14) El Matein, ein von einem Emir regierter, von Drusen, Christen und Muhammedanern bewohnter Be zirk, wo außer einem maronitischen Kloster die Griechen beim Dorfe Schoeir oder Schowyer das ehemals dem heiligen Johannes gewidmete Kloster mit einer schönen ara bischen Druckerei noch zur Zeit Niebuhr's und Seeßzen's besaßen, aus der nicht selten die gedruckten Bücher nach Europa geführt wurden. Hier wohnte Volney acht Monate in einem Asyl und sammelte seine trefflichen Beobachtuns gen über Syrien. 15) Haemmana, mit einer Stadt gleiches Namens. 16) Schebanie, wo ein Emir wohnt. 17) Uendara, ein größerer, von vielen Scheiks be wohnter District. 18) Der ebenfalls unter dem Großemir der Drufen stehende, aber nur von Christen bewohnte große District Kesroan, lm, bei den Arabern der äußerste Libanon genannt, weil er sich zum Theil bis an das mittelländische Meer erstreckt. Diese schöne, terrassenar tige, einem Fruchtgarten gleichende Gegend theilt sich in zwei Bergreviere, welche der Nahr el Kelb (der Hunde: fluß) theilt, nördlich Kesroan Ghafir (von der kleinen Stadt Ghafir benannt), wo seit Vertreibung der Muhammedaner (mit Ausnahme eines drusischen Emirs zu Ghafir) lauter Maroniten wohnen, deren Scheifs für den Großemir Abgaben und Soldaten stellen, südlich Kesroan Beksaja, wo Maroniten und Griechen eine große Anzahl von fruchtbaren Flecken und Dörfern besigen (vergl. Büsching und Niebuhr). Nach Burckhard (S. 308) sam melt der Großscheik den Miri in Kesroan, und ein Sohn des Großemirs wohnt in Ghafir, um das Land zu schüßen und für die Domainen seines Vaters Sorge zu tragen. Die Drusen haben auch gemeiniglich die Stadt Beirut (Berytus und Colonia Felix Julia) gepachtet, ihren Marktplaß und Hafenort, die einzige Meeranfurt am Eingange zu ihrem Lande, wodurch sie immer die Unab hängigkeit von der türkischen Pforte suchen. Es fehlt hierüber an neuern Nachrichten. In dem Kriege zwischen der Türkei und Rußland (1773) kam dieser Ort aus verschiedenen Händen zulest an die Drusen zurück. Der östliche District von Hauran (Auranitis, in der Bibel Auram), wo die alten Ituråer wohnten, zum Paschalik Damaskus gehörig und von seiner Berglage Dschebbal Hauran genannt, wird nach Seegen (Monatl. Correspondenz, 13. Bd. 1806), der hier einen ehrlichen Drusen zum Führer hatte, seit 50 Jahren, wie er angibt (un geachtet die Drusen selbst sich für alte Bewohner dieses Districts halten; vergl. Burchard a. a. D. S. 474), nicht nur in einzelnen Walddörfern, besonders in Sneida, in dem Dschebel-el-Ours oder Drusenberge bewohnt, son: dern sie vermehren sich hier immer mehr und sind ge= schworne Feinde der Fellahs oder Land bebauenden Araber, von denen sie sehr gefürchtet werden, und die sie im Waldgebirge ohne Erbarmen niederschießen. In ihren Sitten und reinlicher Gestalt gleichen sie den Drusen von Kesroan. Sie sprechen arabisch, wie alle Drusen; ihr Häuptling, welcher Burckhard nach den arabischen Städ ten Hadschar und Nedscheran fragte, hat den Beinamen Hamdan, weshalb man eine Beziehung auf Jemen (wo der District Hamdan unweit Sanna liegt), sowol in diesem Namen und den Fragen des Häuptlings, als in der Bezeichnung der alten drusischen Secte Jemeny gefunden hat (f. Gesenius zu Burckhard a. a. D. S. 542). Das Klima im Lande der Drufen, sowie in Sy rien überhaupt, abhängig von der Wetterscheidung und dem Abfalle der Gebirge, ist höchst verschieden, unter den nämlichen Breitengraden und in gleicher Jahreszeit. Während die höchsten Spigen des cedernreichen Libanon kalt und mit Schnee bedeckt find, prangen in dem westlichen Terrassenlande nach der Seeküste zu, sowie in den Ebenen zwischen den Gebirgen, Pomeranzen, Citronen, Oliven, Feigen, Maulbeeren und Weintrauben. Die höherliegende, dem Nordostwinde ausgesetzte, Ebene an der östlichen Seite des Untilibanons ist kälter und von weniger üppiger Vegetation, besonders da, wo der vertrocknende Wind der syrischen Wüste hinstreicht (vergl. über Klima und Producte des Libanons, außer Volney, Niebuhr u. f. w., be sonders Berggren's Reife in schwedischer Sprache [1826 zu Stockholm gedruckt], sowie über den Cedernwald des Libanons Ritter's Erdkunde II, 445 fg.). Organisation des Volkes, Verfassung, Sitten und Gebräuche. Die Drufen, stets gerüstete Streiter wider Türken, Araber und alle Muselmanner, ungeachtet sie seit der Ausbreitung des Islam die arabische Sprache angenommen haben (wozu sich ihre Lehrer und Schreiber, die Maroniten, der syrischen Buchstaben bedienen), durch die Unzugänglichkeit ihres Bergreviers, durch angeborne, mit Tollkühnheit verbundene Tapferkeit, durch große Übung im Postenkrieg in uralter Freiheit, und selbst von Zeit zu Zeit in politischer Wichtigkeit sich behauptend, leben unter einer durch alte Geschlechter und Feudalstände gemilderten Demokratie oder Republik, an deren Spite der Großemir als Bundesgenosse oder Va= fall der Pforte steht. Die Angaben über ihre Anzahl schwanken zwischen 100,000, 140,000 und 160,000 Seelen, welche Unbestimmtheit der Vermischung mit den Maroniten zuzuschreiben ist, während die ältere Schäßung von 40,000 bewaffneten Streitern durch neuere Nachrichten auf 15-20,000 Mann herabgesett wird. Bei jedem Aufgebote, welches die enge Lage des Berglandes sehr erleichtert, bewaffnet jeder Scheik seine Bauern mit Flinten, Kugeln und Pulver, sowol in bürgerlichen Fehden als allgemeinen Kriegen; die den Familienhäuptern zur Last fallende Unterhaltung hemmt die Macht des Großemirs als obersten Feldherrn, weil er keine eigenen Truppen besitt; ein Umstand, der von Dschezzar Pascha benugt wurde, um durch Verzögerung des Kriegs den Emir Jussuf zu schwächen und zu nachtheiligen Bertrágen zu zwingen. Alle Drufen, ohne Uniform und ohne Fußbekleidung, streiten zu Fuß, nur die Emirs und Scheiks sind mit Pferden versehen. Man hält sie für die nüchternsten, mäßigsten, ausdauerndsten Krieger des Orients; etwas Brod, Zwiebeln, Oliven, Kåse reichen zu ihrer Beköftigung hin; auch haben sie in den Kriegen mit den Türken, denen sie durch ihr sicheres, verstecktes Schießen fürchterlich sind, nicht selten drei Monate unter freiem Himmel ohne Zelte zugebracht. Hierin, sowie in der Benugung ihres Locals und in der Scheu vor regelmáßigen Treffen und Aufstellung in den Ebenen, gleichen sie den Völkern des Kaukasus. Früher in zwei Parteien, der Kaisy, ¿m, und der Jemeny, iss, getheilt, von denen jene eine rothe, diese eine weiße Fahne führte, sind sie seit der Unterdrückung der Jemeny unter eine rothe Fahne mit einer weißen Hand gestellt, während ihre Bundesgenossen, die christlichen Maroniten, eine rothe Fahne mit einem weißen Kreuze führen. Der Großemir, als allgemeiner Befehlshaber und General pachter, welcher den Miri für die Pforte abliefert, wird von den übrigen Emirs und Scheiks in der jest herr: schenden Familie der Schehab nicht nach einer reinen Linealerbfolge gewählt; der Tüchtigste, oder der, welchem die Pforte durch den Pascha von Akka den Vorzug zu verschaffen weiß, regiert, so lange er die Majorität der Scheifs auf seiner Seite hat, während der Großscheik aus dem Geschlechte der Dschonbelat an der Spite des Volkes steht, und als der reichste Gutsbesiger im Innern waltet. Der zahlreiche Adel, der sich nie unter seinem Stande verheirathet und seine Kinder meistens durch Maroniten erziehen läßt (welche auch als Güterverwalter, Räthe und Schreiber sich durch ihre Duldsamkeit und Gewandtheit den Drusen unentbehrlich machen), bildet mit allen andern Grundbefizern die landständische Kammer oder Tagessagung zu Deir El Kammar, wo der Einfluß des Großemirs (der keine eigenen Truppen hålt) von dem Einfluß auf die Parteien abhängt. Zu der Hauptpartei der Großscheiks vom Geschlechte Dschonbelat, das vom Drufenberge Dschebel ala zwischen Aleppo und Laodicea (Ladakie) stammt und jest die Provinz Schouf besigt (einer ihrer Vorfahren war im 17. Jahrh. Pascha_von Aleppo), besteht, nach Niebuhr, aus folgenden Haupts lingen, Familien oder Häusern (Beit): Dschonbelat, Buhar: misch, Schaems, Aid, Bunekkid und Schoeifat, welches legtere den Emirstitel führt. Die andere Partei der Die andere Partei der Jezbeki (auch Ulmad genannt), aus den Scheiks von Jez beki, Bualuan, Telhuk, Abdelmellik und den Emirs von Beit-Billama. Die Emirs allein haben das Recht, sich mit Töchtern des Hauses Schehab zu verheirathen. Eine dritte Partei der Neked, deren vornehmster Scheik So liman heißt, bewohnen, nach Burckhard (S. 321), Deir El Kammar; hier wurden sieben ihrer Häupter im Serai des Emir Beschir hingerichtet; ihre Kinder werden dort von den beiden andern Parteien, die sich gegen sie verbunden haben, im Gewahrsam gehalten. Alle Scheiks und Landtagsgenossen geben ihre Stimme zu den Abgaben, die von Maulbeerbäumen, auch Weinstöcken, Ückern und Wiesen, zuweilen auch von Mühlen, an den Großemir gegeben werden (andere Grundabgaben oder Zehn ten sind hier unbekannt; auch hat jeder Unterthan des Großemirs, Druse oder Maronit, den freien Abzug. Der Miri, der Tribut an den Pascha, der zwischen 2040,000 Thaler jährlich in verschiedenen Zeiten mehr oder weniger betrug und von dem Vertrage des Großemirs und des Landtags mit dem Pascha abhängt, hiervon verschieden, wird auf längere Termine festgesetzt. Die Unabhängigkeit der Scheiks oder Häuptlinge, die weder ihre Besitzungen oder Lehen verlieren, noch vom Großemir am Leben gestraft werden können, gründet sich auf ein drufisches Fauftrecht, dem der Großemir nur durch Brandschagung " und Macht dazu hat; dies zeigt sich besonders bei dem Schuße, den sie allen Flüchtlingen, selbst den Feinden der Pascha's, zu gewähren pflegen. Die Gastfreiheit ist eine Haupttugend der Drufen, deren Land von jeher ein Asyl für alle benachbarte Völker war. Unter ihnen selbst gilt die Blutrache; jede öffentliche Beleidigung råchen sie, als äußerst empfindlich und reizbar im Punkte der Ehre, tödtlich. Ihre Eifersucht gegen die Weiber ist von frühern Reifenden (Arvieur besonders) übertrieben geschildert worden (die bloße Erwähnung ihrer Weiber soll ihnen das Leben kosten). Die meisten Drusen, wenn ihnen gleich das Gesez Vielweiberei erlaubt, begnügen sich mit einer Frau, die Vornehmen derselben mit zwei Frauen, deren Scheidung oder Verstoßung oft von der Willkür der Männer abhängt. Ültere und neuere Reisebeschreiber (vergl. Niebuhr S. 435 und Burckhard S. 329) erzählen sogar, daß wenn eine Frau ihren Mann um Erlaubniß bittet, ihre Ültern zu besuchen, und der Mann zu ihr statt: Gehe und komme wieder," sagt:,,Gehe," dies eine Verstoßung bedeute oder nach sich ziehe. Sie dürfen auch ihre Schwestern heirathen und achten in dies sem Punkte keine Blutsverwandtschaft. Unter die in neuerer Zeit nicht bestätigten Nachrichten von der Gestalt der Drusen gehört die, daß sie (nach Art der kaukasischen Inguschen) die schmale Kopfform den Kindern gewaltsam durch Zusammenpressen oder Dehnen des Kopfes beibrin gen. Die Beschäftigungen der Drusen sind der Uckerbau, der Wein, Oliven, Tabaks- und Seidenbau, worin ihre Hauptindustrie besteht, der Handel mit Seide, Öl, Baumwolle, Manna, Gallåpfeln, Seife, Pomeranzenschalen und mit Weizen in der Zeit fruchtbarer Jahre. Ihre Neigung zur Jagd (wodurch sie sich an das Essen rohen Fleisches gewöhnt haben) und zum Kriege, ihr Verhältniß zu den Maroniten, ihren geistigen Vormündern, und ihre sonderbare Abscheidung von ihren Geistlichen und Gelehr ten, scheinen die Hauptursachen ihrer Unwissenheit im Lesen und Schreiben zu sein, welche jedoch weder ihre Weiber, zu den Versammlungen der Geistlichen zugelassen, noch die vornehmern Drusen theilen. Auch sollen sie keine musikalischen Instrumente besigen. Über ihre arabische Mundart, und ob fie, wie andere Bewohner Syriens, hin und wieder sich eines syrischen und chaldäischen Dialekts bedienen, geben weder die ältern noch neuern Reisebeschreibungen hinreichende Nachricht. Geistliche Religionsgebräuche und Relis gion. Die Drufen haben zwar jest keine eigentliche Priesterkaste, aber sie theilen sich in Akal oder Akul (Pluralis, im Singul. Aekel), d. h. Geistliche, Wissende, Eingeweihte, welche unter drei Obersten oder Scheifs El Akal stehen, und in Dsiahhel, d. h. Weltliche, Unwissende (wozu Einige noch die Nawi oder Aspiranten fügen, f. Neue geograph. Ephem. 4. Bb. 1818). Die Akal, zu denen die meisten Scheiks gehören sollen, unterscheiden sich von dem Volke nicht nur durch einen weißen, besonders gefalteten Turban, durch die Enthalt famkeit hinsichtlich des Tabaks und des Schwörens, durch ihre Zurückhaltung in Betragen und Gespräche, wie man Burckhard glauben machte, sondern sie vertreten bei wich tigen Handlungen, z. B. Ehecontracten, die Stelle der Muhammedanischen Kadis (Niebuhr), und bilden offen bar in verschiedenen Graden einen geheimen Orden, der aus älterer Zeit seinen Ursprung zu haben scheint. Da her gibt es zwar, wie Burckhard berichtet, Knaben unter den Akuls, deren Våter nicht zu diesem Orden gehören, und vornehme Drufen lassen sich im hohen Alter oder nach überstandenen Widerwärtigkeiten äußerlich in diesen Orden aufnehmen, um den Rest ihrer Tage in Ruhe zu zubringen. Über fie find allein im Besize der Geheimnisse der Drusenreligion (sodaß die sonst wohl unterrichteten Maroniten, von denen Niebuhr unterrichtet wurde, ihre Angaben nur von weltlichen Drusen erhalten hatten); fie leiten die geheimen Versammlungen, in denen in gewissen Abstufungen die Weiber, aber nicht einmal uneingeweihte Emirs, Zutritt erhalten, verwahren die geheimen Bücher der Drusen, und beten allein für das ganze in der Religion unwissende und indifferente Volk. Sie verheirathen fich nicht mit weltlichen Töchtern, speisen mit keinem Vornehmen, deren Erwerb fie für unrechtmäßig oder verdáchtigen Ursprungs halten, und nehmen keine weltlichen Eb renstellen an, bis sie nach der Zurückkunft ihres Hakeni's (siehe weiter unten) Wesfire oder Könige werden. Ihr geheimer Glaube soll der Pantheismus (nach Art der Lehre Spinoza's) sein; mit dem lehten Grade ihres Dr dens ist der Colibat verbunden. Die geheimen gottes dienstlichen Versammlungen, welche Donnerstags Abend (bei den Morgenländern Freitags Nacht genannt) von den Akals in den Häusern ihrer Brüder gehalten werden, find verschieden von den Versammlungen der Drusen in ihren Kapellen, Khalawi, di, d. h. abgesonderte Örter, welche nur von Drufen in unbestimmten Zeiten besucht werden. Die Drufen, mit Ausnahme derjenigen Vornehmen, die in Verbindung mit den benachbarten Muhammedanern den Islam angenommen haben, be obachten weder Beschneidung, noch Fasten, trinken Wein, effen Schweinefleisch und legen wenig Werth auf äußere Gebräuche. Ihre ursprüngliche Religion überhaupt ist, ungeachtet aller Forschungen der Europåer, noch immer ein Geheimniß; in der besondern Lehre, welche die Dru sen seit acht Jahrhunderten, seit der Verehrung des ågyptischen Hakems, bekennen, haben sie statt der sieben Vorschriften Muhammed's (Einheit Gottes und Muham med's Beruf als Prophet, Gebet, Ulmosen, Fasten, Pilgerschaft nach Mekka, Kampf gegen die Ungläubigen, Unterwerfung gegen die islamitische Obrigkeit) in derselben heiligen Zahl (die sie auch bei den Elementen, Planeten und Himmeln annehmen) sieben andere Regeln der Moral und Dogmatik zur Richtschnur genommen: das Wort halten oder die Wahrhaftigkeit; das Wachen über gegen seitige Sicherheit, oder der Schuß, den man den Brü dern schuldig ist; die Verwerfung jedes frühern Glaubens; die Absonderung von andern Religionsfecten; der Glaube und das Bekenntniß, daß ein verkörperter Gott, nämlich Hakem, der dritte Fatimitische Khalife zuerst im I. 400 der Hedschra, in welchem der einige Gott zum zehnten Male erschienen ist, zu allen Zeiten gelebt hat, und in menschlicher Gestalt wiederkommen wird, um Gericht zu halten und Jedem seinen verdienten Lohn zu geben; der Glaube an alle dessen Werke und ein unbedingter Gehorsam an alle dessen den Ukals bekannte Befehle. (Undere erwähnen noch als Regeln der Moral: die Betrach tung der Weisheit; die Sorgfältigkeit, sich nur von den Früchten eines rechtmäßigen Gutes zu nähren; die Anständigkeit in Kleidern und die Enthaltung vom Fleische unreiner Thiere.) Die Wiedererscheinung jenes Hakems, wodurch die Drusen über alle andere Religionsfecten erhoben werden, soll unter Andern der Sieg der Christen über die Muhammedaner verkünden, über dessen Propheten sie insgeheim mit der größten Verachtung sprechen, sowie sie auch den Anhängern desselben ein schlimmeres Schicksal als den Christen weissagen. Sie nehmen auch gute und böse Engel an, womit sie die Anhänger des Hakem oder der unitarischen Religion, die sie sich zuschreiben, und die Ungläubigen bezeichnen. In ihren Katechismen, wo die Ausdrücke Tenzil, (descen sio, demissio), und J, Tamil (interpretatio), vorkommen, erklären sie zwar jene durch Muhammedaner und diese durch Christen, aber Silvestre de Sacy (de notione vocum Tenzil et Tawil in libris, qui ad Drusorum religionem pertinent. Comment. societ. regiae Gottingensis. Vol. XVI. 1808. Classis historica et philologica) hat bewiesen, daß Tenzil die Anhänger des buchstäblichen Sinnes des Korans, den sie mit der ganzen Praxis des Islamismus verwerfen, Tawil die Anhänger der allegorisch - mystischen Erklärung_bedeutet, worunter die Schiiten, Ismaeliten und Imamiten zu verstehen sind. Hinsichtlich der Lehre von der Seelenwanderung und der Verwerfung der praktischen Vorschriften des Korans sind sie mit den mystischen Nosairi (von Nofair, einem Sectenlehrer, kurz nach Muhammed, benannt und am Libanon von Tripolis bis in die Gegend von Antiochien zerstreut) und den benachbarten, von den Muhammedanern noch mehr verabscheuten Ismaeliten (von Ismael VI. Imam der Schiiten benannt) nahe verwandt, wenn sie gleich selbst die Nosairi für Renegaten der Dru fenreligion ausgeben, und im ganzen Orient weit mehr geachtet werden, als diese. Bei allen diesen Secten steht die Moral mit der unsinnigsten Dogmatik im stärksten Contrast. Abgesehen von einem frühern Hakem, der unter den ersten Abbasiden ums J. 140-160 der Hedschra lebte, der Anfangs Schreiber bei einem Statthalter in Khorasan war, nachher die Lehre verbreitete, daß Gott Anfangs in Adam, Noah und andern Propheten, nach: her in seinem Herrn und ihm selbst sich körperlich offenbart habe, und der auch mit seinen Anhängern die weiße Farbe der Ommaijaden gleich den Akals der Drufen ge tragen haben soll (der historische Zusammenhang der spå tern Verehrer des ágyptischen Hakems mit diesem ist noch nicht genau erforscht), besteht das unterscheidende Merkmal der in den Religionsbüchern der Drufenreligion vorgetragenen Lehre immer in der Annahme einer gött lichen Erscheinung in der Person des dritten Fatimitischen oder ägyptischen Khalifen Hakem. Dieser von den SunDieser von den Sun niten oder rechtgläubigen Muhammedanern als ein Nero und Heliogabal wol übertrieben geschilderte, höchst unbe ständige, seltsame und grausame Regent (vergl. über ihn außer Marai in Büsching's Magazin, 5. B. Barhebraeus, Chronicon Syriacum Elmacini Histor. Saracenica, ed. Erpenii. Lib. III. Cap. VI, befon ders Ibn Chalikan in Loosbach, Archiv für morgen: ländische Literatur), der in Hinsicht der Religion und der Behandlung, sowol der Christen und Juden, als der Moslemen, von einem Extrem zum andern schritt, wird seit mehr als 800 Jahren von den Drufen, ihren Relis gionsbüchern nach, als ein incarnirter Gott verehrt. Die Stifter und Verbreiter dieser Lehre, wornach die Gott heit in dem I. 400 der Hedschra (1009 n. Chr. Geb.) in Hakem fuhr, sich im I 408 den Menschen in dieser Ge stalt offenbarte nach dem I. 409, wo sie ihn wieder verließ, abermals im 3. 410-412, wo Hakem starb, in ihm wohnte (neun frühere Verkörperungen gibt Niebuhr's Auszug aus einer drusischen Religionsschrift, S. 436 a. a. D. an), waren: Muhammed Ben Ismael el Durzi, wovon die Drufen den Namen haben sollen, der auch Neschdeghin genannt wird, und den Hakem, sein eigener Herr, als Fanatiker verließ, oder, nach andern Nachrich ten, ermordete, und Hamsa Ben Ahmed, welcher diese Lehre zur selbigen Zeit nach Syrien brachte und in den Büchern der Drufen als Gesetzgeber eine große Rolle spielt, und der erstgeschaffene Geißt genannt wird. Er war schon fieben Male in wichtigen Männern oder Propheten erschienen (Seth, Pythagoras, David, Jethro, Lazarus, Soliman und Salech), und soll in Gestalt ei nes Jüngers, als wahrer Messias, Jesus, den Sohn der Maria, als den faischen Messias im Gesetz unterrichtet, auch das Neue Testament, welches die Drufen hochach ten, geschrieben haben. Er lehrte zu einer Zeit allgemei ner Verderbniß und großer Empfänglichkeit die Erkennt niß eines Gottes (daher sich die Drufen Unitarier nennen), aber auch die Incarnation in Hakem, die letzte Erscheinung desselben auf Erden, die künftige Wiedererscheinung in seiner Majestät und die Idee des in Hamza Ibn Ali, dem ersten Apostel Hakem's (wovon man glaubt, Daß es der von Muhammed Ben Ismael bezeichnete erste Apostel und er selbst sei) erschienenen ersten Geistes; außerdem die Seelenwanderung (sodaß bei jedem Tode die Seele eines Drufen in einem neugeborenen Kinde wieder erscheint) und die oben angeführten Regeln der Moral. Nach ihm trat ein anderer Lehrer, Bohaeddin, auf, dessen Opposition gegen Hamza aus drufischen Religionsbüchern zuerst Sylvestre de Sacy in seinen neuesten Abhandlungen über diesen Gegenstand entdeckt hat (siehe unten). Eine großer Schwierigkeit, selbst nach den neuesten Forschungen dieses Gelehrten, bietet der geheime Cultus U. Encykl. d. W. u. K. Erste Section. XXVIII, der Drusen, eines von Metall gebildeten Kalbes, dar, welches sie, in einer Büchse oder einem Tabernaculum verborgen, den eingeweihten Brüdern und Schwestern zeigen follen, ein Idol, welches in der Größe eines Hundes nicht nur im J. 1759 bei Gelegenheit eines Erds bebens auf dem Berge Libanon entdeckt wurde, sondern auch nach der, von einem constantinopolitanischen Maroniten, dem Professor Norberg, gegebenen Nachricht sich in fast 30 Kapellen der Drufen eingeschlossen findet. Auch war ein Exemplar dieses Emblems oder Gözenbildes in den Händen des Cardinals Borgia (Museum Cuficum Borgianum). Man vermuthete noch in neuern Zeiten, daß hier eine Verleumdung der Muhammedaner zum Grunde liege (Niebuhr), aber Sylvestre de Sacy erweiset dessen Cultus als ein wesentliches Stück der geheimen Drufenreligion (vergl. auch Eichhorn in dem Repertorium für bibl. und morgenländische Literatur, 12. Bd.). Zweifelhaft ist es aber, ob dies Idol álter als Hakem, und ein Überbleibsel alter heidnischer Religion ist (einige drusische Schriftsteller, indem sie Pantheismus lehren, wornach sich Gott in jedem Wesen und in jeder Gestalt offenbare, behaupten, daß die erste Form, die Karon den Israeliten zeigte, die eines Kalbes deshalb den Vorzug. verdiene), oder ob dadurch der Satan, der Feind Has kem's und Hamza's, d. i. die falsche Religion (nach Hamza's Ausdrucke: le veau est le rival du Chef de ce siècle), oder gar im Sinne der reinern Lehre Bohaeddin's Hakem selbst als äußere verderbliche Erscheinung darunter zu verstehen sei. Denn der Ausspruch Sylvestre de Sacy's: que les Druzes d'aujourd'hui sont bien eloignés du véritable esprit de leurs institutions_primitives, et que même sur certains points de leur croyance ils professent une doctrine diametralement opposée à celle de leurs livres sacrés, rechtfertigt sich hinreichend. Die den Drufen feindlichen Muhammedaner und Christen haben von jeher behauptet, daß die Drufen wie die Ismaeliten oder Ismaily die Symbole der Erzeugung verehrten und in einem kleinen tragbaren Heiligthume verschlossen verwahrten. Dies scheint auf einer Verwechselung mit jenem Kalbe (oder Kuh) zu bes ruhen. Ebenso wenig ist erwiesen, daß die sonderbare Horngestalt der metallenen oder pappenen Kappen, welche die Drufinnen bei ihrer Hochzeit erhalten sollen und die sie noch immer tragen (f. die Abbildung in Niebuhr's Reisen, 1. Thl. S. 163), sich auf den Dienst des Phallus oder Lingam beziehen. Aber bei den mit den Drufen verwandten Nosairi findet man Spuren des Sonnendienstes, bei den Ismaily des alten syrischen Venusdienstes (N. Geogr. Ephem. 4. Bd. 1818), und mehre Momente der frühern Geschichte dieses Landes führen auf den alten Astaroth - Baal-Adonisdienst (Ritter's Erdkunde, 2. Bd. S. 441). Die Drufen nehmen mit großer Leichtigkeit in dem Verkehre mit andern Völkern und in der Nachbarschaft ihres Landes die Gebräuche anderer Religionen an, besonders des Islams, den sie äußerlich bekennen und zu dessen Beobachtung sie selbst in Deir el Kammar eine Moschee für ihre Gäste unterhalten. Sie selbst suchen nie Profelyten zu machen. Man hat dies verschiedenen 2 Ursachen zugeschrieben; aber die wahrscheinlichste bleibt immer die Scheu der Offenbarung ihrer Geheimnisse. Durch vorgeschriebene symbolische Fragen erkennen sie, gleich den Freimaurern, die Eingeweihten, und den Dru: fen überhaupt, wie noch Burckhardt ohne den Sinn der an ihn gerichteten Fragen zu verstehen, erfuhr (f. die Neue Bibl. der Reisebeschr. a. a. D. nebst Gesenius' Anmerkung, S. 541). Literatur. I. Alte Religionsschriften der Drusen in arabischer Sprache, meistens von Hamza und Bohaeddin verfaßt, finden sich noch handschriftlich auf den Bi bliotheken zu Paris, zu Rom in der vaticanischen Bibliothek (Assemani Bibl. Orient. p. 108), zu Wien (Fundgruben des Drients), zu Leyden und London in der Bodleyanischen Bibliothek. Die pariser Handschriften, von denen de Sacy behauptet, daß sie, mit Ausnahme der Bodleyanischen, Alles enthielten, was von den andern Sammlungen gerühmt wird, hat dieser Gelehrte, der sich lange Zeit mit der Religion der Drufen beschäftigte, nach Petit de la Croir, der eine erst im I. 1808 entdeckte übersehung der drusischen Schriften seiner Zeit unternommen hat, am fleißigsten benust. Vergl. außer dessen arabischer Chrestomathie die oben angeführte Ubhandlung in den Comment. der göttingischen Societát 1808; ferner die Abhandlung: Sur l'origine du culte que les Druses rendent à la figure d'un veau, in den Mémoires de l'Institut royal: Académie d'histoire, T. III. 1818, und de Sacy's beide neueste Abhandlungen: Sur les livres religieux des Druses, in den Mémoires de l'Acad. des Inscriptions: Histoire et Philologie, T. IX et X. 1831, 1832. Außerdem hat Niebuhr ein dem Angeben nach von einem Jesuiten gefundenes und abgeschriebenes Religionsbuch eines Drufen benutt (Reiseb. II, 435). Über die Entdeckungen des Abbé Venture f. Malte Brun, Annales des Voyages, nouvelle Souscription, T. IV. p. 325. Seezen's versprochene Nachrichten über die Religion der Drufen (vergl. Monatl. Corresp. 13. Bd.) sind unseres Wissens bis jest nicht erschienen. II. Katechismen der Drufen. Diese neuern Ur sprungs, und offenbar seit der Zeit der Verderbniß oder Verdunkelung der Religion der Drusen mehr für die Laien als die Eingeweihten geschrieben, sind mehr bes kannt. Exemplare derselben gaben heraus: Adler im Museum Cuficum Borgianum; Eichhorn nach einem Niebuhr'schen Coder im Repertorium für morgenl. Literatur, 12. Bd.; Worbs nach von Bok's französischem Eremplar in der (überall hier zu vergleichenden) Schrift: Geschichte und Beschreibung des Landes der Drusen (Gör lig 1799). Die Berichtigung dieser Schrift findet man in Gabler's neuestem theolog. Journal 1800. 4. B. 1. St. S. 354, und in Sylvestre de Sacy's an geführten neuesten Ubhandlungen, welche auch Gesenius noch nicht benuhen konnte. S. dessen Anmerkungen zu Burchardt's Reise in Bd. 34 der Neuen Bibliothek der wichtigsten Reisen (Weimar 1823). Hierzu füge man das in Büsching's Magazin, Bd. 22 u v. Bok, Essai sur l'histoire du Sabaïsme abgedruckte Bruchstück eines Drusen - Katechismus. III. Die arabischen Nachrichten über Hakem und die Drufenlehre, welche sich auf dessen Incarnation grún det, von Mirchond (Notices et extraits des MSS. de la Bibl, du Roi, T. IX), Elmacin, Makrizi, Ibn Chalecan, Abulfeda, wozu man noch die von Carlyle zu Cambridge im J. 1792 nach Maured Allatafed Jemaleddin herausgegebenen rerum Aegyptiacarum Annales fü gen kann, rühren von Sunniten her, welche die Schiiten, wozu Hakem gehörte, verabscheuen. Daher es im Gans zen noch an unparteiischen, zur Controle nöthigen Quellen des Drients fehlt. IV. Außer den schon angeführten Reisebeschreibun gen Darvieur, Volney, Niebuhr, Venture (a. a. D.), Berggren, vergl. man noch Giov. Mariti Viaggio de Gierusaleme per le coste della Soria (Livorno 1787), und Bukingham (überseht in der Neuen Bibl. der Reisebeschr. [Weimar.] Bd. 46) (Rommel.) DRÜSEN, Glandeln (Schaarschmidt's adeno log. Tab. Tab. 1), Druslein (obfolet, Ambrosii Paraei Wundarzneik., überfest von Üffenbach [Frankf. a. M. 1601]. S. 221), Glandulae, Emunctoria, Glandes, Carnes glandulosae s. in se convolutae (Laurentii Hist. anat. Lib. V. Cap. 5), Adenes (Ġalen. Def. med. v. adny, conf. Stephani Dict. medic. 1564. p. 164). 1564. p. 164). Mit dem Namen Drüsen werden seit den ältesten Zeiten Gebilde von so verschiedener Form und mannichfachem Gewebe bezeichnet, daß es nicht möglich ist, eine auf alle Arten derselben passende genaue anatomische Definition zu geben, nur wenn man den physiologischen Charakter, die Bestimmungen oder Vers richtungen mit zu Hilfe nimmt, läßt sich ein ziemlich richtiger und deutlicher Begriff geben, was man unter Drüse zu verstehen hat. Es sind nämlich sehr gefåß und nervenreiche, rundliche oder eirundliche, weiche Gebilde, welche ein in sich geschlossenes Ganze darstellen und die Bestimmung haben, die ihnen zugeführten Flüsfigkeiten (Blut oder Lymphe) entweder in ihrer Mischung nur umzuåndern, oder einen eigenthümlichen Saft aus dem Blute abzusondern. Um aber die anatomische Beschreibung und die Bestimmungen oder Verrichtungen die fer Organe specieller fassen zu können, ist es erfoderlich, sämmtliche Drüsen unter drei Hauptabtheilungen zu brin gen, nämlich: I. Drüsen, welche eigenthümliche Säfte bereiten. II. Drüsen, welche die Blutmischung umándern, Blutgefäßdrüsen oder Blutdrüsen. III. Drüfen, welche lymphatische Flüssigkeiten zur Blutbereitung ge fchickt machen, Lymph oder Saugaderdrüsen, lymphatiz sche Drüsen. Einige Anatomen nennen die erste Abthei lung der Drüsen, welche mit Ausführungsgången ver: sehen sind, vollkommene Drüsen, die Gebilde der zweiten und dritten Abtheilung hingegen, welche keine Ausfüh rungsgånge haben, unvollkommene Drüsen. I. Drüsen, welche eigenthümliche Säfte bereiten. Der Bau dieser Drüsen ist so vielfach verschieden, daß man zur deutlichern Übersicht desselben die hierher ges hörigen Drüsen in einige Unterabtheilungen bringen muß. 1) Einfache Drüsen (Glandulae simplices, eryptae, folliculi). Es sind kleine, zum Theil nur durch |