lagerpräfecten Hostilius Rutilius auf ein vor dem Zelte herabgehendes Seil und auf die vor demselben aufgesteckte Lanze nieder "). Aber der Bienenschwarm paßt nicht wohl zum bevorstehenden Winter, auch war Drusus schon im Frühlinge in den Krieg gezogen. Der Hauptgrund seines Rückzuges war also wol die Furcht, daß die Sigambern, wenn er über die Weser seßte, unterdessen von ihrer Heerfahrt gegen die Chatten zurückkommen möchten. Prolemáus (II, 11) hat: Toónaia Apoioov y. L'S′ vs (33° 45' d. L. und 52° 45′ n. Br.). Neuere bringen daher dieses Siegeszeichen mit dieser Heerfahrt des Drusus in Vers bindung, und sagen, er habe es an dem Orte errichtet, wo er die Weser berührt hatte "). Diese Prahlerei sieht den Römern nicht unähnlich, wiewol sie keinen Feind

helm's (S. 31) Ansicht die Jahde, westwårts von der Wesermündung, und er bestreitet die Meinung Mannert's und Anderer, daß der Dollart barunter zu verstehen sei, da dieser erst im I. 1277 seine jezige Gestalt erhalten hat.

10) Strabo Lib. VII. Cap. 34. Amsterdamer Ausg. S. 291. 11) Bart und Mannert sehen den Schiffkampf des Drusus gegen die Brukterer ins J. 10 v. Chr. Wilhelm, Die Feldzüge des Nero Claudius Drusus im nördlichen Teutschland, ins Jahr 12, weil Drusus sonst zu einem bloßen Abenteurer herabgewürdigt würde. S. dagegen F. Wachter, Recension des genannten Wers kes von Wilhelm in der Augem. Lit. Zeit. Januar 1828. Nr. 15. G. 113, 114. Hier wird dagegen geltend gemacht, daß Drusus im I 12, als er ben Ocean beschiffte, noch keinen feststehenden Plan haben konnte, weil er noch gar nicht wußte, wie es auf der Nordsee und ihren Küsten aussah. Dio Cassius schweigt zwar im J. 10 von einer See: Expedition, erwähnt aber auch den Schiff. kampf auf der Ems zum J. 12 nicht. Planloser håtte aber Drus sus gehandelt, wenn er die Meeresküsten Teutschlands håtte unters sucht, und einen Kanal graben lassen, um bequemer in sie zu ge= langen, und dann bei seinen folgenden Feldzügen die Teutschen nicht hätte zugleich zur See angreifen lassen. Annal. 12. 13) Dio Cass. LIV, 33. quens, De prodigiis. Lib. I. Cap. 132. G. 35.

12) Tacitus, 14) Julius Obse 15) So Wilhelm

an der Weser und_im_Sigamberlande gefunden hatten. Doch können diese Tropaea Drusi auch in einen andern Feldzug des D. gehören. D. lehrte auf der Heerfahrt vom J. 11 v. Chr., daß es leichter war in Teutschland, zumal, wenn seine Bewohner gegen einander selbst zu Felde gezogen waren, hineinzugehen, als unbeschädigt wieder herauszukommen, und die Römer trösteten sich wenigstens damit, daß der Bienenschwarm das Unglück, das sie betreffen sollte, vorausverkündet hatte, denn Julius Obfequens fügt sogleich hinzu: Eine Menge Römer ward durch Hinterhalte überwältigt. Die Ungläu bigen von den Römern, wie Plinius (Hist. Nat. XI, 18) sagt, wissen doch der Sache eine andere Deutung zu ge ben, da die Römer durch die zu große Kühnheit der Teut schen dem gänzlichen Untergange entgingen. Als nämlich D. in das Bundesgenossen oder Freundesland, s Thy piliav, wie Dio Cassius aller Wahrscheinlichkeit nach grundlos fagt, gekommen, gerieth er in die größte Ge fahr. Die Teutschen brachten ihm durch Hinterhalte großen Verlust bei, einmal ward er in einem Engpasse bei Arbalo, wie Plinius den Ort nennt, so eingeschlossen, daß wenig fehlte, daß er mit dem ganzen Heere umgekommen. Aber die sorglose Kühnheit der Teutschen rettete ihn. Es waren, denn hierher ist wol die Stelle bei Florus (IV, 12) zu beziehen 16), die Sigambern, Cherusker und Sueven, und sie sollen die Beute im Voraus fo getheilt gehabt haben, daß die Cherusker die Pferde, die Sueven das Gold und Silber, und die Sigambern die Gefangenen wählten. Aber zum Unglücke für die Leutschen waren ihnen D. und feine Römer, da sie bereits solche Verluste erlitten hatten, verächtlich geworden. Sie hielten die Römer für so gut als Gefangene, und so in die Enge getrieben, daß sie leicht alle auf einmal erschlagen werden könnten. Sie machten daher keinen geordneten Angriff, wurden deshalb fieglos, zogen ab, und befeindeten die Römer nun nicht mehr in der Nähe, sondern aus der Ferne. Da minderte sich des D. und seiner Römer Schrecken vor den Leutschen, und er baute zwei Burgen gegen fie, eine da, wo der Lupias (die Lippe) und der Elison (Ulm) 17) zusaminenflossen, und die andere bei den Chatten bei dem Rhein (Cassel, Mainz gegenüber). Daher erlaubte sich der Epitomator des Livius zum J. 11 v. Chr. zu sagen: Die Cherusker, Tenchtes rer, Chatten und andere Völkerschaften der Germanen jenseit des Rheins von D. bezwungen. Dieser eilte Dieser eilte

16) Florus (IV, 12) erzählt es natürlich als Thatsache, das mit er dann den Gegensag anbringen kann, wie der Sieger Dru: fus die Pferde, Schafe, Halsketten der Feinde und sie selbst theilt und verkauft. Zugleich bringt er, als in diesem Kriege geschehen, die im J. 16 v. Chr. von den Sigambern geopferten 20 römischen Hauptleute mit an. Acron ad Horatium Od. IV, 2 und Dio Cass. Lib. LIV, 20. 17) Castrum Alisonis ist am wahrschein lichsten das heutige Elsen Neuhaus im Paderbornischen. Nach Undern, Gatterer und Mannert, Germanien, S. 52, 422, 460, ist der Aliso nicht die Alm, sondern die Lise und das Castellum Alisonis Lisborn im Münsterschen, zwei Stunden von Lippstadt. über das Castellum Alisonis s. Wilhelm Lappe, Die wahre Linie und Gegend der Hermannschlacht, welcher die wenigen zu Elsen noch vorhandenen überreste aus der Römerzeit untersucht hat.

nach Rom und stand noch in demselben Jahre neben Uugustus auf der Rednerbühne, als dieser seiner Schwester Octavia die Leichenrede hielt. Wegen seiner Siege erlaubte ihm der Senat die Insignien des größern Triumphs zu führen und feinen Einzug in die Stadt zu Pferde zu halten. Den ihm von dem Heere beigelegten Imperators titel aber durfte er nicht führen, weil Augustus dieses nicht gestattete 18). Daher gehört in dieses Jahr auch nicht jene vortreffliche Münze mit dem lorbeergekränzten Haupte des Drufus und der Umschrift: Nero Claudius Drusus Germanicus Imp., auf der Rückseite die triumphalischen Ehrenzeichen mit der Umschrift: De Germanis 19). Von Liberius und Drufus begleitet reiste Augustus im J. 10 nach Gallien. Die Chatten gesellten sich zu den Germanen, und verließen das Land, welches die Römer ihnen zum Bewohnen gelassen hatten. Wahrscheinlich war ihnen jenes Castell zuwider, das Drusus, auch seine Bundesges nossen nicht schonend, bei den Chatten im vorigen Jahre angelegt hatte. D. zog gegen sie, beschädigte einen Theil und unterwarf den andern 20). In dieses oder in das folgende Jahr gehört wol der befestigte Posten, den D. nach Tacitus (Annal. I, 56) auf dem Taunus errichtete. Einige ") sehen in dieses Jahr die Unterjochung der Friesen durch D. und seinen Schiffkampf auf der Ems mit den Brukterern, vor welchen Thaten aber die Unterwerfung der Friesen wol eher ins I. 12 zu sehen ist 22). D. ging mit Augustus, als der Winter kam, nach Rom zurück, und bekleidete im I. 9 die Consulwürde. Aber feine Unterjochungslust ließ ihn nicht rasten. Er wollte der Freiheit der Teutschen durchaus den Tod bringen, aber ein gerechtes Schicksal ließ ihn selbst den Tod in Teutschland finden. Leutschland finden. Nicht blos nach Siegen dürftete seine Seele unersättlich, auch nach Erlegung der teutschen Heers führer, die er durch die ganze Schlachtreihe verfolgte, war er sehr begierig, um Spolia opima zu gewinnen 23). 30 Jahre war er bereits alt, dünkte sich aber den germas nischen Boden noch nicht mit genug Blute getränkt zu haben. Auch zähmte seine Kampfluft der andern Römern eigenthümliche Aberglaube nicht. An übeln Vorbedeutungen fehlte es nicht. Schreckliche Stürme und Ungewitter hatten in den Wintermonaten in Rom große Vers heerungen angerichtet. In drei Tempel hatte der Blizz eingeschlagen 2). Ja! so sehr eilte Drufus seinem Verhängnisse entgegen, daß er nicht einmal den wirklichen Antritt des Confulats abwartete, welcher damals am 1. Jan. statt hatte 25). Seinen lehten Feldzug eröffnete D., indem er in das Land der Chatten fiel, ging bis Swerinn vor, gewann nicht ohne großen eigenen Verlust die Obers

18) Dio Cass. LIV, 33, 35. 19) Joannes Vaillant, Numismata Imp. Rom. T. II. fol. 50. Uber Drusus hatte in dies sem Jahre auch nicht den Titel Germanicus. Vgl. Wilhelm G. 42 und Taf. IV. Fig. A. A. und Fig. B. der beigegebenen Kupfer. 20) Dio Cass. LIV, 36. 21) So Mannert

S. 53 und Bart, Urgeschichte der Teutschen, S. 455. 22) F. Wachter, Aug. Lit. Zeit. Febr. 1828. S. 113, 114. 93) Suetonius, Claud. I. 24) Pedo Albinovanus, Consol, ad Liviam Augustam v. 401 seq. Dio Cass. LVI. 25) Pedo Albinov. v. 139 seq.

hand 26), brachte den Markomannen (wie ein Theil der Sueven insbesondere hieß), eine große Niederlage bei 27), und errichtete mit den von den Markomannen erbeuteten Waffen einen Hügel als Siegeszeichen 28). Von da wandte er sich gegen die Cherusker, ging über die Weser 29), und drang, alles verheerend, bis an die Elbe vor 30). In diesen Feldzug gehört wahrscheinlich, was Florus (IV, 12) von des D. Bahnbrechung durch den hercynischen Wald sagt. Nach Pomponius Mela gab es mehre hercynische Wälder. Auch war der vorzugs: weise genannte hercynische Wald, welcher sich långs dem Chattenlande hinzog, ungeheuer groß, sodaß ganz unent schieden bleibt, welchen Weg D. genommen, als er bis an die Elbe vordrang. Nach Strabon endete D., als er zwischen der Elbe und Saale glücklich kriegte. Unter der Saale verstehen Einige die Yssel, Andere die frånkische, und noch Undere die thüringische Saale. Diese ist am wahr scheinlichsten hier zu verstehen. Aber nur wissen wir nicht, ob D. durch den thüringer Wald oder durch den Fuß des Harzes an und über die Saale gegangen, und von da feine verheerenden Waffen bis an die Elbe getragen hatte. D. unternahm es, auch über sie zu gehen; aber das vermochte er nicht 3). Wahrscheinlich hinderten ihn die Germanen daran, die sich vor ihm über die Elbe gezo: gen hatten 32), denn die Elbe mußte ihnen eine gute Schuhwehr fein. Auch konnte D. keine Zeit mehr haben, eine Brücke zu schlagen. Daß Drusus den Ruhm des Übergangs über die Elbe nicht erlangt, hierüber trösteten sich die Römer durch Erfindung einer Erzählung von eis ner himmlischen Erscheinung. Ein weibliches Wesen, größer als von menschlicher Natur, trat vor D. und fagte: Wo noch hin, unerfättlicher Drusus? Nicht alles dieses zu sehen gestattet dir das Schicksal, sondern geh hinweg; denn auch dir ist das Ende sowol deines Le bens als deiner Thaten nahe! Dio Caffius bemerkt das Dio Cassius bemerkt das bei, daß allerdings eine solche Götterwarnung ein wunderbares Ereignis fei, aber er moge sie nicht bezweifeln, da fie so bald in Erfüllung ging. Er beweist also die Wahrheit der Erzählung aus ihr selbst. Sueton (Claudius I.) hat auch die Erzählung, aber wie es mit Sagen zu gehen pflegt, so hat er sie nicht beim lesten Feldzuge. Er erzählt: D. habe auch die oft geschlagenen und gänzlich in die Einöde getriebenen Feinde nicht eher zu verfolgen aufgehört, als bis die Gestalt eines teutschen oder, wie er sich nach Art der Griechen und Römer ausdrückt, eines barbarischen Weibes, größer als die menschliche Gestalt, den Sieger weiter zu gehen, in lateinischer Sprache abgehalten. Hierauf läßt Sueton den D. nach

29)

26) Dio Cass. LVI. 27) Messalae Corvinae liber de Augusti progenie 85. Pedo Albinov. v. 17 seq. v. 113. Aurel. Vict. Epit. I. Orosius IV, 21. p. 479. 28) Florus IV, 12. Nach Wilhelm (S. 50) ist hierunter die Werra zu verstehen. Er läßt den Drusus durch den thüringer Wald und Thüringen dringen, und gibt den Weg auf das Genaueste an; aber es find reine Vermuthungen, sodaß wir nicht wagen, ihnen hier Raum zu widmen. Beleuchtet haben wir sie bereits in der Allg. Lit. Zeit. S. 105-115. 80) Dio Cass. LVI. 31) Idem. 32) Eutropius IV, 12.

Rom gehen, wegen seiner Thaten das Recht der Ovation und die triumphalischen Ehrenzeichen erhalten, und dann erst bei Wiederholung der Heerfahrt im Sommerlager sterben, welches deshalb die Benennung castra scelerata erhielt. Die Römer dachten sich bei jenem weiblichen Wesen natürlich die Schußgöttin des teutschen Landes. Die teutschen Geschichtschreiber geben sie nicht auf, son: dern erklären das weibliche Wesen durch eine teutfche Weissagejungfrau, oder nach nordischem Ausdrucke, Wala. Aber hierbei sind zwei verschiedene Hauptmeinungen. Nach der einen sieht D. die ihn anredende Wala wirklich für eine göttliche Erscheinung an, und läßt sich durch sie abhalten, über die Elbe zu gehen 33). Aber D. war gar nicht der Mann dazu, daß er so leichtgläubig und von so schwachem Geiste gewesen, daß er eine teutsche Weissagin sollte für eine Göttin angesehen und sich von' ihr haben abhalten lassen. Überdies war er nicht zum ersten Mal in Teutschland, wußte also hinlänglich, daß die teutschen Frauenzimmer größer seien, als die römischen. Alfo die Größe konnte auf ihn keinen Eindruck machen. Auch ist es nicht wahrscheinlich, daß eine teutsche Jungfrau sich zu den Römern gewagt, die ihr als ungläubige Wütheriche erscheinen mußten. Die andern teutschen Geschichtschreiber nehmen zwar jene Erscheinung nicht als Grund an, warum sich D. habe vom übergange über die Elbe abhalten lassen, erklären aber den Ursprung der Erzählung dadurch, daß eine von den hochgeachtet und heilig gehaltenen teutschen Wahrsaginnen dem D. mit drohendem Zuruf erschienen sei. Groß seien die Gestalten der Teutschen gewesen, in aufgeregten Augenblicken habe die Einbildungskraft vergrößert; und gewiß haben sich in Teutschland viele Menschen gefunden, welche die ros mische Sprache verstanden, da seit einem halben Jahrhunderte teutsche Jünglinge und Männer im römischen Heere gedient gehabt "). Aber doch ist ein bedeutender Unterschied, ob die teutsche Weissagin in der Gegend des Rheins oder an der Elbe, wohin die Römer zum ersten Male kamen und wo es sicher wenig Teutsche gab, die je eine Reise zu den Römern gemacht hatten. Läßt man die Erscheinung auf D. nicht wirken, so verliert die Sache ihre Bedeutung. Bei den Römern hatte eben die Erscheinung dadurch ihre große Bedeutsamkeit, daß D. sich von ihr habe abhalten lassen über die Elbe zu gehen. Auch hätte D. sicher nicht nöthig gehabt, den Soldaten eine Erscheinung vorzugeben, denn diese wünschten sich sicher lieber über den Rhein zurück, als über die Elbe vorwärts. Auch haben wir gar nicht erst nöthig anzunehmen, der Zuruf einer teutschen Weissagin habe zur Gestaltung jener Sage Veranlassung gegeben. So erfindungsarm waren die Römer, wie ihre andern Sagen zeigen, nicht, daß sie nicht auch diese Sage rein erfinden sollen. Nach unserer

33) So z. B. Wilhelm S. 52, 53, aber gerieth dabei in Widerspruch. 6. 47 ift Drusus der starke Geist und läßt sich von den üblen Vorbedeutungen nicht von der Heerfahrt abhalten. S. 51, 52 ist er so schwach, daß er eine teutsche Rünenjungfrau für eine Göttin ansieht, und durch sie sich bestimmen läßt, nicht über die Elbe zu gehen. 84) Euden, Gesch. des teutsch. B. 1. Bd. S. 191, 192.

Meinung hat die Sage nur diesen Sinn, daß selbst dem kühnen D. es als ein zu großes Wagniß schien, über die Elbe zu gehen, da er das zunächst hinter ihm liegende Land nicht unterworfen, sondern nur verheerend durchzo gen hatte. Nach) Errichtung des Siegeszeichens eilte 35) D. nach dem Rheine zurück. Diese Eile ist ein sicheres Zeichen, daß er sich nicht einmal am linken Elbufer sicher glaubte. Wie hätten sich seine Krieger über die Elbe hinüber sehnen sollen! Nach Florus (IV, 12) legte D. zum Schuße der Provinzen überall hin Besatzungen (praesidia) und Wachtposten (custodias) an der Maas, an der Elbe, an der Weser hin. Dieses ist aber natürlich Übertreibung. D. hatte natürlich Befagungen, Wacht posten an der Elbe und Weser, so lange er dort war, müßte aber sehr verschwenderisch mit seinen Leuten umgegangen sein, hatte er Besatzungen an der Elbe lassen wollen, als er an den Rhein zurückeilte. Auf seinem Rück zuge umbeulten Wölfe fein Lager. Das war im dama ligen Teutschland etwas ganz Natürliches. Aber die Rö mer sahen es so an, als hätten sie des D. nahen Tod verkündet. Zwei Jünglinge ließen sich sehen und ritten mitten durch den Graben des Lagers. Spiegelte dieses den Römern nicht furchtsame nächtliche Einbildungskraft vor, fondern sprengten wirklich zwei teutsche Jünglinge durch das römische Lager, so ist es ein Zeichen, wie ein Theil der Teutschen den nach dem Rheine zurückeilenden D. verachteten. Weibliches Geheul ward gehört. Auch das war in einem von Kriegsbanden durchzogenen Lande sehr natürlich. Aber selbst die Sterne liefen durch einander 36) und verließen ihre Bahn 37). Das war ein Zeichen, wie unheimlich sich die Römer in Teutschland fühlten, und wie das ihnen inwohnende Schrecken mit ihrer Phantasie spielte. Aber doch logen diese natürlichen Vorzeichen nicht. D. ward wirklich von dem Tode ereilt, bevor er den Rhein erreichte. Nach dem Epitomator des Livius stürzte er mit dem Pferde, und das Pferd auf das Bein, und er starb an diesem Bruche den 30. Tag darauf. Dio Cassius dagegen sagt, daß er an einer Krankheit gestorben. Auch Sueton fagt blos, daß er an einer Krankheit gestorben, Sollten beide den verhängnißvollen Sturz verschwiegen haben? Livius schrieb gleichzeitig, aber hier vielleicht zu gleichzeitig. Sein Werk endete da mit, wie Drufus von seinem Stiefvater belobt wird und seine lesten Ehren hinzugethan werden. Vielleicht hatte sich, denn so etwas pflegt nicht ohne Sagen abzugehen, diese Sage von der Veranlassung zu des D. Tode in Rom gebildet gehabt, und Livius hatte sie niedergeschrieben, und war, als er dieses schrieb, nicht im Befihe der fichern Nachrichten, durch welche erst später das Gerücht widerlegt ward. Augustus, Livia und Tiberius waren in Pavia, als die Nachricht von des D. gefährlicher Krank: heit zu ihnen kam. Tiberius ging in unglaublicher Eile über die Alpen, überschritt den Rhein, legte, auf brei Wagen mit gewechselten Pferden Tag und Nacht reisend, nur vom Heerführer Untabag begleitet 38), die Reise von

35) Dio Cass. LV, 1. 36) Dio Cassius erzählt_jene Vor: bedeutungen. 37) Pedon. Albin. v. 405 seg. 38) Valerius Max, V,

5.

200 römischen Meilen' (40 teutschen Meilen) in so kurzer Zeit zurück, daß diese Reise von Plinius (H. N. XII, 20) unter die allergeschwindesten mit aufgenommen ist. D., obschon fast im Sterben, hatte doch noch die Geistesgegenwart, den Legionen zu befehlen, dem Bruder entgegenzugehen und ihn als Imperator zu begrüßen. Ferner befahl er, daß dem Tiberius rechts neben seinem Feldherrnzelt ein eigenes Prátorium errichtet_werden, und daß ihm im Lager die Auszeichnung eines Consulars und Imperators zu Theil werden sollte 39). D. starb nach römischer Sitte an der Brust und unter den Küssen des Bruders, und dieser schloß ihm die Augen *°). Von dem Sommerlager, welches wegen seines Todes das verfluchte genannt ward, trugen seine Leiche die Tribunen und Centurionen auf ihren Schultern nach dem Win terlager an dem Ufer des Rheins, und Tiberius schritt zu Fuß als erster Leidtragender der Leiche voraus *). Das Heer, im Winterlager (zu Mainz) angelangt, wollte seinem Führer mit kriegerischem Gepränge die lehte Ehre erzeigen; aber Tiberius entriß ihm die Leiche “2), brachte sie nach Italien, wo sie die ersten Männer der Municipalstädte und Colonien trugen 3). Augustus, ungeachtet des strengen Winters, eilte bis Pavia entgegen und begleitete die Leiche bis nach Rom"). Des D. Leiche ward auf dem Marsfelde verbrannt, nachdem Ritter, die wirkliche Ritterahnen hatten, und aus senatorischen Familien stammten, den Leichnam auf den Holzstoß gelegt, und man seşte nach dem Verbrennen die Asche in der Gruft des Augustus bei **). Tiberius hielt eine Leichenrede auf dem Forum, eine andere Augustus auf dem flaminischen Circus und flehte am Schlüsse die Götter an: „Sie möchten seine beiden Adoptivföhne, Cajus und Lucius, dem D. gleich machen, und ihm selbst dereinst einen ebenso ehrenvollen Tod wie diesem zu Theil werden lassen 46). Xugustus legte, als er im Anfange des achten Jahres v. Chr., wegen der Trauer um D.. nach Rom kam, den SiegesLorbeer gegen den bisherigen Gebrauch in dem Tempel des Jupiter Feretrius nieder. Er selbst aber feierte keine Festgeprånge, denn er hielt den durch den Tod des D. erlittenen Verlust für viel größer als den Gewinn seiner Siege. Dieser Gewinn war auch in der That nur in Beziehung auf die Teutschen an dem Rheine zu betrach ten; denn was half es, daß D. im Innern Germaniens die römischen Feldzeichen aufgepflanzt hatte, da diese mit den abziehenden Römern wieder abgebrochen wurden *7)? Uber D. versprach ein großer Fürst zu werden, 39) Idem. 40) Pedo Albinov. v. 89 seq. Seneca, Consol. ad Polyb. 34. 41) Dio Cass. LV, 2. Sueton. Tiber. 7. 42) Pedo Albinov. 43) Dio Cass. LV, 2. Sueton. Claud. I. 44) Tacit. Annal. III, 5. 45) Dio Cass." Pedo Albinov. 201 seq. 46) Sueton. Claud. I. LV, 2.

47) Nach Wilhelm war, was Drusus erstrebt hatte, durch seine blutigen Kriege erreicht; das nördliche Teutschland bis zur Elbe war als bezwungenes zu betrachten, denn er hatte, fagt Seneca, die römischen Feldzeichen in Gegenden aufgepflanzt, wo man zu vor die Römer kaum dem Namen nach gekannt hatte. Der Ausdruck,,das Aufpflanzen der Feldzeichen" bedeutet aber natürlich hier nichts mehr, als daß Drusus mit einem Heere dahin gezogen war. Oder wåre er so verschwenderisch mit den Udlern umgegan: gen, daß er sie an der Elbè gelassen håtte?

war bereits großer Feldherr, und so großer, daß Teutsche selbst voll Ehrfurcht, als er frank war, ihn begleiteten, und wagten, wie Seneca fagt, kaum zu wünschen, was frommte. Seneca nennt hier, was wir durch: Teutsche" gegeben haben *),,,die Feinde." Aber die Stelle hat natürlich nur Sinn, wenn wir es auf die einzelnen Teutschen beziehen, die sich dem D. unterworfen hatten. Sieg reich war D. bis an die Elbe gedrungen. Aber unter worfen hatte er Teutschland nur bis an den Taunus, und nach der Weser zu am Weitesten, aber doch nicht bis an die Weser selbst, sondern blos bis an den teutoburger Wald. Sein fernstes Castell im Innern Germaniens war am Zusammenflusse der Lippe und des Aliso (Alm). Seine Hauptthaten zur Einschränkung der Teutschen waren außerdem jene 50 Caftelle am Rheine. Richtig bes merkt Florus, dem gestorbenen D. habe der Senat nicht aus Schmeichelei, sondern verdienter Maßen den Bei namen (nämlich Germanicus) nach der Provinz gegeben. Einen Theil von Germanien hatte er allerdings zur Provinz gemacht. Provinzen waren leichter gemacht, als behaups tet, und die Teutschen, wie Florus richtig bemerkt, mehr blos besiegt als bezwungen, betrachteten unter D. die römische Denkart mit größerer Bewunderung, als die Waffen. Für Teutschland war der frühe Tod des D. das größte Glück, hátte er auch nicht ganz Teutschland bezwungen, so hätte doch der Theil zwischen der Weser und Elbe das römische Joch länger getragen. Aber auf den durch Tapferkeit und große Denkart ausgezeichneten D. sollte zum Glück bald ein Varus folgen, und nun verloren tie Teutschen, welche die Waffen der Römer nicht scheueten, auch die Bewunderung vor ihrem Geiste. Zunächst nach dem D. lernten die Teutschen den Tiberius kennen, aber dies fer war seinem Bruder nicht gleich. Unter andern er kannte dem D. der Senat einen marmornen Bogen mit Trophäen auf der Via Appia zu, der noch auf Münzen zu sehen ist *9), die ihm zu Ehren geschlagen worden 50). Durch Senatsbeschluß wurde ihm und seinen Nachkommen der Beiname Germanicus gegeben. D. hatte von D. hatte von der jüngern Antonia zwar mehre Kinder erhalten, hinters ließ aber nur drei: Germanicus, der nicht blos diesen Namen als Erbe trug, sondern auch von seinem Vater die Begierde geerbt hatte, die Teutschen zu unterjochen, ferner die Livilla, und endlich Claudius, den nachmaligen Kaiser. Augustus machte die Verse selbst, die auf den Stein des Grabhügels seines Stieffsohnes gegraben wurden, schrieb auch in ungebundener Rede eine Lebensbe: schreibung desselben. Daher ist nicht glaublich, was Einige der Nachwelt schriftlich überliefert haben, daß D. dem Augustus verdächtig gewesen, und er aus der Provinz zu rückgerufen worden, aber gezaudert habe, und deshalb ihm Gift beigebracht worden ). Hat ja ein Verwandten

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mord statt gehabt, so ist D. als Opfer des Neides seines Bruders gestorben. Wenigstens ist die Eile sehr verdäch tig, mit der der Heuchler zu seinem kranken Bruder eilte und vor der Leiche bis Rom zu Fuße einherschritt. Daß er seinen Bruder, der bei den Bürgern viel beliebte war 2), nicht liebte, läßt sich von jenem Unmenschen erwarten, wenn auch ungegründet sein sollte, was Sueton (Tiber. XLIX, [L]) erzählt, daß Tiberius seinen Vers wandtenhaß zuerst an seinem Bruder D. aufgedeckt habe, indem er dessen Brief verrathen, in welchem dieser mit ihm darüber verhandelte, daß sie den Augustus zwingen sollten, die Freiheit wiederherzustellen. Was dem Tiberius den D. so gefährlich machte, war die große Liebe der Soldaten zu ihm. Außer den Ehren an Standbildern und dem Bogen, welche dem D. errichtet wurden, erhielt er am Rheine ein Kenotaphion 53) oder einen Honorarium tumulum, ein Ehrengrabmal, welches ihm das Heer errichtete. Um dasselbe hielten die Soldaten jährlich am festgesezten Tage Rennspiele, und die Städte Galliens feierten öffentlich Bittfeste ). Eutropius (VII, 2) und Eusebius (zum I. 43) und der Abt von Urssperg sagen, daß D. ein Denkmal bei Mainz habe. Otto von Freisingen (Chron. III, 4) berichtet: Es wird noch zu Mainz das Denkmal des D. in Gestalt einer Birne gezeigt. Das Chronicon Augustanum c. V. sagt: Nachdem D. gestorben, sette ihm Tiberius Claudius Nero eine Pyramide von wunderbarem Cáment, was wir oft mit unsern Augen gesehen haben. Die Usche wurde nach Rom gebracht und ein Beschluß zu seiner Trauer gefaßt. Da die Augsburger ein Gedächtniß an den Erbauer für sich haben wollten, nahmen sie die Gestalt der mainzer Pyramide zum Wappen, doch wurde nachher auf Vorstellung der Maler, da jeder feiner als der andere ́scheinen wollte, die Farben einer grünen Weintraube hinzugefügt. Das augsburgische Stadtwappen wird gewöhnlich für eine Zirbelnuß gehalten. Fast allgemein nimmt man an, und es ist nicht ganz unwahrscheinlich, daß der Eichels stein 55) bei Mainz ein Überbleibsel jenes Denkmals sei, von welchem die äußere Bekleidung die Zeit oder Menschen zerstört hätten. Von ihr war schon im 16. Jahrh. keine Spur mehr vorhanden. Dagegen schreibt der Mönch Hermann, daß die alten Chronographen sagten, der Koloß des D.. sei dreieckig und dreihörnig gewesen, weshalb es der Eichelstein, der die Gestalt einer Eichel hat, nicht sein könne, habe an einem andern Orte, nåm= lich am Drusilocum, Drusiliacum, teutsch Druseloch, gestanden, und sei noch um das J. 1330 vorhanden gewesen, und, wie er vermuthe, in diesem Jahre beim mainzer Aufruhre zerstört; an den Eichelstein habe man vermuthlich auch Hand angelegt, habe ihn aber in heu

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