Ein armseliges Völkchen, gering an Zahl, zerstreut, scheu verborgen im jungfräulichen Urwald, leben die Kubus in Südsumatra nicht viel besser als die Tiere.

Im Sommer 1900 hatte ich Gelegenheit im oberen Stromgebiete des Rawasflusses in Südsumatra häufiger mit ihnen in Berührung zu kommen. Ich nützte diese Gelegenheit nach Kräften aus; ich belohnte jeden Malaier, der mir einen Kubu zuführte; jeden Kubu entließ ich mit reichen Geschenken und bat ihn, mir seine Verwandten zuzuführen oder mich zu ihnen zu bringen. So ist es mir während meines etwa zweimonatigen Aufenthalts dort gelungen, gegen 30 Angehörige dieses aussterbenden, an Seelenzahl vielleicht kaum einige tausend Individuen betragenden Stammes zu Gesicht zu bekommen. Ihrer 17 konnte ich messen und anthropologisch aufnehmen, einige auch photographieren bzw. zeichnen. So gering diese Zahlen auch scheinen mögen, so stellen sie doch tatsächlich in Anbetracht der geringen Zahl der Kubus überhaupt, ihrer Zerstreutheit über ein ungeheures Gebiet und des Umstandes, daß sie nur im unzugänglichsten Urwald, weitab von den malaiischen Siedelungen familienweise zusammenleben, ein sehr günstiges Ergebnis dar.

Das Verbreitungsgebiet der Kubus soll sich nach Südost nicht viel weiter erstrecken, als das Stromgebiet des oberen Rawas, nach Nordwesten hingegen reicht es weit über Djambi und das Hinterland von Indragiri hinaus. Die ungeheuren, menschenleeren Urwaldgebiete des zentralen Sumatra bis hin zu den Lima Kota sind ihr Archiv für Anthropologie. N. F. Bd. VII.

Gebiet. Soweit die Flüsse befahrbar sind, dehnen sich die Malaier aus; darüber hinaus, im unwirtlichen Urwald streift der Kubu.

I.

Ich unterlasse es, eine kurze somatische Beschreibung der äußeren Erscheinung der Kubus zu geben; die wichtigsten und charakteristischsten Eigentümlichkeiten sind unten (vgl. S. 97) zusammengestellt.

Was die anthropologische Stellung der Kubus betrifft, so werden wir nicht fehl gehen, wenn wir sie als die letzten in den Urwald zurückgedrängten Reste einer sumatranischen uralten Bevölkerungsschicht ich vermeide absichtlich das Wort Urbevölkerung ansehen. Das,

was heute unter dem Namen Kubu geht, müssen wir aber zweifellos als eine Mischrasse auffassen, vielleicht als die Reste mehrerer uralter Schichten. Die unten beschriebene Varietät A möchte ich den Urmalaiern beirechnen, wie wir sie ähnlich von den Mentawei-Inseln kennen. Die Varietät B gehört wohl zu dem, was man im Indo-Australischen Archipel als Negrito be

zeichnet.

Daß die Kubu-Mischrasse so rein als möglich sich erhalten hat, ist sicher; wenn eine Mischung mit malaiischem Blut stattgefunden hat, so muß das in vormohammedanischer Zeit geschehen sein. 'Ebenso wie bei Battakern und Dajakern ist bei den Kubus die Reinheit dadurch verbürgt, daß die umwohnenden Malaier als Mohammedaner auf diese heidnischen Stämme mit größter Verachtung herabsehen und jede nähere Berührung mit ihnen vermeiden, da sie dieselben als unrein

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