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tiger Gestalt gelaffen. Das Druseloch befinde sich nicht weit von der alten S. Nikomeds - Kirche, und heiße noch jest fo. So der Mönch Hermann bei Serrarius (S. 60, 61), wo sich auch (S. 65) die dreieckige Saule abgebildet findet, ungewiß, ob nach einer Säule, die wirklich dort vorhanden war, oder blos nach dem Muster einer andern altrömischen Säule. Noch verdächtiger ist folgendes Steinbild, welches sich bis zum J. 1688 an der äußern Mauer des mainzer Zollthurms und zwar an der Südecke wie eingepfropft fand, und von den Franzosen bei Anlegung neuer Befestigungswerke an dem alten Zollthurme zerschlagen wurde. Es stellte, nach der an geblichen Abbildung davon, ein månnliches Wesen mit Barte in vollem kriegerischem Schmucke, in einem zurück geschlagenen Paludament, den Kopf mit einer gehörnten Thierhaut bedeckt, mit Schild und Lanze stehend, dar, mit ter Inschrift: In. Memoriam. Drusi. Germanici. Daß ein ähnliches Steinbild mit dieser Inschrift vorhanden war, leidet keinen Zweifel 56), war aber schwerlich echt. Ist die Abbildung 7), die wir davon haben, echt, so war es wahrscheinlich entweder eine Bildsäule aus dem römischen Alterthum, und ein teutscher Steinmeh hatte die Ur schrift darunter gesezt und die Mainzer sie an dem Thurme angebracht, oder es war das Werk eines teutschen Stein mehen, dem irgend ein Bildniß des Alterthums auf einer Münze oder anderwärts zum Muster gedient hatte. Aber die Abbildung stimmt nicht ganz mit der Beschreibung überein, die Serrarius davon macht: Statua cum eorona, telo et paludamento. Wahrscheinlich ist daher jene Abbildung unecht, und nach der Abbildung irgend einer alten echten Bildsäule frei entworfen, und die Nach richt von jenem Steinbilde hat die Veranlassung zu diefer, erst nach Zerstörung desselben gefertigten, sogenann= ten Abbildung gegeben. Das Steinbild war aller Wahr fcheinlichkeit nach ein rohes Werk eines Steinmehen des Mittelalters. Wäre es eine echte Bildsäule des Alter thums gewesen, die Franzosen hätten sie wahrscheinlich nicht zerschlagen, sondern lieber geraubt. In den Ges

56) Von ihm, als noch bestehend, handeln Serrarius (S. 64), Browerus (Annal. Trevir. Lib. I. p. 132, 133) und Hingel (Collectaneorum Naturae, Artis et Antiquitatis specimen. Lib. I. Cap. XV. §. 4. 57) In Kupferstich bei P. Joseph Fuchs, Alte Geschichte von Mainz (Daselbst 1771). S. 70, und darnach bei Wilhelm Taf. I. Nach ihm ist der Verlust dieses Standbildes, welches dem Drusus vor dem nach ihm benannten Drususthore am Ufer des Rheines nach Germanien hin, nebst einem Altar errichtet wurde, nicht tief genug zu beklagen. Allerdings ist es zu beklagen, daß das Steinbild zerschlagen worden, es hätte sich dann handgreiflich erweisen lassen, daß es ein Werk des Mittelalters, wo ein Kriegsheld mit einer Krone abgebildet war. Da jene nach Zerstörung des Steinbildes gefertigte Abbildung das Gesicht des Drusus bårtig darstellt, so fragt Wilhelm:,, Sollte nicht grade hierin sich eine besondere historische Treue jenes Steinbildes be: urfunden? Es gibt vielleicht die Gesichtezüge des Drufus in den legten Tagen seines Lebens wieder, nach einem gefahrvollen Zuge, wo der kühne Feldherr wol schwerlich viel Zeit auf die äußere Cultur feines Gesichts verwendet haben wird.“ So bringt Bilhelm jene angebliche Abbildung zu Ehren. Ferner sagt er, daß dieses Bild bis zum J. 1688 bei Mainz auf der alten Stelle vorhanden gewesen; aber die Römer selbst hatten es doch nicht an die Ecke des alten Zollthurms geseht.

genden der Lippe ward dem D. auch ein Altar gefeht. Sein Sohn Germanicus nämlich führte im J. 16 die Legionen dahin, wo das Castell an der Lippe von den Teutschen belagert ward. Sie hatten den Grabhügel, wels chen Germanicus den Legionen des Varus kürzlich errichtet hatte, und den alten, dem D. gefeßten Ultar 58) niedergeworfen. geworfen. Den Altar stellte Germanicus wieder her, und hielt in eigener Person Rennspiele zu Ehren seines Vaters. Den Grabhügel der Varianischen Legionen wieder herzustellen, schien nicht råthlich, aber Alles zwischen tem Castell Aliso und dem Rheine ward mit neuen Gren zen und Wällen versehen. Hieraus läßt sich wol mit Sicherheit schließen, daß das Varianische Schlachtfeld außerhalb der verschanzten Linien lag, der Altar hingegen innerhalb. Der Altar des D. stand wol an der bes deutungsvollsten Stelle, nämlich bei Arbolo auf jenem Schlachtfelde, wo D. eingeschlossen und verloren schien, aber zulest doch siegter Die auf die Waffenthaten des D. geprägten Münzen werden in drei Hauptclassen ge= theilt. In die erste gehören diejenigen, welche unter dem Augustus höchst wahrscheinlich kurz nach dem Tode des D. geprägt worden sind. Sie geben auf der Vorderseite den Kopf des D. und feinen ganzen Namen, auf der Rückseite aber beziehungsreiche Embleme auf die teutschen Siege, ale namentlich Trophäen mit der Umschrift: De Germanis. Diese Classe ist die bedeutungsvollste, und besonders in ihr die Münzen, welche auf der Rückseite die Aufschrift Rhenus und das Bildniß des Flußgottes haben. Die zweite Classe umfaßt diejenigen Münzen, welche auf der Vorderseite den Kopf oder Namen des Nero Claudius Drusus, auf der Rückseite aber den Kopf oder den Namen des Tiberius Claudius vorstellen, und diese sind von dem Kaiser Claudius zur Verherrlichung des Andenkens feines tapfern Vaters geschlagen. In die dritte Classe aber gehören die sogenannten Numi restituti, welche die Achtung und Ehrfurcht einiger späterer Kaiser gegen den in Germanien siegreichen Feldherrn beurkunden. mentlich find fünf Stück von Titus und eins von Domitianus $9). Die Liebe der Römer zu D. bezeugen auch noch fünf auf uns gekommene Siegelringe, welche alle den Kopf des Nero Claudius Drusus darstellen und in den Gesichtszügen vollkommen mit einander übereinstim men 60). Eine in Herculanum aufgefundene Bronze,

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58) Veterum aram Druso sitam. Tacitus, Annal. II, 16. Doch will Freinsheim in den Noten zu dieser Stelle einen Altar verstehen, den Drusus selbst habe erbauen lassen. 59) Wilhelm (S. 90-96) hat die bei Vaillant (Numismata Imp. Rom. T. II. fol. 50 et T. I. fol. 11) und in Imp. Rom. Numismata ab Adolpho Occone olim congesta ecc. illustrata a Francesco Mediobarbo Rivago fol. 59 abgebildeten Münzen des Drusus såmmtlich namentlich aufgeführt und beschrieben, und auch die merkwürdigs ften Münzen der ersten Classe Taf. IV. abgebildet mitgetheilt. 60) S. die Abdrücke bei Lippert, Dactyliothek, Histor. Tausend, Nr. 610-612 und im Supplementband II. Nr. 241 und 255. Nr. 610 ist nach einem Chalcedon und Nr. 611 nach zwei Car: neolen geformt, die sich ehemals im Cabinet des Herzogs von Devonshire befanden. Nr. 241 ist der Abdruck eines vortrefflich geschnittenen kleinen Carneols mit dem Lorbeerkranze des Kopfes des Drusus und der Antonia, seiner Gemahlin, aus demselben

welche mit den geschnittenen Steinen am meisten über einstimmt, stellt den D. in ganzer Figur als Opfernden im priesterlichen Gewande und mit tiefsinnigem, fast schwer müthigem Ausdrucke dar 61). (Ferdinand Wachter.) DRUSUS (Caesar), des Kaisers Tiberius und der Vipfania Agrippina Sohn, bekleidete zwar frühzeitig die Quástur und andere Ehrenamter, tritt aber eigentlich in die Geschichte erst ein mit dem J. 14 n. Chr., wo er nach Pannonien gesendet ward, um da die Empórung der Legione: zu dämpfen. Er erhielt keine bestimmten Vorschriften, sondern sollte, wie es sich am besten machte, verfahren. Beigegeben wurden die Ersten Roms und der Praefectus Praetorii Aelius Sejanus. Er erhielt an Truppen zwei prátorianische Cohorten durch Auswahl über die Zahl vermehrt, einen großen Theil der prátorianischen Reiterei und die Kerntruppen der Germanen, die dem Kaiser zur Leibwache dienten. Als er sich dem Lager der aufrührischen Legionen nåherte, gingen fie ihm zwar entgegen, aber traurig und ungepust. Als er innerhalb des Walles angelangt, ließen sie die Thore des Lagers besetzt halten, und die übrigen gingen lårmend zu dem Tribunal. Endlich nach gestilltem Lärme las D. den sie auf die Beschlüsse des Senats vertröstenden Brief des Tiberius vor. Sie foderten Entlassung nach 16 Jahren, die Belohnung für den beendeten Kriegsdienst, einen De nar als tåglichen Sold, und daß die Veteranen nicht unter den Fahnen gehalten werden sollten. Da D. darauf sich auf den Ausspruch des Senats und seines Vaters berief, unterbrachen sie ihn durch Geschrei, warum er gekommen, wenn er die Erlaubniß nicht hätte, den Sold zu vermehren und die Arbeiten zu mindern? Als sie das Tribunal verlassen hatten, fielen sie den En. Lentulus mit Steinen an, von dem sie glaubten, daß er den D. vorzüglich unterftüste, und der mit diesem nach dem Winterlager fortging. Ihn schütten jedoch die von D. mitgebrachten prätorianischen Cohorten. Zum Glücke für den von den Legionen belagerten D. schien in der Nacht darauf der Mond plöslich sein Licht zu verlieren. Das hielten die Solda: ten für eine unglückliche Vorbedeutung und als den Zorn der Götter verkündend. Diesen glücklichen Zufall_benußte D., und schickte herum in die Zelte, und ließ drohen und versprechen. So ward Uneinigkeit unter die aufrührischen Soldaten gebracht. Sie gaben die Besehung der Thore auf, und trugen die Feldzeichen an ihre gewohnten Pläge. Den andern Morgen belobte D., dem vorzüglich En. Blå sus bei Stillung des Aufruhrs große Dienste geleistet, obgleich kein gebildeter Redner, aber von eingeborenem Adel, die Soldaten, daß sie zum Gehorsam zurückgekehrt. Eine Gesandtschaft ward an Tiberius abgeschickt. Im Rathe des D. ward darauf gestritten, ob man gelinde oder starke Mittel zur völligen Dämpfung des Aufruhrs anwenden sollte. D. war zu den härtesten rasch bereit,

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ließ den Vibulenus und Vercennius rufen und umbringen. Hierauf wurden alle Hauptaufrührer aufgesucht, und ein Theil, welcher außerhalb des Lagers herumschweifte, von den Centurionen und von den Soldaten der prätorianischen Cohorten erschlagen. Häufige Regen sahen die Legionen als Zorn des Himmels an, und der Aufruhr war so gestillt, daß D., ohne die Rückkehr der Gesandtschaft abzuwarten, nach Rom zurückkehrte. Er war im I. 55 Consul mit C. Norbanus, saß den Gladiatorspielen vor, die er in seines Adoptivbruders Germanicus und in seinem Namen gab, hatte große Freude an dieser niedern Bluts vergießung, was man für das Charakterzeichen eines Furchtsamen hielt, und weshalb er von seinem Vater getadelt ward. Der Hof war getheilt, der eine Theil für Germanicus, der andere für Drusus gestimmt. Lestern begünstigte, als den Sohn seines Blutes, Tiberius. Namentlich ftritt man im J. 17, wer edler oder unedler geboren sei. Doch blieben die beiden Brüder (durch doption) einig. Im J. 17 ward D. nach Illyris cum geschickt, damit er in der Stadt nicht verweichliche, sich an den Kriegsdienst gewöhne und die Liebe des Heeres erwerbe. res erwerbe. Bei den Römern gewann sich D. großen Ruhm, daß er die Germanen anreizte, einander selbst zu bekriegen, und daß er den schon gebrochenen Marbod im J. 19 vollends ins Verderben stürzte. Katwald, ein edler Jüngling unter den Gothen, früher durch Marbod's Gewalt vertrieben, ging im J. 19 mit einer mächtigen Heerschar in das Reich der Markomannen, die damals in Bojoheim (Böhmen) wohnten, bestach einige Große und ward durch sie Meister des Königssites und des dabei gelegenen festen Schlosses, in welchem Marbod's Schäße aufgehäuft waren. Dieser floh zu den Römern. Aus dem Zusammenhange, in welchem Tacitus (Ann. II, 62) dieses erzählt, läßt sich schließen, daß das Geld, mit welchem Katwald Bestechung übte, ihm D. gegeben hatte. Bellejus Paterculus (II, 129)-sagt auch, Tiberius habe durch die Gewalt seiner Rathschläge, indem er seinen Sohn D. als Werkzeug und Helfer gebraucht, aus dem Gebiete feines Reiches herauszugehen gezwungen. Wegen Aufnahme Marbod's und der im I. 19 gethanen Thaten erkannte der Senat dem D. die Ehre der Ovation und einen Ehrenbogen zu. Des D. Werk war es wahrscheinlich auch, daß noch im nämlichen Jahre Katwald von der Macht der Hermunduren unter Wibil's Unfüh rung vertrieben ward und zu den Römern floh. Beide, Marbod und Katwald, waren mit ihrem Gefolge zu den Römern gekommen. Diese Teutschen wurden, damit sie die ruhigen römischen Provinzen, wenn man sie in fie verpflanzte, nicht beunruhigten, zwischen den Marus (Morawa) und den Cusus (Waag), und Wanni aus quadischem Stamme als König über sie gesezt. Dieses alles ward wahrscheinlich zu den Thaten des D. im J. 19 gerechnet. Aber seine Ovation hielt er nicht sogleich, da im nämlichen Jahre sein Adoptivbruder Germanicus umgebracht ward. Mit seinem andern Adoptivbruder Clau dius und den Kindern des Germanicus, die in Rom waren, ging D. im I. 20 der Usche des Germanicus bis Terracina entgegen. Nach Aufhebung der Landtrauer

reiste D. (im J. 20) zu den illyrischen Heeren. Alle hofften, daß er an Piso, dem Verfolger und muthmaßlichen Vergifter des Germanicus, Rache nehmen werde. Piso ging zu D., von dem er hoffte, daß er nicht über des Bruders Ermordung wild, sondern daß er, da hier durch sein Nebenbuhler hinweggeräumt fei, gegen Piso billiger sein werde. D. antwortete dem Pife: wenn das wahr wäre, womit man sich trüge, so nehme das beim Schmerz eine Hauptstelle ein, aber er wolle lieber, daß es falsch und ungegründet, und Niemandem der Tod des Germanicus Verderben bringend sei. Dieses sagte er offen und ohne alles Geheimhalten, und man zweifelte nicht, daß dieses zu sagen ihm von Tiberius vorgeschrieben war, da er selbst wegen seiner Jugend leicht zugänglich und ránkelos in Reden war, und sich doch damals der Künste eines Greises bediente. Da Vitellius und Veranius und die übrigen, welche den Germanicus begleitet hatten, den Piso verklagten, überließ Tiberius die ganze Sache dem Senat. Unterdessen kehrte D. aus Illyricum zurück, ging aber nach Rom herein, indem er die Ehre der Ovation, die ihm der Senat zuerkannt, aufschob. Der angeklagte Piso, da seiner Tiberius sich erbarmte, durch schnitt sich die Kehle. D. ging wieder aus Rom, um die Aufpicien zu wiederholen, und ritt alsbald ovirend in die Stadt ein. Wenige Tage darauf starb seine Mutter Vipsania. Bei dem Processe der Livia nahm Tiberius den D., der zum Consul designirt war, und der, da die Sache den Consuln übergeben war, zuerst seine Meinung håtte abgeben müssen, davon aus. D. führte im Jahre darauf (21) sein zweites Consulat mit seinem Vater, der es zum vierten Male war, aber nach Campanien ging. D. erfüllte so die Verrichtungen des Consulats, und der Streit zwischen Domitius Corbulo und Lucius Sulla, welcher Lesterer vom Erstern beim Senat verklagt ward, gab dem D. Gelegenheit, sich Gunst zu erwerben, indem er die Gemüther durch passende Reden besänftigte, und Cors bulo durch Mamercus, den Vaterbruder und Stiefvater des L. Sulla, Genugthuung erhielt. Als darauf Severus Cácina bei Berathungen über die Provinzen die Meinung aussprach, daß keine obrigkeitliche Person, welche eine Provinz erhielt, ihre Frau begleiten sollte, sprach D. dagegen, und führte ihre Ehe an, die Fürsten müßten sich oft in entlegene Gegenden des Reichs begeben. Wie oft sei Augustus von der Livia begleitet in den Occident und Drient gegangen. Er (D.) selbst sei nach Illyricum gereift, und werde erfoderlichen Falls auch zu andern Völkerschaften gehen, aber nicht immer mit williger Seele, wenn er von seinem so theuren Weibe, der Mutter so vieler gemeinsamen Kinder, getrennt werden sollte. So ward der Spruch Cácina's unwirksam gemacht, ungeachtet er vorgestellt hatte, welche große Nachtheile die Be: gleitung der Magistratspersonen durch ihre Frauen mit fich bringe. Als der C. Cestius dem Senat vortrug, wie die Fürstenbilder gemisbraucht würden, indem Verbres cher zu ihnen flehen und nicht gestraft werden könnten, fo die verurtheilte Annia Ruffina, die zu des Kaisers Bilde ihre Zuflucht genommen, und man den D. bat, daß er ein Strafbeispiel gebe, ließ er sie holen und die U. Encykl. d. W. u. K. Erste Section. XXVIII.

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überwiesene in Haft halten. Auch Confidius Üquus und Cdlius Cursus, römische Ritter, weil sie durch erdichtete Majes ftátsverbrechen den Prátor Magius Cácilianus angegangen, wurden auf Befehl des Fürsten (Tiberius) und den Bes schluß des Senats gestraft. Beides wurde dem D. zum Lobe angerechnet: von ihm, der in der Stadt sich unter den Gesellschaften und Gesprächen der Menschen aufhalte, würden die Heimlichkeiten des Vaters gemildert. Auch die úppige Lebensweise, welche der Vater an dem Sohne tadelte, misfiel dem Volke gar nicht sehr: moge er im mer die Lage mit Schauspielen und die Nächte mit den Gastmählern zubringen, es sei besser, als wenn er sich der Vergnügungen enthalte, und in der Einsamkeit böse Sorgen hege. Im J. 22 erbat Tiberius für den D. die tribunicische Gewalt. Diesen Namen für die höchste Macht hatte Augustus erfunden, damit er nicht Königs oder Dictatorsnamen anzunehmen brauchte. So erlangte D. die höchste Gewalt. Bescheidene Briefe schrieb er an den Senat, aber sie wurden so aufgenom men, als wenn es die stolzesten wären, indem man es äußerst anstößig fand, daß nicht einmal der Jüngling, nachdem er so große Würde erhalten, sich an die Götter der Stadt wendete, in den Senat ging, und die Würde feierlich antrete. So aber durchstreife er die Küsten und Seen Campaniens, und er, der Regent des Menschens geschlechts, lerne dieses von seinem Vater, der, daß ihm der Anblick der Bürger lastig, damit entschuldige, daß er alt und ermattet sei. Aber bei dem jungen D. sei es die höchste Unmaßung. Ülius Sejanus, der Praefectus praetorii, wollte sich zum Imperator aufschwingen. Aber das Haus der Casaren stand nicht ode. Tiberius hatte einen Sohn und Neffen und Enkel. D., der den Sejanus, der des Tiberius Gunft genoß, als Nebenbuhler ungern duldete, wußte sich wenig zu beherrschen, hatte Hand an Sejanus gelegt, und da dieser fich wehrte, ihn ins Gesicht geschlagen. Sejanus fing also feinen Plan zur Veródung des Hauses der Cáfaren mit D. an, vers führte deffen Frau Livia, die Schwester des Germanicus, zu ehelicher Untreue, und trieb sie dann zur Hoffnung auf eheliche Verbindung und Mitgenossenschaft des Reis ches und zur Ermordung des Gatten. So lange D. lebte, hielten sich Liberius und Sejanus möglichst in Schranken, da Lesterer den Rächer fürchtete. Sejanus glaubte daher, daß er eilen müsse, und ließ dem D. durch den Verschnittenen Lygdus ein schleichendes Gift geben, damit es eine zufällige Krankheit schiene. So starb D. im J. 23. Tiberius bewies sich sehr kaltsinnig bei seiner Krankheit und seinem Tode. Zum Gedächtnisse des D. wurde dasselbe beschlossen, was für den Germa nicus beschlossen ward. Das Begångniß ward durch den Pomp der Ühnenbilder berühmt, dabei die Bilder des Julischen Geschlechts, des Uneas und aller Könige der Albaner und des Stifters von Rom, des Romulus, und hierauf die Bilder des sabinischen Adels, des Attus Clausus und der übrigen Claudier zur Schau getragen wurden. Bei Erzählung des Todes des D. folgt Tacitus den bewährtesten Schriftstellern, doch war ein gleichzeitiges Gerücht, das sich bis zu des Tacitus Tagen erhalten

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hatte, und nach welchem Sejanus in der Frechheit so weit gegangen, daß er den D. der beabsichtigten Berz giftung des Vaters heimlich beschuldigt und den Tiberius gewarnt, daß er den Becher vermeiden sollte, der, wenn er bei dem Sohne speiste, ihm zuerst gegeben werden würde. So habe Tiberius den Becher dem Sohne gege: ben, und dieser ihn, ohne etwas zu wissen, in jugendlis chen Bügen ausgetrunken. Hierdurch sei der Argwohn vermehrt worden, daß D. aus Furcht und Scham den Tod, den er dem Vater bereitet, sich selbst zugefügt. Von des D. Söhnen starb der eine im J. 23, der andere, Tiberius, überlebte seinen gleichnamigen Großvater, ward von Caligula umgebracht. Des D. Tochter war Julia Drusilla, erst an Nero, dann an Blandus verhei rathet *). (Ferdinand Wachter.) DRUSUS, des Germanicus Sohn, nahm zu Anfange des I. 23 die Toga virilis, und der Senat beschloß für ihn, was er für seinen åltern Bruder Nero beschlossen hatte; Liberius fügte eine Rede hinzu, in welcher er feinen Sohn Drusus (s. d. Art.) erhob, und sagte, daß er gegen des Vaters Bruders Söhne våterlis ches Wohlwollen zeigen werde, denn den Drusus, des Liberius Sohn, hielt man für den andern Drusus, und dessen Bruder nicht ungünstig gesinnt. Tiberius feierte den ersten Tag des Soldatendienstes des Drufus, wie er es bei dem des Nero gethan, und gab dem Volk ein Geschenk; aber Rom tauschte sich in Lis berius. Als zu Anfange des I. 24 die Pontifices und übrigen Priester, als sie für das Heil des Fürsten Gelübbe thaten, auch den Nero und Drusus denselben Göt tern empfahlen, empfand es Tiberius sehr übel, daß die Jünglinge feinem Greisenalter gleichgestellt würden, und fragte die Pontifices, ob sie dieses auf Veranlassung von Agrippina's, der Mutter der beiden, Bitten oder Drohungen gethan. Auch im Senat warnte er, es solle Nie mand bewegliche Jünglinge durch zu frühzeitige Ehren stolz machen. Doch schwankte noch Tiberius zwischen Begünstigung und Verfolgung. Drusus ward im J. 25 Praefectus urbis. Sejanus og auf seine Seite den Drufus, den Bruder Nero's. Drusus war hart und wild gesinnt, und beneidete Nero, weil die Mutter, Agrippina, diefem geneigter war. Doch hegte Sejanus den Drusus nicht so, daß er nicht auch auf sein künftiges Verderben gedacht. Durch jene Rede beim Senat hatte Tiberius bie böswilligen Menschen zu Anklagen gegen Drufus er muthigt. Dieser ward schon im I. 31 im innersten Theile des Palastes in Haft gehalten. In diesem Jahre ward Asien und Achaja durch ein Gerücht erschreckt, Drus sus, des Germanicus Sohn, sei auf den cycladischen Infeln und alsbald auch auf dem Festlande gesehen worden. Es war ein Jüngling von nicht ungleichem Alter, ward von einigen Freigelassenen gleichsam anerkannt, und von

*) Tacitus, Annal. Lib. I. p. 24 — 80, 54, 76. Lib. II. p. 43, 44, 62, 64. Lib. III. p. 2, 3, 7, 8, 11, 19, 22, 30, 34, 86, 87, 55, 56, 59. Lib. IV. p. 3, 7-10, 12, 15. Lib. VI. P. 46. Vellejus Paterculus Lib. II. 125. 129. Suetonius, Tiberius p. 25, 88 (39), 48 (52), 50 (54), 72 (76).

ihnen begleitet. Der Ruf des Namens verlockte Unwifsende. Die Griechen dichteten und glaubten, Drusus sci der Haft entronnen, gehe zu den väterlichen Heeren, um fich Ägyptens und Syriens zu bemächtigen. Schon strömte die Jugend zu dem Jünglinge, und die Volksgunst wandte sich zu ihm. Er war erfreut über das Gegenwärtige, und hegte eitele Hoffnung. Als dieses der Prases von Makedonien und Achaja, Poppaus Sabinus, hörte, eilte er, ihm, möchte es wahr oder falsch sein, zuvorzukommen, und gelangte bei seinen Nachforschungen bis Nikopolis. Hier erfuhr er endlich, daß Jener, als man ihn sorgfältig gefragt, wer er sei, geantwortet habe: Der Sohn des M. Sulanus. Viele, die ihn begleitet und ihm angehangen, haben sich zerstreut, und er habe da ein Schiff bestiegen, als wenn er nach Italien wollte. Ursprung und Ende dieser Sache blieb unbekannt. Drusus, als Feind des Staates verurtheilt, ward von Tiberius zum Hungertode bestimmt, im I. 33. Er starb am neunten Tage, so lange hielt er sich hin durch elende Nahrungsmittel, das Stopfwerk der Polsterkissen, in seinem Zimmer *). (Ferdinand Wachter.)

DRUWEN, in der myth. Geschichte der Hindus ein durch seine Frömmigkeit und Tugend berühmter Rajah, dem ersten Weltalter angehörig, Sohn des Utanabaden und der Sunady und also Enkel der Sunady und also Enkel des Guayamphu, des Stammvaters der Menschen, und Urenkel Brama's. Sein Vater hatte noch eine zweite Gemahlin Surussy, die er mehr liebte als Sunady, und von ihr einen Sohn, Utamen. Einst war, wie der Bagavadam im vierten Buche erzählt, der fünfjährige Druwen mit dem Vater bei seiner Stiefmutter Suruffy, und sah, wie derselbe den Utamen liebkoste. Da eilte er auch zu ihm und warf sich in seine Arme, aber der Vater stieß ihn mit einiger Hårte von sich, um der Surussy zu schmeicheln, und weinend erzählte das Kind der Mutter, was ihm begegnet war. Diese suchte ihn zu trösten, und rieth ihm, sich in den Wald zu begeben und dort dem Wischnu zu Ehren ein büßendes Leben zu führen. büßendes Leben zu führen. Dadurch nämlich erlangte, nach dem Glauben der Hindus, der Mensch eine Macht und Gewalt, vor der selbst die Götter erbebten. Es sollte also dies die Rache sein, die sie an dem harten Vater nehmen wollte. Im Walde fand der Knabe den Altvater Narada, der ihn erst von seinem Vorhaben abzumahnen suchte, dann aber, als er unerschütterlich blieb, ihn belehrte, wie er Wischnu ehren und seine Gnade fich erwerben sollte. Nun ging der kleine Druwen an das Ufer des heiligen Fluffes Jamuna und machte alle Grate von Bußen durch, wie Narada sie ihm vorgeschrieben hatte. Er gewöhnte sich an immer längeres Fasten, bis zulegt das mit der hohlen Hand geschöpfte Wasser und wenige wilde Früchte zu seiner Nahrung hinreichten. Dann lebte er nur von Luft und durchging alle Grade der innern Selbstbeschauung und der Festheftung aller Gedanken auf Betrachtung der Eigenschaften des Ewigen, bis er zuleht

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feinen eigenen Leib ganz vergaß, allen Sinneneindrücken den Eingang verwehrte und die ganze Last seines Körpers allein von der großen Zehe seines rechten Fußes, auf der er stand, tragen ließ. Endlich brachte er es dahin, gar nicht mehr zu athmen, und nun flehete er im Geifte zur Gottheit, sich ihm in ihrer Macht und Herrlichkeit zu zeigen. Diese Bestrebungen eines so jungen Herzens rührten den Ewigen, das Weltall erbebte vor der Ge walt der Büßungen, und erschrocken eilten die Götter und Altvåter zu Wischnu und baten um Aufschluß der drohenden Erscheinung. Wischnu erfüllte ihren Wunsch und zeigte sich dann dem Kinde in seiner Herrlichkeit. Indem er das Antlig desselben berührte, ward das Auge des Geistes ihm aufgethan. Er schaute Gott und fühlte sich von seinem Wesen durchdrungen. Die ganze Wissenschaft der Vedas ward ihm plößlich offenbart und sein Mund ergoß sich in feierlichen Hymnen zum Preise Gottes. Da erklärte ihm Wischnu, daß die Zeit seiner Büßung geen: det wäre, daß er von jest an 26,000 Jahre lang das väterliche Reich beherrschen werde, und wenn er mit Weis: heit, Milde und Ruhm werde regiert haben, so werde sein Körper ätherisch und leuchtend werden und er auf seinem eigenen Wagen zu jener Gegend des Himmels gelangen, wo der unwandelbare Nordstern sich befinde, um den alle übrigen Sterne ihren feierlichen Tanz vollführen. Hier werde er, frei von jeder fernern Wiedergeburt, die höchste Seligkeit Sayutschiam genießen und die volle Belohnung seiner Tugend finden. Nun begab fich Druwen zu seinem Vater, der ihn freudig umarmte und unter lautem Beifalle des Volks zum Herrscher seis nes Reiches erklärte. Bald nachher ward, wie Wischnu ihm auch vorhergesagt hatte, sein Bruder Utamen auf der Jagd bei einem Streite erschlagen, dessen Mutter aber, vom Feuer der Wüste verzehrt, wohin sie sich be: geben hatte, ihren Sohn zu suchen. Druwen bestrafte die Mörder seines Bruders, heirathete die Bramibamey, Tochter des Sengumara Brama, und dann noch eine zweite Gemahlin. Mit beiden zeugte er drei Söhne und eine Tochter, führte ein reines, tugendhaftes Leben, regierte mit Weisheit, Sanftmuth und zärtlicher Sorgfalt für das Wohl seines Volks und ward am Ende der 26,000 Jahre nebst seiner Mutter Sunady_von Wischnu's Wagen nach dem seligen Wohnorte abgeführt, der ihm bestimmt war. (Richter.) DRYADEAE, nannte Ventenat (Tabl. III. p. 349) eine Pflanzenfamilie, welche bei Jussieu (Gen. pl. p. 337) unter dem Namen Potentillae die vierte Gruppe, bei Cans bolle (Prodr. II. p. 549) unter dem Namen Dryadeae die fünfte Gruppe, und bei Lindley (Introd. p. 82) unter dem Namen Potentilleae die erste Gruppe der natürlichen Familie der Rosaceen bildet. Bartling (Ord. nat. p. 401) betrachtet die Dryadeen mit den Sanguisorbeen vereinigt als besondere Familie. S. d. 2. Rosaceae. (A. Sprengel.) DRYADES, 4ovádes, von dous, Eiche, Baum, eine Classe von Nymphen, die mit dem Leben der Bäume zusammenhingen (Baum- und Waldnymphen), oft auch Hamadryaden genannt, als solche, die mit dem Baume zugleich entstanden, lebten und starben, folglich

die vegetabilische Lebenskraft des Baumes bezeichneten, oder Personificationen derselben waren, und daher im Baume selbst wohnten, d. h. das Princip seines ganzen Wachsthums in sich begriffen. Servius ad Virg. Ecl. X, 62 unterscheidet Dryaden und Hamadryaden. Erstere wären überhaupt Nymphen, die im Walde lebten, leştere aber solche, deren Leben innig mit dem des Baumes verbunden sei. Der Unterschied scheint aber nicht bedeutend, und hat auch wol keinen sichern Grund. Man sagte Hamadryaden, wenn man die innige Vereinigung der Nymphe mit dem Baume anzeigen, sie als sein Lebensprincip personificiren wollte, außerdem Dryaden, und brauchte auch wol beide Namen ohne Unterschied. Wurde ein Baum umgehauen, so klagte die Nymphe und rief Götter und Menschen um Rettung an, denn sein Tod war auch der ihre. Ovid. Met. VIII, 758. Pinbar foll nach Schol. Apollon. II, 479 zuerst gesagt has ben, daß diese Nymphen so lange als ein Baum lebten, und daß daher der Name stamme. Voß glaubt, daß die Benennung aus Arkadien sich herschreibe. Die Arkadier, sagt Lausanias (VIII, 4) nennen Dryaden und Epimeliaden (Weidennymphen) ihre Najaden oder Quellennymphen, da Homer der najadischen Nymphen vorzüg lich gedenke. In der That kennt Homer verschiedene Arten Nymphen: Nymphen der Stromquellen und der grúnen Thäler (Od. VI, 123), Bergnymphen oder Orestias den (II. VI, 417), spåter Dreaden genannt, weil Walder und Quellen auf Bergen sind, aber des Namens Dryaden erwähnt er nicht, und so auch keiner der fol= genden Dichter bis auf Pindar. Zwar spricht Hesiodos von melischen Nymphen, und wenn diese von Eschenbaumen (uɛdía) den Namen haben, so seht er eine Art Nymphen mit einer Art von Bäumen in Verbindung. Ebenso befingt der Homeridische Hymnos an Aphrodite (v. 258) Dreftiaden, welche, langlebend, von Umbrosia genährt, mit Unsterblichen tanzen, der Liebe des Hermes und der Silenen sich freuen und mitlebende Tannen und Eichen in unverlegbaren Hainen schüßen. Sobald aber bei den Grammatikern von Dryaden oder Hamadryaden die Rede ist, berufen sie sich auf keinen åltern Ausspruch, als auf den Pindar's. Daher glaubt denn Voß, daß die Drphische Hymne (I, 13), welche hamadryadische Jungfrauen anruft, erst aus dem Zeitalter nach Pindar herrühren müsse. Ob der Schluß vom Nichterwähnen auf ein Nichtvorhandensein immer richtig ist, lassen wir dahin gestellt sein. In den nicht grade öffentlich bekannt werdenden alten Tempelgesången, aus denen die Orphifchen Hymnen, wenn auch an und für sich jung, uns manchen Ausdruck aufbehalten haben, konnte immer schon eine Benennung vorkommen, die erst später in die allgemeine Poesie überging, und dazu könnten füglich auch jene hamadryadischen Jungfrauen des Drphischen Liedes gehören. Auf jeden Fall ist der Begriff selbst älter als Pindar. Hatte man einmal angefangen, das Leben in der Natur als Nymphen zu personificiren, die in Quellen, Strömen und Berghainen walteten, so sieht man keinen Grund, warum das vegetative Leben, in dem das Wirken einer geistigen Kraft noch deutlicher hervortrat,

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